Was sagt denn Lulas?
Ab wann ist man denn relevant? Ernstgemeinte Frage!
Gute Frage! Deshalb suspensiere ich den Begriff „irrelevant“ und ersetzte ihn durch „unbeteiligt“. Schalke hat mit Quatar nicht viel zu tun. Der FC Bayern ist nicht „irrelevant“ bzw. „unbeteiligt“, weil er einen quatarischen Sponsor hat: Würde vom FC Bayern ein ähnliches Statement kommen, so wäre dies relevant.
A propos Schalke: Im Ukraine-Krieg waren sie nicht „irrelevant“, sie hatten einen russischen Sponsor und haben sich sofort von ihm getrennt: Das war wirklich „relevant“!
Am meisten nervt, dass es immer schwieriger wird, sich nicht politisch zu dieser WM zu äußern. Es fällt schwer, den Kritikern ihrer Heuchelei nicht einmal komplett um die Ohren zu hauen.
Ich denke sobald die ersten Spiele anlaufen, wird das zumindest leichter, denn dann geht es um den Sport und die Ergebnisse.
Achso, aus dieser Perspektive macht das Sinn
Wer in der westlichen Welt Medien konsumiert, wird zumindest mit einer negativen Haltung zum Austragungsland konfrontiert.
Beispiel - Football Weekly, der meistgehoerte Fussballpodcast der Welt von The Guardian, begleitet jede seiner Folgen mit einem Feature um die Korruption und Menschenrechtsverletzungen in Katar. Das sind Fussballexperten, die hier nur unter der Bedingung des Ausgleichs durch politische Berichterstattung ueber Fussball reden.
Ganz sicher nicht nur ein deutsches Phaenomen, um deine Frage direkt zu beantworten.
Ich habe letztens beim Durchzappen irgendwo in den Nachrichten ein Interview mit einem argentinischen oder brasilianischen Fan gesehen, der sagte, dass diese ganze Menschenrechtsberichterstattung eher in Europa ein Thema ist, in Südamerika so gar nicht.
Bei den Gastarbeitern wohl auch nicht so sehr.
Sie wissen, dass sie da unter miesen Bedingungen arbeiten, aber es ist wohl gerade finanziell, immer noch deutlich besser, als in ihren Heimatländern.
Kann ich bestätigen: hier in Brasilien ist das gar kein Thema. Da käme keiner auch nur auf die Idee, die WM zu boykotieren. Ich behaupte sogar, 90% haben nicht mal etwas mitbekommen von der Menschrechtsdiskussion.
bei den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in weiten Teilen der Welt verwundert das nicht wirklich… deshalb gehts ja überall dahin - aber das ist ein anderes Thema…
Wenn ich überlege was bei uns los wäre, würde unser Kapitän sich weigern eine Regenbinde zu tragen wie es gerade Hugo Lloris tut, den Aufschrei würde man im letzten Winkel unseres Landes hören.
In Südamerika so liest man, sind alle heiß wie Frittenfett auf diese WM. Da ist nichts zu hören vom Katar Blues oder ähnlichem. Schon gar nicht von Boykott.
Das Problem hierzulande ist, dass zu wenig über den Tellerrand geschaut wird. Man meint die Positionen in D hätten eine allgemeine Gültigkeit. Wir irren uns da aber gewaltig respektive überschätzen unsere Wertvorstellungen im Vergleich zu denen anderer Nationen.
Ich denke in den nordischen Ländern, gerade Dänemark ist das Thema Katar fast noch heißer wie bei uns. Auf anderen Kontinenten und sogar rund um uns herum ist die Stimmung sicherlich kritisch, aber nicht in dem Ausmaß wie es bei uns der Fall ist.
Dass der Weltmeistertitel weniger wert sein soll, als jener aus Russland oder Brasilien erschliesst sich mir darum überhaupt nicht. Bei uns wird es schwächere TV Quoten geben und das Interesse ist niedriger. Aber weltweit gesehen, ist das nach wie vor ein Event der rund um den Globus die Menschen interessieren wird und in den Ländern die dabei sind, wird mitgefiebert werden.
Das sehen auch nur die deutschen Moralaposteln so. In 199 von 200 Ländern würde der WM-Titel 2022 frenetisch gefeiert werden.
