Ist der Gedanke, eine Liga bräuchte 3-4 richtig gute Teams, nicht möglicherweise eine typische Bayern-Sicht? Die allermeisten Fans in D (und wohl überall) gehen zu Rumpelfussballclubs, und fiebern mit diesen mit. Ich kenne auch viele Fans anderer Teams, die sich nichts sehnlicher wünschen als die Gründung einer europäischen Geldscheisserliga.
Wenn dem so wäre, warum müssen wir uns dann ständig rechtfertigen, dass wir die Liga seit 11 Jahren dominieren?
Gebe ich Dir bei Derbys sogar recht. Natürlich mag ich auch Vereine mit Tradition und guter Fanszene lieber. War als kleiner Junge mit meinem Vater auch immer bei den Gladbach-Spielen, obwohl deren grosse Zeit in den Achtzigern längst vorbei war. Trotzdem braucht die Bundesliga als Ganzes nun mal sowas wie einen Meisterkampf.
Ich glaube, für die allermeisten ist es vor allem eine lokale Verbindung.
Sei dir ja auch gegönnt. Ist für die Nerven ja auch sicher einfacher, als mit einem ambitionierten, aber stets scheiternden Drittligisten mitzuleiden.
Ich muss mich da nicht rechtfertigen.
In welcher Hinsicht? Es gab zehn Jahre keinen, und doch sind die Zuschauerzahlen sehr gut, und die Vereine melden Mitgliederzuwächse?
Und ich denke: den meisten Leuten in Frankfurt oder Köln ist es völlig egal, ob Bayern oder Dortmund Meister wird. Für die ist entscheidend, dass das in einer quasi anderen Liga stattfindet.
Woher willst ausgerechnet Du wissen was die meisten Fans von Frankfurt oder Köln denken.
Ich glaube, wir kommen da zu keinen konstruktiven Ansätzen, wenn alle bei ihrem persönlichen Zugang bleiben. Deutschland ist da ohnehin schon sehr komplex aufgestellt, bezüglich der romantischeren Ansätze in Europas Topligen weitgehend mit Sonderstatus unterwegs. Mag sein, dass es viele Fans mit starker lokaler Bindung gibt (was sagen die eigentlich, wenn die Amis mal schnell aus Vegas eine sportliche Main City machen oder ein NHL-Team einfach in ne andere Stadt zieht?), aber es gibt auch reine Fußball-Aficionados wie mich, die schlicht auf hohe Qualität auf dem Platz aus sind und dem lieben Gott, der nicht existiert, trotzdem täglich danken, in München geboren worden zu sein und dann noch mit dem Glück, in keine blaue Familie .
@anon2519908: natürlich, du musst dich vielleicht nicht rechtfertigen für unsere Dominanz, aber du kannst doch die ständige öffentliche Debatte nicht ignorieren; und dass es für das (sorry für den unromantischen Begriff) Geschäftsmodell BuLi eher schädlich ist, wenn es einen Dauermeister ohne Spannung gibt, ist doch offensichtlich. Erst heute habe ich gelesen, dass Bernd Leno bei Fulham sich immer anhören muss, wie boring die BuLi ist… und auf Dauer schadet das halt dann auch Bayern selbst, zumal Spieler manchmal nicht in eine Liga wechseln wollen, die kaum sportlichen Wettbewerb bietet.
Am besten wäre, es hocken sich mal alle zusammen und fühlen sich gezwungen, aus der Sicht der Kontrahenten zu argumentieren. Alter Mediatoren-Trick.
Aber was schätzt du, wie oft das so ist?
Gibt es diese Diskussion denn? Ich meine, den meisten Fans anderer Vereine ist es schlicht egal geworden.
Woran machst du fest, dass elf Meisterschaften in Folge schlecht für das Geschäftsmodell sind, wenn die Zuschauer weiter in die Stadien strömen?
Und dass irgendwer die BuLi langweilig findet, oder irgendein Multimillionär nicht nach D wechselt: neben der richtigerweise geforderten Fähigkeit, mal die Position des Gegenübers einzunehmen, halte ich auch sehr viel von der Position, nicht zu viel drauf zu geben, was andere denken. Irgendwer in Fulham findet die BuLi langweilig? Es könnte mir nichts egaler sein.
Ich verbringe nicht 24/7 im MSR-Forum und kopiere alle Tweets von imiasanmia ein.
Aha R wie die vier Affen. Nichts Neues
Warum bekommt D das nicht hin?
The White Paper proposes establishing, in law, a new licensing system for football clubs operating in the top 5 tiers of the English football pyramid, overseen by an independent regulator. Football clubs will be required to comply with licence conditions which seek to ensure club sustainability and the overall stability of the English football pyramid, and to protect the cultural heritage of football clubs for their fans.
