[Trainer] Thomas Tuchel (bis 30.06.2024) (Teil 1)

Davon können wir ausgehen, sonst hätte man sich ja mit der Ankündigung (Trennung im Sommer) lächerlich gemacht.

Aber realistisch betrachtet ist so ein Szenario mMn ausgeschlossen.
Die längste Niederlagen-Serie des FC Bayern beträgt 5 Pleiten in Folge, das war in der Saison 1977/78 :slight_smile:

So etwas wäre natürlich schade, aber auch ein nachvollziehbarer Grund. Wenn die Arbeit anfängt das Leben der Kinder negativ zu beeinflussen, kann man nicht weitermachen. Und dass andere Kinder die Kinder von Tuchel deswegen angehen ist auch vorstellbar, da Kinder grausam sein können.

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Ich setze in meiner persönlichen Sicht eben erst in der Zeit bei Ancelotti an. Natürlich kann man überall ansetzen, aber bei 11 gewonnenen Meisterschaften in Folge kann man eigentlich nicht eine Generalkritik der abgelaufenen Dekade umsetzen, ohne sich da auch widersprechen zu müssen. Aber Du merkst schon daran, dass ich allein zeitlich ein bisschen später ansetze und daher nur leicht unkritischer bin, als Du.

Nach Pep hatten wir eigentlich endlich ein jahrelang erklärtes Ziel der Vereinsspitze umgesetzt, uns eine spielerische Identität zu geben. Vor van Gaal haben wir Spiele gewonnen, aber wir hatten keine spielerische Identität und ehrlicherweise haben wir mehr Jahre als „Rumpelbayern“ verbracht und eben immer aufgrund individueller Überlegenheit gewonnen. Nun konnte jeder alleine am Spielstil erkennen: das ist der FC Bayern.

Die Spitze wusste rechtzeitig, dass Pep nach drei Jahren bei uns aufhören würde. Es war genug Zeit, einen nachhaltigen Plan zu verfolgen und sich auf die Suche nach einem Trainer zu machen, der wenigstens einen ähnlichen Spielansatz verfolgt, um Kontinuität zu schaffen. Stattdessen verfiel man sogar mit genug Zeit trotzdem wieder in das Muster „Wir holen den größten Namen, der gerade verfügbar ist. So haben wir es immer gemacht und gut.“

Dass dieser Move komplett dem langjährigen Ziel, uns eine spielerische Identität zu geben, komplett widersprach, mögen sicherlich auch vereinsintern einige erkannt haben, aber wer widerspricht schon den Altvorderen, wenn dazu noch ein Weltmann wie Ancelotti an der Linie steht.

Ancelotti ist unwidersprochen ein großer Trainer, aber als Nachfolger von Pep? Welcher Logik folgt das? Wofür steht Ancelotti? Er ist selbstverständlich kein Taktik-Trottel, aber seine größte Stärke ist menschliche Bindung zu seinen Spielern und ein fantastisches Gefühl dafür, welcher Spieler welche Freiheiten auf dem Platz brauchen. Das hätte nach van Gaal wahrscheinlich prima funktioniert, aber doch nicht nach Pep. Und so kam es, wie es kommen musste.

Und ab da sehe ich das leidige Thema, das uns bis heute verfolgt. Widersprüchliche Entscheidung, die eigentlich spätestens alle zwei Jahre eine Strategie konterkariert … sofern es überhaupt eine übergeordnete Strategie gab.

Kovac? Super Leistungen, die er mit Eintracht Frankfurt gebracht hat, super! Da hat alles gepasst, keine Frage! Aber der Ansatz, mit einer Mannschaft eine starke Defensive über vor allem Körperlichkeit zu generieren und spielende Gegner zu zermürben, bis man sie dann auskontern konnte war für unsere sportliche Führung das, was wir als FC Bayern spielen wollten?? Was war der Plan hinter dieser Entscheidung? Vermutlich keiner …

Die Zeit unter Flick hat dann vieles übertüncht, aber da scheiden sich die Geister. Was er da „abgezogen“ hat, war so einfach wie (im Nachhinein) genial und er hatte das Glück (oder das Gespür), dass das so funktioniert hat. Sein Ansatz des totalen Überrollens aller Gegner funktionierte nicht zuletzt durch eine dann doch tolle Mentalität der Mannschaft, der individuellen Klasse aber auch vor allem, weil die restliche europäische Fußballwelt zu lange gebraucht hat, diese dann doch relativ einfache Methode zu entschlüsseln. Schon ab der Zeit Halbfinale CL hat das immer weniger gut funktioniert und es war gut, dass wir die Titel dann noch alle eingefahren haben, bevor es dann vorbei war. Ich erinnere daran, dass wir bereits im Halbfinale wenig souverän waren. Danach war es dann auch vorbei mit der Übermacht.

