Habe mir in der zweiten Halbzeit die Konferenz der Spiele angeschaut. Italien hat zwar viel in Richtung Tor geschossen, davon waren aber nicht allzu viele aufs Tor.
Die Italiener hatten vor allem nach der EM generell riesige Probleme in Sachen Tore erzielen. In den 5 Qualispielen (Playoff eingeschlossen) nach dem EM-Titel gelang ein 5:0 Kantersieg gegen Litauen. Ansonsten schaffte man in 2 Spielen gegen die Schweiz, 1 Spiel in Nordirland und 1 Spiel gegen Nordmazedonien genau 1 (!!!) Tor. Die Abwehrleistung war nach wie vor stark. In 8 Qualispielen in der Gruppe kassierte man 2 Gegentore.
Bitter aus Sicht der Italiener ist vor allem die Tatsache, dass die Qualifikation schon fast geschafft war. Am vorletzten Spieltag bekam man gegen die Schweiz in der letzten Minute beim Stand von 1:1 einen Elfmeter zugesprochen. Der an sich bombensicherer Schütze Jorginho schoss übers Tor, und es blieb beim Remis. Mit einem Sieg hätte man die Qualifikation schon gehabt. So vergeigte man Platz 1 noch mit einem 0:0 in Nordirland und musste in die Play-Offs.
Für den DFB ist es sicherlich nicht schlecht, wenn Italien in Katar nicht dabei ist.
Italien hätte bei aller Rivalität eigentlich schon zur WM gehört, schade.
Österreich vergeigt wie immer zuverlässig die entscheidenden Spiele - erinnert an den BVB und Schalke.
Portugal souverän.
Es zeigt sich schon, wie knackig dieser neue Playoff-Modus ist. Man sollte da schon immer konsequent auf den Gruppensieg spielen.
Bin schon gespannt, wie unsere Buam sich in der Nationsleague schlagen werden - Todesgruppe im Operettenwettbewerb.
Davon ist doch jedes europäische Topteam betroffen (außer die aus Italien). So einen großen Nachteil gegenüber der internationalen Konkurrenz sollte der FCB also eigentlich durch die WM nicht haben.
Portugal verdient, aber souverän? Wenn der Gegner in der 85. Minute den Ausgleich verpasst, weil ein ansonsten ziemlich sicherer Elfmeterschütze ausnahmsweise patzt, würde ich das Wort souverän nicht unbedingt verwenden. Wenn trotz klarer Überlegenheit v.a. in Halbzeit 1 aus einem 2:0 kurz vor Schluss ein 2:2 wird, hätte ich persönlich das Momentum sogar eher bei den Türken gesehen. Es wäre auf jeden Fall noch sehr interessant geworden, auch in Bezug auf eine mögliche Verlängerung.
Auf die gesamte Spielzeit gesehen, war Portugal aber auf jeden Fall der verdiente Sieger und die bessere Mannschaft.
Das ist wahrscheinlich zeitlich kritisch für das CL Achtelfinale und da triffst ja eher die kleinen, zB dieses Jahr RB Salzburg. Da würde man schon die WM spüren. Aber insbesondere national fährt die Winter WM im Vergleich zum BVB, RB oder Bayer deutlich schlimmer ein
Das mag national schon ein Thema sein, ja.
Mir ging es vorhin auch nur um den internationalen Vergleich, weil du dich auf die verpasste WM-Teilnahme Italiens bezogen hast.
Ende Vorrunde / Anfang Achtelfinale spielst ja als Bayern quasi nie gegen die grossen Kreuzer Real, City, Pool etc die von der WM gebeutelt sind
Aber Milan, Inter, Napoli, RBS…hat man durchaus in dem Zeitfenster in der CL als Gegner. Und diese haben ja wahrscheinlich <5 Spieler bei der WM während bei Bayern Sabitzer, Ulreich, Richards und Roca mit Nagelmanns wochenlang ein 4:1 Eckchen spielen
Dušan ist wird bei der WM dabei sein.
Bei Juventus ist vor allem die Abwehrreihe die einen gemütlichen Advent geniessen darf.
