[Italien, Serie A] Rund um die Liga

Wirklich eine spannende Geschichte. Wird Juve auf jeden Fall wieder um einiges zurückwerfen.

Na ja, ist Fußball für Agnelli nicht nur eine Art Hobby?
Dieses Forum ist selbstverständlich nicht gedacht für Grundsatz-Diskussionen in Bezug auf Soziologie und Ökonomie, aber Max Weber meinte, der Kapitalismus sei ein protestantisches Projekt. Diese Erfahrung mache ich schon seit 30 Jahren.
Wer ist der Hinterwäldler, ich stehe ein wenig auf dem Schlauch.

Ich bin mir relativ sicher, dass Juve anfangs ein Hobby war. Dieses ist aus dem Ruder gelaufen, keine Frage. Sie hätten sich besser um FIAT gekümmert.

Gut, Werksteam. Family Team, oder was auch immer. Aber dass die Sache aus dem Ruder gelaufen ist, darüber sind wir uns einig, denke ich.

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Ach, Mateschitz meintest Du, okay. Ja, die arbeiten gut.

War es Agnelli, Corona oder doch CR7?
Und ich dachte, die sanieren sich allein durch seine Trikotverkäufe. :thinking:

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Spricht diese Juve-Geschichte jetzt eigentlich für oder gegen 50+1? Eigentlich konnte dem Agnelli ja keiner reinreden… :thinking:

@918: Wie ich im August schon einmal schrieb, du hast mich überzeugt. Eine strenge, aber vor allem klar und für alle verbindlich definierte und konsequent umgesetzte Prüfung der Höhe der bei Spielertransfers erzielten Umsätze wäre eine gute Maßnahme, die die UEFA einführen könnte. Eine laufende Anpassung der Spielerbuchwerte in den Bilanzen gemäß des aktuellen fair value halte ich zwar aus methodischen, rechtlichen und praktischen Gründen nach wie vor für keine wahnsinnig gute Idee, aber zumindest die Definition und Einführung eines klar definierten Verfahrens, das sich im Nachhinein bei Spielertransfers erzielte Umsätze nach einem Satz klar definierter Kriterien anschaut und bewertet (etwa auf Basis von Vergangenheitswerten ähnlicher Deals), fände ich eine sehr gute Idee. Für so eine Prüfung würde es auch vollkommen ausreichen, die Spielerwerte bei einer Transferprüfung im Nachhinein an ihren fair value zum Transferzeitpunkt bestmöglich zu approximieren und man könnte sich die ganze fehler- und manipulationsanfällige fortlaufende Aktualisierung der Werte in den Büchern sparen.

Randbemerkung: Der Arthur/Pjanic-Deal ist auch ohne fair-value-accounting als suspekt aufgefallen und selbst mit fair-value-accounting hätte er keine Konsequenzen, wenn Transfers nicht geprüft würden. Im Hinblick auf eine Minimierung der Manipulationen ist eine konsequente ex-post Prüfung von Transfers nach einem definierten Verfahren zielführender als ein gewissermaßen ex-ante fair-value-accounting von Spielerwerten.

Randbemerkung 2: Das gesamte Fußballbusiness ist so dermaßen korrupt und von feudal anmutenden Strukturen, Vetternwirtschaft und business by personal acquaintance geprägt - zumindest wirkt es so auf mich, aktuell augenfälligstes Beispiel die FIFA, Himmel hilf! :joy: -, dass Fragen nach einer bestmöglichen Transferprüfung oder der idealen Form von Spielerbewertungen in den Büchern den ganz entschiedenen Charme von Stühlerücken auf der Titanic verströmen.

Weißt du eigentlich, warum sich von den „großen Vier“ KPMG und Deloitte so stark, PwC so mittel und EY so gut wie gar nicht über den Fußball-Kontext nach außen zu profilieren versuchen?

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EY testiert lieber seriöse Unternehmen wie Wirecard :wink:

Denke das ist historisch bedingt.
Deloitte macht das schon sehr lange. Schon zu Zeiten, als Wirtschaftsprüfer über die Branche Fußball mild gelächelt hatten. War für viele kein Thema.

