Super wäre wenn man eine Lauf starten könnte, auch mit ein paar souveränen Siegen… man wird ja noch Träumen dürfen
Dann würde ich gerne sehen was noch geht.
Meiner Meinung nach hat Tuchel es gestern schon insoweit richtig analysiert, als dass er meinte, dass wir dieses Mal eben auch das Tor zum Schluss noch gemacht und den Sieg gezogen haben. In den letzten Spielen haben wir teilweise zu wegweisenden Zeitpunkten mehrmals 100%er nicht gemacht und anschließend dann wieder dumme Tore bekommen. Wieder darauf vertrauen zu können, dass wir dann auch mal so wie gestern durchkommen, kann zumindest die Basis sein, um mit zunehmend zurückkehrenden Selbstvertrauen nach und nach die Qualität unseres Spiels (hoffentlich) zu verbessern.
Lazio sehe ich sowieso entspannt entgegen. Die haben uns im Hinspiel ja nicht an die Wand gespielt, das war einfach abgeschenkt.
Wenn die im eigenen Stadion in Überzahl schon nicht aufs nächste Tor drücken, dann dürfte das in München in eine Richtung gehen.
Upa in einem KO Spiel gesperrt, damit ist der größte Fehler in der Startaufstellung auch schon vermieden.
Im DoPa (schau ich normalerweise eher nicht) hat Erik Mejier (den ich eigentlich immer recht erfrischend finde, unabhängig seiner Analyse) etwas auf den Punkt gebracht, das ich immer noch oder schon wieder für ein Grundproblem halte - und zwar beim FCB selbst, aber auch in der ganzen medialen Blase inclusive uns Fans.
Sinngemäß:
Gewinnen wir das Double und kommen in der CL mindestens ins Halbfinale, ist alles soweit okay. Nicht super, nicht herausragend, sondern: „okay“!
Und alles, was auch nur ein Prozent weniger ist, ist „Scheiße“. (Erik-Original-Slang.)
Wenn wir uns über zuviel Trainerwechsel unterhalten, über die ganze Gemengelage, in der Aktive beim FCB arbeiten, kann man sich vorstellen, was das bedeutet.
Ein Beispiel:
Da wird (auch hier) ein Van Gaal ausgiebig gelobt (gerade im Quervergleich mit Tuchel), dass er den Mut hatte, Talente gegen alle Widerstände durchzuboxen. Soweit in Ordnung. Nur: damals war die Startposition unserer Erfolgs-Ära doch eine ganz andere. Heute stehen wir da mit zwei CL-Titeln und 11-mal Meister in Folge, und das hat eine Erwartungshaltung (und eine ganze Generation von Fans und Berichterstattern) hervorgebracht, die - man verzeihe mir den Ausdruck - versaut sind.
Und zwar insofern, dass man die Dinge gar nicht mehr zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen kann. Völlig egal, was man macht. Und obendrein ohne jede Erfolgsaussicht, weil man bestenfalls die Erwartungen erfüllen kann. Und im schlechtesten Fall etwas passiert, was ein 12-Jähriger Junge sich nicht mal vorstellen kann - ein anderer wird Meister. Weltuntergang!
Und so wird die Verpflichtung eines 100-Mio-Mannes genauso kritisiert wie die Nachverpflichtung eines Nachwuchs-Talents. Und der erste muss schon 27 Tore in 23 Spielen machen, um aus der Kritik zu kommen, und der zweite muss natürlich dauerhaft spielen, von wegen Nachwuchsförderung, aber das bei einem Team, das zum höchsten Titel verpflichtet ist, und das innerhalb eines Gefüges, das Schnappatmung bekommt, weil stattdessen nämlich ein Nationalspieler draußen hockt, was natürlich auch irgendwie nicht geht.
Wir brauchen einen 25-Mann-Kader, natürlich alles Spitzenkräfte, weil wenn eine Verletzungsserie zeigt, dass es eng wird, ist das blamabel für den FCB. Wir meckern aber sofort auch, wenn hochgelobte junge Sympathieträger zu wenig Spielzeit kriegen. Wir meckern sowieso, wenn wir nicht gewinnen, wir meckern aber genauso, wenn wir erst in der Nachspielzeit gewinnen, und wenn das Ganze nicht höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt, meckern wir im Dauermodus.
Leverkusen gewinnt sehr mühevoll Zwei-Eins gegen einen Abstiegskandidaten.
Wir gewinnen sehr mühevoll Zwei-Eins gegen RB.
