DFB und Nationalmannschaft (Teil 2)

Bei mir wächst gerade extrem eine Analogie zum Lehrerberuf und den unterschiedlichen Beweggründen bei der Wahl der Schulart als Lehramtsstudent.Je niedriger der Status einer Schülerschaft, desto deutlicher zeigten sich in meiner Wahrnehmung und Begegnung mit anderen Studenten, dass man als Pädagoge wirklich arbeiten wollte, mit Einsatz, Blut und Schweiß sozusagen(Besoldung und eigener gesellschaftlicher Status waren total nebensächlich) .
Bei Gymnasialanwärtern (also ein Fach vertieft Studierenden) hieß es: da verdiene ich mehr, die Kinder sind schlauer, gepflegter, wenig fordernd/anstrengend etc. Will heißen, um es selbst schön und ruhig und niveauvoll zu haben, kümmere ich mich um die „Elite“, die Drecksarbeit machen mal schön die anderen.
Leicht abgehobener Vergleich, ich weiß, aber so wirkt die Argumenationskette auf mich.

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Ach ich weiß nicht ob ich da so viel reinlesen würde in Sachen Generationen und work Life etc.

Es ist doch eher so das der Markt ‘ganz oben’ relativ klein ist, liegt in der Natur der Dinge. Wenn ich Nagelsmann oder Tuchel bin und D bzw. ENG angeboten bekomme dann ist das allemal interessanter als alle ausser vielleicht 10-15 Vereinen weltweit.

Gut, wenn man den DFB kennt und die deutsche Kultur an sich, dann besteht bei Nagelsmann vielleicht ne kleine Chance das er es sich beim DFB gemütlich macht :grin:

Tuchel hat es doch ganz gut gelöst (soweit man das sagen kann bevor es überhaupt losgeht). Kurzer Vertrag, ein großes Turnier. Dann sieht man weiter.

Sehe jetzt keine Indizien das es für die beiden großes Risiko gibt ihren Ruf zu ruinieren (nicht mehr als bei nem Verein). Flick ist bei Barca gelandet nachdem was er in Qatar fabriziert hat, das muss man auch erst mal schaffen :upside_down_face:

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Es ging mir wegen früher nicht nur um das Alter der Bundestrainer.
Sondern auch darum, dass sie eine gestandene Persönlichkeit sein mussten, natürliche Autorität ausstrahlten und sowohl den Fußball als auch ihr Land „draußen in der Welt“ und in den Medien positiv, integer und sozusagen „staatstragend“ repräsentieren können mussten.

Die jüngere Fußballfan-Generation mag sich das vielleicht kaum noch vorstellen können, aber in der Phase der alten BRD zwischen 1949 und der Wiedervereinigung und den Jahren danach bis vielleicht 2000 war der Posten des Bundestrainers nicht nur eine sportliche, sondern auch eine politische Position. Und in der DDR erst recht.

Und genau so, wie man damals keinen 35jährigen zum Bundespräsidenten gemacht hätte, so musste man auch beim Bundestrainer sicher sein können, dass er Lebenserfahrung hat, in den Nachkriegsjahrzehnten mitten im Kalten Krieg Deutschland als eine weltoffene moderne Demokratie repräsentieren kann und bei Spielen gegen Länder, mit denen die BRD schwierige Beziehungen unterhielt, nicht in irgendwelche politische Fettnäpfchen reintritt.

Damals ging es bei Länderspielen halt noch um, etwas pathetisch ausgedrückt, „die Ehre der Nation“ wenn z.B. Deutschland gegen England oder Frankreich - oder bei der WM 1974 gegen die DDR - spielte.

Sepp Herberger hatte in seiner 1954er Weltmeister-Elf noch Kriegsteilnehmer wie z.B. das Idol Fritz Walter, und nach 1990 ging es auch im Sport darum, der Welt da draußen zu beweisen, dass von einem wiedervereinigten Deutschland keine Gefahr ausgeht. Bei Länderspielen im Ausland war deshalb bei Trainer und Spielern auch ein Gespür für politische Sensibilitäten gefragt.

