Für Bayern-Fans die in den 60er Jahren geboren wurden sehr zu empfehlen:
Sehnsucht FC Bayern von Armin Radtke
und
Gute Freunde von Thomas Hüetlin.
Ich hab beim Lesen von beiden Büchern geweint
Für Bayern-Fans die in den 60er Jahren geboren wurden sehr zu empfehlen:
Sehnsucht FC Bayern von Armin Radtke
und
Gute Freunde von Thomas Hüetlin.
Ich hab beim Lesen von beiden Büchern geweint
Hoolifan habe ich verschlungen - spannende Lebensgeschichte!
Aus heutiger Sicht gebe ich Dir vollkommen recht, das ist sicherlich so. Mein Ansatz war eher die Rezeption der Ereignisse in der direkt darauf jeweils folgenden Phase von fünf bis zehn Jahren. Da muss es andere Gründe für die signifikanten Unterschiede geben, denn die künftigen Erfolge kannte man ja noch nicht.
@cheffe: Danke für Dein ausführliches Statement. Weitere Fragen habe ich direkt nicht.
Das „gute Freunde“ scheint es leider, trotz in der Tat überall sehr guter Bewertungen, leider nirgends mehr zu kaufen geben
@cheffe: Ich gehe nochmal etwas detaillierter auf Deinen Kommentar ein, gestern abend fehlte mir die Zeit dafür.
Das denke ich eher nicht, soweit es um den europäischen Vergleich geht. Diese Ambivalenz scheint mir eher ein relativ neues Phänomen zu sein, geschuldet einerseits der aktuellen Erfolglosigkeit und zum anderen einem in den letzten 10 Jahren neu aufgeflammten Rassismus, demzufolge ein Team mit people of colour nicht unsere Nation repräsentieren könne; neuestes übles Beispiel der Shitstorm gegen Spieler des frischgebackenen U-17-Weltmeisters. Spätestens seit dem „Wunder von Bern“ gab es nach meinem Eindruck eine sehr stabile Identifikation mit der Nationalmannschaft, die natürlich Kritik nicht ausschloss.
Der von mir zitierte Nando dalla Chiesa (Professor für Wirtschaftssoziologie und als Politiker im Kampf gegen die Mafia engagiert, die u.a. seinen Vater ermordet hatte) schreibt in seinem Beitrag für den 1970er Band der SZ-WM-Bibliothek: „Die Trikolore bedeutete damals […] ein militärisches Symbol, das im kollektiven Gedächtnis mit der patriotischen Rhetorik des Faschismus verknüpft wurde. In jenen Jahren sah man auf den Straßen nur rote Fahnen wehen, aber in der Nacht von Mexiko tauchten auf einmal Trikolorefahnen auf. Fast niemand hatte eine im Haus. Sie wurden schnell zusammengebastelt und zum Feiern auf die Piazza getragen. […] Auch die italienischen Emigranten in Deutschland feierten bis tief in die Nacht. Ein nie dagewesenes Spektakel, das unsere Nation vollkommen ergriff und freudetrunken machte. […]“
Ein die Nation einigendes Ereignis.
In Deutschland (BRD) hatte die Fußballbegeisterung in den 50er und frühen 60er Jahren unangenehme chauvinistische Züge angenommen, besonders nach der Halbfinal-Niederlage gegen Gastgeber Schweden bei der WM 1958. Ab Mitte der 60er Jahre legte die bundesdeutsche Gesellschaft eher Wert auf ein moderates, verträgliches Image und fühlte sich z.B. gut repräsentiert durch Uwe Seeler, der sein Team in unaufgeregter Weise dazu angehalten hatte, das dritte Tor der Engländer im '66er WM-Finale zu akzeptieren. Wie Du richtig schreibst, hat die Gesellschaft sich hierzulande „in der Nachkriegszeit mehrfach gehäutet“, was zur Folge hatte, dass man mehrheitlich geneigt war, Sport möglichst wenig mit außersportlicher Bedeutung unnötig aufzuladen. Meines Erachtens der zentrale Unterschied zu den Menschen in den Ländern unserer früheren Kriegsgegner. Für sie waren Niederlagen gegen DFB-Teams erneute schmerzhafte Kränkungen („die Deutschen haben uns wieder die Fahrräder geklaut“ nach dem 74 er Finale; Toni Schumacher nach seinem Foul als Inkarnation des hässlichen, bösen Deutschen). Siege gegen die deutsche Nationalmannschaft hatten andererseits geradezu Erweckungscharakter. Wie gesagt, alles Phänomene der Nachkriegsjahrzehnte; heute hat sich das meiste davon abgeschliffen, nivelliert.
