(Fußball- und andere) Bücher

Wenn man schonmal so eine Schablone hat…

Es wurde angeregt, nach dem Musik- und Film-Thread eventuell auch einen Serien-Thread anzulegen, ich habe das sogar angekündigt, aber bis heute nicht umgesetzt, weil ich dann doch den Eindruck hatte, dass das ganz ordentlich im Film-Thread eingefügt wird, und man muss ja nicht künstlich die Zahl der Threads aufblasen :wink:.

Was mir aber jetzt doch sinnvoll erscheint, ist ein solcher Off-Topic-Thread zum Thema BUCH, zumal es da mittlerweile soviel Fußball-affinen Stoff gibt, ganz abgesehen von der Anzahl anderer empfehlenswerter Bücher, wo die Lektüre mehr als lohnt, und es wurden hier ja schon zu unterschiedlichen Gelegenheiten Büchertipps verteilt.

Wenn ihr also Lust habt, auch diesen Thread mit mir zu füllen mit Tipps, Klassikern, Rankings oder was auch immer zum Thema Literatur:
Nur zu!

Ich starte mal mit einem wahren Klassiker aus dem Jahre 1955, den wirklich jeder Fußball-Fan gelesen haben sollte - und ich könnte mir vorstellen, bei unserer Altersstruktur auch so mancher gelesen hat:

ELF FREUNDE MÜSST IHR SEIN von Sammy Drechsel.

Hab ich als Kind gelesen und hat mich so begeistert, dass ich, obgleich Jugendroman, auch als Erwachsener gern nochmal zugegriffen habe und mit Nostalgie und Melancholie den Weg von Heini Kamkes Mannschaft zur Berliner Schulmeisterschaft verfolgte…

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Da fällt mir spontan das österreichische Pendant dazu ein, „Die Spatzenelf“ von Karl Bruckner aus 1949.
Spielt im Wien der 30-er Jahre. Ein Haufen von Straßenjungs aus ärmlichsten Verhältnissen findet durch ihre Leidenschaft zum Fußball allmählich zusammen. Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen um den Fußballplatz folgen. Ein ehemaliger Spitzenspieler entdeckt sie, trainiert sie jenseits des offiziellen Fußballbetriebes, formt ein Team aus den Jungs. Das wird natürlich immer besser und schlägt am Schluss den amtierenden Stadtmeister.

Habe ich als Kind mit Begeisterung verschlungen. Allerdings nicht im österreichischen Original, das wegen des ausgeprägten Wiener Slangs für deutsche Kinder und Jugendliche wohl etwas schwierig nachzuvollziehen war, sondern in einer „bereinigten“ deutschen Version.

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Ah, das kenne ich und habe es als Kind auch mit großer Begeisterung gelesen :slightly_smiling_face:

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„Football against the enemy“ von Simon Kuper war eines der ersten Fußball-Sachbücher, die ich gelesen habe. Ist auch schon bisschen älter, von 1994. Wie der Titel schon verrät, beleuchtet der Autor neben vielen anderen Aspekten vor allem die damals noch heiße „Feindschaft“ zwischen Holland und Deutschland im Fußball. Aber auch Derbys auf Vereinsebene werden untersucht. Ist glaube ich ein ziemlicher Klassiker und kein Geheimtipp, aber ich erinnere mich, dass ich es ziemlich verschlungen habe.

Nicht so wie die Biografie von CR7 etliche Jahre später, haha.

Cooler Thread übrigens! Für den Musik-Thread, den ich auch interessiert mitlesen, bin ich glaube ich noch etwas zu jung und für den Film-Thread zu wenig Cinema-affin. Aber hier passt alles :blush:

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Ich stelle mal „Schiedsrichter Fertig. Eine Litanei“ von Thomas Brussig in das Regal. Das Buch ist ein innerer Monolog eines Schiedsrichters, der in erster Linie davon berichtet, wie er Schiri wurde, und wie er damit umgeht, ständig beobachtet, oft auch angefeindet zu werden, Fehler nicht korrigieren zu können usw. usf. Und auf den letzten Seiten gibt es dann einen grandiosen Themenwechsel, den ich aber nicht verraten möchte.

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Wenn wir schon bei fußballaffinen Werken von Schriftstellern aus der damaligen DDR sind, führt kein Weg an diesem Buch vorbei.

Erich Loest war mehr als sieben Jahre in DDR-Zuchthäusern, darunter dem berüchtigten in Bautzen, inhaftiert.

Von etwas ganz anderem handelt diese Rezension, die ich mal zu „Die Nacht von Sevilla“ schrieb, eine facettenreiche Abhandlung von Stephan Klemm über das legendäre Halbfinale zwischen dem DFB-Team und Frankreich bei der WM 1982, veröffentlicht anlässlich dessen 40jährigen Jubiläums im vergangenen Jahr.

