MSR 211: Kahn das eine neue Ära werden?

Was du sagst, ist technisch alles richtig. Aber was du mit deinem mathematischen Computerhirn (und ich meine das ausnehmend positiv) nicht berücksichtigst, ist, dass das Geschäftsleben, zumal im Buddy-Business Fußball, so nicht funktioniert.

Da läuft viel, wenn nicht alles, über persönliche Beziehungen und persönliche Vertrauensverhältnisse. Da wird nicht kalt gerechnet, die Verträge zwischen Hainer (damals noch als Adidas-Chef) und Hoeneß oder den Allianz- oder Audi-Oberen und Hoeneß werden bei Fisch-Häppchen und Sekt in der Loge ausbaldowert und nicht in der Strategieabteilung finanzmathematisch ausgerechnet.

Ist nicht businessoptimal, ist aber so. Und wird sich auch in diesem Leben nicht mehr ändern. :man_shrugging:

Dachte bei Hoeneß gibt es nur Würstchen??

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Einspruch! Diese Aussage muss um die Bedingung „außer, der fragliche Euro kommt von Herrn Windhorst“ erweitert werden. „(…) dann nämlich, darf man rein gar nichts erwarten.“ :wink:

Alex hat es schön zusammengefasst. Natürlich könnte der FCB auch aktuell jederzeit einen 50 Mio €-Transfer tätigen, ohne in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten.
Aber man will es eben nicht. Will es nicht, weil es der Vereinsphilosophie nicht entspricht. Und dieser Part der Vereinsphilosophie ist eben anders als irgendwelche taktischen Konzepte in Stein gemeißelt.
Kann man gut finden, oder auch nicht. Ist halt so.

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Gönnt man sich jetzt noch einen teuren Transfer auf Pump, dürfte das auch Auswirkungen auf die laufenden Vertragsverhandlungen haben. Wie soll man Goretzka et al. klarmachen, dass der Verein bei ihren Gehältern sparen will, wenn andererseits Geld für teure Neuzugänge da ist? Nagelsmann und Upamecano lassen sich vermitteln, weil der Verein diese Positionen in jedem Fall neu besetzen musste. Bei einem weiteren Mittelfeldspieler für die Kaderbreite wäre das schwieriger zu rechtfertigen.

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Ja das ist ein weiterer guter Aspekt.
Absolute Priorität muss jetzt die Verlängerung mit Goretzka und Kimmich sowie Gnabry sein.

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Die vermuteten Gehälter zeigen für mich den Knackpunkt. Das Gehalt von Sane. Ich kann einen neuen SPieler in die Top 5 der Gehaltsliste holen ,wenn er schon einen Namen hat. Bei Ronaldo würde da niemand meckern. Sane war aber bei city nicht einmal Stammspieler, er gilt als Riessentalent hat mehr aber noch nicht beweisen können. Das dann ein Alaba und andere aufmucken, ist doch klar. Gerade wenn der Mannschaft gerade ein Gehaltsverzicht wegen Corona erklärt wurde. Dann bringt dieser Sane auch nicht die erhoffte Leistung, winkt gegenüber Mitspielern ab und nun haben wir den Salat. Weiß auch nicht wie man das korrigieren kann. Mein Vorschlag Sane als RV einen Stammplatz geben und seiner Leistung ein neues Framing geben. Dan hätten wir auch die kritischste Kaderposition eventuell gelöst. Nicht mehr nur Offensive sondern Laufleistung und Defensivverhalten. In einer Krise ist es leichter über Anstrengung und Willen zu gehen, als über Effektivität.

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Ok, let’s get straight to the heart of the matter:

1.Du schlägst eine Gehaltsobergrenze von 60% des Umsatzes auf Clubebene vor. Ich glaube, damit wirst Du in Sachen Herstellung eines faireren oder ausgeglicheneren Wettbewerbs in Europa faktisch fast gar nichts erreichen, schlimmer noch, eventuell würde so eine Grenze sogar noch zu einer Verschlechterung der aktuellen Situation führen. Warum?

A) Von den namhaften europäischen Clubs gibt es mit Ausnahme des FC Barcelona und Real Madrid und ein paar italienischen Vertretern keinen, der ein höheres wage-to-revenue ratio als 60% hat (pre-COVID-19). Chelsea, Liverpool, ManUnited, ManCity, Arsenal, Tottenham, PSG, Inter, Juve, Atlético… liegen alle unterhalb von 60% oder nur knapp darüber. Selbst Barcelona und Real haben diese Marke vor der COVID-19-Pandemie nicht deutlich überschritten.

