Krieg in der Ukraine & sein Einfluss auf den Sport

Puh, hätte nicht gedacht, dass dieses Thema noch einmal so auf mich zukommen würde. Als Am Sonntag die Nachricht kam: Putin versetzt Atomstreitkräfte in Bereitschaft, wurde mir schon etwas anders. Als „Kind des kalten Krieges“ hatte ich gedacht, die Zeiten wären vorbei.
Ich möchte kurz zu den verschiedenen Punkten/Meinungen meinen unbedeutenden Senf dazu geben.

a) wir sind uns hoffentlich einig: Das ist Putins Krieg. Er ist der Aggressor, niemand anders. Alle Rechtfertigungen al la: Die NATO mit Ihrer Osterweiterung usw. laufen ins Leere. Man kann grundsätzlich darüber diskutieren, aber eine Entschuldigung für die Invasion geben sie nicht her. Die baltischen Staaten werden heilfroh sein, dass sie drin sind. Und auch die Ukraine wäre wohl nicht angegriffen worden, wenn sie in der Nato wäre.
b) Der sportliche Ausschluss (Es ist nämlich kein Boykott) ist richtig. Natürlich wird er Putin nicht dazu bringen, den Krieg zu beenden. Aber als eines von vielen Mitteln ist es richtig. Natürlich haben die russischen Sportler keine Verantwortung für den Krieg und Unschuldige müssen büßen. Aber die wirklich Unschuldigen, die den Kopf hinhalten sitzen in Kiew, Charkiw und anderswo. Russland als Staat muss und wird ja gerade auch von allen internationalen Terminen ausgeschlossen werden.
c) Die Lösung des Problems wird und muss in Russland geschehen. Ich habe für die Russen, die trotz der drohenden Strafen auf die Straße gehen genauso Respekt wie für die Ukrainer, die für Ihr Heimatland kämpfen. Durch die vielen und harten Maßnahmen - mit denen Putin in dieser Konsequenz wohl nicht gerechnet hat - wird jeder Russe früher oder später sich entscheiden müssen. Wenn schon die Oligarchen einen offenen Brief schreiben und eine Ende des Krieges fordern, dann habe ich Hoffnung, dass sich dies fortsetzt.
d) was zum nächsten Punkt führt, der mich etwas besorgt: Putin braucht ein Ergebnis. Ohne zieht er sich nicht zurück und wird All in gehen. Geht er ohne Ergebnis, sind seine Tage gezählt. Deswegen befürchte ich, dass er keine Rücksichten nehmen wird.
e) die Waffenlieferungen: grundsätzlich bin ich immer d´accord mit der Devise gegangen, dass wir nicht in Krisengebiete liefern. Aber wenn die Zeiten sich ändern, muss sich auch die Politik ändern. Überspitzt: wenn sich der kleine schmächtige Typ gegen die drei großen Schläger mit ihren Knüppeln so lange wehrt, darf man ihm auch mal ein Schild reichen.
f) großen Respekt für Polen, Schweden und Co! Mittelgroßen Respekt für Schalke - die hätten das schon früher lösen müssen, aber trotzdem. Überraschte Freude, dass sich UEFA und FIFA doch durchgerungen haben. Hätte ich bei Infantino nicht gedacht. By the way: hat irgendeiner was vom DFB gehört? peinlich wie immer.
g) FCB: aus meiner Sicht darf es keinen Zweifel geben, dass die Zusammenarbeit mit Qatar eingestellt werden muss bzw. nicht verlängert werden darf. Nein, ich vergleiche Qatar nicht mit Russland. Aber bevor uns das Ding noch mehr und so richtig um die Ohren fliegt, muss es beendet werden.

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Sehr schön zusammengefasst, danke!

Zum DFB: der hat vermutlich mal wieder andere Sorgen. Zum Beispiel die gestrige Story in der SZ über die Agentur GRA (Global Risk Advisors), die im Auftrag von Qatar für 10 Mio. Dollar mithilfe „komplexer traditioneller Geheimdiensttechniken“ Theo Zwanziger in der Zeit seiner Mitgliedschaft in der FIFA-Exekutive zum Schweigen bringen sollte. Er hatte in dieser Funktion die Aufgabe, die WM-Vergabe an Qatar und die dortige rechtsstaatliche Situation zu überprüfen, und drängte dessen Vertreter, das Kafala-System abzuschaffen. Man setzte in vier Wirkkreisen Personen auf ihn an, u.a. auch im Bereich „Familie, enge Familienfreunde und enge Verbündete“.

