Ich denke, es ging wohl darum, dass man kein Vertrauen mehr hatte, dass die Mannschaft sich unter JN wesentlich weiterentwickelt bzw. das Niveau, welches man in einigen Spielen sehen konnte, verstetigen kann. Man muss diese Einschätzung nicht teilen, aber m.E. war die Entscheidung pro Tuchel richtig. Alles Weitere wurde schon oft beschrieben, durch das Interesse anderer, prominenter Clubs an Tuchel war ein Handlungszwang geboten. Meiner Meinung nach überwiegen also erhoffte langfristige Effekte das Risiko des kurzfristigen Scheiterns. Gegen City war das sowieso immer gegeben, gegen die meisten anderen in der CL verbliebenen Teams wären wir in der Verfassung von gestern Abend weitergekommen. Das Pokalspiel gegen Freiburg war keine Glanzleistung, aber das Ausscheiden letztlich einfach Pech wegen des späten Elfmeters. Der Tenor bei den Nagelsmann-Apologeten war ja auch hier, er habe nicht genug Vorbereitungszeit gehabt - was soll Tuchel denn da sagen?
Die Entscheidung gegen eine echte Neun würde ich auch hauptsächlich an Nagelsmann festmachen, der sich mit seinen taktischen Vorstellungen einfach verkalkuliert hat. Mit Tuchel, und ich meine, das gestern schon gesehen zu haben, wird unser Vortrag wieder mehr Struktur und Ordnung bekommen. Glaubt man der Kicker-Spielstatistik, haben wir mehr Pässe (558 zu 427) gespielt, bei besserer Passquote (87% zu 82%). Auch hatten wir demzufolge mehr Ballbesitz (56%), was ich sehr überraschend finde.
Natürlich überwiegt die Enttäuschung darüber, dass wir jetzt schon nach dem Hinspiel so gut wie ausgeschieden sind, aber das Ergebnis erzählt mMn. nicht die ganze Geschichte. Schon lang kein Spiel mehr verfolgt, das eigentlich lange offen war und dann durch so entscheidende Kippmomente geprägt wurde.
Hätte mir jemand vor dem Spiel gesagt, dass Bayern in Manchester 56% Ballbesitz, ein Plus von 130 mehr gespielten Pässen und eine um 5% bessere Passquote (87% zu 82%) aufweist, nur um dann mit einem absolut ernüchterndem 0:3 nach Hause zu reisen, hätte ich an seinem Fussballsachverstand gezweifelt. Andererseits bestätigt das, wie sich der Ansatz von City in Spitzenspielen verändert/weiterentwickelt hat, denn genau auf diese Weise (36% Ballbesitz, 221 weniger Pässe und eine Passquote von nur 72%) konnten sie in dieser Saison bereits auswärts bei Arsenal mit 3:1 bestehen.
Die beiden Partien ähneln sich auch darin, dass die Chancen für City fast komplett aus individuellen Fehlern des Gegners oder ihrem starken Pressing entstanden sind. Sobald Bayern geordnet stand, drohte im Prinzip keinerlei Gefahr. 90% der gefährlichen Aktionen vor dem Bayern-Tor wurden durch Ballverluste im Aufbau eingeleitet.
Der Sieg für City ist zwar hochverdient, aber der Spielverlauf und die Chancenverteilung liegen deutlich näher an einem 2:1 als 3:0. Bayern darf sich trotzdem nicht über das Ergebnis beschweren, weil derartig viele Aussetzer in der letzten Reihe (Sommer und 2x Upa) werden auf diesem Niveau nun mal bestraft (steckt widerwillig 5€ ins Phrasenschwein).
Individuell war das an diesem Tag einfach nicht gut genug. Davies wirkte über die gesamte Spielzeit überfordert und Upa war abermals im Dr. Jekyll und Mr. Hyde Modus. Von Tuchels Konzept bin ich jedoch weiterhin überzeugt. Offensiv fehlte ein Stück die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und mit einem fitten Choupo, statt einem sichtlich außerhalb seiner Komfortzone agierenden Gnabry, hätte das wahrscheinlich noch zielstrebiger und torgefährlicher ausgesehen, wobei ein Tor auch mit dieser Aufstellung definitiv drin war.