Bei allem Respekt für Flick und der Mannschaft von damals, aber diese Taktik würde heute wahrscheinlich in neun von zehn Fällen nicht funktionieren.

Aber geschenkt, der Erfolg gab ihm Recht und wer würde nicht gerne eine Taktik durchsetzen können, die einen ein Jahr lang auf den Thron des europäischen Fußball hebt?

Und eigentlich hätte die Geschichte insofern gut weiterlaufen können, als dass mit dem Abgang von Flick, so unschön das alles lief, eigentlich genau das richtige passiert ist. Abgelöst von einem jungen, ehrgeizigen und bis dato erfolgreichen Trainer, der taktisch ein vielfaches mehr drauf hat, aber auch vor mächtigen Problemen stand und der es mit dem Kader nicht leicht hatte. Einige meinen, er wäre schlecht mit den Spielern umgegangen, andere meinen, zu viele erfahrene Spieler hätten ihn auflaufen lassen.

Ich persönlich tendiere zur zweiten Variante und insbesondere Lewandowski hat sich in dieser Zeit unmöglich verhalten, was dann auch in seinem unwürdigen Abgang mündete. Gerade er war Sinnbild, sich von Nagelsmann nichts sagen lassen zu wollen und es gab mehrere Journalisten unterschiedlicher Medien, die alle beobachtet haben wollen, dass sich Lewandowski (offenbar bewusst) nicht an taktische Vorgaben von Nagelsmann gehalten hat. Warum die eine Person so wichtig war? Weil Lewandowski eben DIE Person war und mit seinem Verhalten auch andere erfahrene Spieler beeinflusst hat. Nagelsmann Fehler war sicher die große Nähe zu Kimmich, mit der er Neuer gegen sich aufgebracht hat, der sich in der Folgezeit leider auch nicht mit Ruhm bekleckert hat und nach einem völlig irrwitzigen Skiausflug inklusive Langzeitausfall auch noch meinte, er müsste mittels Interview gegen den eigenen Verein wie ein bockiges Kind schießen, dass es nur so krachte. Dabei habe ich die völlig verkorkste WM, die insbesondere unsere Leistungsträger in ein tiefes Loch gestürzt hat, noch gar nicht erwähnt.

Mit all dem war Nagelsmann konfrontiert und wurde dabei insbesondere von Kahn, der sich zunächst nur als Esspresso-Tassen haltender CEO wenig als Wortführer zeigte, lange Zeit im Stich gelassen und fing erst an, klar Stellung zu beziehen, als er lange Zeit von den Medien dazu gedrängt wurde.

Wenn man mal alles zusammennimmt, was in dieser Zeit zusammenkam, insbesondere auch den Abgang von Lewandowski ohne entsprechenden Ersatz, dann hat Nagelsmann eine fantastische Arbeit abgeliefert, obwohl die Probleme damals sogar noch akuter waren, als jetzt im ersten halben Jahr. Und um dann diesen ganzen Irrsinn auf die Spitze zu treiben, feuern sie ihn nach einem zugegebenermaßen besch…eidenen Spiel, während er in allen Wettbewerben noch gut dabei war. Eine Entscheidung, die bis heute noch von vielen Seiten als grotesk angesehen wird und die auch am Ende mitentscheidend für die Entlassung von Kahn und Brazzo war.

Spätestens da hatte sich in der Mannschaft etwas festgesetzt, was nicht mehr zu korrigieren war und vielleicht auch nicht mehr zu korrigieren ist. Aber ich persönlich denke, es ist eine Mischung aus vielem, was durch all diese Vorgänge ausgelöst wurde, vor allem der Erkenntnis, dass sie jeden Trainer überleben und nicht angemessen selbst zur Rechenschaft gezogen werden.