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Fußball unser - das war die besteste Klolektüre aller Zeiten, und das meine ich wahrhaftig positiv!

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Schöner Thread.
Zum Thema Fußball kann ich per se alle Bücher von Ronald Reng empfehlen.

Robert Enke
Miro
Spieltage - mein Favorit. Die Geschichte der Bundesliga anhand Heinz Höhers Leben.
Mroskos Talente - Über einen Scout, der auch mal beim FCB war
Der Traumhüter - Geschichte von Lars Leese

Geht immer um Biographien.

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Robert Enke und Mroskos Talente habe ich gelesen.
Absolut empfehlenswert.
Enke, sehr interessant wie da die ganze Entwicklung gezeigt wird, die du damals als Außenstehender natürlich nicht mitbekommen hast. Und dich vielleicht über manche Geschehnisse nur gewundert hast.
Mroskos Talente, ein schöner Schlüssellochblick in die Scouting- bzw. Beraterwelt. Interessant natürlich auch durch die Verbindung zum FCB.

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Es gibt auch noch ein weiteres Buch von Ronald Reng: „Der große Traum“, erschienen 2022. Gelesen habe ich es nicht. Es handelt von drei Talenten und ihrem Versuch, groß herauszukommen. In einem Fall weitgehend erfolgreich: Marius Wolf, heute beim BVB. Die Usancen der Branche werden wohl recht kritisch beleuchtet.

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Wir sind immer noch bei den Fußball-Büchern, wie ich schon sagte, da gibt’s mittlerweile reichlich Futter.

Erinnern möchte ich dann auch an die Bücher eines gewissen @justin Kraft, vielleicht kennt ihr den ja. Durchaus empfehlenswert besonders für uns Bayern-Fans natürlich „Generation Lahmsteiger“, aber das haben hier sowieso alle gelesen, hoffe ich. Aber auch „Fußball der Zukunft“, das er mit Alina Ruprecht herausgegeben hat und sich mit den Perspektiven des Frauenfußballs beschäftigt, lohnt - nur @918 sei ausdrücklich gewarnt, denn das Vorwort stammt von Tabea Kemme :wink:.

Erwähnenswert auch zwei recht frische Werke:

SPIEL AB! von Frank Gosens, äh Quatsch, Goosen heißt er. Ein extrem witziger, so ein wenig halb-biographischer Roman über einen (un)freiwilligen Coach einer Bochumer Jugendmannschaft. Goosen ist halt wirklich so etwas wie der deutsche Nick Hornby, zumindest bezüglich Fußball. Und die lakonische Ruhrpott-Schnauze ist auch für Münchner wie mich höchst unterhaltsam…

Ein Sachbuch ist wiederum das letztjährige
71/72 - DIE SAISON DER TRÄUMER
von Bernd-M. Beyer.
Die titelgebende Saison in der BuLi dient als Rahmen, in dem über die Fußballgeschichten Zeitkolorit und Gesellschaftsentwicklungen unter die Lupe genommen werden. Sehr berührend, sehr nostalgisch, sehr lehrreich, sehr bereichernd.

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Zwei Empfehlungen eines meist nur interessiert Mitlesenden.

(1) „Nicht wie ihr“ von Tonio Schachinger. Darin geht es um einen Marko-Arnautović-artigen Wiener Fußballer-Großkotz und das Auf und Ab seiner Karriere. Stand 2019 auf der Short List des deutschen Buchpreises. Unglaublich gut beobachtete Milieustudie mit perfektem Gehör für die Sprache dieser Lebenswelt. Ebenso lustig wie traurig.

(2) „Wir gingen raus und spielten Fußball“ von Andreas Bernard. Wer in den 1980er Jahren in München mit dem Fußballspielen begonnen hat, wird einen nostalgischen Erinnerungsschub nach dem anderen erleben. Alle anderen auch. Bernard, der Medientheoretiker ist und auch als Feuilletonist für die SZ schreibt, hat ein stilistisch brillantes Memoir geschrieben, das schon wegen des an Beckenbauer angelehnte Titels für jeden Bayern-Fan eigentlich unverzichtbar ist.

Wenn jemand eines dieser Bücher bereits gelesen hat, würde mich natürlich dessen Einschätzung sehr interessieren.

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Hab ich auch gelesen, fand ich super. Wie schon erwähnt, bin ich Jahrgang '69, geborener Münchner - was Bernard schreibt, hätte ich exakt genauso schreiben können, nur mit leicht geänderten Namen der Stadtteile. Und genauso, wie er schreibt und be-schreibt, wars auch. Fast unheimlich! Wir reden hier ja doch von einer Millionenstadt, aber offensichtlich haben Fußballer, wo immer sie aufwachsen, sehr, sehr viel gemeinsam, im Erleben, im Denken, im Fühlen.
Unabhängig davon (genau wie du sagst) schätze ich Bernards Stil, den ich schon in seinen SZ-Essays bemerkenswert fand.