Dadurch, dass der Gedanke der Nation ja durch das Aufgehen in EU und Globalisierung sowie die Migrationsbewegungen inzwischen an Bedeutung verloren hat und es zudem den Ost/West-Konflikt mit einem geteilten Deutschland und Europa nicht mehr gibt, haben auch die heutigen Länderspiele (und die Bundestrainer) nicht mehr das Pathos und die „sportpolitischen“ Wertigkeiten früherer Zeiten.

Natürlich soll ein Nagelsmann, sollen unsere „Nationalspieler“ auch heute noch unser Land nach außen gut repräsentieren, aber dieser Aspekt steht in deren Anforderungsprofil nicht mehr so weit oben wie früher, während die sportlichen Qualitäten jetzt mehr im Vordergrund stehen.

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Da würde ich widersprechen.
Als Nationaltrainer kannst du nur auf die Spieler zugreifen, welche die richtige Staatsangehörigkeit haben. Als Vereinstrainer auf alle, die ich mir leisten kann.
Wenn es keinen guten Torwart mit deutschem Pass gibt, hat Nagelsmann Pech gehabt, der FC Bayern hingegen kann jeden Torwart dieser Welt verpflichten.

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Natürlich, das ist ja logisch.

„Leisten können“ und den Spieler dann auch wirklich zu bekommen…Das entscheidest Du als Trainer halt nicht (außer vllt. Pep bei City).
Da musst Du erstmal zu deinem Sportchef, der dann zum Vorstand und dann wird verhandelt. Und der Spieler und der abgebende Club müssen auch erstmal wollen.
Bei der Nationalmannschaft genügt ein Anruf bei deinem Wunschspieler, falls er denn den richtigen Pass hat. Das ist natürlich vorausgesetzt…und wenn man so will der einzige Haken.

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Deine Überlegungen sind interessant. Allerdings möchte ich einwenden, dass es mit der politischen Kompetenz von Spielern und Funktionären nicht so weit her war, wenn es darauf angekommen wäre. Zum Beispiel bei der WM 1978 im von einer berüchtigten Militärjunta regierten Argentinien. Ganz brav empfing man den rechtsextremen Fliegerhelden Hans-Ulrich Rudel im Traingslager in Ascochinga:

" Während der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien in der Militärdiktatur wurde Rudel auf Einladung von DFB-Präsident Hermann Neuberger im Trainingsquartier der deutschen Nationalmannschaft in Ascochinga empfangen. Neuberger verteidigte den Besuch mit den Worten, eine Kritik an Rudels Erscheinen käme „einer Beleidigung aller deutschen Soldaten gleich“.[27] Unterstützung für den Rudel-Besuch kam von Seiten der rechtsextremen Presse wie der Deutschen Nationalzeitung ."

Wo man hätte tätig werden können und sollen, unterließ man es dagegen:

" Das Mädchen – Was geschah mit Elisabeth K.? ist ein deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 2014 von Regisseur Eric Friedler über die 1977 ermordete Elisabeth Käsemann, die von der argentinischen Militärdiktatur eingesperrt und gefoltert wurde, während sich die deutsche Fußballnationalmannschaft zeitgleich auf ein Freundschaftsspiel in Buenos Aires und später auf die Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien vorbereitete. Der Film kritisiert die Gleichgültigkeit und Tatenlosigkeit der verantwortlichen deutschen Politiker und Sportfunktionäre und wirft die Frage auf, wie unpolitisch Sport sein darf."

Damit sollen nicht speziell die Spieler an den Pranger gestellt werden, von denen aber auch nichts kam; sie hätten sich ja auch aktiv gegen ihre Funktionäre stellen müssen. Von größerem politischen Verantwortungsbewusstsein in der damaligen Fußballszene kann jedenfalls so pauschal keine Rede sein.

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Da muss ich Dir leider recht geben.