Chiesa ist bis dahin hoffentlich wieder fit.
So viele Italiener sind im Juve Kader gar nicht wie man denkt.
Der Absturz der Italiener in Rekordzeit erinnert irgendwie an 2017/18 beim DFB-Team:
Im Sommer 2017 holte eine B-Elf den Confed-Cup, gleichzeitig wurde die U21 Europameister. Internationale Schlagzeilen suggerierten, dass der amtierende Weltmeister (der zudem 2016 eher unglücklich im EM-Halbfinale ausschied) auch die nächsten Jahre vor Kraft kaum laufen könne.
Die WM-Quali wurde souverän eingetütet, maue Testspiele im Vorfeld der WM 2018 wurden weggelächelt.
Erst Mats Hummels erinnerte im Interview nach dem WM-Aus gegen Südkorea daran, dass nach dem Herbst 2017 kein überzeugendes Spiel mehr kam.
Zu Italiens Problemen hier ein paar interessante Passagen aus der SZ:
Blockzitat Die Krise des italienischen Fußballs ist viel tiefer, als man es sich eingestehen wollte. Seit dem WM-Titel 2006 in Deutschland haben die Azzurri eigentlich nur enttäuscht. 2010? Raus nach der Gruppenphase. 2014? Raus nach der Gruppenphase. 2018? Nicht dabei. 2022? Nicht dabei. Wäre dazwischen nicht die EM 2020 gewesen: 16 Jahre Totalausfall.
und
Blockzitat Auch der italienische Vereinsfußball durchmisst eine Talsohle, wie man sie noch nicht erlebt hat. Seit 2010 gewann kein Klub der Serie A mehr die Champions League. In dieser Saison sind alle Teilnehmer aus Italien schon vor dem Viertelfinale gescheitert, zuletzt Juventus Turin. Es rächt sich, dass in der Serie A so langsam gespielt wird wie in keiner anderen großen Liga Europas, wie aus der Zeit gefallen spielen sie in Italien, wie in Zeitlupe. Die Schiedsrichter pfeifen alles, es ist zum Verrücktwerden, und in jeder Spielpause ist genug Zeit für taktische Anpassungen. Italien ersäuft in Taktik. Der Corriere della Sera schreibt: „Meister Inter wäre in der englischen Premier League höchstens Achter geworden.“
Das ist so ein typischer SZ-Fussballartikel, der aus ein paar sorgsam rausgepickten Datenpunkten einen weitreichenden historischen Trend konstruieren will. Von den WM-Ergebnissen her ist die Bilanz natürlich mies, aber das ist ja nicht das einzige internationale Turnier. Bei den Euros war Italien im selben Zeitraum die erfolgreichste Mannschaft nach Spanien: Sieger 2021, Finalist 2012, und auch 2008 und 2016 in der KO-Runde knapp an harten Gegnern gescheitert - Spanien und Deutschland respektive haben dafür ein Elfmeterschiessen gebraucht.
Und was da über den Vereinsfussball geschrieben wird, sieht für Deutschland jenseits von Bayern noch verheerender aus. Selbst mit unserem erheblichen Beitrag zur Fünfjahreswertung stehen wir da noch hinter der Serie A auf dem vierten Platz. Aber eben, solche offensichtlichen Gegenbeispiele zur gewünschten Narrative werden konsequent ignoriert.
Die Berichterstattung der SZ zu internationalem Fussball ist allgemein kein Ruhmesblatt - ich kann mich noch daran erinnern, dass 2010 der fussballerische Niedergang Europas konstatiert wurde, nachdem es „nur“ drei UEFA-Mannschaften ins Viertelfinale geschafft hatten. Dieselben Teams standen dann aber auch im Halbfinale, zwei machten den Sieger unter sich aus, und auch jeder weitere WM-Titel seither ging nach Europa.
Als deutscher Fan ist man ja, was Teilnahmen an Turnieren angeht, sehr verwöhnt, da geht es dann für die guten Fußballer eher darum, ob man nominiert wird oder nicht. Diese Momente bekommt man dann aber, für gewöhnlich, ja nicht mit.