Gerade nach einem familiären K-Freitag (K wie Kompany, Kimmich, Kane und Koretzka) wieder hier rein gesehen:
Kompliment an alle Diskutanten für den sachlichen, fairen und inhaltlich tiefer gehenden Austausch. So macht das Forum Spass!
Ganz kurz meine 2 Cents dazu: Insgesamt habe ich TT letzte Saison als taktisch cleverer erlebt, als VK heuer. Aber VK hat noch viel Potenzial und tut unserem Verein in anderer Hinsicht einfach sehr gut. Insofern für mich ein guter Wechsel.
Ich denke Kompany gewinnt für mich, weil er Davies, Kimmich und Musiala vom Verbleib bei Bayern überzeugen konnte. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob man diese Spieler hätte halten müssen. Wenn man Kimmich und Davies im letzten Jahr verkauft hätte und Musiala in diesem Jahr wäre es mit dem Erlös wahrscheinlich möglich gewesen eine gut auf Tuchel angepasste Mannschaft zu formen. Ich bin aber so wie es aktuell ist ganz glücklich. Daher sage ich auch der beste Trainer seit Pep.
Abseits von Statistiken eine persönliche Einschätzung, die Tuchel nicht so gut wegkommen lässt.
Beim Duell gegen Real im Vorjahr waren einige Spieler zwar fit, aber aufgrund ihrer damaligen Form nicht mit gutem Gewissen einsetzbar. Kompany hat sie alle wieder in die Spur gebracht und sie zeigten, dass sie durchaus das Niveau haben, um bei Bayern nicht nur die Bank zu füllen.
In Madrid saßen z.B. Davies, Upamecano, Kim und Goretzka auf der Bank. Davies wurde für Gnabry als Offensivmann eingewechselt, weil er als LV einfach nicht für so ein Spiel brauchbar war in seiner damaligen Form. Kim war auch nur Notnagel. Upamecano und Goretzka kamen in dem Spiel erst gar nicht zum Einsatz, weil sie in einem Zustand waren, der meilenweit weg von ihrem eigentlichen Niveau war. Und das krasse war, dass alle vier Spieler zu dem Zeitpunkt körperlich fit waren, während sich Kim und Goretzka aktuell mit Blessuren abkämpfen müssen und trotzdem noch (Kim aktuell vielleicht ausgenommen) das Niveau für ein CL-Viertelfinale aufweisen.
4 solche Spieler so dermaßen weit weg von ihrer Form im Kader zu haben, laste ich auch dem Trainer an und seinen „Fähigkeiten“ im Umgang mit Spielern. Da geht es wohlgemerkt größtenteils nicht um junge Spieler bzw. Neuzugänge.
Immer schwierig diese Vergleiche, vor allem wenn der eine seine Bayernzeit noch gar nicht hinter sich hat, also noch sehr vieles in jede Richtung passieren kann.
Bei Tuchel alleine ist es dagegen absolut simpel eine Bilanz zu ziehen. Er ist hier so krachend gescheitert, wie noch wenige andere Trainer vor ihm.
Ich will ihm natürlich nicht seine Erfolge absprechen die er vor Bayern hatte, oder die er in Zukunft noch haben wird.
Aber hier war er so was von der falsche Mann zur falschen Zeit. Nichts schlimmeres hätte passieren können, als wenn er im letzten Frühjahr zugestimmt hätte doch noch weiterzumachen.
Ich würde das CL-Halbfinale gegen Real ebenfalls relativ hoch einschätzen - immerhin der größte Erfolg auf internationaler Bühne seit nun einem halben Jahrzehnt.
Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Leverkusen Meister ist (Bayern war sogar nur Tabellendritter wegen eines fehlenden Spiels).
Trotzdem stand man relativ nah davor, auswärts in die Verlängerung beim späteren Titelgewinner zu gehen (ohne die Fehler in den letzten Minuten oder wenn MdLs Treffer anerkannt worden wäre). Die Leistung habe ich in Nachhinein als sehr kämpferisch wahrgenommen, was angesichts einer extrem enttäuschenden Saison (=Entthronung in der Liga nach Dekaden der Dominanz) bemerkenswert war.
Ich denke den Punkt des „CL-Tuchels“ kann man machen. Unter VK war die Königsklasse eher durchwachsen. Nicht umsonst hat Kimmich die fehlende Spitzenklasse in der diesjährigen CL angesprochen und darauf hingewiesen welchen Platz man in der der Vorrunde des neuen Formats eigentlich einnahm: die sogenannte „Quali“.
