Kahn ist ja jetzt weg. Wobei du sicher recht hast - die „Transformation“ (das Wort würde ihm sicher gefallen) hat er zu verantworten (sei es, weil er es selbst wollte, sei es, weil er seinen Indianern zu viel Macht gegeben hat).
Der e.V.-Präsident hat eigentlich zwei Aufgaben. Erstens ist er der oberste Verantwortliche für den Verein, damit für die Mitglieder und die Fans (man ist Fan eines „Vereins“, bzw. eines „Clubs“, nicht einer AG). Und dann ist er der Vorsitzende des AG-Aufsichtsrats. Damit repräsentiert er das Gremium, das den Vorstand bestellt (und ggf. entlässt), das wichtigen Entscheidungen zustimmen und sich generell regelmäßig mit dem Vorstand über die laufende Entwicklung austauschen muss.
Wofür steht der Verein FC Bayern? van Gaal hat es wie folgt formuliert: „Das bayerische Lebensgefühl passt zu mir wie ein warmer Mantel, und warum? Mia san mia, wir sind wir, und ich bin ich: selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär.“ Wenn man Hainer daran misst, trifft sicher das eine oder andere auf ihn zu („arbeitsam“). Vieles aber auch überhaupt nicht (soll jeder für sich selbst beurteilen …).
Und dann fehlt ihm halt schlicht und ergreifend der Stallgeruch einer Bayern-Legende. Es wirkt doch eigentlich so, als hätte man einen headhunter beauftragt, einen e.V.-CEO zu suchen …
Und wie stehts um die Aufgaben als AR-Vorsitzender? Da fand ich das Hoeness-Interview in der SZ entlarvend. Entlarvend allerdings auch in Bezug auf den Aufsichtsrat selbst: Kahn und Salihamidzic haben offenbar komplett ihr eigenes Ding gemacht. Zum einen wollten sich beide von Hoeness bewusst abnabeln (daher hat man auch die früheren Hoeness-Vasallen, Gerland usw., konsequent aus der Organisation rausgedrängt). Und zum zweiten hatten die beiden wohl auch keine große Lust, die täglichen Geschäfte mit dem „Hoeness-Mann“ Hainer zu besprechen (-> Nicht-Information über die Nagelsmann-Entlassung). Ich möchte jetzt nicht Hainer die Schuld für diese nicht gelebte Kooperation Vorstand / AR geben - aber Fakt ist, er war ein Teil dieser Nicht-Kooperation.
Ich bin mal gespannt, wer jetzt was zu den Medien sagen wird, wenn demnächst - wie allgemein erwartet - die Fortsetzung der heiklen Qatar-Partnerschaft zu verkünden ist. Es geht da nicht darum, ob das Qatar-Sponsoring gut oder schlecht ist, sondern es geht darum wie ein extrem heikles Thema kommuniziert wird. Bin gespannt, ob Hainer es überhaupt anfasst und wenn ja, wie …(seine bisherigen Statements waren IMHO unbrauchbar: „sicherlich ein komplexes Thema … für uns ist wichtig, dass stets die Form gewahrt wird …“).