Wenn du diese Clubs jetzt dazu zwingen würdest, hier und da noch ein paar Prozentpünktchen bei der payroll einzusparen, würdest du damit sportlich nicht viel erreichen. Dann geben sie vielleicht einen teuren Spieler ab oder kaufen sich im nächsten Sommer einen teuren Spieler weniger und die Sache hat sich. Spürbare sportliche Auswirkungen? Fehlanzeige.

B) Gleichzeitig ist es aber so, dass es von den nicht ganz so namhaften Clubs, den „kleinen“, gleich eine ganze Armada gibt, die beim wage-to-revenue ratio teilweise deutlich oberhalb der 60% liegen (pre-COVID-19). Ich nenne mal nur ein paar Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Everton, Leicester, Brighton, Southampton, Newcastle, Crystal Palace, West Ham, Wolves, Fulham, Swansea, Genoa, Bologna, Fiorentina, Schalke, HSV, Sevilla, Real Sociedad, Real Betis, Monaco, Lille, Nizza, Rennais, Galatasaray, Fenerbahce, Sporting, Porto … und viele weitere. Die Bandbreite der Clubs hier erstreckt sich von 70% bis zu über 130% wage-to-revenue-Verhältnis.

Wenn du diese Clubs jetzt mit deiner Gehaltsobergrenze unter die 60% wage-to-revenue ratio drücken würdest, würdest du sowohl den Wettbewerb in den nationalen Ligen als auch den in Europa noch einseitiger machen, als er ohnehin schon ist. Wie sollen ein Real Sociedad, ein Genoa, ein West Ham (oder auch ein Mainz 05) jemals realistisch um ihre nationalen Meisterschaften mitspielen können, wenn sie im Verhältnis zu den großen Clubs noch weniger Geld als bisher in ihren Spielerkader investieren dürfen? Du darfst ja nicht außer acht lassen, dass die 60% auch für die kleinen Clubs gelten. Die fangen ja schon mit wenig Umsatz an, und es gilt folglich: wenig Umsatz => wenig Möglichkeiten in teure Spieler zu investieren => wenig sportlicher Erfolg => wenig Umsatz. Wash, rinse, repeat.

Ja, ein salary cap von 60% wage-to-revenue hilft den Bayern dabei, von Barca und Real nicht auf Pump sportlich angehängt zu werden. Wenn das dein Ziel ist, prima. Das erreichst du.

Wenn dein Ziel aber ein insgesamt ausgeglichenerer Wettbewerb sowohl in den nationalen Ligen als auch in Europa sein sollte, erreichst du mit diesem salary cap faktisch gar nichts bzw. sogar eher das Gegenteil.

2.Du hast absolut Recht, dass jenseits der erlaubten 30 Millionen Euro Zuschuss als Eigenkapital über drei Jahre die Investoren ihren Vereinen nur über fremdkapitalartige Konstrukte gemäß UEFA Financial Fair Play (FFP) legal Geld zukommen lassen können. (Einzige Ausnahme, die mir spontan einfällt: Ein debt/equity swap wie ihn Red Bull bei RB Leipzig vor einiger Zeit vorgenommen hat, aber selbst da gab es natürlich vorher debt, das dann gegen equity „geswappt“ wurde.)

Aber: Natürlich bedeutet das nicht, dass selbst die reichsten Investoren und Mäzene ihren Vereinen unbegrenzt Kredite zur Verfügung stellen können, weil es ja kein equity-Zuschuss ist und ergo erlaubt. Mitnichten. Das FFP sieht natürlich für die Aufnahme von Fremdkapital (FK) durch einen Verein vor, dass dieses FK zu marktüblichen Konditionen verzinst werden muss, selbst wenn es vom eigenen Eigentümer kommt. Das heißt also, dass wenn ein Verein hypothetisch Hunderte Millionen Euro an FK von seinem Eigentümer aufnâhme um die teuersten Spieler der Welt zu kaufen, diese Hunderte Millionen Euro beim Verein marktgerecht verzinst werden müssten und damit Zinsaufwand in entsprechender Höhe verursachen würden. Und dieser Zinsaufwand wäre dann bei der Break-Even-Berechnung des FFP natürlich zu berücksichtigen.

Jetzt können wir uns natürlich darüber streiten, was in dieser unserer epochalen Niedrigzinsphase ein marktgerechter Zins ist, und ich weiß auch gar nicht, ob die UEFA eine kalkulatorische Mindestverzinsung vorschreibt, aber sozusagen am FFP vorbei seinem Verein unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen kann ein Investor nicht so ohne weiteres.

