hier im Wohnzimmer war die Meinung schon nach den live Bildern „rot“, mit dem Zusatz: mal in der Zeitlupe schauen wie offen die Sohle war. Dann wurde es noch klarer „rot“. Deshalb konnten wir diesmal auch Didi gut verstehen. Es wird doch gelegentlich der Halbsatz „nimmt die Verletzung des Gegners billigend in Kauf“ oder so verwendet, als Begründung für Rot. Wann, wenn nicht hier wäre sie angemessen gewesen?
Dass Grifo dann noch den auch umstrittenen Handelfmeter (Stichwort: Natürliche Handhaltung, Stützarm etc) verwandelt, war natürlich der Treppenwitz.
Feuerheldt spricht von Trefferbild. Diesen Begriff scheint in der Diskussion bisher nicht so präsent gewesen zu sein oder ich habe ihn nicht mitbekommen.
Bei Koné gestern wurde es auch so gewertet. Aus meiner Sicht zu 100% vergleichbar mit der Grifo-Szene. Dieses Messen mit zweierlei Maß muss endlich aufhören!
Tja, die Platzschiedsrichter haben ja einheitlich in beiden Fällen „nur“ gelb gezeigt. Offenbar war der Live-Eindruck jeweils weniger schlimm als es die Zeitlupen dann suggerieren.
In dem Fall kann man ja argumentieren, um die Gesundheit der Spieler zu schützen, sollte man tatsächlich die strengen Maßstäbe aus der Zeitlupe nehmen.
Aber zum Beispiel bei „Hand“ finde ich die VAR-Entscheidungen inzwischen komplett überdreht; da wäre ich sehr dafür, dem Live-Eindruck wieder mehr Gewicht zu geben.
Dieser Zeitlupeneffekt wird viel zu wenig berücksichtigt. Was in normaler Geschwindigkeit oft noch relativ normal aussieht, wirkt nach der fünften Superzeitlupe wie ein Attentat.
Das Leben (und auch der Fußball) spielt sich aber nun mal nicht in Zeitlupe ab.
Wie sagte schon Olli Kahn so schön, in Bezug auf vermeintliche Torwartfehler: „In Zeitlupe halte ich auch jeden Ball.“
Einerseits richtig, andererseits wird ein Abseits oft auch gerne erst in der Zeitlupe zum Abseits.
Und wenn man die technischen Hilfsmittel hat, dann soll man sie halt auch nutzen.
Wenn sich der Gegner den Knöchel bricht ist es relativ egal ob er das in realtime oder in Zeitlupe tut. Und es geht eben darum so ein Vergehen entsprechend zu ahnden. Wenn es dazu der Zeitlupe bedarf - bitte. Sehe hier durchaus einen Mehrwert, das Foul wird ja nicht weniger schlimm nur weil es in realer Wahrnehmung nicht so schlimm aussieht.
Axel Hellmann von der Eintracht hat einmal ordentlich gegen den VAR ausgeteilt:
Schön, dass die Probleme und Fehler dieses Systems auch so langsam mal bei den Verantwortlichen ankommen.
Ich möchte noch ergänzen, dass diese Millimeterentscheidungen beim Abseits ebenfalls Quatsch sind. Nicht nur sind die technisch fragwürdig („Wann wird das Bild angehalten?“), sondern es wird dort auch in einem Detailgrad gemessen, den die Spieler selbst in der Realität gar nicht wahrnehmen oder gar beeinflussen können. Auswirkungen auf den nachfolgenden Bewegungsablauf hat so extrem knappes Abseits keinen. Das nachträglich abzupfeifen bietet keinen Mehrwehrt im Sinne eines fairen sportlichen Wettbewerbs.
Die Millimeterentscheidungen wird es aber immer geben. Wenn man eine „Im Zweifel für den Stürmer“-Zone einführen würde, gäbe es an den Grenzen ja immer noch die Millimeterentscheidungen. Nur auf die Linienrichter zu setzen birgt auch die Gefahr einer Fehlentscheidung. Man könnte eine Challenge einführen, für den Fall, dass man die Entscheidung des Linienrichters anzweifelt, aber es bleibt die Frage wie oft man challengen darf. Dann könnte man noch sagen „Im Zweifel immer ein Tor“ oder „Im Zweifel nie ein Tor“. Eine für alle Seiten zufriedenstellende, gut umsetzbare und praktikable Lösung wird es nicht geben.
