Ich könnte mir auch vorstellen, dass Philipp Lahm einen guten Sportdirektor beim FC Bayern abgeben würde.
Als Persönlichkeit wirkt er auf mich eloquent, intelligent, überlegt, besonnen, maßvoll, zurückhaltend, umgänglich, offen, freundlich und sozialkompatibel, aber auch wissbegierig, initiativ und leistungsbereit. Zudem bringt er genau die rhetorische Fitness mit, die man für so ein Amt braucht: nicht zu forsch, nicht zu direkt, nicht zu klar, nicht zu „eckig“, aber nie Gefahr laufend, zum Worte verlegen zu sein und nicht zu wissen, sich auszudrücken.
Fachlich finde ich seine zahlreichen geschäftlichen Initiativen ein großes Plus auf der Habenseite für ihn, er hat in den letzten Jahren ganz ohne Zweifel viel über Management, Organisation, Umgang mit Mitarbeitern, allgemeine Betriebswirtschaft und die Herausforderungen von Geschäftstätigkeit am freien Markt gelernt. So etwas kann in einer Position wie der des Sportdirektors nur von Nutzen sein.
Hinzu kommt, dass er als ehemaliger Spieler mit einem allseits bekannten und geschätzten Namen und als hervorragend vernetzte Person in der Fußball-Community sowie besten FC-Bayern- und Bundesligakenntnissen den nötigen Einblick in die Branche von innen heraus mitbringt, sodass die kulturelle Distanz zwischen ihm und seinem neuen Arbeitsplatz minimal sein dürfte.
Dass so ein Profil kein Erfolgsgarant ist, dürfte sich von selbst verstehen. Thomas Hitzlsperger, über den ich im Grunde eins zu eins dasselbe schreiben könnte (bis auf die Erfahrungen in der freien Wirtschaft) und sogar Oliver Kahn, der auf dem Papier ein ähnliches Profil wie Lahm mitbrachte, wenn auch in den persönlichen Qualitäten für mich nicht so überzeugend wie Lahm, sind gute Beispiele dafür, wie ehrgeizige Ex-Spieler schnell anecken können, wenn sie nur einen etwas anderen Blick auf die Dinge oder einen etwas anderen Ansatz, als es das konservative Fußballbusiness üblicherweise erwartet, mitbringen. Ich halte Lahm aber für stromlinienförmiger als Kahn, weniger auf das Gehen eines eigenen Weges und den Aufbau eines eigenen Profils bestehend, sowie wahrscheinlich etwas offener dafür, sich seiner Umwelt anzupassen, als Hitzlsperger. Das könnte ihm helfen.
Ich glaube, wenn Lahm eingebettet wäre in eine Gruppe starker und vielfältiger Personen um ihn herum wie Hoeneß, Dreesen, Rummenigge und Hainer, an und von deren Beispiel er lernen kann (auch im Sinne davon, wie man manche Dinge vielleicht nicht machen sollte), dann hätte er meiner Meinung nach eine ausgezeichnete Chance, schon nach relativ kurzer Zeit ein sehr guter Sportdirektor und irgendwann auch mehr als das zu werden.
(Dies alles unbeschadet von @wohlfarths berechtigter Anmerkung, wie realistisch das Gedankenspiel überhaupt ist.)