The government will use this White Paper as the basis for targeted engagement to consult with key stakeholders as we develop legislation.
Da ist doch bestimmt wieder die SPD schuld, oder?
Weil der grösste Experte des Landes sein komplettes Leben auf MSR damit verbringt, inhaltslose Tweets zu kopieren und dort zu posten?
Nun, mir persönlich ist es nur recht, wenn wir Dauermeister sind, aber wenn du die Stimmung zum Ende der letzten Saison auch nur minimal wahrgenommen hast, würde ich sagen, 98% der Fans in D hätten Dortmund die Meisterschaft mehr all nur gegönnt. Medial gibt es ohnehin kaum mehr ein anderes Thema. Und auch hier im Forum haben wir uns ausdauernd über die seltsamen Schiri-Entscheidungen ausgelassen, weil doch ganz D endlich dafür sorgen wolle, dass ein anderer die Schale holt…
Zum Geschäftsmodell: die Zuschauerzahlen sind das eine, worum es bei den ganzen Debatten um Investorenmodelle für die Liga geht, sind aber eher Themen wie Auslandvermarktung, Digitalisierung, internationale Wettbewerbsfähigkeit. Und auch wenn man denkt, das beträfe nur ein Drittel der BuLi, so ist das eben nicht korrekt, es hängt nämlich alles mit allem zusammen. Könnte kein einziges Team aus D mehr mithalten, hätte das schlussendlich auch Folgen für die Kleineren. Mit all den bekannten Konfliktpunkten hinsichtlich Verteilung der Gelder, Spreizung usw.
Ich bin bei dir, dass man nicht jeden Scheiß im Namen der Kohle mitmachen muss (wenn ich dich richtig verstehe). Aber ich will einerseits keine Superleague (auch keine verkappte), andererseits will ich als Bayern-Fan noch eine realistische Chance, mit den Staats-alimentierten Klubs und ihrem Sportswashing mitzuhalten. Ist fast eine Quadratur des Kreises, und deswegen versuche ich alle Seiten ein bisschen zu verstehen, erwarte aber auch von anderen, dass sie den Blick weiten, ohne freilich die Identität aufzugeben.
Daher: nein, mir ist es nicht egal, was der in Fulham über die BuLi denkt. Ich interessiere mich schließlich auch, was in England so passiert, denn dort wird der beste Fußball gespielt, und zwar nicht nur bei City oder in London, sondern auch in Brentford oder Fulham oder bei Brighton.
das würde ich nun nicht gerade als Beleg nehmen sondern eher als dringend zu therapierende Paranoia des Forums bezeichnen…
Es war meine Therapie, sich am Schiri abzuarbeiten um unser bisweilen belastendes Spiel zu überstehen
Coping mechanism.
Ich sehe mich da tatsächlich auch. Und mein gesamter Freundeskreis eigentlich auch, vb8s auf der eine blaue. Wenn ich gebolze sehen will, gehe ich in den lokalen Sportverein (was wir auch oft genug machen).
Natürlich ist der Bundesliga Fußball weit weg von Kreisligagebolze, aber ich habe oft das Gefühl, dass viel Bundesligafußball auch genauso weit von europäischen gehobenen Durchschnitt weg ist.
Interessante Diskussion über die Ausrichtung der Bundesliga. Es gibt in diese Frage ja mindestens drei Ziele, die in Teilen gegenläufig sind:
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Eine spannende Liga mit einem offenen Meisterschaftskampf (eins).
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Ein international konkurrenzfähiger FC Bayern, ggf. sogar eine international konkurrenzfähige Bundesliga (zwei).
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Die Bewahrung eines „traditionellen“, urwüchsigen Fußballs in einer Liga ohne Investoren, ohne ausufernden Kommerz, ohne „Plastikclubs“, dafür aber mit hoher Fannähe und vollen Stadien mit emotionaler Stimmung auf den Rängen (drei).
Die Frage, wie die Bundesliga idealerweise aussehen sollte, ist die Frage, wie man zu diesen drei Zielen steht. Was davon ist einem wie wichtig?
Es ist offensichtlich, dass sich Ziele zwei und drei grundsätzlich widersprechen und Ziele eins und zwei zumindest in der praktischen Realität.
Ziele eins und drei hingegen wären prima miteinander vereinbar, man kann sich ohne weiteres eine Bundesliga auf finanziell niedrigem, aber ausgeglichenen Niveau mit hoher Wettbewerbschance für kleine Vereine vorstellen, in der gewissermaßen „echte“ Vereine mit „echten“ Spielern „echten“ Fußball vor „echten“ Fans praktizieren, aber dann wäre es um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des FC Bayern geschehen - wenn er nicht schon längst zuvor, um genau dem vorzubeugen, den Ausweg in eine Super League suchen würde bzw. gesucht hätte.