Wir müssen auch gar nicht so weit zurückgehen: die Art und Weise, wie unsere Nationalmannschaft z.B. bei der WM in Katar versucht hat, Deutschland und seine Werte in der Außendarstellung des Teams politisch zu repräsentieren, war ja auch in gewissen Bereichen diskussionswürdig.

Außerdem erkenne ich gerade durch einen Blick in die Zeitung, dass meine Behauptung, die „nationale Ehre“ spiele im heutigen modernen Fußball keine so große Rolle mehr, vielleicht doch etwas voreilig war.

Jedenfalls hat (laut heutiger BILD, Seite 11) die englische Zeitung „Daily Mail“ Tuchels Verpflichtung als englischer Nationaltrainer mit folgenden Worten kritisch kommentiert:

„England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht“.

Das ist schon ziemlich harter Tobak im europäisierten, globalisierten Spitzenfußball des Jahres 2024, oder?

Wegen der deutschen Vergangenheit wäre es vermutlich undenkbar, dass eine deutsche Zeitschrift mit solchen Worten (Aufruf zum „Patriotismus“) z.B. einen Louis van Gaal entwertet hätte, wenn dieser als neuer deutscher Bundestrainer engagiert worden wäre. Da hieße es sicher, dass sich das an der Grenze zur Ausländerfeindlichkeit bewegen würde.

Das o.g. Zitat lässt aber zumindest erahnen, dass das Sakrileg „deutscher Kraut trainiert The Three Lions“ nicht jedem Engländer schmeckt.
Und dass - bei Misserfolg - Tuchel hier noch ein kräftiger Wind entgegen wehen dürfte.

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Doch, das müssen wir leider. Denn über den in der Tat diskussionswürdigen deutschen Auftritt in Qatar wurde hier schon vieles geschrieben. Es dabei zu belassen, könnte leicht zur Folge haben, dass die Vergangenheit in einem rosigeren Licht dastünde als sie es verdient.

Nationalismus spielt weiterhin eine große Rolle, zuletzt zu beobachten bei der EM. Man ist ja schon froh, wenn es wie zuletzt beim Spiel Serbien vs Schweiz mit deren albanisch gebürtigen Spielern ausnahmsweise mal keine nationalistischen Exzesse gibt.

Tuchel wird liefern müssen wie vor ihm Eriksson und Capello, das ist klar. Aber auch normal. Solange es nur „biodeutsche“ Bundestrainer gab bzw. gibt, lässt sich schwerlich sagen, ob wir in diesem Punkt toleranter sind als die Engländer.

EDIT: Übrigens gab es auch schon krass nationalistische Aufwallungen in den guten alten Zeiten des deutschen Fußballs, namentlich nach dem skandalumwitterten WM-Halbfinale gegen Gastgeber Schweden. Vorneweg DFB-Präsident Peco Bauwens, schon nach dem „Wunder von Bern“ auffällig geworden:

‚Auf dem Platz ist das Halbfinale zu Ende - doch außerhalb des Stadions beginnt jetzt die dritte Halbzeit. DFB-Präsident Peco Bauwens, der schon nach dem WM-Triumph 1954 mit Naziphrasen unangenehm aufgefallen war, dröhnt: „Was hier passiert ist, grenzt an Volksverhetzung. Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen!“‘

1965, im entscheidenden WM-Qualispiel im Rasundastadion, ging es dann vergleichsweise friedlich zu. Beckenbauer gab sein N11-Debüt, Siegtorschütze Seeler verhielt sich bei der folgenden WM 1966 als Kapitän vorbildlich diszipliniert und gab ein positives Bild für die noch junge Republik ab.

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Da hast Du recht, @jep.
Und zwar mit beiden Deiner letzten beiden Posts.

Vor der WM 1978 in Argentinien war meiner Erinnerung nach Paul Breitner der einzige, der zu Sanktionen bis hin zum Boykott aufrief.