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@Alex
Da sprichst Du natürlich wichtige Punkte an.
Grundsätzlich wird es keine andere Möglichkeit geben als einen cap dieser Art einzuführen weil es rechtlich unmöglich sein wird einen Spieler cap einzuführen. Um die angesprochenen Probleme zu begegnen, kann man natürlich ein System einführen, bei dem sich die Prozentzahl des cap vom Umsatz graduell oder stufenweise steigert, je mehr die Umsätze sinken. Wir reden natürlich immer von einer normalisierten Einnahmesituation wie vor Covid.

Im Einzelnen:

  • die 60% sind gegriffen, man kann auch bei 55 oder 50% nehmen. 50% wären natürlich besser, aber anfangs schwer zu realisieren. Evtl beginnt man bei 60% für die Top Clubs mit der Vorgabe auf 50 % innerhalb von einem gesetzten Zeitraum von zB 2-3 Jahren abzusenken.
  • Clubs sollten grundsätzlich NIE über 100% der Einnahmen ausgeben, dürfen, denn dann hast Du einen klassischen Cash burn, egal wie groß die Clubs sind. Es gibt natürlich Ausnahmesituationen, wie jetzt, wo man kurzfristig abweichen könnte.
  • Eigentümer geben ihren Clubs oft nachrangige Darlehen,(subordinated debt),die eben EK Charakter haben und nicht als Finanzverbindlichkeit gebucht werden, sondern als EK.Grundlage für das FFP ist IFRS GAAP und nicht das HGB, wo diese nicht so gebucht werden dürfen.
  • eine Konvertierung von subordinated debt to equity ist deshalb keine Umwandlung von FK zu EK sondern eine rein buchhalterische von weichem EK in reines EK. Wie bei RB oder vorher ManCity, die über 1 Mrd in EK gewandelt haben und jetzt der Club mit dem größten EK sind. Abramovich behält die über 1 Mrd subordinated debt bei, wohl aus steuerlichen Gründen um capital gain tax bei Verkauf zu minimieren.
  • Anders als Du es darstellst ist diese Finanzierungsform derzeit im FFP nicht direkt begrenzt- Indirekt schon durch die minimal geforderte Verzinsung, die aber kaum in der G+V bemerkbar machen. Sie sollte aber gerade bei Clubs mit großen Umsätzen limitiert werden, evtl ähnlich wie bei club salary cost, abhängig vom Umsatz.
  • Der Verlustausgleich von 30 Mio durch Eigentümer wird wohl anders strukturiert da das FFP umstrukturiert und auf zukünftige Berechnungen statt auf zurückliegende, wird aber wohl beibehalten aber in einer Form der es kleineren Clubs erlaubt zu wachsen, um die Lücke zu großen Clubs zu schließen.
  • FK Finanzierung muss auch unbedingt limitiert werden, um Auswüchse wie bei Barca zu verhindern, auch hier muss differenziert werden, um umsatzkleinere Clubs zu schützen.

Ich bewerte, weniger überraschend, die Auswirkungen und Notwendigkeiten teilweise anders. MMn sind diese Limits absolut notwendig um Mitgliederclubs wie FCB real und Barca wettbewerbsfähig zu halten.
Differenzierung ist natürlich wichtig, so das kleinere Clubs wachsen können, trotzdem muss es auch dort Limits geben um Entwicklungen wie bei Bordeaux Kaiserslautern Schalke HSV etc vorzubeugen.
Am Ende können ein mehr an Finanzmittel nie gutes Management ersetzen. Atlético wurde Meister und hat eine erheblich kleinere payroll als Real/Barca. Grundsätzlich haben die Top Clubs, die der Superleague zugestimmt haben, ja auch dieser Art Limits zugestimmt um die Unterschiede zu nivellieren. Also sollte die UEFA in der Lage sein in ihren Ligen und Clubs entsprechende Limits durchzusetzen.

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Ich glaube, wir sind uns was den salary cap angeht im Grunde einig. Wenn man so etwas will, wird sich auch ein Weg finden lassen, es einigermaßen adäquat und fair für alle umzusetzen, auch wenn ich dir garantieren kann, dass eine Maßnahme diesen Ausmaßes und dieser Tragweite ein größeres Erdbeben im europäischen Fußball verursachen dürfte. Die Clubs werden sich beklagen, die Fans werden auf die Barrikaden gehen, das wird Thema für Jahre sein. Der VAR ist nichts dagegen.

Bezüglich equity und debt: Na ja, eine Bilanzposition ist entweder EK oder FK, tertium non datur. Ein bisschen schwanger geht nicht. Auch nachrangige Verbindlichkeiten sind letztendlich Verbindlichkeiten. Subordinated debt wird bilanziell als debt gebucht.