Ich denke der zweite lange Teil zur sonst großen Bedeutung von Flaggen in anderen Ländern steht halt zumindest für fast 60 Jahre nach WWII in ziemlichen Kontrast dazu wie das bis zur Heim-WM in D, als „schwarz/rot/gold“ endlich „wiederentdeckt“ (oder endlich wieder „getraut“) wurde:
Was zur „sichtbaren“ Identifikation mit der Nationalmannschaft (dein oberer Teil hier) sehr lange schwer abging…
Ja, das stimmt. Ich sehe es so: die Identifikation mit der N11 gab es schon. Man zeigte es aber nicht so unbefangen wie andere durch Symbole wie die Flagge. Im Stadion vielleicht schon, wie Aufnahmen etwa vom 74er Finale zeigen. Aber im ganzen Land eher selten. Ich erinnere mich noch, wie es mir in der Schlussphase der '82er WM auffiel (ich lebte damals in Hamburg), dass irgendjemand seinen Balkon schwarz-rot-gold beflaggt hatte. Das war etwas Besonderes.
Das Fehlen der Unbefangenheit hatte ja seine Gründe. Ein österreichischer Autor schilderte vor ein paar Jahren seine ca. 50 Jahre zurückliegenden Erfahrungen als Teenager, der Europa mit dem Interrail-Ticket bereiste. Als mutmaßlicher Deutscher wurde er häufig schief angesehen. In den Niederlanden erlebte er besonders eindrücklich, wie dramatisch das Klima für ihn zum Positiven umschlagen konnte, sobald sich seine wahre Nationalität herausstellte. Was ihm eher peinlich war.
Im Musik-Thread haben wir das ja schon durchgezogen, ich lege hier mal nach und nenne euch meine Bücher des Jahres 2023…
So einen Roman habt ihr noch nie gelesen, versprochen. Was haben wir hier?
Einen Hardboiled-Mystery-Revenge-Thriller, der mal an Dashiel Hammett und Stephen King gemahnt, dann wieder dokumentarisch daherkommt, es ist schwer zu beschreiben.
Story ist ungefähr diese:
Zwei abgezockte, coole, schwarze Großstadt-Detectives kommen in ein Südstaatenkaff, wo bizarre Morde grassieren. Bei den weißen Mordopfern, die übelst verunstaltet sind, befindet sich jedes Mal eine weitere Leiche, die wiederum schwarz ist und deren Gesichtszüge verdächtig jenen eines (historisch verbürgten) ehemaligen Lynch-Opfers weißer Rassisten ähneln - und diese Leiche wiederum verschwindet den Ermittlern jedes Mal und ward nicht mehr gesehen.
Und so schaut’s aus: Die schwarzen Figuren sind allesamt lässig, witzig und attraktiv. Die weißen Figuren sind unansehnlich, strunzdämlich und Redneck-Deppen.
Und wenn man nun noch anfügt, dass der Titel (auch im Original: „The Trees“) auf den Billie-Holiday-Klassiker „Strange Fruit“ anspielt, hat man im Ergebnis eine aufs höchste unterhaltsame Rache-Phantasie(?)… oder mehr.
Kehlmann ist für mich der verlässlichste, beste deutsche Gegenwarts-Autor. Sein Sound bringt immer wieder auch trockenere Szenarien ins Leuchten. Hier widmet er sich dem ehedem großen Gegenspieler/Konkurrenten von Fritz Lang um den Titel des größten zeitgenössischen Filmregisseurs, nämlich G.W. Pabst.
Nahezu alle großen deutschsprachigen Regisseure damals emigrierten zur Nazi-Zeit und versuchten ihr Glück (sehr erfolgreich!) in Amerika, Pabst hingegen kehrte nach Deutschland zurück und verstrickte sich in Goebbels’ Netzwerk.
Aus diesem Stoff bastelt Kehlmann einen, ich zitiere: „…Roman über Kunst und Macht, über Angst, Verführung und das Böse.“
So ist es. Und er macht das meisterhaft.
Das in meinen Augen wichtigste Sachbuch des Jahres:
Eine Geschichte der Entstehung des Humanismus und seiner Verfechter/-Innen.
Bakewell, die schon mit tollen Büchern über Montaigne und Existenzialismus reüssierte, schreibt so pointiert, verständlich und doch anspruchsvoll und leidenschaftlich, dass man sich zukünftige politische Verortungen einfach sparen könnte und konstatieren möchte: Ich bin Humanist.
Nun, zumindest mir ging’s so!
Ein Guilty Pleasure
Nein, das ist nicht das, was ihr jetzt denkt. Oder eigentlich doch. Oder auch nicht.
Was es ist:
Ein extrem kluges, reflexives, gut geschriebenes, voll wichtiger Gedanken steckendes Werk, das eine gewisse Alice Schwarzer und sowieso jeder in der Politik tätige Mensch, aber auch wir alle mit einem privaten (Sex-)Leben gesegneten Leute lesen sollten. Diese Frau, Paulita Pappel (ja klar, Künstler-Name), selber Performerin, Regisseurin, Aktivistin, Unternehmerin etc., weiß, wovon sie spricht. Und sie kann es vermitteln und argumentativ auf der Höhe unserer Zeit untermauern.