Am Ende lief einfach viel gegen Bayern (z.B. den Sonntagsschuss mit links schlenzt Rodri die nächsten 2-3 Jahre nicht noch einmal so in den Winkel), wodurch das Weiterkommen in Weite Ferne gerückt ist, aber ich bin relativ positiv gestimmt, dass sich Bayern mit einem Sieg in München aus dem Wettbewerb verabschiedet
„Sonntagsschuss“ war mein Direktkommentar nach dem 1:0, wobei meine Freundin, die zwar keine Muttersprachlerin ist, aber hervorragend Deutsch spricht, wissen wollte, was der Ausdruck bedeutet. Ich sagte: das gelingt ihm bei 100 Versuchen genau ein Mal…Doof nur, dass es ausgerechnet zu dem Zeitpunkt war.
Edit: Danke außerdem für die Berichtigung zu den Passquoten: ich schrieb zunächst versehentlich 89%, es waren aber laut Angabe 87, wie du schreibst.)
Schade auch, dass die Eindrücke der letzten 20 Minuten zumindest aus Bayern-Perspektive ein wenig die Tatsache verdecken, dass es sich da lange um ein rassiges, hochklassiges und enorm spannendes Match handelte.
Ich knabber jetzt noch mental an den letzten 20 Minuten - ich fürchte, den Spielern geht es eher noch schlimmer. Bis dahin hab ich genauso wie du ein wirklich gutes und recht ausgeglichenes Spiel gesehen, in HZ2 hatte ich das gute Gefühl, das kann noch mindestens ein Punkt werden. Und dann. Der Bock von Upa, Haaland mutiert zu Manni Kaltz und der 1,73-Mann Bernardo Silva zu Horst Hrubesch - und ab dann bin ich gefühlt jede Spielminute einen Zentimeter tiefer in den Sessel gerutscht, da lief wirklich so gut wie nichts mehr…
Egal, Mund abwischen, wie immer. Im Rückspiel alles raushauen was geht und von mir aus auch mit offensiver Spielweise und hohem Pressing - mehr als Rausfliegen geht nicht. Und dann lieber mit Pauken und Trompeten in der Hoffnung, dass City keinen Sahnetag erwischt. Im Regelfall ist das Ding eh durch.
Defintiv, da wäre deutlich mehr drin gewesen, mindestens eine nur knappe Niederlage, eher aber ein Unentschieden.
Aber die Gesamtzahl von kapitalen Böcken, die dann geschossen wurden, lässt einen doch ratlos zurück.
Ich persönlich habe auch bei Upamecano keinerlei Hoffnung mehr, dass der sein nervliches Problem in den Griff bekommt. Und dann immer das Gerede, das werde schon noch, er sei doch „noch jung“ … Upa ist 24, De Ligt 23 - letzterer zeigt, wie Stabilität geht, spielerisch wie nervlich. Solche Typen brauchen wir, keine verschreckten Kaninchen, die in Manchester komplett hyperventilieren.
Die Vergleiche mit Boateng oder Alaba passen da auch nicht; die waren einfach anfangs leichtsinnig bis überheblich, das kann man ihnen abtrainieren. Aber die pure Angst, die bei Upa immer in solchen Spielen aus den Augen schaut, kriegt man nicht weg; mindestens nicht mit Training, evtl. könnte da ein Psycholge was machen.
Yann Sommer kann man nun wirklich keine Schuld geben, der hat noch eine höhere Niederlage verhindert…
Wäre sicherlich auch eine Variante gewesen, aber in Normalform ist Upa m. E. der bessere Innenverteidiger. Leider hatte er die gestern nicht bzw. war nach dem Schnitzer vor dem 0:2 dann komplett von der Rolle.
Upamecano hatte einfach einen gebrauchten Tag - das kann passieren, das werfe ich ihm auch gar nicht groß vor. Das hatten auch schon andere.
Aber wenn man das als Laie/Fan erkennt und auch ein Benedikt Höwedes schon zur Halbzeit sagt, Upa hätte heute nicht seinen besten Tag, dann frage ich mich, ob unser Trainer Team das nicht sieht oder ignoriert - und überlege gerade, was ich davon schlimmer fände…
Hätte, Wenn und Aber…Schlampig nach vorn gespielt, in der Abwehr geflattert, einige weit unter Normalform, vorn kaum Mut vorhanden…
Bei so einem Spiel auf Augenhöhe entscheiden schon kleine Patzer über Wohl und Leid. Bayern in Normalform hätte das Spiel anders gestaltet.
de Ligt musste ja auch schon in HZ1 behandelt werden. Nimmt man Upa jetzt raus und de Ligt muss später auch noch raus, dann wäre es in der IV schon eng geworden.
