Musiktipps und Musikgeschmäcker

Würden deine Wohnverhältnisse denn die Ergänzung des setups um einen Plattenspieler zulassen?

Ja, platzmäßig ginge das schon. Aber ich hab auch gar kein großes Interesse an Dingen und Besitz und so. Ich besitze allgemein sehr wenig Materielles. Ergo: all meine Musik ist längst auf einer Festplatte.

Ich bin für meine Huldigung ein wenig zu früh dran, sein 80. ist erst in drei Wochen.
Aber in diesem, unserem Alter sollte man nicht immer nur warten, sondern einfach den Zeitpunkt nehmen, der einem passt. Und der ist jetzt, weil ich grad auch ne Würdigung im Rolling Stone gelesen hab:

RAY DAVIES, großer Nonkonformist, britischster aller Songschreiber und unvergleichlicher Analytiker der englischen Klassengesellschaft, Held der Arbeiterklasse. Grats gehen raus, bleib uns noch lange erhalten, Mann.

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Irgendwann im Laufe eines Jahres taucht die eine Platte auf, bei der man sich denkt:
Okay, meine Jahrescharts haben ihre Nummer Eins gebucht. Wenn das im Januar passiert, ist es etwas schade…
Mai ist jetzt auch schon recht früh, aber it is what it is, ein bessere Platte dürfte mir heuer kaum mehr unterkommen.

You remember PORTISHEAD?
Die große Stimme der Band, BETH GIBBONS, hat grade ein Solo-Album rausgebracht, betitelt Lives Outgrown.
Ein magisches Wunderwerk. Der Song, den ich beifüge, ist nicht mal der ansatzweise der beste, aber auch schon sehr toll - hat aber das schönste Video :wink:.
Ich empfehle für diese Art Musik (und die Stimme!) unbedingt warmes Vinyl…

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Ich danke sehr für den Tipp - ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass Beth Gibbons eine neue Platte veröffentlicht hat!

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Da kann ich mich nur anschließen!

Hier noch ein gutes Beispiel dafür, nicht so bekannt, aber einer meiner all-time favourites:

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Sie „zitiert ja heftig die eigene Vergangenheit“ mit dem, was sie macht. Hört sich an wie „Portishead 2.0“. Aber stark, sehr stark!

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Schon dieses Post-Portishead-Album war bärenstark.

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Werde mir jetzt, angefixt, wie ich bin, das Original von 1994 reinziehen - übrigens, auf „digitalisiertem Vinyl“.

(die loudness-war Diskussion wäre hier eigentlich überfällig … komisch, dass noch keiner was dazu geschrieben hat).

Das ist Musik in meinen Ohren! :wink:

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Übrigens würde ich die Hoffnung, PORTISHEAD könnten nochmal zusammenkommen, nicht aufgeben. Schon die dritte Platte, Third, kam ja recht überraschend in einem großen zeitlichen Abstand zu den ersten beiden raus. Und sie sind in ihrer Art, Musik zu machen, viel weniger von so Mode-Schubladen wie TripHop abhängig, als man denken mag (ohnehin haben sie den Begriff nie sehr gemocht). Ich hab ein in der Hinsicht interessantes Interview mit Adrian Utley gelesen über die Herangehensweise von PORTISHEAD. Utley ist ja ein Virtuose auf seinem Instrument und äußerst gefragter Session-Musiker. Aber bei PORTISHEAD-Platten musste er völlig umdenken („Der Sound von Portishead ist sehr streng kuratiert. (…) Das Letzte, was ich bei Portishead machen möchte, ist zu zeigen, dass ich ein Virtuose bin.“
Die Band hat also in mehrfacher Hinsicht ein Alleinstellungsmerkmal, das keinen Trends unterworfen ist. Und das größte ist sicherlich Beth Gibbons’ Stimme, die auch noch mit knapp 60 nichts von ihrer Ausdruckskraft verloren hat.