Und der Besuch von Hans-Ulrich Rudel war nicht irgendeiner.
Bei Kriegsende galt er als der verwegenste und erfolgreichste deutsche Soldat des gesamten 2. Weltkriegs und als veritable „one man killing machine“.

Auf Hans-Ulrich Rudel – Wikipedia lesen wir dazu folgendes:

„Insgesamt vernichtete Rudel bei 2530 Feindflügen als Schlachtflieger drei sowjetische Schiffe, etwa 70 Landungsfahrzeuge und 519 Panzer. Er zerstörte über 800 Landfahrzeuge, mehr als 150 Flak- und Pak-Stellungen, vier Panzerzüge, zahlreiche Bunker, Brücken und Nachschubverbindungen. Darüber hinaus erzielte Rudel neun bestätigte Luftsiege. Kein anderer Schlachtflieger des Zweiten Weltkrieges erreichte mehr als die von Rudel geflogenen 2530 Einsätze“.

Und Katar? Dazu ist hier schon so viel diskutiert worden, dass ich nichts nennenswert Neues dazu beitragen kann.
Würde Dir aber zustimmen, dass das Thema noch nicht erledigt ist.

Wollte zu „früher“ noch ergänzen: wenn die deutsche NM in den 1950er bis 1990er Jahren so etwas wie Frank Rijkaard mit Rudi Völler (den Gegner anspucken und sich hinterher mit dessen Trikot vor laufenden TV-Kameras den Hintern abwischen) mit einem französischen, englischen oder sowjetischen Länderspiel-Gegner getan hätte, hätte das fast schon eine Regierungskrise und auf jeden Fall einen internationalen Eklat losgetreten.

Heute haben wir (und das auch schon bei der WM in Katar) natürlich VÖLLIG andere politische Rahmenbedingungen.

Die entscheidende Frage scheint mir jedoch zu sein, ob man Sport und Politik getrennt voneinander halten sollte (im Westen strebte man jahrzehntelang an: „Politik hat im Sport nichts zu suchen“, während in den sozialistischen Ländern Sport natürlich ein Politikum ersten Ranges war).

Die Frage ist: sollen Fußballer sich nur auf ihren Sport konzentrieren und sich mit politischen Statements zurückhalten?

Oder soll es das Ziel des DFB sein (ähnlich wie man früher aus dem wehrpflichtigen Bundeswehr-Soldaten einen sogenannten „Staatsbürger in Uniform“ machen wollte), zumindest von den Nationalspielern ein gewisses Maß an politischem Bewusstsein zu verlangen bzw. es in den Trainingslagern zu vermitteln versuchen?

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ich plädiere ganz klar für zweiteres!

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Ich plädiere ganz klar für ersteres!!!

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Man hat die Überforderung der Spieler erlebt. Insofern wäre ich mit einer solchen Forderung vorsichtig, die ich vorrangig an die Verbandsspitze richten würde. Verbieten sollte man es den Spielern aber auch nicht.

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Sehr schön, ja.

Beide dargestellten Positionen (null politische Statements erlaubt/erwünscht VS erwartete politische Statements von allen Fußball Profis) sind Extrempositionen.

Wie fast immer im Leben ist es wohl auch hier der „gesunde Mittelweg“ mit dem man wohl langfristig am Besten fahren wird…

PS: sehr interessante und lehrreiche historische Exkursionen oben, Danke an alle Beteiligten!

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Danke für Deine Zustimmung!

Aber wie Du vermutlich weißt, gibt es zu dieser Position (wie zu jeder anderen auch)

auch die gegensätzliche :wink::

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Sport (zumindest Spitzensport) von Politik zu trennen scheint mir weitestgehend unmöglich. Und auch im Westen war jahrzehntelang Sport ein Politikum, ich erinnere an den Olympiaboykott 1980 u. a. von den USA und der BRD. Das halte ich in der Regel vor allem für eine Frage der Verbände. Von einzelnen Sportlern erwarte ich zumindest nicht, sich politisch zu positionieren. Tun sie es, ist es völlig ok. Wenn nicht, ist es auch in Ordnung.