Wie Abramovich es mit seiner Holding-Struktur über die Fordstam Limited, der Chelsea PLC gehört, der wiederum der Chelsea FC gehört, hinbekommt, dem Verein in schöner Regelmäßigkeit neues Geld zuzuschießen (das letzte Mal 2018 247 Mio. Pfund (!)), ohne dass das bei Chelsea FC zu signifikanten Zinszahlungen führt, habe ich aber auch nicht ganz durchdringen können.

Auf die Schnelle

Example 2: equity-replacing loans

The special case resulting from the preferred IASB approach concerning certain equity-replacing loans, i.e. so-called perpetuals, deviates from current accounting practice. These are loans where it is at the discretion of the debtor to extend the repayment (including interest) into the future as much as they like. This solution is especially often used in partially consolidated financial statements in order to avoid capital contributions whilst maintaining the wished-for equity ratio.

In the case of perpetuals, there is no obligation to pay funds so that under IAS 32, it is possible to classify them as equity.

Danke für den Link. Ich zitiere (Kontext ist eine kürzlich vorgeschlagene Regeländerung bei den Buchhaltungsgrundsätzen):

This means the definition of financial instruments will still be based on the contractually defined rights and duties, i.e. the situation where one contractual party will have a financial asset whilst the other has a financial obligation or owes an equity share. Similarly, the binary differentiation between equity and debt will remain intact.

Egal welches Finanzierungsinstrument man wählt, auch wenn esein ganz wildes Derivat ist, man muss ich bilanziell immer für die Klassifizierung als EK oder FK entscheiden.

Was der Artikel aber interessant herausarbeitet ist, wie sehr mache FK-Konstrukte inzwischen EK-Charakter annehmen können, z. B. weil sie einen unbestimmtem Zahlungshorizont haben dürfen, d. h. im extremsten Fall erst bei der Liquidation des Unternehmens fällig werden. Dann ist im Prinzip auch fast egal, mit welchem nominellen Zins sie ausgestattet sind, weil dieser zu Lebzeiten des Unternehmens ohnehin nicht bedient werden muss.

@Alex
Man kann einen subordinated loan des Eigentümers so strukturieren das er nicht in Finanzverbindlichkeiten gebucht wird, sondern von dritten als Verbindlichkeit mit EK Charakter bewertet wird. Bei Chelsea kann man davon ausgehen das unter repayment steht, to be mutually agreed und beim Zins to be aggregated and repaid combined with capital….ist wie gesagt unter HGB nicht möglich aber international völlig üblich und normal.

Aber es führt auch etwas vom Thema ab.
Für Abramovich sind die Zahlungen ein Investment genauso wie Abu Dhabi, auch wenn er noch nicht die subordinated loan in reines equity konvertiert hat.

Zwischenfrage hier, @918 - komplett Offtopic: Bist du in diesem Gebiet beruflich unterwegs? Ich bin bei deiner und @Alex Gespräch in den Details schon vor einigen Beiträgen ausgestiegen.

Achja, stell dich doch auch mal vor! Hier entlang: SERVUS! Die Community Vorstellungsrunde!

@Jan
Ja als Unternehmer und Investor schon. Es wird leider bei diesem Thema sehr schnell sehr technisch.

Ich muss zugeben, dass ich eine relative Gehaltsobergrenze für suboptimal halte.
Dies hat am meisten damit zu tun, dass ich denke, dass Vereine somit anfangen würden auf Teufel komm raus ihre Einnahmen (oder welche Kennzahl auch immer) ins unermessliche steigern. Dabei wird es auch Vereine geben, die dies über einen zumindest fragwürdigen Weg machen. Ein Weg beim Umsatz sind natürlich Spielertauschgeschäfte wie das von Arthur/Pjanic. Andere Wege sind bestimmt zu finden. Ist es z.B. erlaubt seine Lizenzrechte zu verkaufen? Wenn ja würde ich als ManCity einfach an eine Firma des Besitzers unsagbar teuer verkaufen, womit meinen eigenen Umsätzen geholfen wäre . Wie die Bilanz und Finanzierung des kaufenden Unternehmens aussieht, kann man ja wahrscheinlich nicht in die Gleichung mit aufnehmen. Und selbst wenn diese Methode illegal ist, glaube ich dass die richtigen Spezialisten für solche Gestaltungen schon auf Modelle kommen, die eine relative Grenze ab absurdum führen.

Eine absolute Grenze ist da vermutlich die bessere Wahl, auch wenn diese (siehe NFL) von manchen Teams besser ausgereizt wird als von anderen.

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