Schockierend, ohne Zweifel. Das, was @Cosray8d oben gepostet hat, ist lange bekannt. Die Rolle der Evangelikalen in den USA ist ja bei weitem nicht nur auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina (den man ohne den religiösen Hintergrund einzubeziehen eh nicht verstehen könnte) beschränkt, sondern auch innenpolitisch mehr als bedeutsam. Ich empfehle zum Beispiel diesen Beitrag von der ARD/Tagesschau:
Ich empfehle auch die sehr gute Netflixdoku „The Family“, die einen tieferen Einblick in die sogenannte „Fellowship“ - Bewegung in den USA gewährt. Diese Bewegung veranstaltete bis vor kurzem auch das sogenannte „National Prayer Breakfast“, ein Treffen von mehreren tausend einflussreichen Personen (viele mit evangelikalem Hintergrund) und sehr viel Macht. Seit Eisenhower gibt es keinen US-Präsident, der nicht mindestens einmal an diesem Event teilgenommen hat (das zeigt, welchen Einfluss der Evangelikalismus in den USA hat).
Eine kleine persönliche Bemerkung sei mir noch gestattet: Meine Eltern sind Mitglieder in einer kleinen evangelischen Freikirche (andere würden es vielleicht gar eine Sekte nennen), die den Evangelikalen durchaus in vielen Punkten zuzurechnen sind (wörtliche Auslegung der Bibel z. B.). Ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, wie schwer es ist, persönlich mit diesem Umfeld bewusst zu brechen und sich abzugrenzen.
ausgelagert in den Gesellschaftsthread fände ich das sehr interessant (natürlich nur so weit du dies in diesem öffentlichen Rahmen tun magst) - das Thema Religion (mit mir als radikalem Chefkritiker) brodelte hier ja bereits vor einiger Zeit - und gerade dieser zwischenmenschliche Konflikt beschäftigt mich sehr!
→ wie sehr bin ich willen und in der Lage mit Menschen zu brechen, die eine vollkommen andere Geisteshaltung etc. als ich selbst an den Tag lege und die mit meinen Werten vielleicht 0,0 vereinbar sind? ist das Bliut wirklich dick genug? wo und wann ziehe ich die Grenze?
ich hatte (auf gänzlich anderer Ebene bzw. mit anderem thematischen Hintergrund) genau diese Frage innerhalb unserer Familie zu treffen…
Dasselbe Motiv wie beim Mord an Rabin durch einen radikalen Siedler. Und auch in anderen Konflikten tun die Hardliner der verschiedenen Seiten alles, um jegliche Versuche einer Versöhnung zu hintertreiben. Kein ganz neues Phänomen.
Nach unserer kirchlichen Heirat - damals evangelisch - lud uns der sympathische lebenserfahrene Pfarrer (wir waren umzugsbedingt neu in der Gemeinde) in seinen Hauskreis ein. Das erste Treffen fand in seiner Wohnung statt. Uns schlug eine eisige Atmosphäre entgegen. Man warf ihm, statt uns zu begrüßen, vor, es sei doch abgesprochen gewesen, dass niemand mehr dazukommen solle. Bald war klar: Evangelikale hatten den Hauskreis gekapert. Nun hoffte er mit uns, „vernünftigen Leuten“, ein Gegengewicht zu bilden. Um uns nicht gleich zu verschrecken, hatte er uns davon aber nichts erzählt: geniale Strategie.
Nun sollten wir aus unserem Leben erzählen. An meinen Mitteilungen konnte man nichts Christliches erkennen, wie man mir unverblümt zu verstehen gab. Nur im Windschatten meiner Frau konnte ich noch ein wenig weitersegeln. Sie hatte sich als Kind, da ihre Mutter nach dem Unfalltod eines älteren Sohnes mit Gott gebrochen hatte, heimlich in Gottesdienste geschlichen. Später wurde von einigen offen gebetet. Eine Frau dankte Gott, nicht unseren Weg gegangen sein zu müssen. Ein denkwürdiger Abend, der aber nicht nach Wiederholung verlangte.
Einerseits ja, andererseits auch irgendwie lustig. Allein schon wie die gleich bei unserem Eintreffen den Braten gerochen haben, dass wir da als U-Boot eingeführt werden sollten, nur dass wir davon keine Ahnung hatten: im Grunde zum Totlachen. Diese Bekloppten mit ihrem scheinheiligen Interesse für uns! Ich bin ja nun hier derjenige, der sich dem Christentum verbunden fühlt. Aber bestimmt nicht einem, wie es solche Fanatiker üben. Eine Frau hatte sich von einem Vorturner einreden lassen, sie müsse ihren Tanz (der ihr das Liebste war und den sie wunderschön beherrschte) Christus opfern. Einfach der blanke Irrsinn!