Man kann sich ja mal anschauen, wie unterschiedlich diese Siege bewertet und beschrieben werden.
Fakt ist doch, dass es einem komplett die Maßstäbe verschoben hat, wenn man vom gestrigen Spiel erwartet, dass Bayern die Dosen stabil und souverän an die Wand spielt, so wie die Rückrunde verlaufen ist.
Und worauf ich prinzipiell hinauswill, ist folgendes:
Es wird Zeit, dass man sich beim FCB selbst (in der Führungsriege) komplett unabhängig macht von diesen verschobenen und irren Kriterien. Denn diese sorgen für übereilte, seltsame Entscheidungen, die selten durchdacht sind und auf allen Positionen nur für eine Druckwelle sorgen, unter denen auch die Abgezocktesten leiden werden und unter-performen. Das betrifft Trainer, Spieler, alle.
Tuchel hatte gestern nicht viele Möglichkeiten, personell vieles anders zu machen. Trotzdem wurde gemeckert (wieder kein Tel, Dier statt Kim). Hätte er diese Möglichkeiten gehabt, wäre das Gemecker noch größer gewesen, ganz egal, was er gemacht hätte.
Deswegen gilt eigentlich für alle:
Vorsicht vor zu krassen Urteilen. Ausgewogene Analyse. Durchaus mal ergebnisunabhängig und sich Zeit nehmend. Und man hüte sich vor Dauernörglern (die es zahlreich gibt), aber natürlich auch vor Dauer-Lobenden (gibt es die in Deutschland?).
EDIT:
Ich finde es auffällig, dass nach Niederlagen/Rückschlägen das MSR-Forum explodiert (Anzahl der Stimmen, Kritik allerorten und nicht selten maßlos).
Nach Siegen - wichtigen Siegen wie gestern! - bleibt die Resonanz im Vergleich mager. Ich bin mir sicher, dass das was aussagt über unsere Gesellschaft. Ich weiß nur nicht genau, was…
perfekte Worte, die ich komplett unterschreibe
danke für die erneut perfekte Zusammenfassung!
Sehr schöne Gedanken von dir.
Ich denke allerdings, dass das kein FCB typisches Phänomen ist, sondern fast die gesamte Bundesliga betrifft.
Bei Bayern wird es für den Trainer eng, wenn er Gefahr läuft, die Meisterschaft zu verspielen. Beim BVB und bei RB Leipzig wird es brenzlig, wenn der CL-Platz in Gefahr ist. Gladbach, Frankfurt, Leverkusen (bisher) und Wolfsburg und noch ein paar andere Teams ziehen regelmäßig die Reißleine, wenn das internationale Geschäft verpasst wird und der große Rest (Freiburg und Heidenheim vielleicht mal ausgenommen) wird unruhig, wenn der Klassenerhalt in Gefahr gerät.
Jedes Team hat seine Ziele und wenn die Gefahr besteht, dass sie nicht erreicht werden, wird der Druck aus dem Umfeld fast überall so groß, dass die Trainer dran glauben müssen.
Und das ist nicht einmal ein Bundesliga-exklusives Problem, sondern zieht sich durch den gesamten Profi-Fußball bis hin in die Niederungen des Amateurfußballs.
Wo gibt es denn das noch, dass man eine Saison, die nicht so wie gewünscht verlaufen ist, trotzdem zu Ende spielt UND im Sommer wieder gemeinsam angreift evtl. mit ein paar Veränderungen im Kader? Sehr häufig fällt die Analyse doch so aus, dass es wohl irgendwie nicht so gepasst hat zwischen Trainer und Team wie man sich das gewünscht hätte und dass es deswegen Zeit ist für Veränderungen.
Das Problem mit diesen extrem überzogenen Erwartungen begann mit Pep.
Wir haben 2013 zum ersten Mal in 100 Jahren Vereinsgeschichte das Triple gewonnen. Und mittlerweile ist dies Vorgabe jedes Jahr. Meisterschaft ist ok, ist Pflicht. Double ist ganz gut, Triple ist dann eine sehr gute Saison.
Wie viele Teams haben das Triple gewonnen? In knapp 70 Jahren ist es 10x passiert. Wir und Barca sind die einzigen, die es 2x geschafft haben. Real gar nicht. Bis 2009 nur 1x pro Jahrzehnt und sorry: Celtic, Ajax und PSV hatten es vielleicht etwas einfacher.
