Kommentar zum Fall Boateng: So einfach kommt der FC Bayern nicht davon

Der Fall Boateng ist komplex und vielschichtig, das stimmt.
Das ändert aber wie ich finde nichts an der Tatsache, dass er mit seinem Rucksack den er aktuell zu tragen hat, kein Thema sein sollte und für mich selbst ist ein mittrainieren bei den Amateuren, sogar im Aufgebot der Legenden schon too much.

Grundsätzlich finde ich gut, wie Du heute von einer - sagen wir mal - radikalen Position zu einer Sichtweise umgeschwenkt bist, die ein Bewusstsein für die Komplexität der Angelegenheit zeigt. Dass Dir dafür nun nicht nur Lorbeerkränze gewunden werden, ist der normale Gang der Dinge. :wink:

Gut, also dass er sie in den Selbstmord getrieben hat war in verschiedensten Formulierungen schon von vielen zu lesen in der langwierigen Diskussion hier und anderswo. Ob eine solche Verwicklung in einem Selbstmord nicht auch ein justiziabeler Tatbestand (wie auch immer er sich nennen würde ist) sollte da schon eine durchaus legitme Frage (siehe mein Fragezeichen im Ursprungsbeitrag) sein und keine Radikalposition. Und wie sich gezeigt hat hat man hier anscheinend wirklich eine Art Lücke im Gesetz vs. die moralische Einschätzung der meisten. Von daher verwundert es umso weniger, dass in diesen Fall eben gerade kein Verfahren am Laufen ist.

Dass es alles in Wirklichkeit immer noch viel komplexer ist als erstmal gedacht ist fast immer so, auch hier, auch wenn man umso mehr man sich mit den „Fällen“ rund um Boateng beschäftigt umso mehr Abgründe sich aufzutun scheinen.

Und dass diese Komplexität und Langwierigkeit der Recherchen aber es für einen FCB massiv erschweren hier von Anfang an klare Kante zu zeigen und es wahrscheinlich gar nicht so verkehrt war mit Probetraining und erst nach öffentlicher Reaktion es doch nicht zu machen war ich von Anfang an der Meinung…

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Den „Rucksack“ trägt er schon sehr viele Jahre. Soll so ein Verfahren, was sich regelmäßig über viele Jahre hinzieht, dann automatisch das Karriereende für ihn bedeuten? Wo er mal grundsätzlich ja doch auch freigesprochen werden könnte?

Und dass man sich in einer perfekten Welt überhaupt nicht mit ihm beschäftigen hätte müssen sind wir uns ja auch alle einig. Aber leider wurden im Sommer Fehler (wie sie halt leider jedem mal passieren können) gemacht, die man jetzt sich gezwungen sah zumindest zu versuchen auszubügeln…

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Die ist es allerdings im Grunde nicht. Wenn auch die Anstiftung zu einer per se straflosen Tat - dem Suizid - nicht strafbewehrt sein kann, so kommt doch grundsätzlich die Täterschaft in Frage; da hast Du insoweit gar nicht mal ganz falsch gelegen. Aber ob die hier wirklich vorliegt, ist die schwierige Frage, die wir mit unserem - vorsichtig formuliert - begrenzten Fakten- und Fachwissen nicht beantworten können.

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:confused:

  1. …„Klug“ waere es gewesen, eine (…„un-geschichtliche“) Alternative (a la Gbamin/Mustafi)… „in Betracht zu ziehen“…!?

  2. Als ob ihn das…„Ist-der-Ruf-erstmal-…Uli-niert-moralisiert-er-gaenzlich-ungeniert“…!?

  3. Womit „wir“ wieder…„Bitte-den-Kreis(el)verkehr-nach-der-1. Ausfahrt-verlassen“ (…oder: Wie man das „Fettnaepfchen“ auch dreht und wendet, …:no_mouth:)…!?