Nicht falsch verstehen: Ich halte diese WM in einem diktatorischen Wüstenstaat ohne fußballerische Tradition für vollkommenen Unfug. Das mindert aber nicht den sportlichen Wert des Titels. Siehe auch CL-Turnier 2020…
Das einzige was den Stellenwert des Titels schmälern könnte, wären lahme torlose Begegnungen bei 40°C. Dahingehend bin ich gespannt wie die Leistungen auf dem Platz aussehen werden.
Sollte da tatsächlich Fußball gespielt werden, gibt es keinen Grund überhaupt Unterschiede zu anderen Jahren zu machen.
Auch Vuvuzelas waren vollkommener Unfug.
Das ist nicht gegen Dich persönlich, aber ich muss zu dem folgenden Gedanken was sagen:
Das Problem hierzulande ist, dass zu wenig über den Tellerrand geschaut wird. Man meint die Positionen in D hätten eine allgemeine Gültigkeit.
Ja, Menschenrechte haben Allgemeingültigkeit.
Es geht nicht um „Wertvorstellung“. Das Recht auf Leben und Menschenwürde sind inveräußerliche Rechte, das was uns als Zivilisation ausmacht.
Es geht darum, dass wir diese Rechte gegen billiges Öl und Gas, und die FIFA das gegen 3 „steuerfreie“ Rolex im Gepäck und Geld auf Nummernkonto in Panama verkauft haben.
Da „wir“ ja nicht betroffen sind und dann gerne so tun als wäre es bloßer woker Firlefanz, damit wir nicht nachdenken müssen, nicht Stellung beziehen, nicht dabei gestört werden vor der Glotze mit Chips und Bier.
Der Arbeiter aus Bangladesh, der dort rechtlos arbeiten muss, keine Gehalt bekommt, bei der Arbeit stirbt, ist genau deswegen rechtlos, weil es keine Sau interessiert und Katar und wie sie alle heißen damit durchkommen.
Daran zu erinnern, das zu kritisieren ist keine Moralapostel- oder Gutmenschentum.
Nein, wem es scheissegal ist ist schlicht Gewissenlos.
Dann steht halt dazu.
Ja, aber bei Katar wird äußerst genau hingesehen, jeder Sender produziert 'ne Doku und Talkshows.
Ich bin sehr, sehr gespannt, ob 2026 in den USA genauso hingesehen wird: Von Guantanamo über NSA bis Julian Assange spricht derzeit keine Sau.
Katar dient momentan als willkommenes schwarzes Loch, das alle Aufmerksamkeit absorbiert.
Ich fühle mich hier direkt angesprochen.
Wenn Du dieser Meinung bist, mir seinen Menschenrechte etc. pp, dann will ich Dich nicht vom Gegenteil überzeugen.
Ich sehe nicht, dass ich jemals geschrieben hätte, dass man das nicht kritisieren sollte. Dem ist überhaupt nicht der Fall. Das Wort Moralapostel habe ich nicht im Wortschatz und erst recht nicht was von „wokem Firlefanz“.
Wenn Du mich in diese Ecke schieben willst, sei Dir das unbenommen. Ich bin der Meinung, dass dieses Urteil unfair ist und auch nicht ausgewogen.
Im übrigen sind soziale und faire Arbeitsbedingungen ein Thema das weitaus größer ist, als eine WM oder das Land Katar.
Das stimmt schon. Trotzdem hatte ich bei diesen Spielen das Gefühl, da spielt eine Mannschaft die das Zeug zum Champion hat. Da waren Dinge dabei die sahen atemberaubend aus.
Die Ausrottung der Dinosaurier geht auch auf das Konto der NSA, ohne Zweifel.
Der Axolotl ist auch gefährdet … wer wohl dahinter steckt? Vielleicht weiß Julian Assange Bescheid?
Sorry, das war nicht gegen Dich gemeint, das sieht man ja auch in Deinem Post, mir geht es aber darum klarzustellen, dass es eben nicht irgendwelche deutsche / europäische Befindlichkeiten geht und die Wörter Moralapostel, Gutmensch und der Duktus „nervt mich nicht, interessiert anderswo doch auch keinen“ findet man leider allzu oft.
Hab es angepasst.
Auch wenn jetzt gleich ein Shitstorm über mich hereinbricht, aber diese Fragen muss ich stellen:
Muss der Arbeiter aus Bangladesh in Katar arbeiten? Wurde der zur Zwangsarbeit verpflichtet? Könnte der einfach zu Hause bleiben oder woanders hingehen?