Mir fällt eigentlich auch kaum eine Band ein, die drei Platten auf derartig hohem Niveau herausgebracht hat, und das war’s. Kein Füllmaterial, keine Formkrise, kein Output (als Band PORTISHEAD), nur diese drei Platten über 14 Jahre hinweg. Alle drei sensationell gut.

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Vielleicht steh ich auf’m Schlauch, aber was war das noch gleich - die „loudness-war Diskussion“?

Komprimierte Musik … ohne Laut- / Leise-Unterschiede.

Ein Beispiel: Paul Simons Graceland wurde 1986 mit einer durchschnittlichen DR von 14 produziert. Die „remastered“ (haha, was für ein Unwort) Version von 2011 hat nur noch ein DR von 9.

Das ist prima, wenn man die Musik im Auto hört. Oder über die mikroskopisch kleinen Lautsprecher eines 10 - 15 Jahre alten Laptops Aber je besser die Wiedergabemöglichkeiten werden, um so grausamer klingt es.

Äußerst interessant ist dabei der Werdegang der „Dummy“ von Portishead. 1994 mit einer DR von nur 7 veröffentlicht - was damals ungewohnt und neu war. Trotzdem - oder deshalb? - fanden das alle genial. 2017 auf Vinyl wiederveröffentlicht mit DR 11 … klingt ganz anders.

Meine Theorie ist ja, dass die Musik aus den 1970ern bis 1990ern auch deshalb so geschätzt wird, weil damals noch anders produziert wurde (wobei die CD-Produzenten der 1990er schon auch schnelllebiges Zeug gemacht haben, mit der damals deutlich schlechteren Digitaltechnik).

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Meine heutigen Musiktipps wären ohne den Oberheim OB-X Synthesizer (bzw. den Nachfolger OB-Xa) so nicht entstanden: ebenso wie der „Moog“ ist der OB-X ein wirklich legendäres elektronisches Instrument.

Zum einen „Love like blood“ von „Killing Joke“ - der Synthie (gespielt von Sänger und Keyboarder Jaz Coleman) schwebt eher im Hintergrund, trägt aber massiv zur Stimmung des Stücks bei:

Als Zweites „The Police“ mit „Invisible Sun“ : erstmals setzte The Police in dem Album „Ghost in the machine“ Synthesizer ein, und in „Invisible Sun“ spielt der OB-X schon eine wesentlich dominantere Rolle als in „Love like blood“:

Und zum Abschluss natürlich der Klassiker, der dieses faszinierende Instrument endgültig weltberühmt gemacht hat: in „Jump“ von „Van Halen“ ist der OB-X mit einem der bekanntesten Keyboardriffs der Musikgeschichte überhaupt (inklusive Solo) mehr als prominent vertreten:

(man könnte noch zahllose andere Stücke ergänzen, z. B. „Purple Rain“ von Prince, Queen mit „Flash Gordon“, Miles Davies hat ihn eingesetzt usw…)

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Ahh… again what learned.

Danke für die Ausführungen!

Ich kenn mich da gar nicht aus. Nachdem ich damals, als CD’s hochkamen, feststellte, dass Vinyl wärmer und schöner klingt, war das für mich ausreichend Information :wink:

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Du kennst dich ja echt aus mit elektronischer Musik, @Lukenwolf1970.

Drum nochmal meine Frage, auch wenn es ne ganz andere Musikrichtung ist. Wie macht man solche Musik? Also, den Synth-Teil … spielt man da „Akkorde“? „Noten“? Oder programmiert da einer einfach was zusammen?

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Ob ich mich bei elektronischer Musik so wirklich auskenne? :thinking: Ich denke eher nicht - ich bin eigentlich wirklich eher der Freund der „handgemachten“ Musik. Und dann wird es für mich etwas knifflig, was die Begrifflichkeiten angeht…

Man kann Musik mit elektronischen Synthesizern wie dem Moog oder dem OB-X erzeugen, die trotzdem manuell gespielt wird. Dann geht es unter anderem auch um die Spielfertigkeit der Künstler und vor allem um ihre Kreativität, was das Herauskitzeln der neuen Soundmöglichkeiten des Instruments angeht. Ich habe ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass Pink Floyd meine Lieblingsband ist - ganz ohne Synthesizersound ist Pink Floyd für mich undenkbar. Die Kunst ist es - denke ich - mit dem, was man soundtechnisch zur Option hat, kreativ umzugehen und es im Gesamtsound so einzubetten, dass man etwas „Neues“ oder „Berührendes“ schafft.