Deloitte ist durch ihre Analysten zum Fußball in der Öffentlichkeit dadurch etwas „nahbarer“ geworden.
Ich denke KPMG wollten auf den Zug aufspringen. Die anderen beiden wohl nicht.

Mit so einem Vorgehen könnte ich gut leben. Es ist allemal besser, als das was wir gerade sehen.

Der Punkt ist nach wie vor, wer macht das, wer prüft das und was haben Vergehen für Konsequenzen.
Kann man mit so etwas wieder zum CAS? Kann der CAS so etwas überhaupt verhandeln? Die haben doch gar keine Kompetenzen für diese Fälle (siehe City Urteil). Müsste es da nicht eine Gerichtsbarkeit eingeführt werden? Oder müsste der CAS nicht eine neue in Wirtschaftsfragen kompetente Gerichtsbarkeit schaffen?

Auch das Strafmaß für Verfehlungen müsste klar geregelt sein und im Vornherein jedem klar sein.

Stühlerücken auf der Titanic bringt natürlich gar nichts. Die ganze Prüfung, Verhängung von Strafen, Gerichtsbarkeit etc. müsste von der UEFA ausgegliedert werden. Im Prinzip eine Art WADA für Finanzen nur in richtig und nicht abhängig vom Verbänden. Schwer umzusetzen, aber nicht unmöglich.

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Ich bin zeitlich gerade nicht in der Lage detailliert darauf einzugehen. Vielleicht aber ein paar kurze Ausführungen dazu.

Der Sport will grundsätzlich eine eigene Gerichtsbarkeit. Die ganzen Regularien müssen zwar für Anwendung in der EU mit den Gesetzen der EU konform gehen, aber die Verfehlungen innerhalb der Sportverbände werden grundsätzlich innerhalb des Sports geregelt.

Nun können wir sagen, gut, dann machen wir es ab jetzt anders. Das würde jedoch bedeuten, dass die EU für Fragen des Sports zuständig werden müsste. Das sind sie nicht, sie prüfen lediglich, ob Regularien des Sports mit EU Recht vereinbar ist oder nicht. Ich denke die EU hat wenig Interesse sich die Gerichtsbarkeit für den Fußball ans Bein binden zu lassen.

Noch dazu kommt, dass die UEFA ja auch Länder umfasst die überhaupt nicht in der EU sind. Großbritannien zu aller erst. Die werden keinerlei Interesse haben sich EU Recht beugen zu müssen.

Ich denke, der Fußball, die UEFA muss da einen eigenen Weg gehen, eine Institution aufbauen, die unabhängig finanziert ist und deren Personen keine Beziehung zur UEFA haben.

Mit einem neuen EU Transfersystem ausserhalb der Fifa gibt es das Problem von Transfers ausserhalb Europas. Was beim Neymar Transfer alles an verdeckten Zahlungen lief, ist ja längst bekannt.
Die Fifa könnte die UEFA sperren für weltweite Transfers. Die UEFA müsste eigene Vereinbarungen mit den anderen Weltverbänden machen. Die Fifa würde Druck ausüben, dass dies nicht geschieht.

Vielleicht müsste die UEFA erstmal keine weltweiten Transfers mehr zulassen, bis da eine Regelung gefunden wird. Für die anderen Verbände wär das dann sehr schlecht, weil das Geld aus Europa fehlen würde. Dann gäbe es wieder Druck auf die Fifa.

Das ganze führt also zu massiven sportpolitischen Auseinandersetzungen. Es wäre gut, die UEFA und deren Mitglieder würden diesen Weg gehen. Alleine mir fehlt der Glaube.

