Kommentar zum Fall Boateng: So einfach kommt der FC Bayern nicht davon

Aber dann doch die Sache mit den Urteilen bei Gewalt gegen Frauen?

Es ist halt ein Fakt, dass der Rechtsstaat hier an seine Grenzen kommt. Deshalb hinterfragt man aber nicht den kompletten Rechtsstaat. Das muss differenziert werden.

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Meine Frage bezog sich ja klar auf die Urteile bei denen es um Gewalt gegen Frauen ging.
Genauer kann ich nicht fragen, sorry.

An dieser Stelle verdient es erwähnt zu werden, dass genau diese Fehlbarkeit - die sich durch kein noch so gutes Rechtssystem ausschließen lässt - ein zentrales Argument gegen die immer mal wieder geforderte Todesstrafe liefert: Fehlurteile mit derart gravierender Konsequenz müssen grundsätzlich revidierbar sein.

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Ich würde das noch grundsätzlicher sehen. Hier kommt nicht nur der Rechtsstaat an seine Grenzen, sondern grundsätzlich die Möglichkeit, in einem Fall wie dem von Boateng ein abschließendes 100% richtiges Urteil zu fällen. Denn am Ende bleibt die Unsicherheit, dass nur die beiden jeweils Beteiligten genau wissen, wie die Sachverhalte waren.
Und selbst wenn alle Darstellungen der Frauen und ihrer Freundinnen / Verwandten absolut der Wahrheit entsprächen, wäre für mich immer noch bei der moralischen Bewertung die Frage offen, ob er jederzeit bewusst und absichtlich physische und psychische Gewalt angewendet hat oder ob er in einer unseligen Kombination von Naivität, Dummheit und Unbeherrschtheit, und ggf. unseriösen Beratern in eine Situation geschlittert ist, die er inzwischen zutiefst bereut, was er aber auf Rat seiner Anwälte nicht zugeben darf.

Sprich, ich würde von einer moralischen Bewertung aus Prinzip Abstand nehmen, weil wir zu Vieles einfach nicht wissen (können).

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Ich denke diese Punkte bringen das Ganze schön auf den Punkt:

Einerseits ist das Ganze in der Tat so komplex, dass es selbst unser Rechtssystem überfordert.

Andererseits erwarten wir von unserer Vereinsführung da instant und vorab selber ein Urteil über seine moralische Schuld zu fällen, ob Boateng noch tragbar ist, obwohl er rein rechtlich gesehen nicht verurteilt ist.

Ich glaube jeder von uns, selbst die, die sich durch die mittlerweile hunderte von Kommentare mental durchgearbeitet hat tut sich schwer zu einem wirklich stichhaltigen moralischen Beurteilung zu kommen.

Unsere Vereinsführung, die sich aber eigentlich natürlich vorallem mal mit sportlichen Themen befassen sollte soll dazu aber in der Lage sein?

Ich würde wie gesagt weiter sagen (auch wenn ich nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema durchaus zu dem Schluss komme, dass Boateng wahrscheinlich gravierende moralische Schuld auf sich geladen hat) dass es genau so wie man’s gemacht hat - die Sache zur Probe erstmal mit Boateng, es öffentlich zur Diskussion stellen und dann zu schauen wo der öffentliche Tenor hingeht - keineswegs falsch war, eventuell sogar genau richtig.

Moralische Vorab-Beurteilungen sind keine FCB Domäne, „die rechtsstaatliche Unschuldsvermutung“ also durchaus naheliegender Ausgangspunkt für unsere Vereinsführung…

Und als der öffentliche Tenor klar in die Gegenrichtung geschwenkt hat man sich dem gefügt auch wenn es bequemer gewesen wäre Boateng mal in Reserve zu haben für alle Fälle…

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Richtig, die eigentliche Frage ist vielmehr, ob man sich selber bei all dieser Komplexität und Unsicher/-klarheiten so eine Bewertung anmaßen kann/sollte. Selbst wenn man sich intensiv mit auseinandersetzt hat.

Umso klarer sollte doch aber sein, dass dies für unsere Vereinsführung noch viel weniger etwas ist dass man zwingend von ihr verlangen kann. Die haben doch nun wirklich genug anderes zu tun und andere Kernkompetenzen…

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Was ist eigentlich daran so schwer,
von innen nach aussen das umzusetzen, das vorzuleben was man sich selbst von sich aus auferlegt hat?

