Musiktipps und Musikgeschmäcker

Ich empfinde ähnlich. Auch ohne die Augen einer Frau.
Hatte vor Wochenfrist große Schwierigkeiten, neutral zu bleiben, als es um die Objektifizierung von Alisha Lehmann im Rahmen ihrer Kader-Nominierung ging. Als dann in die Diskussion eingebracht wurde, daß Lehmann an der Grenze zur Pornographie herumschippert (kostenpflichtiger Account für freizügigere Contents, Kalender im Playboy-Stil), wurde es argumentativ schwierig. Als dann noch die Playboy-Titelgeschichte 2011 von fünf deutschen Nationalspielerinnen gepostet wurde, kam ich mir vor, als ob ich zum Verteidiger von Sex-Content würde.

Go ahead!
Egal in welchem Thread.

1 „Gefällt mir“

Kann man so sehen - und für mich damals, um 1980 herum (ich war damals Mittzwanziger und hatte mit Frauen zu tun, die völlig anders drauf waren), in der Tat reichlich uninteressant. Aber auch an anderen Sichtweisen kann ja was dran sein. Vielleicht sind sie falsch, mag sein; dann kann ich feiern, dass ich immer schon richtig lag. In meinem Alter kann es aber sinnvoll sein, nicht generell der Linie „hat mich sowieso noch nie interessiert“ oder im anderen Fall „fand ich immer schon toll“ zu folgen. Gerade in ästhetischen, nicht genuin, sondern höchstens nebenbei politischen Fragen, wie sie in diesem Thread wenn schon nicht durchdiskutiert, so doch zumindest angerissen werden.

Klar, man kann ihr widersprechen. Aber man wird ihr ja wohl kaum vorhalten, ihr Urteil sei einem widerlich sexistischen Blick geschuldet. Insofern ein immerhin diskutabler Text ohne allzu viele nach vorne drängende Nebenaspekte.

Ich meinte damit, dass ja auch Frauen misogyn sein können bzw. dort wo die Dame Subjekt und Objekt verwechselt unterschiedliche Auffassungen zum Tragen kommen.

Was mich an dem Thema so aufwühlt, ist der hoffentlich unbestrittene Einfluss von Popkultur auf junge Menschen und während Jungs weniger sexistisch durch Rollenvorbilder in diese spezielle Richtung gedrängt und geprägt werden, ist es für Mädchen und junge Frauen in Film, Musik und heutzutage Content schlicht problematisch immerzu vor Augen geführt zu bekommen, „what sells“.
Und klar, ist es nicht hilfreich, wenn Frauen weitr gerade über Sexappeal und ihr Äußeres Erfolg und Anerkennung suchen und finden.

2 „Gefällt mir“

In diese Bredouille hast Du, lieber @Gratschifter, Dich hauptsächlich selbst hineinmanövriert. Unter Betrachtung der Gesamtumstände war der Kicker-Artikel zwar kritikwürdig, aber die ganz große Empörung (sowie die darauf notwendig folgenden Relativierungen) vielleicht doch nicht wert.

Das kann ich gut.

Teile aber Deine nachträgliche Einschätzung …

…absolut nicht.
Da sind wir verschiedener Meinung.
Die daraus entstandene Diskussion - die sich jetzt hier fortsetzt - finde ich wichtig und richtig.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Der Fall der sich gekonnt selbstvermarkenden Lehmann gibt dennoch nicht so viel für diese Diskussion her. Ist aber auch nicht so wichtig. Dein Impuls war ja grundsätzlich berechtigt.

Da hab ich ja wieder was ausgelöst…

Vielleicht sollte ich noch was dazu sagen.

Zu Juliane Liebert:
Ich hab schon viele Texte von ihr gelesen, und ich schätze sie außerordentlich, auch wenn ich keineswegs immer ihrer Meinung bin. Aber die Frau kann schreiben und hat Humor.
Deswegen hatte ich keine Bedenken, Auszüge aus ihrem Text zu teilen (auch wenn ich nicht wusste, was @jep angesprochen hat mit dem Zitieren - sorry dafür, ich werd’s in Zukunft beachten!).
Ich muss zugeben, dass ich mir der von euch angeprangerten Stelle natürlich bewusst war. Ich habe sogar damit gerechnet, dass @Gratschifter direkt darauf anspringen wird :wink:, weil wir uns ja schon mal über unsere Studiengänge unterhalten haben.

