Dreesen hat ein Interview bei der FAZ gegeben. Es ist ein typisches Interview, bei dem der Journalist einfach seine Stichwortliste ab rattert, ohne auf die Antworten einzugehen.
Ein paar interessante Antworten sind dennoch dabei und vor allem auch viele Antworten, wo er Dinge sagt, die leicht widerlegbar sind oder wo er bewusst mit Halbwahrheiten um sich wirft.
So will er z.B. die Verantwortung für die steigende Anzahl an Spielen auf die Nationalmannschaften schieben. Er argumentiert dazu:
Im Durchschnitt hatten unsere Spieler in den vergangenen fünf Jahren weniger als 50 Pflichtspiele im Jahr zu bestreiten. In den zehn Jahren davor waren es im Durchschnitt 52 Pflichtspiele. Es sind also nicht mehr, sondern weniger Partien für den Verein geworden. Was ich damit sagen will: Wenn die Belastung der Topspieler gestiegen ist, dann kommt es weniger von den Clubs als von den Nationalmannschaften mit ihren zusätzlichen Freundschaftsspielen und Wettbewerben.
Der gesunkene Durchschnitt ist natürlich einzig und alleine auf sportlichen Misserfolg zurückzuführen. Wenn man in vier Jahren drei mal in der 2. Runde des DFB-Pokals ausscheidet, dann fehlen eben ein paar Spiele.
Dass es ab dieser Saison mehr Spiele in der Champions League gibt (Gruppenphase und zusätzliche KO-Runde) erwähnt er natürlich nicht - ebenso wie die neue Klub-WM. Mit der CL alleine, wird der Durchschnitt wieder auf den vorherigen Wert ansteigen.
Leider geht der Journalist, wie gesagt, auf solche Antworten gar nicht ein. Es war wohl ein typisches Gefälligkeitsinterview.
Ein weiteres Beispiel:
Wir müssen uns im Unterschied dazu selbst refinanzieren und ohne die Zuwendungen von Staaten oder reichen Privatleuten auskommen.
Das braucht man hier in dem gut informierten Forum vermutlich gar nicht weiter ausführen. Aber scheinbar sind Katar und Ruanda keine Staaten mehr.
Er widerspricht auch massiv Uli Hoeneß’ Transferstopp:
Die Transferperiode ist noch nicht beendet. Wir sind finanziell stark genug, um erst kaufen und später verkaufen zu können.
Die Aussage passt leider gar nicht dazu, dass seit Hoeneß’ Aussagen scheinbar sämtliche Verhandlungen eingestellt wurden. Ich verstehe natürlich, dass Dreesen hier Stärke zeigen will. Wenn einen die Realität aber längst eingeholt hat, wirkt es eher schwach.
Abseits davon gibt es in dem Interview ein paar interessante Infos. Der FC Bayern soll demnach wohl 30 Prozent der gesamten Reichweite der Bundesliga tragen. Außerdem spricht er auch davon, dass bei Transfers in Raten gezahlt wird. Er sagt auch, dass man bei den Tickets Mehreinahmen im zweistelligen Prozentsatz erlösen könnte, dies aber nicht wolle.