Ich denke wir können das gar nicht beurteilen, wie die Bevölkerung zu diesem Krieg steht.
Für die Bevölkerung ist es auch sehr schwer sich da ein Bild zu machen. Gibt es doch kaum unabhängige Berichterstattung. Da wird die Meinung sicherlich auch ein großes Stück weit manipuliert.
Ob Sanktionen „die Bevölkerung zur raison“ bringen? Ich weiß nicht, ob das das Ziel von Sanktionen ist. Das Ziel ist es doch einfach den Agressor zu isolieren, dass es ihm schwerer fällt seine Ziele durchzusetzen. Ein Umsturz durch die Bevölkerung ist eher nicht wahrscheinlich. Dass die Zustimmung zu seiner Politik in der Bevölkerung abnehmen kann durch spürbare Sanktionen ist aber sicherlich möglich. Die Russen mit denen ich zu tun hatte in meinem Leben würde ich tendenziell eher als pragmatisch einschätzen. Putin hat dem Land wieder Ordnung gebracht, mehr Wohlstand und mehr „Ansehen“. Dazu ist er in den Augen vieler ein Leader. Man mag Leader. Damit kennt man sich aus. Aber ich denke nicht, dass die Bevölkerung ihrem Leader bis in den Tod huldigen werden, wenn man sieht, dass es mit dem Wohl des Volkes total bergab geht. Ist aber nur meine persönliche Einschätzung.
Ganz einfach: Der Krieg in Europa stellt eine absolute Ausnahmesituation dar. Diese muss auch im Sport abgebildet werden.
Die russische Flagge, solange sie Symbol/Synekdoche/Signifikant einer kriegstreibenden Nation ist, hat auf friedlichen Sportplätzen nichts verloren.
Ja, die russischen Sportler werden darunter zu leiden haben. Und die ukrainischen Sportler?
Mir geht es so, dass ich inzwischen das kotzen bekomme wenn jeder meint seine Klappe in der Öffentlichkeit aufmachen zu müssen bei solchen Dingen. Jedem wird irgendwie aufgezwungen ein Statement abzugeben.
Kann man nicht einfach sagen „Krieg ist scheisse! Zu allem anderen äußere ich mich nicht!“?
Alles schon mal dagewesen. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Panzer und solche der anderen Ostblockländer nahmen die Dinge wie folgt ihren Lauf.
Die westlichen Verbände waren aber klug beraten, das nur eine Saison durchzuziehen. 1969/70 lief wieder alles normal.
Und der neue Bundeskanzler Willy Brandt war besonnen genug, sich 1970 mit Breschnew - Urheber der Niederschlagung - an den Verhandlungstisch zu setzen.
Wie pflegte Willy Brandts Parteifreund Herbert Wehner zu sagen: „Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen.“
Wie gesagt, es führt mMn überhaupt nichts dran vorbei, jetzt hart konsequent und schnell zu handeln, damit alle verstehen, das und was ihr Präsident da angerichtet und und es nicht so weitergeht. Nur dann entsteht der innere Druck auch in Russland.
Man kann nicht so tun und weitermachen als wäre nichts passiert- Lewa.
Irgendwann muss man natürlich den sportlichen Bereich wieder normalisieren.
Momentan ist das Problem ja nicht, dass es zu wenig an diplomatischen Bemühungen gegeben hätte. Sondern dass diese leider nicht fruchteten. Deshalb muss man nun - bei aller berechtigten Selbstkritik - nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten und alle bisher geleisteten Anstrengungen verurteilen. Das Gebot der Stunde heißt aber, Putin klar die Grenzen aufzuzeigen, ohne unnötig zu eskalieren.
Russland hat einen Krieg gestartet. Viele Länder der Welt sind mit dieser Aggression nicht einverstanden. Sie wollen jedoch nicht aktiv mit eigenen Soldaten in diesen Krieg eingreifen, also wählen sie andere Vorgehensweisen, z.B. Waffenlieferungen und/ oder Sanktionen, die auch das Privatleben betreffen. Wie bei jeder Handlung, die etwas mit Krieg zu tun hat, betreffen auch diese Maßnahmen nicht nur die eigentlich Schuldigen, sondern auch viele andere Personen, die diesen Krieg in vielen Fällen sogar genauso ablehnen, wie diejenigen, die die Sanktionen verhängen. In dem Sinne sehe ich Sanktionen und ihre Folgen von der Logik her betrachtet nicht anders als das, was man im Kriegsjargon oftmals zynisch als Kollateralschäden bezeichnet. Man wählt eine Maßnahme, von der man denkt, dass sie hilft, die eigenen Ziele durchzusetzen, und nimmt dabei in Kauf, dass diese Maßnahme auch Personen betrifft, die eigentlich nichts dafür können.
Das Folgende mag sich vielleicht etwas unverhältnismäßig anhören, aber es sind beides Folgen dieser Vorgehensweise: Der Ausschluss von russischen Sportlern würde genau auf der gleichen logischen Basis wie der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki im 2. Weltkrieg erfolgen. Im Sommer 1945 wollten die Amerikaner den Krieg gegen Japan nach jahrelangen Kämpfen im Pazifikraum möglichst schnell beenden und dabei keine groß angelegte Invasion auf die japanischen Hauptinseln starten, die tausende US-Soldaten getötet hätte. Deshalb entschied man sich für den Abwurf der Bomben, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Zum Erreichen des Ziels war den Verantwortlichen auch der hunderttausendfache Tod von unbeteiligten Zivilisten recht. Mit den schon jetzt verhängten Sanktionen und denen die noch kommen werden erhofft man sich ein Einlenken der russischen Führung. Dafür nimmt man ebenfalls in Kauf, dass unbeteiligte Personen darunter zu leiden haben. In diesem Fall sind die Konsequenzen für ausgeschlossene russische Sportler natürlich weit weniger schlimm als für die Menschen in Hiroshima und Nagasaki. Das Prinzip bleibt aber das gleiche: du bist Bürger des Feindes und wirst deshalb bestraft.
Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, aber es läuft in der Geschichte eben eigentlich immer so, dass man als Bürger eines Landes damit rechnen muss, dass man für die Verfehlungen seiner Regierung büßen muss, egal ob man mit der jeweiligen Politik einverstanden ist oder nicht.
Bin gegen einen sportlichen Boykott Russlands. Die Sportler werden in Geiselhaft genommen und sollen ein Zeichen setzten, bei Sachen, die Sportler gar nicht beeinflussen können. Von mir als Arbeitnehmer verlangt auch keiner ein Zeichen zu setzten und zu streiken, weil mein Arbeitgeber auch an Russen verkauft.
Auch wirtschaftliche Sanktionen treffen in erster Linie das russische Volk. Über diesen Weg etwas erreichen zu wollen und einer eh schon armen Bevölkerung das Leben noch schwerer zu machen, ist menschenverachtend und bedeutet nichts anderes, als das auf anderer Ebene, auf die wir keinen Einfluss haben, ein Krieg als ok eingestuft wird. Der Krieg ist das Ergebnis von Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden. Welche auch immer das waren? Hätte man keinen Krieg gewollt, wären diese Entscheidungen jedenfalls anders getroffen worden.
Wie immer wird uns ein Schauspiel präsentiert, welches auf dem Rücken der „normalen“ Menschen ausgetragen wird. Egal wie informiert oder desinformiert man ist: Würde über Krieg/Frieden per Volksentscheid entschieden, gäbe es vermutlich keine Kriege. Für mich bedeutet das, dass der „normale“ Mensch so gut wie keinen Einfluss nehmen kann.
Nein, dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt vielmehr Sportler wie Lewandowski oder die im nachfolgenden Beispiel genannten ukrainischen Fechter, die sich weigern, gegen russische Sportler anzutreten. In dieser Konstellation kann es dann aus nachvollziehbaren Gründen den Sportverbänden, die generell nicht das geringste Interesse an einem Ausschluss russischer Sportler haben, geboten scheinen, diesen dennoch anzuordnen. Das sind aber keine Entscheidungen der Politik und insofern auch nicht von ihr verursachte Kollateralschäden.
In letzter Konsequenz würde das bedeuten, dass russische Sportler auch auf Vereinsebene ausgeschlossen werden müssten.
Ein Verein müsste seine russischen Sportler rausnehmen und sollte er auch ukrainische Sportler beschäftigen, diese weiterspielen lassen, auch wenn diese vielleicht sogar best friends sind.
Was anderes wäre es, wenn ein russischer Sportler nicht antritt, weil er gegen das Vorgehen seines Landes protestieren will. Aber das wäre eine rein persönlichen Entscheidung.
Das ist sicherlich so. Und es ist genau derjenige Grund, aus dem die gegenwärtig so heftig kritisierte deutsche Politik - vor und nach der Bundestagswahl - so lange eine diplomatische Lösung angestrebt hat.
Aber jetzt haben wir ein Dilemma: Putin zeigt uns in aller Klarheit, dass Verhandlungen mit ihm vergebliche Liebesmüh’ sind. Also muss man, wenn man die Menschen in der Ukraine nicht im Stich lassen will, etwas anderes tun. Das sind jetzt in erster Linie die Sanktionen. Die beziehen sich allerdings nicht auf die Sportler. Der Umgang mit diesen ist Sache der Verbände, die selbstverständlich unter anderem die vorhandene oder aber fehlende Bereitschaft der Sportler(innen) anderer Nationen berücksichtigen müssen, gegen Russ(inn)en anzutreten.
Das längerfristige Ziel Putins ist doch Russland in den Grenzen der Sowjetunion. Da würde noch was fehlen. Auch Länder die inzwischen der NATO angehören.
Ich denke China schaut auch genau zu, wie die Welt mit diesem Krieg und dem Aggressor umgeht. Die schielen ja nicht nur mit einem Auge nach Taiwan.
Aber zurück zum Sport. Es ist doch verständlich, dass Sportler aus Polen und anderen Ländern in der aktuellen Lage nicht gegen Russen antreten wollen. Ich finde da nichts verwerfliches daran. Ja, es leiden unschuldige Menschen unter solchen Massnahmen. Aber noch viel mehr leiden doch die Menschen in der Ukraine die angegriffen werden und die um Ihr Leben und das ihrer Familienmitglieder bangen müssen. Sich mit Ihnen solidarisch zu zeigen und Russland auf allen Ebenen zu boykottieren finde ich persönlich richtig.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Russland sein Glück herausfordert. Die „westliche Welt“ wird er doch nicht angreifen? So einen Krieg vom Zaun zu brechen, wäre ein Himmelfahrtskommando, vermutlich für alle. Russland wird schon wissen, welche Länder sie militärisch angreifen können und wo man sich wirklich die Finger verbrennt. In der russischen Strategie wurde die Ukraine wohl als angreifbar eingestuft und wie sich zeigt, zurecht.