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Ich hoffe mal wir befinden uns weder in Gefahr noch größter Not :wink:

Aber ja, nachdem wir wohl gerade weder nach Pforzheim noch in den Schwarzwald wollen ist das mit dem Mittelweg offenbar wirklich nix:

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Gut, das stimmt, aber das waren Ausnahmen, die zudem von den Verbänden bzw. Regierungen beschlossen wurden und bei denen nicht etwa Spieler gefragt worden wären, was sie davon halten.

Ansonsten jedoch waren politische Meinungskundgebungen von Fußball-Profis ziemlich tabu. Wenn man mal von Paul Breitner absieht, der sich oft politisch positionierte, wäre es, um mal ein Beispiel zu nennen, in den 1970er Jahren ein Tabubruch gewesen, wenn z.B. ein Günter Netzer oder gar der Bundestrainer öffentlich gesagt hätten, dass sie bei der anstehenden Bundestagswahl SPD (oder wahlweise CDU) wählen.

Da hätte es geheißen, die sollen sich auf den Fußball konzentrieren und ihre politische Meinung gefälligst für sich behalten.

Ganz so war es auch nicht. :slightly_smiling_face:

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Okay, Du hast mich mit diesen Beispiel widerlegt.
Aber glaub mir, das waren sehr seltene Ausnahmen, und ich habe die Fußballer bis etwa zur Wiedervereinigung damals immer als unpolitisch wahrgenommen.

Interessante Diskussion. Meiner Meinung nach muss man bei der Frage, ob der Fußball – respektive der Sport schlechthin – per se politisch ist, klar zwischen Vereinsfußball bzw. Vereinssport und Nationalmannschaftsfußball bzw. -sport differenzieren.

Im Vereinsfußball steht der Spieler in einem Arbeitsverhältnis zu seinem Verein. Joshua Kimmich ist Arbeitnehmer des FC Bayern, so wie Heinz Müller Arbeitnehmer von Volkswagen ist.

Wenn der FC Bayern außerhalb der deutschen Landesgrenzen auftritt, vertreten er und Kimmich Deutschland so viel und so wenig, wie Volkswagen und Heinz Müller es tun, wenn sie außerhalb der deutschen Landesgrenzen auftreten.

Gänzlich anders hingegen ist es im Nationalmannschaftssport. Hier trägt Josua Kimmich kein Trikot des FC Bayern, sondern ein Trikot von und für Deutschland. Auf Nationalmannschaftsebene arbeiten die Sportler nicht für einen Arbeitgeber, sondern sie repräsentieren ihr Land.

Nationalmannschaftssport ist also per se politisch.* Es stellt sich nur noch die Frage, wie die Sportler, die die deutschen Farben tragen, ihre politische Repräsentationsfunktion ausfüllen sollen – und darüber kann man in vielerlei Hinsicht trefflich streiten.

Aber zu sagen, dass Nationalmannschaftssport oder Sport in den Farben des Landes (Olympia etc.) unpolitisch sei oder man sich dafür entscheiden könne, dabei unpolitisch zu bleiben, ist schon im Ansatz falsch, weil diese Sportler durch das Tragen der Flagge notwendig ihr Land repräsentieren und sich damit in der Sphäre des Politischen bewegen.

(Welche Partei Berti Vogts wählt oder welche politischen Überzeugungen ein Paul Breitner oder ein Günter Netzer in der Öffentlichkeit äußern, ist hingegen nicht mehr oder weniger politisch, als wenn ich oder einer von Euch das täte).

*

Gilt in dem Maße, indem man eine nicht-hoheitliche Vertretung der Nation, signalisiert durch das Tragen der deutschen Farben und Flagge und das Auftreten „für Deutschland“, auch wenn dies nicht in offizieller politischer Funktion oder mit offiziellem politischen Auftrag geschieht, als Repräsentation Deutschlands im Ausland anerkennt.

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