Zugeben muss ich fürderhin, dass ich ob der betreffenden Stelle selbst loslachen musste - klar ist das geschmacksfrei und politisch unkorrekt, aber ich kenne meine Juliane Liebert, und was hier meines Erachtens untergeht, ist der ironische Boden, auf dem sie diese Stilblüte gedeihen lässt. Schließlich setzt sie als Konterpart ja nicht zufällig den Philosophieprofessor ein, wo es auch ein derbes „hat die Arschkarte“ getan hätte.
Insofern geht es hier trotz des Kontextes Debbie Harry nicht auf Kosten der Dame, sondern auf Kosten der, eben: Philosophieprofessoren.
Ich bin zwar kein Professor, aber wie gesagt, ich habe mit genügend Philosophen zu tun, um die Vermutung wagen zu können, dass jene mit diesem Scherz aus dem Munde einer provokativen, jungen Kulturjournalistin ganz bestimmt kein gesteigertes Problem hätten. Mir selbst, wie erwähnt, kam ein Lacher aus, auch wenn @Gratschifter auf den Satz prompt einging:
Ich hatte schon mal erwähnt, dass bei Komplimenten/Scherzen etc., ob gelungen oder zweifelhaft, zuallererst der Adressat/Betroffene entscheidet, wie’s ankommt - und in dem Fall geht der Scherz klar auf Kosten der scheiße aussehenden Professoren oder den Kreaturen, die dieses Fach studiert haben. Und ich entscheide für mich persönlich, dass ich gerne über mich selbst lache.

Der ernsthaftere Background der Sache ist mir natürlich auch klar. Aber ich wäre da nicht so vorschnell im Urteil und würde vor allem nicht alles über einen Kamm scheren. Was Debby Harry betrifft, schildert Juliane Liebert in dem Artikel auch die Zeit, in der du als Frau gar keine andere Erfahrungswelt hattest, denn als Sexobjekt angesehen zu werden. Und die spezifische Leistung Harrys bestand nicht zuletzt darin, sich nie so verhalten zu haben, was umso klarer wird, wenn man sich den Bandnamen vornimmt (der wieder ironisch gepolstert ist) oder sich die Texte mal genauer ansieht. Und auch der Graffiti-Gag aus der Berliner Bar-Toilette drückt das aus.

Macht das alles gut? Nein, aber ich würde das vermeintliche Dilemma Objekt/Subjekt gern etwas erweitern. Es geht nämlich schon auch um die Rolle des Sex an sich in der Gesellschaft. Dass diese eminent ist, war in den späten Siebzigern so und ist heute nicht anders. Wird nie anders sein. Und warum auch? Schließlich verdanken wir ihr alle unser Dasein. Die Rolle des Ästhetischen/Erotischen dabei muss jeder für sich selbst definieren, aber es zu ignorieren, halte ich für keine sehr praktikable Lösung.
Oder praktischer, auf unser Beispiel bezogen:
Wäre ich mit Wangenknochen einer Debbie Harry gesegnet, wäre mit Sicherheit auch mein Leben anders verlaufen.
Nichts anderes kleidet der Scherz sowohl von Juliane Liebert als auch der freche @Gratschifter -Kommentar in meine Richtung in Worte, und ich finde das vollkommen in Ordnung.
Das Aussehen spielt nunmal eine wesentliche Rolle grade in Berufen, die im sichtbar öffentlichen Raum ablaufen. Damit zu spielen, ist in einem kapitalistischen System - gibt es heute noch andere? - das Logischste der Welt, und auch wenn @Women7 vollkommen Recht hat, dass Frauen genau wie Männer darauf achten sollten, wie sie das tun, kann man etwa nicht ernsthaft Debbie Harry, Kim Wilde und Sam Fox in den gleichen Topf werfen, was den Umgang mit ihrem Körper betrifft.
Ich als Mann möchte mir sogar schlicht gar kein Recht zubilligen, über die eine oder andere ein Urteil zu fällen in diesem Tun oder Lassen, in einer zutiefst patriarchalischen Welt zumal. Ich kann Deinen Ansatz verstehen, @Women7, aber wenn Du darauf wartest, dass Sexappeal eine geringere oder keine Rolle mehr in diesem Business spielt, könnte es sein, dass Du länger warten musst als das Patriarchat existiert.