Religiöse Fanatiker sind das größte Übel, welches diese Welt über Jahrtausende ertragen musste und immer noch muss … im Kleinen, im Großen und leider auch im ganz Großen …
Ich kann deinen Groll schon nachvollziehen, aber zumindest im 20. Jahrhundert waren es nicht Papst Adolf I., Mohammed Zedong und Dalai Stalin, die weit über 100 Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben und Religion spielte auch weder beim 1. noch beim 2. Weltkrieg eine übergeordnete Rolle, sondern Nationalismus und Ideologien.
Aber um Deinen Einwand nicht nur zu würdigen, sondern auch aufzugreifen: es ist die große Tragödie unseres Landes, dass ausgerechnet Deutschland es geschafft hat, in nur wenigen Jahren einen ebenbürtig Rang neben Jahrtausenden andauernden religiös fanatischen Schrecken einzunehmen.
Schlimme Ereignisse haben sich da abgespielt und ich habe die Befürchtung, dass es in Deutschland ähnlich sein könnte, wenn Maccabi Tel Aviv ein Spiel bei einem deutschen Team bestreiten würde.
ja - es ist widerlich, was dort geschehen ist!
solange - und jetzt geht es wieder ans ehrlich machen - es um unbeteilige Israelis/Juden geht!
der Maccabi-Fanatics-Mob ist da um keinen Deut besser - mit denen möchte man sicher besser nicht anlegen!
die Maccabi-Fanszene gilt in der israelischen Fußballszene seit Ewigkeiten als extrem rechts, greift traditionell die eher antifaschistische Szene von Haopel Tel Aviv an und glänzte auch im Vorfeld von Amsterdam durch entsprechende Äußerungen. Es ist schon bezeichnend wenn die absolut philosemitische Ajax-Szene sich nicht mit Maccabi solidarisieren mag…
Ich war und wäre stets vorsichtig bei schnell verbreiteten Narrativen zu Zeitpunkten, an den noch keiner eine vernünftige Einordnung vornehmen kann.
Meine persönliche Solidarität zu Israel versperrt mir nicht den Blick darauf, dass Netanjahu natürlich ein (auch gerade innenpolitisches) Interesse daran hat, sofort ohne ausreichende Kenntnisse der Geschehnisse sofort drastische Worte zu finden und so seltsam anmutenden Aktionismus zu vollziehen, wie Evakuierungsflugzeuge zu schicken, als würden die Anhänger von Maccabi Stunden später noch in Gefahr schweben, so als ob sie in einem palästinensischen Dorf festsitzen würden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Anhänger von Maccabi Unschuldslämmer waren/sind. Dass das nicht ins politische Narrativ von Netanjahu passt, ist verständlich, aber hier wirkt die ganze Darstellung schon sehr befremdlich.
Sollte sich das später doch als grundloser Übergriff auf unschuldige, jüdische Fans aus antisemitischen Motiven herausstellen, würde ich das zutiefst verurteilen, aber zunächst habe ich an dieser Version erhebliche Zweifel und halte die Wortwahl für sehr irritierend.
Es ist wichtig, dass man thematisiert, dass die Angriffe nicht aus völlig heiterem Himmel passierten. Ich lese hier von widerwärtigen Aussagen von sogenannten Fußballfans und auch von provokativen Taten (wie beispielsweise dem Verbrennen von Flaggen) und sogar von Sachbeschädigung.
Das erklärt vielleicht den Ärger der wohl meist arabischstämmigen Personen, die dann Juden angriffen.
Hier haben wir es aber dann mit versuchter oder tatsächlich erfolgter Körperverletzung gegenüber Leuten, die man als Juden identifizierte und von denen man nicht wusste, ob sie an den Provokationen beteiligt waren, zu tun und das wiegt mMn um ein Vielfaches schwerer.
Der Artikel hat für mich persönlich eine leichte Tendenz in Richtung Verharmlosung der Gewalttaten und das gefällt mir nicht.
Wir sind gottseidank nicht auf dem Niveau, auf dem populistische Seiten die Krawalle in Chemnitz 2018 oder die Krawalle in England in diesem Sommer zu relativieren versuchten, aber auch hier sollte man schon aufpassen, in welche Richtung der Autor seine Leser beeinflussen will.
Der Satz, dass Personen erst dann sicher waren, wenn sie keinen israelischen Pass hatten, ist alleine schon so schockierend, dass der Anstand mMn keine Relativierung gebietet.
Meine Meinung: wer auf solche Provokationen so dermaßen überzogen reagiert, sollte in einer europäischen Stadt eine Zeit lang nicht auf freiem Fuß rumlaufen dürfen. Und wer sich als Israeli in Europa so dermaßen daneben benimmt in Sachen Aussagen sollte diesen Kontinent auch so schnell nicht mehr betreten.