Tuchel wollte sich Körperlichkeit gegen Haaland. Die bringt upa normalerweise mit.
Viel schlimmer/wichtiger sind ganz andere Fragen:
warum stand kimmich mehrmals bei Standards gegen Haaland ??? Was sollte das denn?
unser Mittelfeld ist nicht pressingsicher anspielbar. City hat upa den Ball gelassen- und abgewartet. Nach vorne lang ging auch nichts - weil der Ball dann sofort wieder gekommen wäre
wieso wird coman nicht kritisiert? Er reiht sich , auch seit Jahren , sehr gut neben Sane und gnabry ein. 2-3 Spiele gut- dann verletzt oder unsichtbar. Und wenn was klappt, dann auch viel zu viele falsche Entscheidungen bzw schwache Abspiele/ Abschlüsse
Wo seht ihr bei ihm Fortschritte in den letzten Jahren?
Upa ist ein Spieler, der immer wieder richtig schlechte Spiele macht. Und angesichts der Erfahrung von mehr als 150 Ligaspielen ist er nun wirklich nicht mehr unerfahren. Das spielt das Alter keine Rolle mehr, weil er auch schon vieles gesehen und erlebt hat. Natürlich macht jeder Spieler mal Fehler, aber bei Upa sehe ich in den ersten 20 Minuten, ob er mal wieder ein schlechtes Spiel abliefern wird oder nicht. Und eigentlich kannst Du ihn dann auch sofort auswechseln, weil er in solchen Spielen dann zu viele Fehlpässe spielt/Ballverluste hat. Gestern war nach in seinen zwei Ausrutschern ganz am Anfang des Spiels und den ersten Fehlpässen zu Beginn (die teilweise gänzlich ohne gegnerischen Druck kamen) zumindest mir klar, dass er mal wieder ein schwaches Spiel machen würde. Und was mich generell an der Abwehr nervt: da wird viel zu selten ein Ball mal rausgeschlagen, sondern man versucht immer noch im eigenen Stafraum unter Druck zu kombinieren. Genauso lädst Du den Gegner zu Torchancen ein. Das war unter Nagelsmann leider schon so und ist unter Tuchel leider auch noch nicht anders.
Das ist auch eine Alterssache. Irgendwann ist man einfach nicht mehr beweglich genug. Hat man die letzten Jahre bei Neuer beobachten können und kann man aktuell auch bei Sommer sehen, wenn sie mit dem Ball am Fuß einigermaßen schnell sein müssen.
Das ist aber auch das Konzept von Pep, den Gegner müde zu spielen und ihn dann in Fehler reinzutreiben. Seine Mannschaften laufen wie ein Uhrwerk, die können so ein Spiel ausgeglichen halten, ohne dafür viel investieren zu müssen, weder physisch noch mental. (Da kann Pep dann auch mal einen Gaudino einwechseln, ohne das etwas passiert.)
Unserer Mannschaft hingegen fehlt es aktuell komplett an Automatismen und die Spieler müssen extrem konzentriert sein, um das Spiel zu halten. Das ist auf diesem Niveau einfach nicht über 90 Minuten machbar, irgendwann wird der Kopf müde und individuelle Fehler sind entsprechend die logische Konsequenz.
Deswegen war das Spiel auch nicht wirklich auf Augenhöhe, auch wenn es eine Stunde lang so aussah. Denn City hat deutlich weniger dafür gemacht und sich ihre Kräfte aufgespart.
Coman habe ich oben bereits genau wie Gnabry als „Totalausfall“ tituliert.
Die haben mir beide zu wenig Bälle gefordert und dann gehalten geschweige denn was draus gemacht. Das ist bei beiden durchaus ähnlich, meistens ein Schlenkerer zu viel, viele Ballverluste, schlechte Schüsse und dazu quasi keine Defensivaktionen. Vorm Spiel hatte ich den Bankplatz von Müller unterschrieben. Hinterher weiß ich nicht ob der nicht wenigstens mehr geackert hätte.
Natürlich war die Intention dass man tief steht und dann mit schnellen Kontern punktet. Leider hat nur 1/3 des Personals (Sané) gestern funktioniert. Warum Coman ähnlich wie Upa zwischen welt- und kreisklasse pendelt ist mir ehrlich auch schon seit Jahren ein Rätsel.
Coman ist doch Weltklasse. Wurde mir hier von einigen vor kurzem um die Ohren gehauen.
Ich warte immer noch auf den Beweis. Gestern wäre ein guter Tag dafür gewesen. Aber leider…