Bis dahin plädiere ich dafür, grade Frauen nicht aus dem Zeitkontext zu reißen und über einen Kamm zu scheren. Grade zu so frühen Jahren wie bei Debbie Harry ist es eine enorme Sache, eben nicht die Rolle als Objekt zu akzeptieren, gleichwohl man die Umwelt (sprich die Männer) schwer ändern wird. Trotzdem definiert man sich schon noch zuallererst selbst, erst dann kommt der Blick von außen.

Mein persönliches großes Vorbild für eine selbstbestimmte, starke Frau, die zutiefst ironisch mit diesem Thema spielt, ist seit Urzeiten die große Diana Rigg. Und zwar insbesondere in ihrer ikonischen Rolle in der Serie (dt. Titel) Mit Schirm, Charme und Melone.
Und wie war noch gleich ihr Rollenname…?

Emma Peel.
M. Appeal.
Man-Appeal…

Und ich kann jeden Mann verstehen, wenn er diese Frau Klasse findet, wie sie in der Serie mit übergriffigen Männern umgeht (verbal wie physisch). Und @Women7, findest Du nicht auch, dass man in diesem Zusammenhang auch ein Kompliment über ihre äußere Erscheinung machen darf/kann, ohne sie damit zu objektivieren? Es wäre doch traurig, wenn nicht, solange es charmant und geschmackvoll geschieht (und natürlich gilt dasselbe immer auch für Männer. Meine Frau hat mich oft genug damit aufgezogen, dass ich vom Phänotyp definitiv eher in Richtung Philosophieprofessor gehe denn in Richtung Antonio Banderas - letzteres würde sie dann doch bevorzugen. Wir haben sehr viel Spaß mit solchen Flachsereien.)

4 „Gefällt mir“

Ja, das ist so. Gerade habe ich aber den Artikel erneut gelesen und wieder die vielen Zwischentöne bemerkt, die es nicht so leicht machen, ihn rundheraus abzuqualifizieren. Ich finde, es ist gar nicht so einfach, da auch im Alltag immer den richtigen Ton zu treffen. Vor Jahren saß ich gegen Ende einer Geburtstagsparty noch mit ein paar teils miteinander befreundeten Frauen zusammen. Eine von ihnen kündigte an, ihr Schlupflid operativ anheben lassen zu wollen. Sie erntete mächtig Kritik: sie solle doch zu ihrem Körper stehen und ihn nicht für andere aufhübschen, etc. Ich versuchte ihr als einziger beizuspringen und meinte, wenn sie das Bedürfnis habe, sei es doch völlig okay, den Eingriff vornehmen zu lassen. Natürlich dankte sie es mir nicht, denn sie wollte sich ja nicht noch mehr mit den anderen Frauen anlegen. Ich habe sie seither nicht wiedergesehen, erfuhr aber kürzlich, dass sie über meinen Support ganz froh war. In diesem Fall zeigten sich sehr wirkmächtige moralisierende Bedenken, mit denen Frauen in ihrem berechtigten Bedürfnis, der Objekthaftigkeit etwas entgegenzusetzen, sich das Leben auch mal gegenseitig ganz schön schwer machen können.

3 „Gefällt mir“

Das sind gute und interessante Anmerkungen, lieber @cheffe. Mir fällt dazu noch ein weiterer Aspekt ein, der vielleicht ein wenig im Widerspruch dazu stehen könnte. Ein extrovertiertes Betonen und Ausleben der eigenen Sexualität muss nicht zwingend und vor allem nicht ausschließlich Ausdruck von Autonomie und Selbstbewusstsein sein. Sondern es kann auch ganz viel mit Angstabwehr zu tun haben. Der souveräne Anschein kann täuschen. Damit will ich nichts über Debbie Harry sagen, ich kenne sie ja gar nicht. Ich würde aber grundsätzlich @Women7 darin zustimmen, dass unsere - übrigens nicht erst neuerdings - so stark sexualisierte Kultur es Mädchen und jungen Frauen nicht immer leicht macht, ihren eigenen, selbstbestimmten Weg zu finden. Von den männlichen Problemen ganz zu schweigen … :wink:

3 „Gefällt mir“

Das stimmt, da bin ich auch ganz bei euch.
Ich wollte nur grundsätzlich auf die Problematik hinweisen, dass es grade in einem derart öffentlichen Business quasi immanent ist, Sexualisierung zu erleben, sprich: nicht zu vermeiden. Und es hat zwei Seiten, eine davon ist ja offensiv gewollt:
Man muss nicht bis zu Elvis zurückgehen und in Frage stellen, inwieweit es allein seine musikalischen Qualitäten waren, die seinen Erfolg rechtfertigten. Ich meine, Rock’n’Roll, mal ernsthaft, steht für…? Ich muss es sicher nicht sagen.