2013 und 11 Titel in Folge sind/waren toll. Aber es sind ja einige ältere unter uns, die auch andere Zeiten erlebt haben. Natürlich ist unser finanzieller Vorteil enorm. Aber was wir und Medien/Öffentlichkeit manchmal erwarten, kann auch erdrücken.
Dss die Erwartungshaltung in den letzten 15 Jahren extrem gestiegen ist, ist zweifellos wahr. Sagt aber auch nur aus, dass in der Zeit ziemlich viel richtig gemacht wurde.
Und Talente einbauen und entwickeln kann ich eigentlich leichter wenn der Laden läuft. Pep konnte Hojberg, Gaudinho und was weiß ich wen einsetzen ohne dass die Mannschaft Schaden nahm.
Seit einiger Zeit muss alles passen, dass wir trotz völliger finanzieller und individueller Überlegenheit siegen können. Das macht es für Talente so schwer.
Das ist einer der Gründe, warum ich gerade völlig unbekümmert bin ob des verlorenen Titels.
Ich habe den Eindruck diese Dauermeisterserie lastet wie ein Alpdruck auf Bayern, der Bundesliga, dem deutschen Fußball.
Ein neuer Titelträger wird zumindest wieder ein wenig frischen Wind in die Sache bringen. Und auch wieder echte Ziele ermöglichen, zumindest für das nächste Jahr.
Es war unausgesprochen wohl allen klar, dass der Trainer der dann in der Verantwortung steht, das nicht überstehen wird. Insofern Pech für Tuchel, Glück für die die nach ihm kommen.
Das ist ein Punkt, den sich die neue Führungsspitze hinter die Ohren schreiben sollte. Die sind ja nicht nur Opfer sondern auch Treiber dieses Prozesses.
Als Verantwortlicher bei Bayern kannst du natürlich nur die Meisterschaft als Ziel ausgeben.
Aber das Gerede von allen möglichen Titeln, Triples, der CL?
Da sollte man endlich mal wieder kleinere Brötchen gegenüber der Öffentlichkeit backen.
„Die Meisterschaft ist der ehrlichste Titel“ (Uli Hoeneß)
Das sollte die Maxime sein, alles weitere wird man dann sehen.
Ich finde das nicht auffällig sondern eine pure Selbstverständlichkeit. Das war schon immer so und das betrifft alle Zeiten, alle Themen und alle Menschen. Von Medienseite aus in dem berühmten Satz „Only bad news are good news“ zusammengefasst.
Es wundert mich ja selbst, das sagen zu können, aber mir geht’s exakt genauso.
Da hast du natürlich Recht. Besser formuliert hätte ich sagen müssen, dass ich es persönlich frustrierend finde. Ich ticke da irgendwie anders: wenn alle draufhauen, zieh ich mich eher zurück und denke erstmal drüber nach. Ganz abgesehen davon, dass es mir deutlich mehr Spaß macht, den FC Bayern abzufeiern als ihn zu kritisieren. Letzteres scheint nicht bei allen so zu sein…
Unsere Gehaltskosten sind 300 % höher als die von RB und 400 % höher als die von Leverkusen. Natürlich erwartet jeder, dass wir jedes Jahr das Double holen - auch wenn das vielleicht nicht realistisch ist und sicherlich sehr ungesund für die Bundesliga insgesamt.
Was ist daran schön, wenn ein Spieler nicht gut spielt, nur damit du recht hast?
Mann, bist Du ein trauriger Vogel.
Ich finde die Diagnosen von @Faenger und @cheffe hervorragend, aber leider werden sie untergehen.
Auch ich hatte - unter anderen Vorzeichen - schon oft darauf hingewiesen, dass nicht nur ein 8:2 gegen Barca ein Erfolg wäre, es auch 1-2 Nummern kleiner gehen könnte…
Die Antworten liefen sinngemäß immer darauf hinaus, dass wir uns sportlich und finanziell so abgehoben hätten - wenigstens innerhalb der BL - dass diese Ansprüche jetzt normal seien.
Wenn dem so ist - ok. Dann bedeutet solch ein Anspruchsdenken aber zugleich das Ende des sportlichen Wettbewerbs: Der klare Sieger steht schon zu Beginn fest, wenn er nicht liefert, bedeutet das ein Debakel.
Genau so läuft es nun auch seit Jahren. UH und KHR haben öffentlich auch nichts dagegen gesagt, eher im Gegenteil: „Der Anspruch des FCB muss es sein…“ blabla la.