Wenn ein Stürmer so weit vorne steht, dass er auch an der Grenze einer möglichen Toleranz agiert, geht er bewusst das Risiko ein (vorausgesetzt, dass die Toleranz groß genug ist). Wenn wir aber darüber diskutieren, ob der dicke Zeh des Stürmers vor der Nasenspitze des Verteidigers war, ist es einfach nur reiner Zufall, ob Abseits oder nicht, da das für die Spieler unkontrollierbar ist.
Wenn es sich im Spiel für den Stürmer so „anfühlt“, dass er neben dem Verteidiger und somit auf gleicher Höhe ist, dann darf es kein Abseits sein. Wenn er versucht, die Toleranz auszunutzen, dann muss er auch einen Schritt weiter vorne sein und das merkt man als Spieler - vor allem auf diesem Niveau. Kein Spieler merkt aber wo seine Nasenspitze im Vergleich zu der des Gegners ist.
Ohne VAR wurden solche sehr knappen Dinger nicht gepfiffen, weil der Linienrichter das auch nicht sehen kann. Mit VAR werden Abseitsstellungen gefunden, die eig. gar keine sportliche Relevanz haben.
Dann kann den VAR für Abseits aber auch komplett abgeschafft werden. Wenn der Linienrichter Abseits anzeigt, ist es Abseits und wenn er es nicht anzeigt, dann nicht. Finde ich grundsätzlich auch nicht schlimm, man muss es nur kommunizieren. Fehlentscheidungen gleichen sich natürlicherweise dann auch aus.
Die Entscheidung zum Handelfmeter für Frankfurt finde ich wieder mal grundfalsch. Der BVB-Spieler (ich glaube Wolf) spreizt den Arm ab, ja: weil man das so macht, wenn man schiessen möchte! Dann wird ihm da aus kürzester Entfernung die Hand vom Ball touchiert und es wird nach VAR und Schiedsrichter am Bildschirm (!) noch auf Elfmeter entschieden.
Die anhaltende Tendenz, der Absicht so wenig Gewicht zu geben bei der Beurteilung von Handspielen finde ich im low-scoring-game Fussball - um es vorsichtig zu sagen - unangemessen.
Das sehe ich genauso. Gerade die „Fußspitzen“-Abseitse führen da völlig in die Irre: im Sprint ist halt mal ein Fuß weit vorne, später der andere, dazwischen aber sind auch mal beide in etwa unter dem Körperschwerpunkt. Wenn man jetzt bei Aufnahme des Bildes (Frames) den Angreifer in der Fußposition weit vorne erwischt, den Abwehrspieler in der Mittenposition, dann sieht es nach Abseits aus, einen halben Schritt später wäre es dagegen keins.
So etwas als Abseits zu pfeifen, ist schlicht und einfach nicht mehr im Sinne der Regel, die ja für „gleiche Höhe“ seit langem kein Abseits mehr vorsieht - und die Körperschwerpunkte wären in der geschilderten Situation ja auf gleicher Höhe.
Man kommt in dieses Dilemma nur durch den VAR, denn nach dem 12. Standbild mit eingelegter Linie hat sich der Eindruck verfestigt, dass ein Körperteil weiter vorn und somit Abseits war, auch wenn darauf in Live-Geschwindigkeit niemand käme.
Ist ja bei Hand nicht anders: da dreht sich ein Spieler heutzutage vom Ball weg, wird aus 2m an den Ellbogen geschossen, wo man in Live-Geschwindigkeit nie auf die Idee käme, das sei „Absicht“ gewesen; nach genügend vielen Zeitlupen gewinnt man dann aber doch den Eindruck, dass die Körperfläche durch eine „unnatürliche“ Armhaltung vergrößert war … und dem Schiri bleibt nichts übrig als zu pfeifen, weil ihm der Shitstorm ansonsten sicher wäre.
Dieser Typ von reinen „Zeitlupen-Entscheidungen“, die erst durch den verlangsamten Bewegungsablauf strawürdig erscheinen, macht auch aus meiner Sicht den Fußball in keiner Weise „gerechter“.