Ok, let’s get straight to the heart of the matter:
1.Du schlägst eine Gehaltsobergrenze von 60% des Umsatzes auf Clubebene vor. Ich glaube, damit wirst Du in Sachen Herstellung eines faireren oder ausgeglicheneren Wettbewerbs in Europa faktisch fast gar nichts erreichen, schlimmer noch, eventuell würde so eine Grenze sogar noch zu einer Verschlechterung der aktuellen Situation führen. Warum?
A) Von den namhaften europäischen Clubs gibt es mit Ausnahme des FC Barcelona und Real Madrid und ein paar italienischen Vertretern keinen, der ein höheres wage-to-revenue ratio als 60% hat (pre-COVID-19). Chelsea, Liverpool, ManUnited, ManCity, Arsenal, Tottenham, PSG, Inter, Juve, Atlético… liegen alle unterhalb von 60% oder nur knapp darüber. Selbst Barcelona und Real haben diese Marke vor der COVID-19-Pandemie nicht deutlich überschritten.
Wenn du diese Clubs jetzt dazu zwingen würdest, hier und da noch ein paar Prozentpünktchen bei der payroll einzusparen, würdest du damit sportlich nicht viel erreichen. Dann geben sie vielleicht einen teuren Spieler ab oder kaufen sich im nächsten Sommer einen teuren Spieler weniger und die Sache hat sich. Spürbare sportliche Auswirkungen? Fehlanzeige.
B) Gleichzeitig ist es aber so, dass es von den nicht ganz so namhaften Clubs, den „kleinen“, gleich eine ganze Armada gibt, die beim wage-to-revenue ratio teilweise deutlich oberhalb der 60% liegen (pre-COVID-19). Ich nenne mal nur ein paar Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Everton, Leicester, Brighton, Southampton, Newcastle, Crystal Palace, West Ham, Wolves, Fulham, Swansea, Genoa, Bologna, Fiorentina, Schalke, HSV, Sevilla, Real Sociedad, Real Betis, Monaco, Lille, Nizza, Rennais, Galatasaray, Fenerbahce, Sporting, Porto … und viele weitere. Die Bandbreite der Clubs hier erstreckt sich von 70% bis zu über 130% wage-to-revenue-Verhältnis.
Wenn du diese Clubs jetzt mit deiner Gehaltsobergrenze unter die 60% wage-to-revenue ratio drücken würdest, würdest du sowohl den Wettbewerb in den nationalen Ligen als auch den in Europa noch einseitiger machen, als er ohnehin schon ist. Wie sollen ein Real Sociedad, ein Genoa, ein West Ham (oder auch ein Mainz 05) jemals realistisch um ihre nationalen Meisterschaften mitspielen können, wenn sie im Verhältnis zu den großen Clubs noch weniger Geld als bisher in ihren Spielerkader investieren dürfen? Du darfst ja nicht außer acht lassen, dass die 60% auch für die kleinen Clubs gelten. Die fangen ja schon mit wenig Umsatz an, und es gilt folglich: wenig Umsatz => wenig Möglichkeiten in teure Spieler zu investieren => wenig sportlicher Erfolg => wenig Umsatz. Wash, rinse, repeat.
Ja, ein salary cap von 60% wage-to-revenue hilft den Bayern dabei, von Barca und Real nicht auf Pump sportlich angehängt zu werden. Wenn das dein Ziel ist, prima. Das erreichst du.
Wenn dein Ziel aber ein insgesamt ausgeglichenerer Wettbewerb sowohl in den nationalen Ligen als auch in Europa sein sollte, erreichst du mit diesem salary cap faktisch gar nichts bzw. sogar eher das Gegenteil.
2.Du hast absolut Recht, dass jenseits der erlaubten 30 Millionen Euro Zuschuss als Eigenkapital über drei Jahre die Investoren ihren Vereinen nur über fremdkapitalartige Konstrukte gemäß UEFA Financial Fair Play (FFP) legal Geld zukommen lassen können. (Einzige Ausnahme, die mir spontan einfällt: Ein debt/equity swap wie ihn Red Bull bei RB Leipzig vor einiger Zeit vorgenommen hat, aber selbst da gab es natürlich vorher debt, das dann gegen equity „geswappt“ wurde.)
Aber: Natürlich bedeutet das nicht, dass selbst die reichsten Investoren und Mäzene ihren Vereinen unbegrenzt Kredite zur Verfügung stellen können, weil es ja kein equity-Zuschuss ist und ergo erlaubt. Mitnichten. Das FFP sieht natürlich für die Aufnahme von Fremdkapital (FK) durch einen Verein vor, dass dieses FK zu marktüblichen Konditionen verzinst werden muss, selbst wenn es vom eigenen Eigentümer kommt. Das heißt also, dass wenn ein Verein hypothetisch Hunderte Millionen Euro an FK von seinem Eigentümer aufnâhme um die teuersten Spieler der Welt zu kaufen, diese Hunderte Millionen Euro beim Verein marktgerecht verzinst werden müssten und damit Zinsaufwand in entsprechender Höhe verursachen würden. Und dieser Zinsaufwand wäre dann bei der Break-Even-Berechnung des FFP natürlich zu berücksichtigen.
Jetzt können wir uns natürlich darüber streiten, was in dieser unserer epochalen Niedrigzinsphase ein marktgerechter Zins ist, und ich weiß auch gar nicht, ob die UEFA eine kalkulatorische Mindestverzinsung vorschreibt, aber sozusagen am FFP vorbei seinem Verein unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen kann ein Investor nicht so ohne weiteres.