Mir persönlich wäre eine erstklassige(!!) BuLi, in der der FCB nur in 4-5 von 10 Saisons Meister wird lieber, als die aktuelle Kakophonie mit uns als Serienmeister. So etwas wie letzte Saison - Entlassungen statt Meisterjubel - zeigt doch ganz klar, wo das Problem liegt.
Ob der Verein diese unsportliche und vergiftete Erwartungshaltung wieder auf ein normales Mass reduzieren kann und will? Momentan sehr fraglich.
Völlig richtig was @Cheffe sagt. Deswegen wird die aktuelle Saison ein bisschen heilsam sein, weil der Verein und eine Generation an Anhängern, die schon fast nichts anderes kennt, die Chance hat, sich wertemäßig neu zu balancieren.
Wenn man sich zurück erinnert in die 90er Jahre. Da war der FC Bayern viel Kampf und Krampf. Superstars aus anderen Ligen wurden nicht wöchentlich hoch und runter diskutiert, wie inzwischen üblich. Der Verein backte Brötchen für deutlich kleinere Regale. Das höchste der Gefühle waren deutsche Stars, die man aus dem Ausland zurückholte oder Stars deren Stern schon etwas am Sinken war und man mit viel Überzeugunsgarbeit an die Isar locken wolllte. Die Verpflichtung von Ribery und Toni leitete ein bisschen die Zeitwende ein. Danach folgte auch erst die DNA vom offensiven (Ballbesitz) Fußball, der später in einem grundlegenden Spielsystem mündete aus Flügelzange und leitendem 6er als Ankerpunkte.
Allerdings sollte man auch ergänzen: dass die Meisterschaft so selbstverständlich zum Pflichttitel zählte, muss man zur Hälfte auch der nationalen Konkurrenz zuschreiben. Viele Traditionsclubs haben in den letzten 20 Jahren den Anschluss verloren. Manche kicken inzwischen sogar in der zweiten Liga und ich habe meine Zweifel, ob sie da noch einmal herauskommen. Der BVB bemühte sich eine zeitlang und fuhr eine gnadenlose Kommerzialiserungs-Strategie, dessen Folge (hohe Gehälter, wenig Leistung und den wichtigen Spielen, Söldnertum) ihn inzwischen einholt. Bis auf den ein oder anderen Höhepunkt in der Europa-League, hat es eigentlich nur ein deutscher Verein geschafft, nachhaltig etwas aufzubauen (RB Leipzig) und folglich hat sich dieser auch dort die Titel geholt, wo sie möglich waren (Pokal).
Ein gesunder Zwei- oder Dreikampf im Ligabetrieb wird dem FC Bayern gut tun. Ich hoffe sehr, dass Leverkusen diese Mannschaft sein wird und von mir auch gerne RB und Stuttgart. Ein Saisonziel von Meisterschaft & CL-Halbfinale halte ich auch bei starker nationaler Konkurrenz für ein machbares und faires Ziel.
Nun - Musiala hat diese Ballverluste nähe Mittellinie aber auch. Kane hatte einige Fehlpässe an der Mittellinie, die hätten kosten können, gegen Lazio. Die nehmen sich alle eher nichts. Komischerweise gibt es manche, die da bei Müller immer ein Faß aufmachen - von diesen Phasen in der zweiten Halbzeit sind anscheinend aber alle irgendwie betroffen - je nach Spiel der eine mehr und der andere weniger. Ist ein mannschaftliches Problem.
Müller hat in dieser Saison 12 Großchancen in der Liga stehen - ist vorne bei Assists, xA, xAG bei diversen Portalen per 90 Minuten in den großen Ligen. Gegen Lazio hatte er 5 Torschußvorlagen und 2 Pässe davor. Das sich das noch auszahlt kommt noch. Einige Spiele hintereinander über 60/70 Minuten und dann wird sich seine Bilanz „normalisieren“.
Wobei Pokalsieger ist ja schon 4 Jahre her m.W…da läuft’s schon lange nicht mehr…u.a. 2 Mal als klarer Favorit unter Tuchel rausgeflogen…klar kann passieren…aber eigentlich der leichteste Titel bei guter Auslosung…
Das lag aber in erster Linie daran, dass die Manschaft damals drumherum einfach besser war als heute…
Glaubt eigentlich jemand, Kane wäre zum FCB gekommen ohne die Perspektive auf einen möglichen CL-Titel?
können gern nicht einer meinung sein aber warum muss man gleich persönlich werde ?
Nein. Jemand auf dem Level muss den Anspruch haben 2-3 in seine Karriere am Pott zu schnüffeln.