Ich meine damit lediglich, dass ich persönlich total nachvollziehen kann, wenn man einem Emporkömmling aufgrund des Alters (und zu wenig Silberware in der Vita) weniger ernst nimmt. Top-Ausbildung bezog sich in dem Fall missverständlicherweise auf unsere Spieler aus den Akademien in Frankreich, Deutschland oder Topklubs aus England etc. samt 1001 Titeln.
Ich sage auch nicht, dass es keine Tipps etc. gab. Gab es sicherlich zuhauf, umsetzen müssen es halt dennoch andere (wollen).
Hoch gepokert, (fast) alles verloren.
Ich darf mal kurz meine Gedanken zusammenfassen. Am 19.03.22 steht man nach einer unglücklichen Niederlage in Leverkusen im DFB Pokal Viertfinale, hat in der Liga einen Punkt Rückstand vor dem direkten Duell gegen den Tabellenführer und hat 2 Tage vorher erfahren, dass es gegen Man City im Viertelfinale geht.
Oliver, Hasan und Herbert setzen sich zusammen und beschließen das Ende von Nagelsmann.
Man verpflichtet Tuchel und stattet ihn mit einer Carte Blanche für die aktuelle Saison aus. Motto „Lerne doch mal die Mannschaft kennen und nächstes Jahr starten wir durch“.
Statt sich selbst einzugestehen, dass der Kader nicht so gut und ausgeglichen ist, wie gedacht, die WM bei dem ein oder anderen ein Formeinbruch ausgelöst hat, sucht man einfach einen Schuldigen.
Und das Ganze mit der Vorstellung, dass Tuchel durch zwei Trainings alle Probleme beseitigt, die diese Mannschaft hat. Als wäre der Franz Trainer und es ist egal, wer in der Kabine sagt „Gehts raus uns spielt Fußball“.
Sehen wir den Dingen in die Augen: Der FC Bayern kann international finanziell nicht mit der Premier League mithalten. Wir sind wieder im Jahr 2009 angekommen und könnten Lahms Sueddeutsche Interview auf Wiedervorlage legen.
Statt einen Kapitän zu haben, der die Strategie kritisiert, hat der FCB 2022 einen, der seinem TW nachweint.
Man gibt Kimmich die Binde, aber nur wenn Neuer verletzt ist und Müller nicht spielt. Wie sollen sich da die notwendige Hierarchien bilden?
Man stellt einen Kader mit 6 potentiellen RV (Cancelo, Sarr, Stani, Pavard, Mazraoui, Kimmich) und nur einem 34 jährigen Mittelstürmer zusammen. Man kauft Spieler, weil sie auf dem Markt sind und nicht weil sie zur Spielweise oder offene Kaderlücken schließen.
Bei anderen Traditionsvereinen sorgen diese Fehler, die dich in der Saison 10 Punkte kosten, für einen Absturz aus dem Mittelfeld auf einen Abstiegsplatz. Wenn du mit plus 20 Punkte auf Platz 2 startest, wirst du halt jedes Jahr knapper Meister.
Für mich ist die Kombi Hainer, Kahn, Brazzo gescheitert und ich sehe bei keinem der drei eine Möglichkeit, dass einer das Ruder herumreißt. Hainer hat zu wenig Ahnung von Fußball, Kahn fehlt die fehlt das Gefühl für aktuelle Entwicklungen und Brazzo ist ein fleißiger Arbeiter.
Warum überrascht mich diese Sichtweise überhaupt nicht? Müßig.
Die notwendigen und richtigen Entscheidungen waren überfällig und sind zurecht getroffen worden. Die Fehleinschätzungen bzgl des 5 Jahresprojekts, einen viel zu jungen, talentierten sehr unerfahrenen Trainer, wurden letztlich vom Management erkannt und korrigiert.
Über den Zeitpunkt werden einige sich noch jahrelang wund schreiben und reiben. Müßig.
Wie heißt es? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Ich würde sagen, die Nagelsmann-Entlassung kam zu spät.
Dass wir nicht auf dem Niveau von City sind ist jetzt keine Überraschung und finde ich auch nicht schlimm. Dass wir mit diesem Kader in der Bundesliga nur übles Gewürge auf den Platz brachten, das ist schlimm. Kein Spieler ist annähernd in Bestform lese ich immer. Ja die Form holt man sich in der Liga, die ist City auch nicht zugeflogen. Und Nagelsmann hat es einfach nicht geschafft auch nur einen Schritt vorwärts zu machen, eher drei zurück.
Nächstes Jahr um diese Zeit weinen Nagelsmann nicht mal mehr seine Hardcore-Fanboys hier eine Träne nach. Da stehen wir ganz anders da.