Da hängt dann auch noch eine Verleumdungsgeschichte ihm gegenüber dran, die dem DFB noch arge Probleme bereiten dürfte, da Zwanziger der Sache jetzt auf den Grund gehen will.

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:clap:
das gehört jetzt nicht zu diesem Thema, aber genau das habe ich mir auch die Tage gedacht.
Man sieht, wie einem ein Sponsoring mit nicht demokratischen Diktatoren auf die Füße fallen kann (siehe Schalke), der Aufschlag an Geld den man dafür erhält, dass man sich für Despoten und ähnliches hergibt rechtfertigt ein solches Geschäft nicht. Es fällt einem früher oder später auf die Füße und bildet ein massives Reputationsrisiko.

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Und genau das ist das Problem bei Statements in solchen Zeiten. Hier liest sich das wieder anders:

Wer wäre denn ein demokratischer Diktator?
:grinning:

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totaler Schmarrn den ich da geschrieben habe, klar.
Manchmal ist das Hirn etwas vernagelt.

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Das ne gefährliche Frage in manchen Kreisen heutzutage :sweat_smile:

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Na, der hier:

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Hier ein Auszug aus einem Kommentar von Thomas Kistner unter dem Titel „Ein Problem namens Infantino“, erschienen in der heutigen Printausgabe der Süddeutschen Zeitung:

„Der jüngste Bauerntrick ging Gianni Infantino besonders leicht von der Hand, der Fifa-Präsident brauchte ihn ja bloß von seinem olympischen Amtskollegen Thomas Bach abzukupfern. Russlands Fußball-Nationalteam soll brutalstmöglich sanktioniert werden für Putins Krieg? Bitteschön: keine Hymne, keine Flagge, auch das Namensetikett der Sbornaja muss weg - sie soll jetzt als ,Fußballunion von Russland“ antreten, als ,RFU". Chapeau! Kein Mensch käme bei dieser genialen Verklausulierung darauf, dass sich Russland da hinter verbirgt! Infantino will auf die billigste Tour retten, was nicht zu retten ist.

Für den Weltsport wird es nun Zeit, grundsätzliche Überlegungen zu seinen Anführern anzustellen. Allein die Idee, die politische Positionierung zu einem Angriffskrieg per Silben-Umstellung lösen zu können, legt nahe, wie es um Infantinos Fifa-Apparat intellektuell bestellt ist. Dieser Plan war so dämlich, dass er sich von selbst erledigte. Allein die Tatsache, dass es viele Verbände ablehnten, gegen so eine Mogelpackung anzutreten, führte Infantinos Scharade ad absurdum: Was hätte denn passieren sollen, wenn sich die Polen weigerten, im WM Qualifikationsspiel gegen die Sbornaja (nichts anderes wäre es ja) anzutreten? Wäre dann Polen rausgeflogen, und jeder andere auch, der sich weigerte? Spielte Russland dann die WM 2022 in Katar allein, gegen das Team RFU 2 vielleicht?"

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1973 hat die FIFA das so durchgezogen, gegen - ausgerechnet - die Mannschaft der UdSSR. Die wollte nicht gegen Pinochet-Chile antreten, nachdem das Nationalstadion von Santiago zum Foltergefängnis umfunktioniert wurde.

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Bei der WM gelang es einigen Studenten, während des Spiels DDR - Chile aufs Spielfeld zu laufen und ein Transparent zu zeigen: " Chile si - Junta no".

Im September, zum Jahrestag des Putsches, reiste ich mit einigen Freund(inn)en aus dem hohen Norden nach Frankfurt/Main zur bundesweiten Großdemo gegen die Junta. Unter anderen spielte dort die chilenische Band „Inti illimani“, der nach einer Italien-Tournee im Herbst 1973 die Wiedereinreise verweigert worden war.