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Schau an.
Also Vorsicht Brazzo, wenn du was zu schreiben hast. :wink:

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@918: Vielen Dank für diesen wirklich gehaltvollen und lesenswerten Kommentar. Wegen solcher Kommentare schätze ich Dich hier, das macht manches Deiner sonst gelegentlich schon etwas schrägen und repetitiven Einlassungen zu anderen Themen wieder wett. :wink:

Fast jeden einzelnen Deiner Punkte würde ich mindestens wohlwollend diskutieren wollen, vielem würde ich sogar direkt und vorbehaltlos zustimmen: Clearinghouse für Transfers: :white_check_mark:; UEFA-Sitz in die EU verlegen: :white_check_mark:; Entrüstung und Verwunderung über den Fall Juve und die Geschäftspraktiken im gesamten italienischen Profifußball, der aufgeräumt gehört: :white_check_mark:; Errichtung einer neuen, unabhängig organisierten Profiliga unter dem von dir vorgeschlagenen Personal: kann man drüber diskutieren (und wird mE irgendwann kommen, die Wahrscheinlichkeit dafür wird zumindest in den kommenden Jahren nicht sinken).

Nur bei der Frage, ob man Zahlungen auf Ziel bei Spielertransfers im europäischen Profifußball grundsätzlich verbieten sollte, regt sich beim Theoretiker in mir instinktiv ein leichtes Grummeln, das Dir widersprechen möchte. Zahlungen auf Ziel an sich sind ja nicht das Problem, sondern, wenn, dann doch eher die zugrunde liegende Solvenz (oder Mangel derselben) der betroffenen Clubs. Als Theoretiker würde ich es grundsätzlich immer bevorzugen, zur Behebung eines Problems statt an den Symptomen an den Ursachen anzusetzen, und davor und dafür erst einmal festzustellen, wo genau diese Ursachen liegen.

Randbemerkung: Was da im italienischen Profifußball gerade (und eigentlich schon seit Jahren immer wieder) an Bilanzmanipulation, Korruption und Betrug passiert, ist eigentlich unfassbar. Noch unfassbarer ist es nur, dass es überhaupt derart lange passieren kann, ohne dass sich irgendjemand daran stört oder einschreitet. Das Risiko eines Kollapses des Systems Profifußball im Ganzen aufgrund einer von Club zu Club übergreifenden Kaskade von Insolvenzen, sobald es nur mit dem ersten losgegangen ist (etwa Juve oder Barça), sehe ich allerdings als gering an, denn dafür gibt es, anders als beispielsweise im Finanzsektor, bei den meisten Clubs zu dicke Eigenkapitalpuffer und zu geringe Verschuldungsgrade. Der Domino-Effekt wird wahrscheinlich niemals richtig ins Rollen kommen, weil die Clubs, die von der Insolvenz des ersten Clubs unmittelbar betroffen sind, wahrscheinlich mit massiven Abschreibungen, womöglich auch mit hoher neuer Verschuldung, aber dennoch nicht mit Insolvenz, also mit einem blauen Auge davonkommen werden, womit die drohende Kettenreaktion höchstwahrscheinlich schon im Entstehen erstickt werden wird.

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90PLUS | Juventus: Ursprungsurteil aufgehoben, Sanktionen drohen (neunzigplus.de)

Bei Juve geht es auch weiter.

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Aufgrund des Vorwurfs der Bilanzfälschung wurde seit geraumer Zeit gegen Juventus Turin ermittelt - mit nun drastischen Folgen: Das zuständige Fußballverbandsgericht verhängte am Freitag 15 Punkte Abzug - plus drakonische Strafen gegen die ehemaligen Bosse der Bianconeri.

Lesen Sie hier die vollständige Meldung: 15 Punkte Abzug! Juventus wird von Gericht hart bestraft - kicker

Mal schauen, ob es am Ende dann auch bei 15 Punkten bleibt

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Wenn das annähernd so bleibt, war es da wohl mit der CL nächstes Jahr, wahrscheinlich auch überhaupt mit dem EC.
Könnte sein, dass da der eine oder andere Spieler günstig vom Wagen fällt.

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Weil Du mich direkt angesprochen hast.

Die meisten Player in diesem Spiel wollen einfach größere Einnahmen generieren. Woher das Geld kommt etc. pp ist ihnen nicht wichtig.