Trotzdem ist es wahr, dass der Weg, sich selbst zu finden und dann auch zu sich zu stehen, extrem schwierig ist. Ich würde plädieren, dass man diese Thematiken mit möglichst wenig Scham und umso größerer Natürlichkeit versieht, was dann im Idealfalle auch mit einer größeren Bandbreite potentieller Attraktivität einherginge. Was ich meine:
Der Sex ist nicht das Problem. Wie wir damit umgehen, schon.
Eine Patentlösung ist da nicht in Sicht, zumal das Zusammenspiel mit kapitalistischen Strukturen und neuen Medienwelten toxisch sein kann. In dieser Hinsicht hat @Gratschifter schon kluge Anmerkungen gemacht.

Ich selbst hab keine Kinder (keine zweibeinigen). Manchmal bin ich ganz froh drum, andererseits hätte ich gerne erfahren, ob meine Ideen didaktischer Natur angeschlagen hätten… :wink:

3 „Gefällt mir“

Siehst du, ich habe mich mehr an dem ersten Teil des Zitats zu den Brüsten gerieben. Von Frau zu Frau fand ich das despektierlich und clichéhaft, als hätte Frau nur Brüste und Vagina in Petto. Die scheisse aussehenden Philosophieprofessoren habe ich ebenfalls anders aufgefasst, nämlich weiblich. Denn die scheisse aussehenden Männer werden und wurden ja noch und nöcher trotzdem Rockstars (!). Für mich liest sich das eben wenig ironisch, wenn festgestellt wird, Frau müsse sich zwangsläufig ihre Brüste zu nutzen machen (sprich Sexappeal), und wenn da nichts anständiges hängt, wird man eben Philosophie……

Und doch, rein optisch sehe ich wenige Unterschiede zwischen Debbie und Kim, je nach Phase. Dass musikalisch und kulturhistorisch Welten zwischen den beiden liegen, sehe ich ein.

Ich habe da keinerlei Erwartungen bezüglich dem Faktor Sexappeal in Punkto Vermarktung und Kapital. Alles worüber ich mir Sorgen mache, ist der zunehmende Druck auf Mädchen durch Popkultur und Social Media . Ich habe 2 Töchter und stecke da zwangsläufig emotionaler drin.

Es ist so eine Sache mit den Komplimenten, meine Herren. Selbst ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich meinen Kindern Komplimente für ihr Äußeres mache. (Immerhin mache ich auch noch andersartige Komplimente😔) Im Prinzip weiß ich aber, dass es kaum etwas wertloseres gibt als für sein Aussehen gelobt zu werden. Männer glauben immer einer Frau damit das ultimative Kompliment zu bescheren, in Wahrheit ist es sehr shallow, den Wert eines Menschen auf die von Natur aus mitgegebene Schönheit zu reduzieren und nicht den Wert dieses Menschen anhand seiner/ihrer Persönlichkeit zu messen. Damit nicht die sexuelle Komponente Überhand gewinnt, finde ich es elementar den Kontext zu beachten, die Stimmung und vor allem die Beziehung zueinander.
Als Frau möchte ich nicht einfach hören:“ Du bist hübsch oder du siehst gut aus (oder gar, du siehst sexy aus)“, sofern es sich jetzt nicht um den Partner handelt. Dagegen eine persönliche Aussage wie „ Ich finde, du bist eine sehr schöne Frau“, „ mir gefällt dein Gesicht, deine Haare, deine Ausstrahlung, dein Outfit“.
Jetzt bin ich irgendwie abgeschweift. Ach ja, ich erinnere mich, vor Wochen das Forum nur überflogen zu haben und da ging es (war es Gratschifter?:thinking:)über die Frauenmannschaft und im Speziellen Tuva Hansen.
Bei mir ging eine Augenbraue hoch, als sinngemäß geschrieben wurde, Tuva sei ja überhaupt ne Tolle, eine natürliche Schönheit etc. Natürlich ist das harmlos und ein nettes Kompliment, aber was im Detail wird denn da gelobt ? Dass sie optisch Glück hatte in euren Augen oder ist es ihr Verdienst, so wie ihr Charakter und ihre fußballerischen Fähigkeiten? Das ist ein typisch männliches Kompliment.
Habt ihr schon einmal über einen Fußballer geschrieben, dass er von Natur aus schön sei ?
Ich würde kaum ernst genommen werden hier im Forum, wenn ich gelegentlich den Kommentar ablassen würde, der Spieler XY sei einfach eine natürliche Schönheit und hätte noch dazu(!) eine super sympathische Ausstrahlung…:crazy_face:

Und schon wären wir bei Diana Rigg, @cheffe

3 „Gefällt mir“

Ich möchte hier wirklich nicht den „Spielverderber“ spielen und halte die Diskussion für wichtig und verfolge sie sehr interessiert (ich stehe ehrlich gesagt argumentativ eher auf der Seite von @Women7: an dem Satz „Wer Brüste hat, setzt sie ein, wer scheiße aussieht, wird Philosophieprofessor.“ habe ich mich auch durchaus gewaltig gestoßen) - aber das wird alles hier schon zunehmend etwas offtopic (das eigentliche Thema ist ja „Musiktipps und Musikgeschmäcker“)… Vielleicht ist eine weitere Diskussion diesbezüglich eher hier

oder vielleicht noch besser hier

aufgehoben? (auch wenn mir sehr bewusst ist, dass sich die Diskussion ursprünglich an einem musikalischen Thema entzündet hat)

3 „Gefällt mir“

Deswegen mache ich solche Komplimente grundsätzlich nicht. Gestern aber saß ich mit einer guten früheren Mitarbeiterin etwas länger zusammen, der ich zuletzt vor Jahren flüchtig begegnet war. Als sie mir von den in der Zeit durchgestandenen Problemen erzählt hatte, sagte ich wahrheitsgemäß, dass ich, wenn ich sie anschaue, den Eindruck habe, es gehe ihr deutlich besser als damals. Was sie bestätigte. Zudem habe ich ihr erklärt, warum sie aus meiner Sicht die talentierteste im Team war. Das ist auch etwas nicht Erarbeitetes, aber eben nicht das Aussehen. Und natürlich alles ohne weitere Absichten geäußert.

2 „Gefällt mir“

Ich finde, die Diskussion ist noch ziemlich nah dran an Debbie Harry und ihrem Sex Appeal. Und passt besser hierher als zur Kicker- Berichterstattung über Lehmann und erst recht der Antithese Meinungsfreiheit vs Rassismus.

Aus Respekt vor dem Themenschwerpunkt habe ich den Artikel gestern nicht verlinkt. :wink: Sondern erst heute, nachdem @cheffe mit seinem Zitat die Diskussion angeschoben hatte.

1 „Gefällt mir“

Mag sein, dass die beiden von mir genannten Threads nicht besser passen - aber zum ursprünglichen Thema passt die Diskussion meiner Meinung nach zunehmend nicht. Wir können ja gerne einen neuen Thread einrichten dazu (mit welchem Titel auch immer).

Aber hier geht es doch ganz oft auch um die Persönlichkeiten, die Musik machen. Wäre sonst auch langweilig, oder? Dies ist ja keine Fachpublikation.

Was @Women7 argumentiert, hat ja über Blondie hinaus mit vielen zu tun, die hier gefeiert werden. Warum soll man das abspalten? Ein eigener Thread dafür hätte für mich etwas von einem toten Gleis. Da guckt doch keiner hin, wenn die heutige Diskussion beendet ist.

3 „Gefällt mir“

Das wäre es, jedoch geht es Juliane Liebert ja gerade darum zu beschreiben, wie Männer über Debbie Harry berichtet haben. Und die haben, wie Harry selbst bestätigt, eben hauptsächlich physische Merkmale thematisiert anstatt über die Musik zu schreiben. Liebert argumentiert aus meiner Sicht in die Richtung, dass man aus heutiger Sicht Feminismus, Selbstbestimmung und das Bewegen in einer kapitalistischen Welt durchaus in Einklang bringen kann, ohne sich selbst zwangsweise als Objekt zu stilisieren.
Wohlgemerkt: das ist nicht meine Argumentation, sondern die von Juliane Liebert (gesetzt den Fall, dass ich sie richtig interpretiere).