:face_with_monocle:

:roll_eyes:

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die Zahl der Ignoranten steigt - jetzt auch noch Javi… naja, streiche ich halt den nächsten von meiner internen Legendenliste…

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Im UH Interview gehts auch um JB – Quelle Bild.de

… Bayerns Vertrags-Korb für Jérôme Boateng (35): „Die ganze Vergangenheit, die er ja auch mit den Prozessen jetzt hinter sich hat, die hat den Verein schlussendlich dazu gebracht, von einer Verpflichtung abzusehen. Sie dürfen eines nicht vergessen. Jerome kann ja nur in der Bundesliga spielen. Wie ich höre, möchte unsere sportliche Leitung in der Winterpause möglicherweise noch einen Abwehrspieler haben. Entweder in der Innenverteidigung oder als rechten Verteidiger. Das würde bedeuten, dass Jerome praktisch nur für acht Bundesliga-Spiele verpflichtet werden würde. Und das ist wirtschaftlich völlig gaga. (…) Hier ist von der Seite des Vereins inklusive des Trainers eine vernünftige Entscheidung getroffen worden.“

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Der fast ausschließliche Fokus auf die Unschuldsvermutung in der Bewertung der Frage Boateng in diesem Thread führt meines Erachtens vollkommen in die Irre.

Die Unschuldsvermutung ist ein Grundrecht und eine Konstruktion des Strafrechts, die dazu dient, den ohnmächtigen, kleinen, einzelnen Staatsbürger vor der alles überragenden Macht des riesigen Staates, ihn in einem Strafprozess nach Gutdünken zu verurteilen und zu bestrafen, zu schützen.

Der Staat hat in einer Gesellschaft das Gewaltmonopol und damit die alleinige legale Macht, seine Bürger in gewissen Fällen (jahre- und jahrzehntelang) einzusperren oder manchmal gar zu töten. Niemand sonst darf das. Deshalb gibt es umfangreiche rechtliche Schutzvorkehrungen, die den Einzelnen vor der faktisch alles überwältigenden Macht des Staates schützen sollen (die Grundrechte). Die Unschuldsvermutung in einem Strafprozess, den bekanntlich der Staat gegen den Bürger führt, ist eine davon. Der Einzelne gilt solange als unschuldig und ist frei, bis ihm der Staat in einem fairen Gerichtsprozess, an den hohe rechtliche Anforderungen gestellt sind, seine Schuld nachgewiesen hat.

Die Unschuldsvermutung hat mit der normalen Bewertung einer Person durch eine andere Person im Alltag nichts zu tun. Als ganz normaler Bürger oder als Unternehmen (wie der FC Bayern) habe ich nicht die Macht, jemanden für 10 Jahre in ein dunkles Loch zu sperren, wenn ich ihn für einen Vergewaltiger halte. Das schlimmste, was ich als Privatmann machen könnte, wäre diesen jemand im persönlichen Umgang zu meiden. Das schlimmste, was ein Unternehmen machen könnte, wäre diesen jemand nicht einzustellen (oder ihn zu entlassen, wenn er bereits eingestellt ist, und selbst das würde ohne Urteil schon schwierig).

Deswegen führt diese ganze Diskussion hier, die sich um Boatengs juristische Schuld dreht, vollkommen in die Irre. Selbstverständlich kann ich für mich nach Sichtung der gesammelten Recherchen - oder auch einfach nur, weil mir danach ist - zu dem Ergebnis kommen, dass Boateng ein Vergewaltiger, ein Frauenschläger und überhaupt ein extrem unangenehmer Zeitgenosse ist. Selbstverständlich kann auch der FC Bayern zu diesem Ergebnis kommen und sich daraufhin entscheiden, Boateng keinen Arbeitsvertrag zu geben. Für solche Fragen gilt generell, dass niemand auf ein gerichtliches Urteil warten muss um sich in einer Sache eine Meinung zu bilden und daraus Konsequenzen für sein Handeln abzuleiten.