Noch zu Tonio Schachinger: der hat ja heuer den Deutschen Buchpreis für „Echtzeitalter“ bekommen - nach deinem Tipp hab ich jetzt beide Bücher auf meine Leseliste gesetzt :wink:

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Ja, faszinierend, wie ähnlich die Erfahrungen im Fußball sind: das Kicken auf irgendwelchen Bolzplätzen, die unterschiedlichen Geschicklichkeitsspiele mit dem Ball, die Vereinspartien gegen Mannschaften aus anderen Stadtteilen… (Interessant: Wacker München wird kein einziges Mal genannt von Bernard, was aber offensichtlich sein Team war.)

Freut mich, dass ich Dich zur Lektüre von Tonio Schachinger anregen konnte. Ich habe „Echtzeitalter“ kürzlich zu Ende gelesen — auch wenn es nicht um Fußball sondern Gaming (und anderes) geht, ist der neue Roman fast noch besser.

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Mich interessieren die ganzen Fanbücher zur Erbauung und Erheiterung nicht besonders. Eher Bücher, die handfestes Wissen zum Thema vermitteln, zum Beispiel:

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Kenne das Buch nicht, die Rezension finde ich sehr gut; Anmerkung meinerseits: für viele Franzosen war das Foul und die Folgen irgendwie etwas persönlichers, zu der Zeit war ich oft in Paris, und es wurde eigentlich permanent mit mir diskutiert. Wie auch immer, die Niederlage war hochverdient, weil wir defensiv auch sehr naiv agiert haben und die Italiener einfach besser waren. Genervt hat es trotzdem immens.

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Du redest, glaube ich, von zwei Spielen: 1. Frankreich. In der Tat ist das immer noch ein Thema. Die Spieler jedenfalls sind, wie das Buch ausführlich schildert, damit noch nicht fertig.
2. Italien. Auch da stimme ich Dir zu. Die nachfolgenden Titelgewinne haben den Verdruss über die in der Tat miserable Schiedsrichterleistung (ohne die ein Sieg nach 90 Minuten sehr gut möglich gewesen wäre) hierzulande schnell vergessen lassen.

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Meinst Du das Finale Deutschland-Italien 1982?
Da hatten die Azzurri meiner Erinnerung nach verdient gewonnen.
Die skandalöse Schiri-Leistung war ja eher im Jahrhundertspiel 1970.

Ja, dieses letztere meine ich.

Ich kenne das Buch von Klemm nicht, würde es aber durchaus gern lesen. Ich lese solche Geschichten, die sich ausgehend vom Fußball mit der Historie verbinden, generell gerne.
Du stellst in deiner Rezension die These auf, dass in den anderen Ländern signifikanter auf die jeweiligen Spiele reagiert wurde, wenn ich richtig verstehe. Nun, ich würde dafür auch einen eher banalen Grund vermuten: nämlich, dass die deutsche Fußballgeschichte einfach mehr solcher Jahrzehnt-Spiele anzubieten hat, was die Wirkung der einzelnen Matches insgesamt ein wenig runterdimmt. Ich denke, würden wir Deutsche eine Wahl zu treffen haben über das „größte“ Spiel der Nati aller Zeiten, hätten wir eine historische Auswahl, von wenigstens 8-10 Spielen, das dürfte weltweit einmalig sein. Außerdem würde ich soziologisch argumentieren: die deutsche Gesellschaft hat sich in der Nachkriegs-Zeit mehrmals gehäutet, stärker als das in anderen Nationen der Fall war, die zudem immer den stabilen Gegenpol des ehemaligen Kriegsgegners Deutschland im Visier haben konnten, der wohl in allen vier genannten Nationen als der meistgehasste Widerpart gelten durfte, wesentlich exponierter als die anderen europäischen Nachbarn.
Das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Nationalteam war zudem immer ambivalent, denke ich, und von vielen Faktoren abhängig, während etwa die Niederländer als eher kleine Nation leichter mit einem „gemeinsamen Blick“ auf ihr Team schauen konnten. England ist eine Insel. Italien ist, nunja, Italien (und soviele Sizilianer oder Neapolitaner spielten nicht für die Nationalmannschaft). Nur Frankreich hat da aufgrund der diversen Abstammungen der Spieler ein ähnlich kompliziertes Verhältnis.

Kann man mir soweit folgen? Würde dich noch eine ganz bestimmte Einschätzung zu deinen Zeilen interessieren?

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