Ja, Lobo trifft hier bestimmt einen Nerv. Auffallend dabei natürlich, dass es sich bei den Pälestinensertuch tragenden Gretas um eine Generation handelt, der man eigentlich schon aufgrund ihres Alters noch keine wirkliche „linke Identität“ zuschreiben sollte (kann?).
Es geht denen meines Erachtens auch gar nicht um die besseren Argumente und Fakten, sondern das schlichte Bedürfnis unbedingt Selbstwirksamkeitserlebnisse zu sammeln und dazu teile ich die Welt praktisch in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse auf und arbeitete mich an dem jahrzeeeeeehnte langen Leid eines Volkes ab, welches all die Ungerechtigkeiten der bösen Welt in Form von Kolonisation und Unterdrückung in sich vereint.
Ich meine das jetzt weniger provokativ, wie es klingt. Vielmehr glaube ich , dass neben Lobos Erkenntnissen, doch die Vermutung nahe liegt, dass vor allem jungen Leuten die Entscheidung Pro Gaza und Gegen Israel rein emotional logisch erscheint, weil soziale Medien und das Netz die perfekten Propaganda Bilder liefern und das Leid von Hunderttausend vermeintlich hilflosen Zivilisten unmittelbar andockt, mehr als eben 1000 getötete Israelis. Der genaue Hergang des Konflikts, die Beweggründe involvierter Parteien sowie Israels isolierte und exponierte Lage inmitten von Staatsfeinden etc. Sprich die ganze Komplexität, sind Gretas doch gar nicht bekannt und ich glaube, sie wollen es auch gar nicht so genau wissen (!)
Für mich kommt es nicht darauf an, Recht zu haben. Ich möchte aber anregen, die verschiedenen Perspektiven abseits vom politischen oder gesellschaftlichen Diskurs mal von den Basics aus zu betrachten:
Welches psychologische Grundbedürfnis erfüllt dieses Schwarz/Weiss Denken ?
Ich finde es auch echt schwierig, wie wir uns alle anmaßen, über Israel und die militärische Reaktion nach 7/10 zu urteilen .
Rational und mit moralischem Fingerzeig braucht doch hier eigentlich keiner daher kommen. Schon eher psychologisch. Israels Amygdala ist über die Jahrhunderte und speziell nach dem Holocaust, überstrapaziert und betreut ein Volk von zwar Überlebenden, aber bis in kleinste Zelle und in alle Generationen traumatisierte . Umgeben von lauter Feinden, die dich erneut auslöschen wollen….ja wer wäre da nicht auch am Reglerpult nervlich überfordert. Fight/Flight/Freeze…
Israel hat sich für Fight entschieden und es scheint mir die einzig psychologisch nachvollziehbare Schlussfolgerung, wenn man nicht wieder passiv abgeschlachtet werden möchte (wie im dritten Reich und wie im Oktober.) Nicht mal als Staat, sondern rein schon aus persönlichem Selbstschutz.
Wer an ihrer Stelle würde nicht so handeln??? Empathie bedeutet ja nicht nur, Mitleid zu empfinden, sondern sich konkret mal vorzustellen, wie wir uns fühlen würden nach einem Terrorakt wie dem vom 7.Oktober. Ist das so schwer? Wo wir doch gerade in Deutschland um die (historische) Biographie der meisten Israelis wissen müssten und dass ein Jude in Israel unweigerlich retraumatisiert sein muss und dann vor allem die Kräfte im Land agieren, die sich eben nicht im Freeze, sondern im absoluten Fightmodus befinden.
Es liegt doch nahe, dass sich die Hamas und alle Antizionisten im Nahen Osten der Epigenetik und diesem transgenerationalem Trauma aller Juden völlig bewusst sind und dies strategisch gnadenlos ausnutzen.