Ich habe ja schon mal erwähnt, dass ich ein kleines Hobby-Homestudio habe. Und wenn man sich nur etwas mit den Basics einer DAW (Digital Audio Workstation, also der Studiosoftware mit angeschlossenen Komponenten) beschäftigt, spätestens dann verliere ich zumindest jeglichen Respekt vor der Leistung von „Technomusikern“. Da kann man in Minutenschnelle Beats zusammenkleistern, Samples via Midi hinzufügen und so weiter. Die Kreativitat ist auf ein Minimum reduziert, man „bastelt“. Das ist nicht mal Programmieren (was auch Kreativität benötigt), das ist Zusammenstückseln für mich. Das ist die eine Seite von heutiger elektronischer Musik.

Andererseits gibt es Pioniere wie Kraftwerk oder Tangerine Dream, die die heutigen Möglichkeiten einer auch simplen DAW nicht hatten. Da waren Synthesizer groß und sperrig, die modularen mussten manuell mit Kabeln verstöpselt werden, Sounds konnten nicht gespeichert werden - alles kein Vergleich zu heute. Was da live gespielt wurde, war auch live. Und kreativ (natürlich gab es auch damals schon Sampler, aber wie gesagt: kein Vergleich zu heute). Ich mag die „alten“ Synthesizersounds einfach: den Moog im Solo von „Lucky man“, den OB-X in „Jump“, den Jupiter-8 in „Bladerunner“ von Vangelis, den EMS VCS 3 von Pink Floyd auf „Dark side of the moon“. Das sind zwar elektronische, aber analoge, „warme“ Instrumente, die es zuvor nicht gab. Und ich bewundere sehr, was man daraus an Sounds als Instrument herauskitzeln konnte und kann. Rick Wright, der leider verstorbene Keyboarder von Pink Floyd, war auch ein exzellenter Pianist. Und Jon Lord (auch leider verstorben) von Deep Purple ein klassisch ausgebildeter Musiker, der an der Hammond-Orgel (auch ein elektromechanisches Instrument) bei Deep Purple kreative Meisterleistungen im Rock dargeboten hat. Das ist die andere Seite der elektronischen Musik für mich.

Um zu deiner Frage zurückzukommen: man kann natürlich Synthesizersounds in Midi schlicht zusammenklicken, egal ob Akkord oder Einzelnote. Oder man spielt ihn manuell über die Klaviatur ein. Ich kann nicht beurteilen, wie der obige Song entstanden ist. Ich stelle nur fest: mein Ding ist es nicht (aber das darf jeder gerne anders sehen).

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Ich würde mal sagen (komme in Punkto eigener musikalischer Aktivitäten eher aus der Jazz Richtung) ne ganze Menge von all diesen Elementen und ne gehörige Portion Improvisation.

Echt krasser Sound, mind blowing!

PS: auch der Rest von dieser Playlist sehr hörenswert…

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Ich sach nur: Billy Strings channels Hendrix, und wie!

Die Version von All Them Witches ist auch nicht ganz schlecht: On the night I was born, swear the moon turned fire-red…

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ähem … es ist ein „Album“, keine playlist … (hast gesehen, da war er wieder, der „generation gap“).

but indeed, sehr höhrenswert.

Kenny Garrett, der Saxophonist, hat übrigens schon mit Miles Davis zusammengespielt (hier in einem, ja wirklich, Michael Jackson Cover von 1991, ca. drei Monate vor seinem Tod).

(wer das Gedudel nicht erträgt, das Sax setzt dann so ca. an 6:55 ein …)

Finde ich übrigens sehr gut, dass Du aus der Jazz-Richtung kommst, @Ibiza. Dieser Musikstil wird in diesem Thread ein bisschen unterschlagen.

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