Die historisch belegte Besonderheit bei G.W. Pabst in „Lichtspiel“ ist der Umstand, dass er mit den Nazis keineswegs sympathisiert und aus rein privaten Gründen nach Deutschland zurückkehrt, in seiner Vorstellung nur kurzfristig und vorübergehend. Manchmal wird es surrealistisch, z.B. bei seinem Besuch bei Goebbels, manchmal grotesk-humoristisch, wenn sich im Lesekreis prominenter Frauen herausstellt, dass sie grundsätzlich nur noch die Bücher eines bestimmten NS-Schriftstellers lesen und diejenige unter ihnen, der das „neue“, offenkundig arisierte Kaffeeservice auffällt, bei der nächsten unangepassten Bemerkung kurzerhand rausschmeißen. Ich habe eine gekürzte Hörfassung im Radio gehört und bin begeistert.
Empfehlen möchte ich zudem „Schönwald“ von Philipp Oehmke. Auch wenn er, wie die Kritik anmerkt, das Vorbild Jonathan Franzen nicht erreicht, ein aus meiner Sicht überaus unterhaltsamer Familienroman, in dem brisante Gegenwartsthemen aus der Sicht der verschiedenen Personen entsprechend unterschiedlich betrachtet werden, die Familiengeschichte neu aufgerollt wird und bisher Beschwiegenes zutage tritt und Konflikte befeuert.
Wow, super, Danke!
Und schon sind’s nur noch 2 Exemplare, wer noch eins will sollte sich sputen
mögt ihr eigentlich Kinderbücher? ich ja - vor allem Lindgren und Preußler - und den kleinen Maulwurf…
Oh ja, vor allem von Michael Ende… Weit mehr als ein „Jugendbuchautor“
Leute fragen ja mal nach Fussball Büchern
Dies hier könnte nicht schaden
https://twitter.com/tifofootball_/status/1572873342398259201/mediaviewer
Der Link spinnt gerade komischweise bei mir irgendwie - Titel und Autor?
Schönen Dank im Voraus…
Geht’s bei jemand? Versucht scheinen es ja schon einige zu haben - bei mir aber egal welcher Browser toter Link…
RULE #1: DON’T WATCH THE BALL
Yes, football is about stars, goals and glory. But it’s also about the intense calculations and movements being made by the twenty-one other players on the pitch. It’s about the ticking clock, and the bellowing fans, and their impact on player psychology. It’s about the coach, the club owner, and the director of football, who are watching, scouting and scheming from the side-lines. It’s about money and data, about geopolitics and architecture, and even about climate change.
Football is the most popular sport in the world, and Tifo Football is one of the world’s most popular football channels. In this short, illustrated guide, its creators share fifty-two simple ‚rules‘ for understanding and enjoying the beautiful game-both on and off the pitch.
Covering the key concepts, tactics and philosophies that are shaping the sport today, How to Watch Football reveals surprising new perspectives on familiar elements of gameplay, while highlighting lesser-known aspects of the industry and its history.
Whether you’re a casual fan or a football obsessive, the fifty-two golden rules in this pocket-size guide will deepen your delight in the world’s favourite sport.
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[Tifo - The Athletic]
In-depth tactical, historical and geopolitical breakdowns of the beautiful game.
With well over 1 million subscribers and 100 million annual views, Tifo is one of the world’s best-loved football media outlets. Launched in 2016 to provide intelligent, illustrated analysis of the sport, it is widely regarded as a trusted source of information and insight, with videos and podcast episodes regularly explaining basics, busting myths, and sharing surprising new findings with fans.
It is part of The Athletic, who provide unrivalled football insight and coverage across a range of formats from written to video and audio. Having assembled the best team of football writers, reporters and analysts in the world, The Athletic helps fans catch up, get in-depth analysis, and join the conversation on the most important happenings in the world of football.
Der Link ist über „media“ halt Quatsch.
Es geht um ein Buch mit dem Titel „How To Watch Football: 52 Rules for Understanding the Beautiful Game, On and Off the Pitch“.
Und mal wieder ein Buchtipp, frei nach Ex-Freiburg-Goalie Richard Golz:
Vor lauter Diskutieren über Schopenhauer kommen wir gar nicht mehr zum Trainieren.
Zum Kant-Jahr, als ausdrückliche Empfehlung speziell für @Alex (wir hatten die Thematik vor ein paar Wochen mal), aber natürlich auch für alle anderen:
OMRI BOEHM/DANIEL KEHLMANN:
DER BESTIRNTE HIMMEL ÜBER MIR - EIN GESPRÄCH ÜBER KANT, erschienen bei Propyläen.
Mein gegenwärtiger Lieblings-Philosoph und mein liebster deutscher Romanautor unterhalten sich über Kant - was will man mehr? Boehm letztes tolles Buch Radikaler Universalismus hatte Kant als Übervater, Kehlmann saß an seiner Doktor-Arbeit über Kant, als ihm der belletristische Erfolg dazwischen kam.
Super zu lesen, Vorbildung hilft, ist aber nicht notwendig. Klärt viele Fragen, weicht kritischen und schwierigen nicht aus und ist hoch-aktuell. Word!
Ich empfehle ich hier mal das Buch „Wir Helden von Rom“ von Nils Suling. Ich habe es mir Weihnachten selbst geschenkt und es zu den Festtagen in schönen Erinnerungen schwelgend „verputzt“. Ein wirklich gelungenes Buch in einer sehr schönen Zitate-Erzählung.