Wenn man Ziel drei gering gewichtet, aber Ziele eins und zwei hoch, hat @918 recht, dass die Abschaffung von 50+1 mitsamt einer temporären Außerkraftsetzung der UEFA-FFP-gemäßen Ausgabenrestriktionen für die Vereine, also die Schaffung der Möglichkeit für Investoren, sich einen Verein in der Bundesliga zu kaufen und ihn dann finanziell schnell und unlimitiert aufzurüsten, ein sehr probater Weg wäre, um diese Ziele relativ sicher und einfach zu erreichen. Denn diese Möglichkeit würde Vereine in die Lage versetzen, teure Spieler zu kaufen und zu halten und somit dem FC Bayern sportlich näher zu kommen, ohne dass darüber die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bayern geopfert werden müsste. Im Gegenteil, vielleicht würden sogar noch weitere Bundesligavereine neben dem FC Bayern international ernsthaft wettbewerbsfähig. Diese Lösung würde zwar meinem kleinen, aber dennoch laut pochenden Ökonomen-Herz ziemliche Schmerzen bereiten, weil das Endstadium dieses Szenarios ein spieltheoretisches Patt unter hoher Verschwendung von Ressourcen wäre, aber kurzfristig wäre es nichtsdestotrotz ein viabler Ausweg.
Ich persönlich habe nichts gegen die Kommerzialisierung des Fußballs, im Gegenteil, ich bin sogar ein Befürworter, weil sie ein Segen für die Entwicklung des Sports gewesen ist, auf und neben dem Platz. Die Qualität des Sports, die Qualität der Stadien, die Qualität der medialen Aufbereitung - all das und noch viel mehr ist heute so unfassbar viel besser als noch vor nur 40 Jahren, ich möchte das nicht missen, und verantwortlich dafür ist das enorme wirtschaftliche Wachstum des Fußballs. Ich habe auch grundsätzlich nichts gegen Investoren, ich habe nicht einmal was gegen RB Leipzig, mich beeindruckt die gute Arbeit, die dort vor allem in den Bereichen jenseits des Platzes geleistet wird. Von der strategischen Kompetenz und Zielstrebigkeit, mit der in dem Verein gearbeitet wird, könnten sich die meisten Bundesligisten eine dicke Scheibe abschneiden.
Auf der anderen Seite finde ich das Beispiel England eher ein abschreckendes Beispiel. Sportlich hat das viele Geld dort zu einem wirklich ansehnlichen Wettbewerb auf wahrscheinlich dem höchsten Niveau der Welt geführt, aber würde ich mich wohl fühlen, wenn der FC Bayern von einem saudi-arabischen Investment-Fund kontrolliert würde? Oder von Katar? Oder Abu Dhabi? Oder von einem russischen Oligarchen? Würde ich mich wohlfühlen, wenn er von einem Mike Ashley kontrolliert würde? Oder auch nur von einem Jim Ratcliffe? Ich glaube nicht.
Wenn man in Deutschland ein Investorenmodell hinbekäme, in dem nur beispielsweise regionale, „unverdächtige“ Investoren ohne ulterior motives wie sportswashing oder mit Verbindungen zu autokratischen Regimen zum Zuge kämen, Leute etwa wie Dietmar Hopp, dann könnte ich mich mit der Idee grundsätzlich anfreunden. Wenn es nur Investoren wie Allianz, Audi und Adidas gäbe, die die Werbefläche „internationaler Verein mit starker Marke“ nutzen wollen, sich aber ansonsten aus den sportlichen und operativen Belangen weitgehend raushalten, könnte ich mich mit der Idee sogar sehr gut anfreunden.
Es ist schwierig. Auf natürlichem Weg, so viel ist sicher, wird die Bundesliga niemals wieder zu einem ausgeglichenen Wettbewerb werden. Im Gegenteil. Im Gleichschritt mit dem Wachstum der Preisgelder in der Champions League wird auch die Ungleichheit in der Bundesliga von Jahr zu Jahr immer weiter zunehmen, weil die Lücke zwischen den Vereinen, die die Champions League regelmäßig erreichen, und denen, denen das nicht gelingt, immer größer werden und die Trennlinie zwischen beiden Gruppen dabei immer dicker und unüberwindbarer werden wird. Aber kann die Antwort darauf wirklich Ziele eins plus drei sein und die Bayern international zu opfern? Oder nicht doch besser eins plus Investoren - „gute“ Investoren, auch wenn das im logischen Endstadium in ein ineffizientes Rattenrennen mündet, aber bis dahin unterwegs zumindest Spaß und Spannung ermöglicht?