Tuchel kam in dem Glauben, dass er es wie beim FC Chelsea machen könnte und legte wirklich Herzblut rein. Aber er hatte dann doch leider gewaltig unterschätzt, in welche Resttrümmer er da hineingeraten würde. Natürlich hat er auch selbst Fehler gemacht, aber ich persönlich mache ihm am wenigsten einen Vorwurf. Dass er nun gehen wird, ist meiner Meinung nach eindeutig mehr seine eigene Entscheidung als denn die Entscheidung des Vorstandes.

Und nun stehen wir an dem Punkt, an dem sich zeigen wird, ob wir zusammen mit Eberl auch mal den Mut haben, uns auf eine eventuell mal längere erfolglose Phase einzustellen, damit wir tiefgreifende Prozesse der Reformierung einleiten und durchalten können, oder ob wir wieder den gleichen Ansatz verfolgen, wie schon die ganze Zeit … so lange zu warten, bis ein großer Name frei ist, völlig egal welchen Stil und welche Philosophie dieser verfolgt und den Kader dann wieder flickenteppichmäßig nach dessen Vorstellungen zu ergänzen, so dass wir am Ende dann einen verkorksten Kader aus vier verschiedenen Trainer-Sichten haben.

Ich persönlich hoffe auf das Allerbeste und wäre locker bereit zu akzeptieren, wenn wir auch nächstes Jahr keinen Titel holen. Aber das wird nicht passieren. Ob es eine dritte, noch nicht vorhersehbare Option gibt, werden wir sehen.

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Spannend, was da jetzt alles durchgestochen wird…
Stichwort „Flying Six“ und „Laimer kann das auch“…

To make room in midfield, Thomas Tuchel proposed selling either Leon Goretzka or Joshua Kimmich last summer, but the powerbrokers resisted.
Declan Rice was too expensive. Palhinha deal fell through at the last second.
Tuchel ended up with the Goretzka-Kimmich combination he had considered unworkable
“He was like a doctor who saw the patient needed urgent surgery but was only allowed to prescribe a bit of therapy,” a source close to Tuchel told @TheAthleticFC
[@honigstein]

https://twitter.com/iMiaSanMia/status/1760673122297258015

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Das Gerücht, Nagelsmann habe die Kabine verloren, wird ja auch immer unwahrscheinlicher. Tuchel kam in eine Mannschaft, in der Teile immer noch Nagelsmann nach getrauert haben und die seit dem Zeitpunkt nie wieder richtig zusammen gefunden hat. Dazu ein Hoeneß der Tuchel eher nicht mag und ihm mit seinen Aussagen immer wieder Stöcke in die Beine geworfen hat. Ich weiß es nicht, aber glaube niemand hätte nach der Entlassung von Nagelsmann wirklich gut funktionieren können, außer die ganze Mannschaft wäre ausgetauscht worden. Tuchel hat die Spieler ja identifiziert die wohl eher Nagelsmann-afin waren und wollte sie schwächen um seine Position zu stärken, hat diesen Kampf aber leider verloren.

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Vielen Dank für deine umfangreiche Ausführung und den kleinen Exkurs in diesem Thread.
Deine Punkte sind für mich so treffend dass ich kaum was zu ergänzen oder entgegnen habe. :smiley:

An eines habe ich mich noch erinnert bei dem Wechsel auf Ancelotti was du auch völlig richtig darstellst. Damals war es doch sogar so, dass sich die Spieler vom Training unterfordert fühlten und da deutlich mehr machen wollten was im Grunde gar nicht Ancelottis Ansatz ist.
Insofern ist sein Scheitern wohl wirklich im Wesentlichen mit der Umstellung von Guardiola-Fußball hin zu dem eher empathischen Ansatz geschuldet. Womöglich wäre er später viel erfolgreicher gewesen.

Als Flick dann übernahm hat er das in dem Moment genau richtige gemacht. Auch er ist alles andere als ein Taktik-Fuchs, er hat die Spieler im Wesentlichen machen lassen und die wollten genau das und es hat funktioniert.

Als dann mit Nagelsmann wieder ein taktikorientierter Trainer kam, waren die Spieler auch einmal wieder überfordert und mussten wieder raus aus ihrer Komfortzone. Deswegen hätte man bereits mit der Verpflichtung von Nagelsmann eine umfassende Umstrujturierung des Kaders vornehmen müssen, hatte aber dafür die falschen Leute in der Führung.