Auch wenn wir nächstes Jahr um die Zeit wieder 10 Punkte Vorsprung haben, kann ich nicht ignorieren, dass der Zeitpunkt der Entlassung Quatsch war und das damit die aktuelle Saison weggeschmissen wurde. Von dem Triple 2020 kann sich keiner mehr was kaufen. Im Fußball zählt das hier und jetzt, sonst würden hier im Forum nicht Spieler zerrissen werden, die 2020 schon im Kader waren.
„Wenn Trainer Spiele vercoachen können, ist dann Hasan Salihamidzic der erste Mann der Fußballgeschichte, der eine Saison versportdirektort hat?“. Diese Frage kann man nur mit „Ja“ beantworten. Denn wenn mir die aktuelle Saison egal ist, dann kann ich auch Nagelsmann die Saison inkl. worst case 0 Titel als „lame duck“ zu Ende bringen lassen.
Wenn ich davon überzeugt, dass Tuchel die bessere Wahl für den FC Bayern ist, beende ich zum Ende der Saison das "Langzeitprojekt mit Anstand und Tuchel hat eine Vorbereitung und einen neuen Kader für die neue Saison. Nagelsmann die Chance auf Erfolg zu nehmen und gleichzeitig Tuchel durch eine Carte Blanche nicht zu verbrennen, macht einfach 0 Sinn und kostet uns 2-3 Titel, viel Reputation und mehrere Millionen.
Wenn Bayern mit nagelsmann weitergemacht hätte, der Julian das Double aus Meisterschaft und Pokal geholt hätte, dann hätte man ihn im Sommer ganz sicher nicht tauschen können.
Das war ja schon das kovac Dilemma.
Wenn Man sich mit TT für den Sommer heimlich geeinigt hätte, wäre das ganz sicher rausgekommen- was noch ein viel größer Skandal wäre als die nun Gesehene Entlassung, und wenn Mann es offen kommuniziert hätte, wäre JN als lahme Ente dagestanden.
Alles viel „hätte“ usw.
Nein, die Entlassung war so gesehen alternativlos. Wenn die Führung an JN Zweifel hatte.
Diese Mannschaft ist noch (?) nicht reif für einen CL Titel. Deswegen war dieses Ziel schon die ganze Zeit unrealistisch- Gruppenphase hin- Kader wert her.
Spielerisch ist ein Aufwärtstrend erkennbar. Die nächsten Spiele werden zeigen, wie beständig dieser Trend ist. Egal wie überraschend der Trainerwechsel kam, falsch hat man damit, aus sportlicher Sich, auch nichts gemacht.
Das ist ja nun auch unrealistisch. Wenn man nicht mehr vom Trainer überzeugt ist, dann muss man sich sofort trennen. Alles andere macht doch keinen Sinn. Soll man dem Tuchel sagen: „Hör mal, wir glauben nicht mehr so richtig an den Nagelsmann, willst du vielleicht ab Sommer übernehmen? Außer, er spielt die Saison besser als erwartet zu Ende. Dann müssten wir mit ihm weitermachen, wäre ja sonst schwer zu vermitteln.“
Außerdem konnte man die Verhandlungen mit Tuchel ja keine 48 Stunden geheim halten, wie hätte das denn bis zum Saisonende klappen sollen?
Das Problem ist ganz generell das es mit Nagelsmann Chancen gegeben hat Titel zu gewinnen - alle 3.
2 Wochen später ist Nagelsmann weg und auch 2 der 3 Titel.
Ob man Meister wird weiß niemand, die Fallhöhe also ziemlich hoch.
Du holst einen Trainer, weißt das er jung ist und noch die ein oder andere Lernkurve machen muss und stellst ihn frei obwohl du alle Chancen auf Titel hast.
Der Fehler ist vor 1,5 Jahren passiert als man das Experiment gestartet hat. Wenn du damals Nagelsmann holst ist wahrscheinlich die logische Konsequenz sowas durchzuziehen.
Was jetzt die ersten 2 Wochen unter Tuchel passiert ist ist der Worst-Case.
Das werden vor allem Kahn/Salihamidzic zu spüren bekommen, die werden Medial ziemlich ausgeschlachtet werden.
Versteht mich nicht falsch, ich war kein Nagelsmann Fan, bloß die Handhabung war von vorne bis zum Schluss ein Desaster.
Und irgendjemand trägt dafür die Verantwortung.
Aber genau das erwarte ich von einer sportlichen Leitung. Das man sich eben nicht von (vermeintlichen) Erfolgen blenden lässt, sondern tiefer analysiert als nur, wir haben 1:0 gewonnen, alles ist gut und wir haben 1:0 verloren, alles ist schlecht. Und wenn man davon überzeugt ist, dass Nagelsmann nicht mehr der bestmögliche Trainer ist und mit Tuchel eine Alternative zu Verfügung steht, kann man auch für mich glaubwürdig hinstehen und sagen: Wir haben uns trotz der Erfolge entschieden, einen anderen Weg zu gehen.