„Mit unserem Awareness-Konzept wollen wir alle Mitglieder, Fans und Mitarbeitenden des FC Bayern dabei unterstützen, hinzusehen und hinzuhören, aufzustehen, zu helfen und füreinander einzustehen. Respekt und Toleranz sind wichtige Werte des Sports, die wir fördern und für die wir uns als FC Bayern immer und überall einsetzen.“ *

Lass wegen mir die Unschultsvermutung gelten und lass das auch wegen mir die Meinung des AR sein;
ich verstehe aber ehrlich nicht wie man in der Situation in der sich Boateng aktuell befindet, überhaupt auch nur im Ansatz darüber nachdenken kann, den Spieler unter Vertrag zu nehmen.

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Wenn man immer nur in Schwarz/Weiß denkt erscheint vieles leichter als es in Wirklichkeit ist.

Diesbezüglich…

Die Realität ist meistens wesentlich komplexer und vielschichtiger als sie auf den ersten Blick erscheint…

Bitte erklär mir was in diesem Fall komplex und vielschichtig sein kann, danke vorab.

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Wer lesen kann und will ist im Vorteil.

Diverse Vorredner vor mir haben das nun wirklich sehr intensiv und anschaulich dargelegt wie komplex das Ganze ist…

Der Username ist bewusst gewählt oder?:neutral_face:

Gerhard, Jep und Justin im speziellen.

Direkt vor meinen Beträgen…

Na dann frage ich mich ernsthaft, was du aus diesen Beiträgen mitgenommen hast, wenn du immer noch alles so in die Luft schreibst und es so komplex und vielschichtig für dich ist.
Ist es vielleicht auch, dann erwarte ich aber vom Klub, dass er da klar Kante zeigt und nicht den nächsten Content für „FC Abgehoben“ liefert.

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  1. Nach den Fehlern der Transferperiode war/ist der Vorstand Tuchel gegenüber in der Bringschuld; es war klug, ein Engagement Boatengs zumindest in Betracht zu ziehen.

  2. Hoeneß ist gut beraten, nicht den Obermoralisten zu geben, zumal bei unklarer Rechtslage.

  3. Eine kategorische Absage von vornherein hätte in der leicht moralisch erregbaren Öffentlichkeit Reaktionen erzeugen können, deren Abbild wir hier sogar noch nach dem abwägenden Vorgehen erleben konnten: „Vorverurteilung“, „Mobbing“, „Berufsverbot“, „Verdienste als zweifacher CL-Sieger nichts mehr wert?“.

Wie dir vielleicht schon leicht aufgefallen ist, gehört es nicht gerade zu meinen Stärken mit anderen Meinungen noch großartig in den Diskurs zu gehn wenn sie dann doch so massiv an meinem Grundverständnis vorbei gehen und diese drei Aufzählungen tun das und deshalb belasse ich es dann besser dabei.

Und ich schätze deine Beiträge hier eigentlich sonst sehr, manchmal passt es eben dann nicht und das ist wie ich finde auch OK.

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Richtig, „vom Regen in die Traufe“ über „haste Scheisse am Fuß haste Scheisse am Fuß“ bis hin zu „wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen“.

Ohne das Deadline day Debakel hätte man sich das ganze Theater natürlich erspart…

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Ja, sicher. Ich habe an anderer Stelle auch geschrieben, dass es besser gewesen wäre, wenn man ohne den Umweg des Probetrainings zu dieser Entscheidung gekommen wäre.

Wenn ich so etwas wie diese drei Punkte schreibe, muss das nicht zwangsläufig meine ganz persönliche Meinung sein, sondern kann, wie hier, auch der Versuch sein, die Gründe für ein anderes Vorgehen nachzuvollziehen. Es muss ja nicht immer alles schwarz oder weiß sein.

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Klare Kante zu zeigen fällt doch aber wesentlich leichter wenn es um ein relativ simples Problem und eben gerade kein komplexes und vielschichtiges geht, wie du ja nicht mal mehr bestreitest. Ist das nicht meistens so im Leben?