Das hab ich eher neutral verstanden. Dafür scheint mir Liebert als Essayistin zu ausgeschlafen, dann hätte sie die weibliche Form auch gewählt.

Und das ist ja auch in Ordnung, weil es uns doch um die Musik gehen sollte, nicht wahr? Und schön wäre es, gälte das natürlich auch für Frauen. Da kann ich nur für mich sprechen (und ich betone das auch, weil ich die Sorge von @Lukenwolf1970 verstehe, es ginge zu sehr off-topic):
Ich hab Blondie zu einer Zeit entdeckt, wo mich Musik schon sehr, Sex noch gar nicht interessierte - da war ich nämlich so 11 Jahre alt. Das Image, das Debbie mit sich schleppte, hab ich erst sehr verspätet realisiert. Okay, dann aber umso genauer, zugegeben: die Ausstrahlung von Debbie Harry war wirklich enorm. Sie hat ja auch in Filmen gespielt, etwa bei David Cronenberg, und ich fand sie auch auf der Leinwand umwerfend.

Fair enough, kein Problem.
Aber nochmal, das ist keinesfalls Lieberts Haltung, finde ich:
Es ist Lieberts Methode, sich über diese Oberflächlichkeit lustig zu machen. Warum denn dieser Widerpart Philosophieprofessor? Doch nur, um die maximale vermeintliche Gegensätzlichkeit zwischen Körper und Hirn darzustellen.

Totale Zustimmung. Genau so ist es.

Die Wahrheit ist:
Ich selbst habe mich oft genug geärgert (auch als Mann), wenn mein Gegenüber nicht über meine Bewertung als reine Oberfläche hinausging (nein, es ist leider kein ausschließlich männliches Phänomen). Gleichzeitig musste ich mich selbst wieder dabei ertappen, der nächsten holden Weiblichkeit aus rein ästhetischen Gründen zu verfallen.

Mein persönlicher Weg, um in diesem Wust nicht irr zu werden, besteht darin, die menschliche Schönheit wie Hässlichkeit in allem möglichen zu feiern und zu entdecken. (Weswegen ich etwa einen gewissen CR7 als ausgesprochen hässlich bezeichnen würde, den allgemein als etwas seltsam aussehenden Benedict Cumberbatch aber als hochattraktiv ansehe - weil er immer so Intelligenzbestien spielt, und Intelligenz ist eine der attraktivsten Eigenschaften überhaupt.)

Ersteres natürlich. Niemand von uns kann ja was dafür, wie er/sie aussieht.
Aber ich verstehe natürlich, worauf Du hinauswillst. Ich will bei diesem Thema nur auch nicht missverstanden werden.

Ich komme schlussendlich aber jetzt nochmal auf Debbie Harry zurück, die eben für mich auch eine beneidenswert attraktive Frau ist, aber vor allem eine outstanding person - in ihrer Kunst, ihren Ansichten, ihren Aktionen. Ich sehe da eine Linie von ihr direkt zu anderen Größen selbstbestimmter Musikerinnen, die den patriarchalischen Laden gehörig aufmischten und die Spielregeln erweiterten, Madonna etwa. Aber ich weiß, dass Debbie auch bei einer Missy Elliott Ansehen genießt, die für mich eine Göttin ist (nur als Beispiel, dass es hier nicht um Körperformen geht).

2 „Gefällt mir“

Passend zum Thread und zu unserer laufenden Sexismus-Debatte passt meiner Meinung das gestrige Urteil im New Yorker Prozeß gegen den Rapper, Musikproduzenten und Unternehmer Puff Diddy, bürgerlich Sean Combs.