Tuchels Vorgänger bei Mainz wurde vor dem ersten Spieltag entlassen, obwohl er den Aufstieg mit Mainz geschafft hatte! Du kannst doch nicht ernsthaft der Meinung sein, dass der Reputationsschaden bei einer Trennung zu Saisonende trotz 1-2 Titel größer gewesen wäre als jetzt.
Wir scheiden innerhalb von 2 Woche (wahrscheinlich) aus 2 von 3 Wettbewerben aus und haben aus sportlicher Sicht nichts falsch gemacht?
Ich fand weder das Spiel gegen Dortmund noch den Sieg in Freiburg besonders überzeugend und eine große Offenbarung. Woher soll das auch mitten in der Saison kommen?! Diesen Wow-Effekt hast du ja eigentlich nur dann bei einem Trainerwechsel, wenn eine Mannschaft komplett gegen den alten Trainer spielt. Und das gab es für mich nie unter Nagelsmann.
Wenn ich mich mit Tuchel auf einen Vertrag ab 01.07.23 geeinigt habe. Terzic hat doch auch vor Rose die Saison zu Ende gebracht und den Pokal geholt. Nagelsmann hätte mit Sicherheit nicht nachgelassen und die Spieler sehe ich auch nicht aus der Pflicht genommen. Und wenn er dann 3 Titel holt, ist es nun mal so. Da habe ich zwar bewiesen, dass ich als sportliche Leitung dumm bin, aber ich habe zumindest eine Strategie und diese auch befolgt. Und ich hätte noch eine ordentliche Ablöse für Nagelsmann bekommen. In England hätten sie 50 Mio für den Triple Trainer bezahlt, der PSG, Man City und Real besiegt hat und auf dem Markt ist.
Wir sind wie unter Nagelsmann aus dem Pokal ausgeschieden, also keine sportliche Verschlechterung.
Gegen City sind wir diese Saison in jeder Konstellation der Außenseiter, also keine sportliche Verschlechterung.
Die Mannschaft hat unter Nagelsmann, bis auf wenige Highlights, schlechten Fußball gespielt. Schon in den wenigen Spielen die wir bisher sehen konnten ist eine deutliche Verbesserung erkennbar. Also hat man mit dem Trainerwechsel aus sportlicher Sicht nichts falsch gemacht. Die Fehler, die dazu geführt haben, wurden im Vorfeld begangen.
Der Vergleich Terzic (damals) und Nagelsmann (heute) hinkt schon ganz brutal. Terzic kam aus dem eigenen Stall, war ein unbeschriebenes Blatt und ganz klar als Interimslösung nach Favré eingesprungen.
Nagelsmann war/ist eines der gehyptesten Trainertalente Europas, kostete mindestens 15 Millionen Ablöse, stand bereits im CL-Halbfinale und hat einige Jahre Bundesliga auf dem Buckel.
Rein spekulative Sichtweise.
Die Frage, die nie beantwortet werden kann ist, ob wir mit Nagelsmann auch aus dem Pokal ausgeschieden wären und gegen City 3 Dinger kassiert hätten.
Man hat mit dem Trainerwechsel, aus sportlicher Sicht, nichts falsch gemacht, ist eine unseriöse Schlussfolgerung.
Schlicht nicht zu beantworten.
Ich kann deinen Unmut verstehen. Dennoch sehe ich den eingeschlagenen Weg weiterhin alternativlos an- immer unter der Voraussetzung, das der Vorstand/ die Mannschaft - wer auch immer - JN nicht mehr vertraute.
Man kann Tuchel nichts vorwerfen. In so einer schwierigen Phase eine formschwankende Mannschaft, von der alle Titel erwartet werden, zu übernehmen ist ein undankbares Unterfangen. Unter Nagelsmann (ich persönlich hätte ihn nicht entlassen) wurde das Passspiel zähflüssig, schlampig, wirkte oft nicht eingeübt. Unkonzentriertheiten schlichen sich ein. Die Mannschaft wirkte irgendwie schläfrig entspannt. Als, ob sie sich die Spiele selbst ausgesucht hat, wo sie Vollgas geben und wo es mal lockerer zugehen kann.
Jetzt zu sagen, unter Nagelsmann hätte man noch eine Chance oder gestern gar gewonnen, wäre vermessen. In der Sommerpause müssen die Segel neu gesetzt und das Schiff auf Kurs gebracht werden.
Man kann aber feststellen, dass es unter Nagelsmann vorher auch nicht für mehr gereicht hat und das ist nicht spekulativ. In der CL besteht zumindest theoretisch noch eine Chance.