Einen Punkt möchte ich noch zur Statistik machen: VK hat in der Bundesliga die „xG against“ stark gedrückt. Was ihn und Tuchel aber einigt, sind deutlich mehr Gegentore, als xG against. Übersetzt heißt das: die Gegner machen unter beiden Trainern aus wenigen Chancen Tore. Angesichts der Dominanz Leverkusens war das vergangenes Jahr am Ende relativ egal. Unter VK hat sich die Mannschaft mit diesen „billigen Gegentoren“ mehrmals in unnötige Schwierigkeiten gebracht. Sonst wäre die Meisterschaft vielleicht schon länger fix. In einem anderen Justin-Blog wurde darüber ausführlicher diskutiert. Fest steht: alle Tabellenführer in Europa haben ungefähr gleich viele oder weniger Tore kassiert, als die xG against haben. Nur diese Bayern verspielen in dieser Saison eigentlich gute Abwehrleistungen.
Die Ursünde von Tuchel war, dass Nagelsmann für ihn gehen musste.
Das hätte nicht stattgefunden wenn er nicht verfügbar gewesen wäre.
Ich denke das schwingt bei der Kritik an ihm oft mit.
Besonders wenn man Nagelsmanns Taktik mochte und jetzt von Kompany zumindest eine imperfekte Interpretation bekommt.
Die Einschätzung von Justin kann ich gar nicht teilen.
Nach dem alten Modus wäre man in der CL als Dritter in der Gruppenphase ausgeschieden. Was für eine Blamage! Fast keines der Spiele hat wirklich überzeugt im Gegensatz zum letzten Jahr. Die Offplay-Spiele kann man nicht mit rechnen.
In der Bundesliga hat zwar Kompanie erst mal Kabine, Fans und Presse mit seinem offensiven Spielstil hinter sich gebracht, das war gut. Aber man plant eine Saison auf den Saisonhöhepunkt, Frühling, aufsteigend. Bei Kompany ist aber ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen, auch in der BL. Eine wirkliche Weiterentwicklung ist nicht zu erkennen.
Würden Lev und Stuttgart wie letztes Jahr spielen, dann würden die Bayern auch wieder auf Platz 3 hängen, mit den üblichen Auswirkungen auf Kabine, Vorstand und Presse.
Tuchel hat Verletztungssorgen schon zum Jahreswechsel gehabt, Kompany erst jetzt. Aber bei Kompany sind alle überspielt, weil er nicht rotiert. Wenn man bis zum Jahreswechsel rechnet, waren beide auch punktgleich.
Auf der Vereinsseite war Tuchel von Anfang an angezählt, weil er von einem Vorstand geholt wurde, der bereits auf seine Entlassung gewartet hat. Dieses Jahr hat man es fertig gebracht, Eberl trotz heftiger Kritik, noch nicht zu entlassen.
Zusammenfassend, kann ich sagen, dass Kompany wesentlich bessere Voraussetzungen hatte und einen tollen Start hingelegt hat, aber die Mannschaft nicht weiterentwickelt hat und einen deutlichen Abwärtstrend erkennen lässt.
Wenn man nur Ergebnisse liest, kommt man zu so einer verdrehten Einschätzung.
Tuchel hatte sechs Spiele gegen Mannschaften mit Europa-League-Qualität. Nur in maximal zwei war er klar überlegen, in mindestens drei hatte er Glück zu gewinnen. Die Spielanlage war inkonstant und ein Vorbote von dem, was man in der Rückrunde auch in der Bundesliga dann sehen konnte. Wer das klein redet, liest und urteilt eben nur nach reinen Ergebnissen. Dann sollte man aber wenigstens so fair sein, das auch bei Kompany zu tun und dann sieht man sehr deutlich, dass in dessen 14 CL-Spielen nicht viel schlechtere Ergebnisse stehen als in Tuchels 12. Dass der Punkteschnitt von Tuchel um 0.15 höher liegt und gerade so bei 2.0 ist vor allem Kopenhagen und Galatasaray zu verdanken und weniger Tuchel.
Was vor allem daran lag, dass Bayern die beste Saison seit 21/22 (nur drei Tore schlechter aktuell) und davor 17/18 spielt (abseits der letzten Freak-Saison von Leverkusen). Und die Hinrunde nochmal stärker war. Man muss es auch nutzen können, wenn Konkurrenz patzt.
Ich stimme dir absolut zu und ich genieße die Zeit mit Kompanie, was bei Tuchel nicht der Fall war.
Und eins noch zum Spaß: Wenn Leverkusen patzt müssen wir da sein!
Kompany besitzt einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber seinen Vorgängern: Er genießt die volle Unterstützung von Freund u. Eberl bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit und kann sich dementsprechend komplett auf seinen sportlichen Verantwortungsbereich fokussieren.
Flick, Nagelsmann u. Tuchel sind sicher grundsätzlich deutlich auskunftsfreudigere Gesprächspartner im Vergleich zu Kompany, aber zu einem gewissen Maß waren Sie eben auch dazu gezwungen als Sprachrohr des Vereins zu agieren. Denn Brazzo u. Kahn haben sich - nicht nur bei heiklen Themen - oftmals rar gemacht und es dann dem jeweiligen Trainer überlassen, etwaige Unruhefaktoren wegzumoderieren.