Insofern eine lange Kette an Fehlentscheidungen die du ja dann letztendlich auch so siehst. Es waren nicht immer die falschen Leute und nicht immer die falschen Entscheidungen, es waren eben nur sehr selten die Leute zur passenden Zeit und die jeweiligen Veränderungen nur punktuell statt strukturell.

Das ist jetzt genau die Preisfrage. Betreibt man den Flickenteppich weiter oder geht man zunächst mal ein-zwei Schritte zurück bevor man wieder 3 nach vorne geht?

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Wie ich eben schrieb, Tuchel wollte eben die Nagelsmann-Zentrale schwächen oder am besten sogar loswerden, aber es gelang ihm nicht und das brach ihm am Ende das Genick bei Bayern.

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Wundert es dann einen überhaupt, dass es nicht funktionierte? Er hat ja versucht in der Vorbereitung Goretzka wegzuekeln - eigentlich war da ja schon klar, dass es da darum ging, quasi Geld für einen Wunschspieler zu bekommen… Der Ausgang des ganzen ist doch nicht wirklich verwunderlich. Für 2022/23 kann er nichts - für diese Saison aber schon. Es gehört auch die menschliche Seite dazu. Gerade darin waren Heynckes und Flick groß.

Nein, im Nachhinein nicht.
Tuchel passte nicht hierher bzw. passte nicht zu der Art und Weise, wie hier beim FC Bayern die Dinge laufen. Und damit meine ich sowohl die Mannschaft (Innenleben) und auch die entscheidenden Personen in der Führungsetage (Uli Hoeneß & Co.).

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Da ist viel, sehr viel Richtiges in Euren Ausführungen.
@BlAckZ3c auch bei Deinen Punkten gehe ich mit, oder verstehe sie zumindest. Ausser in einem: Ich hoffe nicht, dass man den (zweifelhaften?) Mut hat,

denn das ist für mich nicht der FC Bayern. Das (Mindest) Ziel muss die Meisterschaft sein, meines Selbstverständnisses nach.

Und ja, TT wurde das Leben schwer gemacht. Aber: von einem sehr guten Trainer (der er sicher ist) erwarte ICH aber ehrlicherweise auch, dass er Lösungen findet um mit dem vorhandenen Spielermaterial das Bestmögliche rauszuholen.

Gerade LvG würde ich das (wieder) zutrauen. Leider ist er gesundheitlich eingeschränkt.
Der hätte halt vielleicht von Haus aus Pavlovic spielen lassen, z.B.
Sicher gehört nachgerüstet, gerne darf man Spieler verkaufen. Mein Wunsch wäre da Goretzka, Gnabry, Davies und evtl. Coman.
Aber da darf schon auch mit diesem Kader spielerisch mehr kommen als momentan.

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:confused:
#…>TuchelPassteNichtHierher(…)_oderJener(InDerTatSystem-Problematisch:st:e)UmstandBeiAllen(DurchausJaZahlre!chen)Hoeneß-Kritiken(WieZahlreich-er-enTrainer-/Spieler-Ver…-Schelten)Letztl!chBemerkens-wertFata…Faktums-mächtig/…LapidarLaufen-lassend(!BisGarZu-ar…-stimmend?)Begleitet? :face_with_monocle:
:roll_eyes:

Neben deinen vielen richtigen Ausführungen hätte ich bezüglich Ancelotti doch noch ein paar Anmerkungen, weil ich der Meinung bin, dass es mit Ancelotti auch eine Erfolgsgeschichte hätte werden können und einfach eine gehörige Portion Pech verhinderte, dass aus Trainer und Mannschaft so eine Einheit wurde, wie das z.B. 2mal bei Real und Ancelotti der Fall war.
Zuerst sollten wir allerdings mal beim Moment der Entscheidungsfindung ansetzen. Jeder im Verein hätte gerne mit Pep weitergemacht. Dieser blockte in seinem zweiten Jahr sämtliche vorzeitigen Verlängerungsversuche ab und vertröstete die Vereinsführung auf sein letztes Vertragsjahr. Im Herbst der Saison 2015/16 gab es immer noch keine Entscheidung, sondern erst kurz vor der Winterpause, als Pep Bescheid gab, dass er nach Manchester wechseln wird. Ancelotti war damals gerade in seinem Sabbatjahr und es war zu erwarten, dass das Zeitfenster für seine Verpflichtung nicht ewig offen sein würde. Also machte man schnell Nägel mit Köpfen ehe ein anderer Verein anklopft. Die Entscheidung für Ancelotti war mMn übrigens durchaus durchdacht. Im Verein war man zwar sehr zufrieden mit der Art von Fußball, die unter Pep gespielt wurde, allerdings auch etwas skeptisch, ob er die Spieler nicht mit seinen Ideen überfordert bzw. ob seine Besessenheit davon, in besonderen Spielen immer die besondere Entscheidung im Vorfeld treffen zu müssen, wirklich so sinnvoll ist. Wenn man ehrlich ist, waren bei jedem Halbfinal-Aus in den drei Jahren unter Pep Entscheidungen dabei, die im Nachhinein betrachtet ähnlich desaströs waren wie z.B. die Entscheidung von Tuchel ausgerechnet in Leverkusen das System zu ändern. Im ersten Jahr ließ Pep sich von Teilen der Mannschaft überreden, im Rückspiel gegen Real von seinem Konzept abzuweichen. Resultat: ein 0:4 Debakel, bei dem der FCB regelrecht chancenlos war. Im Jahr darauf meinte Pep (Verletzungen hin oder her), dass eine Dreierkette gegen Barca eine gute Idee wäre. Es war nur einer gehörigen Portion Dusel zu verdanken, dass Bayern die Anfangsphase ohne Gegentor überstand. Der nächste Fehler in diesem Spiel war es, dem Gegner nach dessen 1:0 Führung bereitwillig Räume aufzumachen beim verzweifelten Versuch, ein Auswärtstor zu erzielen. Statt dessen hätte man auch mal ein 1:0 „schlucken“ können und dann versuchen im Heimspiel noch etwas zu drehen, z.B. mit Standards etc. Statt dessen ließ man sich auskontern, worüber sich Messi und Neymar sehr freuten. Im dritten Jahr gegen Atletico war die Aufstellung beim Hinspiel im Nachhinein einfach falsch gewählt. Coman war überfordert und auf Ribery und Müller sollte man gegen so einen emotionalen Gegner eigentlich auch nicht freiwillig in der Startelf verzichten. Dieses Problem des in besonderen Spielen etwas besonderes machen müssen anstatt auf Bewährtes zu setzen wurde Pep ja auch bei ManCity nicht gänzlich los, was man z.B. bei der Niederlage im CL-Finale 2021 gegen Chelsea sah, als er meinte, er könne auch ohne Rodri spielen und auf einen Sechser verzichten mit dem bekannten Ergebnis.
Von daher gab es im Verein durchaus die berechtigte Hoffnung, dass man mit Ancelotti jemanden hat, der in entscheidenden Momenten die Mannschaft das machen lässt, was sie am besten kann und mit einer Aufstellung antritt, die zwar jeder vorher weiß, die aber auch aufeinander eingespielt ist.
Ein kurzer Rückblick auf seine erste Saison wäre an dieser Stelle auch noch angebracht:
Der Start gelang mit 8 Siegen in den ersten 8 Pflichtspielen (Supercup und DFB-Pokal eingeschlossen). Dann gab es einen Herbst mit ein paar Dellen (Niederlage bei Atletico, einige Unentschieden nach Führung, teilweise sogar in Überzahl und eine Niederlage in Dortmund). Da kam es natürlich auch zu ersten Zweifeln, die dann aber mit einer recht guten Schlussphase zum Jahresausklang weggewischt wurden. Höhepunkt war das souveräne 3:0 gegen die Senkrechtstarter aus Leipzig, die sich als Aufsteiger sogar zwischenzeitlich an die Spitze gesetzt hatten, dann aber so richtig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Auch der Start in die Rückrunde glückte sehr gut. Es gab 14 Siege und 2 Remis in den ersten 16 Pflichtspielen des Jahres 2017 und die Zweifel wurden immer kleiner. Man war ganz im Gegenteil sogar der Meinung, dass man jetzt den Trainer hat, der es schafft, dass die Mannschaft in der entscheidenden Phase super drauf ist. Damit hatte Ancelotti übrigens auch während des nicht so gelungenen Herbstes immer geworben. er schien recht zu behalten. Unmittelbar vor dem Duell gegen Real im CL-Viertelfinale war die Mannschaft großartig in Form. Der BVB wurde unmittelbar vor dem CL-Duell mit 4:1 aus dem Stadion geschossen. Allerdings verletzte sich Lewandowski in diesem Spiel, als er nach einem Foul von Bürki blöd auf die Schulter fiel. Auch Hummels zog sich im Training vor dem Hinspiel noch eine Muskelverletzung zu. Das Hinspiel gegen Real lief trotzdem gut an. Nach 1:0 Führung vergab Vidal kurz vor der Pause das 2:0 als er einen Handelfmeter in die Wolken drosch. In der 2. Halbzeit ließ man einmal CR7 aus den Augen und schon stand es statt 2:0 1:1. Dann hatte Martinez einen bzw. zwei Aussetzer, als er innerhalb von 3 Minuten zweimal im Mittelfeld zu ungestüm foulte und dafür gelb-rot sah. Real nutzte die Überzahl und gewann das Spiel. Beim Rückspiel musste man mit einer angeschlagenen IV bestehend aus Boateng und Hummels und einem nur halb-fitten Lewandowski antreten, hielt aber trotzdem gut mit und kam sogar in die Verlängerung. Zu dieser Verlängerung sage ich nur: Bayern wurde wohl selten vorher und nachher so von einem Schiedsrichter benachteiligt. Zwei klare Abseitstore von CR7 waren ein Nackenschlag und das kann man keinem Trainer anlasten. So war natürlich ein großes Ziel und eine große Chance für Ancelotti dahin, noch besser mit der Mannschaft zusammenzuwachsen. Es ist im Endeffekt das gleiche passiert, wie in den drei Jahren zuvor. Souverän in der Liga, aber der erste Brocken in der CL war dann halt gleichbedeutend mit dem Ausscheiden und schon gingen die Spekulationen wieder los. Blöderweise ging eine Woche später auch noch das Halbfinale im DFB-Pokal verloren, das man trotz deutlicher Überlegenheit mit 2:3 gegen den BVB verlor, weil man es eben verpasste, eine 2:1 Führung auszubauen (u.a. kam Robben aus kurzer Distanz beim Versuch das leere Tor zu treffen nicht an dem auf der Linie stehenden Sven Bender vorbei.)
Ich bin mir sicher, dass sich eine bessere Connection zwischen Team und Ancelotti aufgebaut hätte, wenn dessen erste Saison nicht mit diesem bitteren Doppel-KO geendet hätte. So wurden die Zweifel wieder größer und die Vereinsführung sah sich gezwungen, vor allem dem Vorwurf des zu laschen Trainings nachzugehen und mit Salihamidzic und Sagnol quasi zwei Aufpasser zu installieren, was natürlich Ancelotti als Affront werten musste. Zu erwähnen ist auch noch, dass zwei der wichtigsten und erfahrensten Spieler zu Beginn der nächsten Saison nicht mehr da waren, nämlich Lahm und Xabi Alonso. Dann ging es auch relativ schnell zu Ende mit Ancelotti. Die Mannschaft musste neue Hierarchien aufbauen, der Kader zweifelte an ihm und Ancelotti zweifelte am Umfeld.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Ancelotti eigentlich genau der richtige Trainer gewesen wäre und würde die Zeit, in der Fehler passierten eigentlich erst bei der Suche nach dem Nachfolger für Interimstrainer Jupp Heynckes in der Rückrunde der Saison 2017/18 beginnen.