1993 gründete er seine eigene Plattenfirma „Bad Boy Records“. Er entdeckte und förderte Hip-Hop-Legenden wie The Notorious B.I.G. Nach der Ermordung von eben jenem „Biggy Smalls“ startete er seine eigene Gesangskarriere - und gewann direkt mit seinem ersten Album „No Way Out“ 1997 einen Grammy.
Schon damals pflegte der Rapper ein Party-Image und machte keinen Hehl aus seinem ausschweifenden Lebensstil.
Auch international gefeierten Superstars wie Usher und Justin Bieber verhalf P. Diddy zum Weltruhm. Doch neben seiner Rap-Karriere und seiner Tätigkeit als Musikproduzent war Diddy vor allem eines: ein erfolgreicher Geschäftsmann. 1998 gründete er die Modemarke Sean John, verdiente Millionen und wurde 2004 sogar als Modeschöpfer prämiert. Seit 2007 ist er Miteigentümer einer britischen Premium-Wodkamarke. 2006 wurde P. Diddy vom Time-Magazin in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres gewählt und bekam 2008 als erster männlicher Rapper einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Geschätztes Vermögen vor dem Prozess 750 Millionen. Geschätztes Vermögen heute 400 Millionen. (Das meiste geht zulasten des Wertverlustes seiner Marken, auch wenn seine Familie dies vor allem auf die hohen Prozesskosten schieben möchte!)

Gestern wurden die schwerwiegendsten Klagen gegen den Megastar der Rap-Branche fallengelassen:
Nicht schuldig“ im gravierendsten Anklagepunkt Organisierte Kriminalität.
Ebenfalls „nicht schuldig“ in den beiden Anklagepunkten bezüglich Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.
Verurteilt wurde Combs nur in den beiden offensichtlichsten Anklagepunkten, nämlich wegen des „Transports von Prostituierten“ in zwei Fällen, die er aus allen Landesteilen zu seinen Sex-Orgien einfliegen ließ, was in den USA strafbar ist… Dafür hatte die Staatsanwaltschaft auch so viele Beweise vorlegen können, dass selbst die wohlwollendste Jury kaum eine Wahl gehabt hätte.

Selbst die Videos von einem gewalttätigen Combs, der seine langjährige Partnerin zu Boden reißt, mit Füssen tritt und am Haar über den Flur schleift, haben nicht ausgereicht, um die Geschworenen zu überzeugen:
Die Argumentation des Musik-Multimillionärs: „Das waren Handlungen einer sexuell modernen Beziehung im gegenseitigen Einvernehmen.“
Ein Frauen schlagender, sexsüchtiger Mann, der unzählige Sex-Parties mit Prostiuierten feiert und seine Lebensgefährtinnen dazu zwang, daran teilzunehmen, und diese filmte, um anschließend die Teilnehmer:innen zu erpressen: Im Zweifelsfall für den Vergewaltiger.
Vermutlich zieht das Argument: „Sie hätten sich ja deutlicher wehren können“ weiterhin. Und die Zeuginnen hätten ja schließlich auch von ihrer Beziehung mit dem A…loch profitiert - irgendwie.

Der Spiegel hat heute einen Artikel zum Thema veröffentlicht, der detaillierter beschreibt, was gestern entschieden wurde:

Es haben sich nach der Hauptklägerin Cassie Ventura über 120 Frauen gemeldet, die Venturas Vorwürfe über Jahrzehnte hinweg bestätigen: organisierte Parties mit erzwungenem Sex, oft unter Drogeneinsatz, Vergewaltigungen, fortgesetzte körperliche Gewalt, Erpressung zum Teil mit Waffen uvm.
Dazu kommt, daß offenbar viele Prominente des Show-und Musikbusiness Teil dieses Sex-Party-Dschungels waren - die bisher alle die Schnauze halten. Und jetzt erleichtert aufatmen können, weil sie nicht ins Rampenlicht gezerrt werden.

Die Familie und Entourage des ehemaligen Stars der Musikbranche feierte die Urteile wie den Sieg in einem Box-Schwergewichts-Titelkampf.

Das Strafmaß für das Einfliegen von Prostituierten wird Anfang Oktober verkündet. Man rechnet mit 21 bis 27 Monaten Haft, so seine Verteidigung. Allerdings muß Combs bis dahin in Haft bleiben. Dann wird er 13 Monate in Haft gewesen sein. Angerechnet ergibt sich eine Reststrafe von 8 bis 15 Monaten.
Mal schaun, wieviel davon zur Bewährung ausgesetzt wird. Vermutlich gegen Auflage einer Sexualberatung und ein paar Sozialstunden.
Man(n) kann tiefer fallen.

3 „Gefällt mir“

Gossip und die fantastische Beth Ditto, meine Herren ! Manege frei!:hugs:

6 „Gefällt mir“