Deswegen hab ich so einige Zweifel, ob die aktuell clevere Kommunikationsstrategie von Kompany, bei seinen Aussagen penibel darauf zu achten keine Angriffsfläche zu bieten, in der Vergangenheit funktioniert hätte.
Für Flick hätte es im Gegensatz zu Nagelsmann und Tuchel aber auch gar keinen Grund gegeben, sich als Sprachrohr zu generieren. In Nagelsmanns Amtszeit fielen einige Ergebniskrisen und es gab eine Menge Unruhe (Impfung Kimmich, Unfall Neuer, Entlassung Tapalovic) und entsprechend auch viele Fragen, bei denen Nagelsmann gerne vorgeschickt wurde. Bei Tuchel war ebenfalls viel los (Sane vs. Mane, Kaderfragen, Mazraoui-Posts, Entlassung aber Bewährung bis zum Saisonende). Da war ebenfalls eine Menge los.
Was wäre eigentlich unter Flick in Sachen Unruhe los gewesen, wenn er nicht selbst immer wieder öffentlich die Schwäche des Kaders angeprangert hätte bzw. nicht imner wieder neue Spieler gefordert hätte?
Aber sehr vieles hatte eben mit ihm selbst zu tun.
Die Katar-Diskussion erhitzte sich übrigens erst so richtig ab der JHV 2021 und da war Flick schon beim DFB.
Kompany hat mich bislang nicht sonderlich beeindruckt. Aber er ist um Längen besser als Tuchel. Schon allein Tuchels Wunschspieler will man nun wieder schnellstmöglich loswerden, auch mit Verlust. Tuchel passte zum FC Bayern wie die Schlagsahne zur Currywurst. Dennoch wird Kompany keine große Zukunft bei den Bayern haben. War ja eh gefühlt 5. oder 6. Wahl.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass Flick teilweise einfach die Klappe halten sollte, liefert er aktuell wieder mit seiner Kritik am Spielplan.
Man muss hierzu ein paar Dinge wissen. In Spanien wird das Pokalfinale traditionell nicht wie in Deutschland nach dem letzten Spieltag gespielt, sondern immer vor dem Saisonende. Dafür findet vor dem Pokalwochenende eine englische Woche statt und alle Teams außer den beiden Pokalfinalisten haben dann eine längere Pause (falls sie nicht im Europacup-Halbfinale dabei sind).
Barcelona ist als Pokalfinalist und CL-Halbfinalist entsprechend doppelt getroffen, weil sie an zwei Terminen ran müssen, an denen andere Teams keine Spiele haben. Das nenne ich den Preis des Erfolgs.
Nachdem klar war, wie die CL-Halbfinalspiele terminiert sind (Barca hat von der UEFA die eher ungünstige Konstellation Hinspiel Mittwoch, Rückspiel Dienstag bekommen), hat LaLiga noch den Spielplan geändert und das Spiel in Valladolid, das am Sonntag hätte stattfinden sollen auf Samstag vorverlegt. Sonst hätte Barca nämlich zu wenig Pause nach dem Ligaspiel gehabt, bevor das Rückspiel in Mailand steigt. Flick regt sich jetzt auf, dass das vorverlegte Spiel erst um 21 Uhr angepfiffen wird und nicht schon ein paar Stunden vorher.
Vor ein paar Wochen hatte er sich echauffiert, dass der Nachholtermin am Donnerstag nach der Länderspielpause, für das wegen eines Todesfalles im Betreuerstab von Osasuna verlegte Spiel nicht passt, weil zwei seiner südamerikanischen Nationalspieler da nicht wirklich spielfit wären. Ein anderer Termin war aber schlicht und einfach nicht möglich und deshalb wählte LaLiga verständlicherweise diesen Termin, denn Barca hatte trotz des ungünstigen Termins für Raphinha und Araujo genügend Spieler zur Verfügung.
Bei seiner jüngsten Schimpftirade kam übrigens ein Ausspruch, der Flick mit dem nötigen Hintergrundwissen komplett lächerlich dastehen lässt:
„Jede Liga schützt ihre Klubs, wenn sie in der Champions League spielen - besonders im Halbfinale. Es ist unglaublich.“
Als ob die DFL jemals Rücksicht auf Bayern genommen hätte, wenn es um die Terminierung von Ligaspielen geht. Wie bereits erwähnt spielen wir heute und Leverkusen spielt morgen. Diese Terminierung wurde vorgenommen, als schon feststand, dass Leverkusen kein Viertelfinale in der CL bestreiten würde, Bayern aber schon. Und in den anderen Jahren war es auch nicht anders. Achtung Ironie: Vielleicht meint Flick, dass es Schonung vonseiten der DFL war, dass Bayern 2020 nach dem Sieg über Barcelona vor dem Halbfinale gegen Lyon kein Ligaspiel bestreiten musste. (der Grund war allerdings, dass die CL-Finalrunde nach Ende der Bundesliga gespielt wurde)