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Laut Telegraph wird Abramovich Chelsea jetzt doch verkaufen.
Damit ist klar auf welcher Seite er steht!

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Soll er den Verein verschenken oder was?

So stell ich mir übrigens ein Statement vor von Trainern, Vereinsverantwortlichen etc

https://vm.tiktok.com/ZMLAH5V3m/

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Sehe da jetzt auch keinen Bezug zu irgendeiner Seite. Finde es von ihm eher gut, dass er die Leitung abgegeben hat und so den Verein davor bewahrt sanktioniert zu werden oder anderweitig in Erklärungsnot zu bringen.

Gerade Abramowitsch wurde doch angeblich von der ukrainischen Regierung zur Vermittlung vorgeschlagen. Da wirst du wohl keinen nehmen, der auf Putins „Seite“ ist.

Verstehe auch nicht warum jetzt jeder russische Bürger, egal wo er gerade auf der Welt lebt, geächtet werden soll.

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Na ja, geächtet ist jetzt nicht zwingend die Idee. Geht nicht darum einen russischen Bürger zu gängeln.

Es geht um Sanktionen der EU, GB, USA. Ein Teil davon ist das Einfrieren möglichst sämtlicher Vermögenswerte von vermögenden Russen im Ausland gerne auch Oligarchen genannt.

Die Idee dahinter ist ja, dass diese Gruppe die für den Machthaber im Kreml nicht unwichtig ist, ein weiteres Mittel wäre, Druck auf den Machthaber im Kreml aufzubauen. Das Einfrieren Ihrer Vermögen im Ausland (so gut das eben geht in Rechtsstaaten) würde den Oligarchen eher nicht so gut gefallen. Sie kämen sicherlich auf die Idee, dass eine Beendigung des Krieges für die Rückgewinnung Ihrer Vermögen förderlich wäre. Also ist davon auszugehen, dass sie für Ihr Geld Druck auf Putin ausüben werden.

Je mehr Druck, desto größer die Chance, dass der Krieg beendet werden kann. Es ist jetzt erstmal egal, „auf welcher Seite“ diese Menschen oder hier Abramovich stehen.

Wir können aber schon festhalten, dass Putin Kritiker es wohl schon in der Vergangenheit schwer hatten, solche Vermögen anzuhäufen. Ohne Zustimmung und Wohlwollen von ganz oben, lief da eher nichts :wink: . Dass die Ukraine ihn für eine gute Person für Verhandlungen hält, bedeutet ja nicht, dass der Mann keine Nähe zu Putin pflegt.

Ich denke eher, dass so eine Person gute Beziehung zum russischen Machthaber pflegen sollte, wenn er Einfluss auf ihn nehmen sollte. Ich wäre jetzt nicht so ganz dafür geeignet. Ich kenne Herrn Putin nicht, stehe ich ihm auch nicht nahe, spreche kein russisch und mein Wort hat auch im Kreml kein Gewicht. Ich denke das ist bei Abramovich anders, darum soll er den Job auch machen.

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Schade, da ist gerade eine kleine Flamme der Hoffnung erloschen. :wink:

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Die englische Regierung hat doch klargemacht, das diejenigen die sich eindeutig distanzieren und in Konsequenz mit Putin brechen, von den Sanktionen ausgenommen werden.

Im Fall von Abramovich müsste er nur klar Stellung gegen Putin beziehen, was er bisher nicht gemacht hat, dann müsste er auch nichts bzgl Chelsea und seinen englischen Immobilien befürchten.

Allerdings würde er dann wohl seine Unternehmen in Russland verlieren, Evraz und Polymetal. Die will er aber offensichtlich behalten, und macht sich lieber aus dem Staub, verkauft alles in England um den Sanktionen zu entgehen

Auch Usmanov, Miteigentümer von Everton wurde sanktioniert. Kein Wort zu Putin bisher

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Abramovich will alles im Westen verkaufen

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alle verrückt geworden. Ein 87 jähriger Schweizer der in den USA lebt mit einem Konsortium.
Wer hätte vor 10 Tagen gedacht, dass so etwas passieren könnte? Dass Chelsea verscherbelt werden könnte. Besser ein amerikanisches Konsortium als ein Chinese. Denen hätte ich sowas auch noch zugetraut.