Natürlich, wer für seine Meinungsbildung über die Causa Boateng tatsächlich bis zu einem endgültigen, rechtskräftigen Urteil in einem zukünftigen Gerichtsprozess warten möchte, bitte, der soll das von mir aus gerne tun.* Ich muss das nicht. Für meine persönliche Meinungsbildung sind die vorhandenen Informationen mehr als ausreichend umfänglich und konklusiv.

*Wobei mich rein aus intellektueller Neugier dann schon interessieren würde, ob derjenige wirklich daran glaubt, dass sich in dem dann dritten (?) Gerichtsprozess urplötzlich so bahnbrechend neue, revolutionäre Erkenntnisse ergeben werden, dass sie den gesamten Sachverhalt einmal quasi komplett vom Kopf auf die Füße stellen.

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Wird bald ziemlich einsam um dich :slight_smile:

wenn es Menschen sind wie du, die mich „alleine“ lassen - dann begrüße ich das ausdrücklich :slight_smile:

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Verstehe ich gar nicht. Wo er sich doch so um Dich sorgt.

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Ist mir etwas zu „absolut“ - kann man nicht zumindest sagen, dass die Unschuldsvermutung auch im Umgang von Privatleuten untereinander mal zumindest ein relativ vernünftiger Ausgangspunkt ist?

Richtig, man KANN. Und ja idealerweise dann eben nach ausführlicher Sichtung der Recherchen. Dies fällt doch aber wesentlich leichter (so wie uns auch mittlerweile im Vergleich zu vor paar Wochen bevor die ganze Thematik hochgekocht ist) nachdem es eines ausführliche öffentliche Diskussion des Themas gab wo dann wirklich alle relevanten Recherchen zu dem Thema aufgedeckt wurden.

Und genau das ist dann im zweiten Schritt auch genau so passiert.

Zu verlangen (wie es von vielen wurde) dass diese ausführlichen Recherchen ein FCB - und um den und dessen Verhalten sollte es doch hier in der Kurve zentral gehen - aber alleine und rein intern machen hätten sollen obwohl es sich hier eben um eine „kann“ und nicht „muss“ Aufgabe handelt: Für mich einfach weit hergeholt…

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Boateng will unbedingt weiter machen.
"An eine Rückkehr in die Bundesliga glaubt Boateng aber nicht: „Meine Zukunft liegt im Ausland.“
Damit liegt er auch sicher richtig.

Saudi-Arabien sollte ihm doch taugen… :facepunch:t2::man_shrugging:t2:

Wenn ein Spieler in einer Sachfrage mal eine andere Meinung hat, als man selbst, sollte das allein kein Grund sein, ihn für alle Zeit von einer Legendenliste zu streichen.
Keiner weiß, wie Javis Kenntnisstand über die juristische Causa Boateng genau ist.

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Doch. Alle streichen.
Wer anders denkt, kann keine Fußball Legende sein.

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Na ja, aber das ist ja jetzt erstmal vor allem folgendes:

  • eine emotionale Reaktion seinerseits, die, wenn man sich in ihn hineinversetzt und versucht zu verstehen, warum er so enttäuscht ist, durchaus nachvollziehbar ist. Da waren Erwartungen an einen der Lieblingsspieler, die dieser nicht erfüllt hat. Es ist ja vollkommen egal, ob diese Erwartungen nun berechtigt waren oder zu hoch angesetzt oder sonst was. In dem Moment, wo er das liest, ist er eben enttäuscht. Und da unser Forum hier ja recht häufig emotional geladen ist, ist es doch ok, dem hier erstmal freien Lauf zu lassen. Er hat ja niemanden beleidigt.
  • keine offizielle Legendenliste, sondern seine persönliche Meinung, die man mindestens akzeptieren kann

Ich finde nicht, dass es angemessen ist, sich darüber lustig zu machen. Es ist ja vollkommen okay, selbst anderer Meinung zu sein. In beide Richtungen.

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Ich kenne das von T.S. Eliot: „Wer mit 18 kein Sozialist ist, hat kein Herz, wer es mit 30 immer noch ist, keinen Verstand.“ Quelle finde ich leider nicht mehr.

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