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#…>EinenSch(r)ein…ähm…>Der-Wunsch-…Das-Prinzip-Strohhalm(…NochBeiJedemZugang/…NeuenFreundHoffendBis…:face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth:). :grimacing:
:woozy_face:

:face_with_spiral_eyes:

Das ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Allerdings sollte man hier fairnesshalber anfügen, dass Nagelsmann und sein Team etwas „schafften“ woran ich mich eigentlich bei sonst keinem Trainer erinnern kann. Sie schickten ein Team in die Rückrunde, dass über deutliche konditionelle Defizite verfügte. Nicht umsonst konnte man eigentlich ab der 60. Minute kein einziges Mal mehr zulegen.
Warum Nagelsmann den Spielern nach der WM so lange frei gab und vor allem die Spieler, die gar nicht bei der WM waren auch nicht früher nach München holte, wurde ihm als sehr negativ angelastet und es gab durchaus schon vor Beginn der Rückrunde deswegen kritische Töne.
Wenn ein Trainer eine seiner Kernaufgaben nicht erfüllt, dann ist das schon etwas, was einen gravierend an seinen Kompetenzen, die in anderen Bereichen durchaus ausgeprägt sein können, zweifeln lässt.
Somit erscheint mir die Entlassung schon etwas nachvollziehbarer: falsche Belastungssteuerung, unnötiger Machtkampf mit Neuer aufgrund der Entlassung von Tapalovic und ein (nur meine persönliche Meinung) zu sehr ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis zu allen möglichen Themen außerhalb des FCB in Kombination mit zumindest für Verwirrung sorgender Freizeitgestaltung sind dann schon ein paar Argumente, die einem Trainer, dessen Team einen Riesenvorsprung verspielt hat, zum Verhängnis werden können.

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Bei allem Respekt für Deine Analyse: Bei Nagelsmann kann ich nicht mitgehen. Ausser die Bälle möglichst schnell und direkt zu bringen und die Offensive zu überladen, waren Struktur und Konzept schlicht nicht mehr erkennbar.

Nagelsmann war für mich eine echte Enttäuschung und vollkommen überfordert mit der Leitung eines Topteams. Nach Kovac die krasseste Fehlbesetzung.

Für mich vollkommen unverständlich, dass Einige ihn zurück wollen; mbMn nur durch Sympathie für „Jugend forscht“ erklärbar.

Warten wir ab, was bis zur EM mit der N11 passiert. Ich denke, dass sich das Thema JN dann erledigt haben dürfte.

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Die Vorrunde bis zur WM war richtig gut, das wird oft vergessen. Umso krasser der Einbruch, der durch die WM kam - und, wie oben von willy geschrieben durchaus auch ihm anzulasten war. Aber eben nicht nur. DIe Verletzungen und psychischen Durchhänger hatte er nicht zu verantworten. Und wie wichtig zB ein Neuer ist, haben viele hier ja nach seiner Rückkehr geschrieben. Dazu Hernandez und Mane langzeit verletzt etc etc.

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Spricht mir aus der Seele. - Seine Berufung an sich war zunächst durchaus vertretbar, aber ihn nach den gezeigten Leistungen zurückzuholen, wäre schon ein grober Fehler. Unter ihm hat sich das Team permanent zurückentwickelt.

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Permanent würde ich nicht sagen. Ich finde der Anfang der letzten Saison und die beiden Monate vor der WM 2022 waren wirklich sehr stark mit einer guten Mischung aus defensiver Stabilität, kontrolliertem Aufbau und Kreativität im Herausspielen von Torchancen.
Wenn man mal die Ausnahmerückrunde von Flick 2020 außen vor lässt, war das eigentlich der beste Fußball, den wir seit Sommer 2018 zu sehen bekamen.

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Entwicklung suggeriert ja auch einen Verlauf, Anfang der Saison 22/23 gab es ein, zwei gute Spiele, danach gings bergab. Auch in der Vorsaison (21/22) war das ähnlich. Zunächst profitierte Nagelsmann noch von einem eingespielten Team, und dann gings auch dahin. Für mich hat der eher zersetzend gewirkt als konstruktiv.

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???es gab letzte Saison nach den drei Auftaktsiegen das mMn absurde Remis gegen Gladbach und danach 3 schwächere Spiele mit den 2 Unentschieden bei Union und gegen Stuttgart und der Niederlage in Augsburg. Dazwischen gab es aber immerhin zwei 2:0 Siege bei Inter und in Barcelona, bei denen drei von vier Halbzeiten wirklich gut waren.
Von Ende September bis Anfang Dezember gab es bis auf das 2:2 in Dortmund, bei dem man auch lange dominierte und das für den BVB auch wg. Aytekins Empathie nicht zum Debakel wurde, nur Siege in allen Wettbewerben. Insgesamt waren es 12 Siege in 13 Spielen.
Ich fand das schon stark von Trainer und Team, dass sie nach einer September-Krise so stark zurückkamen.

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