Das gilt für die Vereine, für die Ligen, für die nationalen und internationalen Verbände.
Ich sehe das Problem nicht im Schweizer Recht. Klar, das schweizerische Bundesgericht ist die letzte Instanz an die man appellieren könnte. Und ja, die haben tatsächlich gar keinen guten Eindruck erweckt. Gerade im Umgang mit der FIFA. Es scheint als wolle man die FIFA mit allen Mitteln schützen. Es ist aber trotzdem eine relativ neutrale Stelle. Das wäre der EUGH nicht bei Dingen die außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs lägen. Nur schon, dass man sich auf eine andere Gerichtsbarkeit einigen würde, könnte das eine oder andere Jahrzehnt in Anspruch nehmen.

Ich denke, das Strafmaß müsste klar definiert werden und die Regeln auch. Dann hat der CAS keinen Spielraum mehr.

Bilanzfälschung von Juve sind 15 Punkte Abzug? Wo steht das? Warum ist die Mindeststrafe nicht ein Zwangsabstieg? Hier fängt es doch an.

Der UEFA & Ceferin geht es am Ende auch Hauptsächlich um Macht. Dafür braucht er möglichst hohe Einnahmen. Dafür muss das ganze aber so aufgebaut sein, dass es für die Geldgeber genügend Lücken gibt, damit weiterhin mehr Geld in das System fließt. So jedenfalls meine Befürchtung.

Legende!

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Ich habs letzens gesagt, ich sags wieder.
Einfach anfragen ob der Bock auf choupo backup hat.

5te Topliga, chance auf Meisterschaft, für 5-8 Tore auch mit 43 noch gut.
Er muss sich nur mit seiner Rolle abfinden.

Das wäre schon bisschen witzig :joy:

Re. unserer längeren Diskussion über die Vor- und Nachteile des fair value accounting (FVA) aus dem letzten Sommer, hier zwei unabhängige aktuelle Beobachtungen:

1. Die Tücken des FVA haben sich erst kürzlich im Kontext des Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) erneut gezeigt. In der Subprime-Krise von 2007 ff. waren sukzessive immer weiter nach oben angepasste Werte von mortgage backed securities in den Büchern der Banken, die dann beim Zusammenbruch des Marktes auf einen Schlag nichts mehr wert waren, ein großes Problem, im Falle der SVB waren es Anpassungen des Buchwerts von government bonds nach unten. In beiden Fällen hätte es mit einer Buchführung der Vermögensgegenstände zum Einstands- bzw. Anschaffungspreis ceteris paribus wohl eine geringere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der jeweiligen Probleme gegeben.

2.Gerade geht ja der Plusvalenze-Skandal um Juventus in die Verlängerung, bei der es ja im Kern um die illegale Erlangung von Vorteilen aufgrund überhöhter (d. h. nicht marktgerechte) Spielerwerte in den Bilanzen geht (Stichwort Arthur/Pjanic). Ursprünglich hatte der italienische Fußballverband FIGC sogar 12 Clubs und über 50 Einzelpersonen wegen einer ganzen Reihe solcher Fälle verklagt, aber bis auf den Fall gegen Juve ist schon im letzten Sommer die komplette Klage vor Gericht zusammengebrochen.

Das Problem: Aus Sicht sowohl der ersten als auch der zweiten Instanz (die FIGC war zwischenzeitlich in Berufung gegangen) gab es keinen objektiven Weg, den „wahren“ Wert eines Spielers zu bestimmen.

So FVA clearly doesn’t come without a price. Just saying… :wink:

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Aber genau das ist doch der Kern des fair value accounting. Ich hatte Dich in meiner Erinnerung immer so verstanden, als wolltest Du genau dies.

In einer idealen Welt eine gute Idee, aber siehe die oben angesprochenen Probleme der Rechtssicherheit*. Ich sehe von der UEFA oder ihrem nationalen Verband belangte Clubs schon umgehend vor ein ordentliches Gericht ziehen und dort durchaus nicht chancenlos.

Wie würdest Du universelle Verbindlichkeit herstellen?

*all die materiellen Bewertungsprobleme, die wir ja schon rauf und runter diskutiert haben, außen vor gelassen.