Ich habe mir das Spiel vorhin im Re-Live ebenfalls angeguckt. Hat wieder sehr viel Spaß gemacht, wenn ich nicht aufpasse, drohe ich noch zum Fan zu werden. 
Die Argentinier haben wirklich stark begonnen, sehr engagiert, und das Spiel lief in den ersten Minuten fast unterbrechungslos flüssig, das war eine starke Vorstellung und richtig klasse anzusehen.
Aber im Laufe des Spiels hat sich dann mehr und mehr durchgesetzt, dass die All Blacks einige ganz hervorragende Einzelkönner haben, die einfach besser sind als ihre argentinischen Gegenspieler. Als absoluter Laie vermute ich mal, dass eine etwas stärkere Mannschaft als Argentinien oder ein etwas schwächeres Team als Neuseeland nicht so viele die Linien des Gegners durchbrechende Läufe in Richtung der „End zone“ (wie heißt das im Rugby?) gehabt hätte.
Aber das Spiel war trotz der einseitig verteilten Vorteile insgesamt klasse, umkämpft und sehr gut anzuschauen. Sogar die scrums sind mir diesmal nicht negativ aufgefallen, wirkten eigentlich sogar eher wie ein organischer Teil des Spiels, was vielleicht auch zum Teil daran gelegen haben mag, dass sich der Schiedsrichter bemühte, sie nach Möglichkeit nicht noch einmal neu aufsetzen zu lassen.
Insgesamt bin ich vom Fußball geprägt doch überrascht, wie verhältnismäßig unterbrechungsfrei und kontinuierlich das Rugby-Spiel über lange Phasen des Spiels hinweg abläuft, scrums hin oder her. Es gibt immer wieder minutenlange Phasen, in denen keine einzige Stoppsituation eintritt, sondern das Spiel kontinuierlich wie ein Weizenfeld im Wind von links nach rechts und wieder zurück wogt. Das ist angenehm anzuschauen.
Als brutaler Laie habe ich das Gefühl - und mehr ist es auch nicht, ich kann komplett falsch liegen -, dass die Spieler den Ball im Vorwärtslauf manchmal zu lange festhalten und zu wenig abspielen, so dass ich denke: „Ja mein Gott, hättest du doch lieber noch schnell zu dem freien Mann links von dir geworfen, statt sinnlos mit dem Ball unterm Arm einfach in den nächsten Gegner zu rennen“, und ich habe auch das Gefühl, dass von der taktischen Möglichkeit, dadurch Land zu gewinnen, dass man den Ball wie im Fußball mit dem Fuß nach vorne kickt, ja sogar halbwegs kontrolliert passen kann, statt immer nur auf maximal gleicher Höhe zur Seite zu werfen, bei weitem nicht ausreichend Gebrauch gemacht wird, aber das sind, wie gesagt, nur Gefühle und vermutlich hätten diese Spitzenteams ihr Spiel längst in diese Richtung verändert, wenn an meinen Gefühlen etwas dran wäre.
Was mir schon beim ersten Spiel aufgefallen ist, ist, dass Rugby tatsächlich komplett metrisch skaliert ist und die englischen Reporter konsequent von „metres“ (und nicht yards, feet oder inches) sprechen, was aus dem Mund eines englischsprechenden Kommentators schon ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. 
Das Wichtigste zum Schluss: Die Trikots fand ich diesmal nicht ganz so schick wie beim Spiel Südafrika gegen Frankreich. Das Hellblau-weiß der Argentinier ist zwar schickster Rugby-Style und farblich sehr elegant, aber leider hatte das Trikot diesen Puma oben rechts und das World-Cup-Symbol oben links, was den ästhetischen Gesamteindruck gestört hat. Das unischwarze Outfit der All Blacks (wer hätt’s gedacht) macht zwar ästhetisch keinen Fehler, haut mich aber so ganz ohne farblichen Kontrast auch nicht unbedingt vom Hocker.
Die beiden verbleibenden Spiele dieser WM werde ich mir auch auf jeden Fall angucken. I’m hooked. 