Problem: Die Spieler, die das von dir beschriebene Szenario „riskieren“ haben finanziell schon lange ausgesorgt. Selbst wenn eine Verletzung käme, die ihnen die Sportinvalidität bescheren würde, wäre das für sie kein existentielles Problem mehr.
Ansonsten gibt es im Fall einer Verletzung auch immer noch die Option, dass man als verletzter, aber ablösefreier Spieler einen anfangs niedriger dotierten Vertrag unterschreibt, der dann nach 1 oder 2 Jahren finanziell „angepasst“ wird, wenn feststeht, dass der Spieler wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist. In so einem Fall könnte es tatsächlich sein, dass sich die Pokerei finanziell nicht lohnt, aber da reden wir dann bei Topspielern davon, dass sie z.B. über die Vertragsdauer von 5 Jahren „nur“ 30 statt 50 Millionen verdient haben. Ich glaube nicht, dass das einen Lerneffekt haben würde.
Da hast du natürlich recht.
Ich halte das mehr mit Rummenigge, der den ablösefreien Abgang von Alaba als Super-GAU bezeichnet hatte. Der kam übrigens als Jugendspieler.
Nichts anders wäre ein Gnabry-Abgang zu beurteilen.
Nach der anderen Lesart wäre auch ein ablösefreier Lewy-Abgang kein Problem, da der ja bekanntlich umsonst kam.
Wenn ich daran denke, dass uns nächstes Jahr beide ablösefrei verlassen könnten?
Na, da darf ich gar nicht daran denken.
Um es mit dem alten Phyrrhus zu sagen: Noch so ein paar „gute Geschäfte“ und wir sind verloren.
Verloren sind wir auf Dauer dann, wenn wir den aktuellen Trend mit den ablösefreien Spielern nicht mitmachen. Der Markt mit solchen Spielern war dieses Jahr schon sehr groß und wird im nächsten Jahr nicht kleiner. So sehr ich mich als Fan über einen Transfer von Mane freuen würde und so sehr ich die Verpflichtung von Gravenberch begrüße, muss man auch mal hinterfragen, ob es notwendig ist, 50 bis 60 Millionen für 2 Spieler zu bezahlen, die man 2023 beide ablösefrei holen könnte, da ihre Verträge dann ja auslaufen würden.
Mir scheint es so, als ob unsere Verantwortlichen (egal ob aktuell oder noch unter KHR oder UH) da noch dem bisherigen Prinzip treu ergeben sind, dass man im Zweifelsfall lieber Ablöse an den alten Verein zahlt als Handgeld an die Spielerseite und im Gegenzug das gleiche von den anderen Topklubs erwartet. Real z.B. hat sich scheinbar schon voll auf das neue Prinzip eingeschossen und mit Alaba und Rüdiger bereits 2mal auf diese Art und Weise zugeschlagen. Die machen das mittlerweile zweigleisig. Wenn sie sich sicher sein können, dass ein Spieler mit kurzer Vertragslaufzeit zu ihnen will, dann warten sie bis zum ablösefreien Wechsel. Wenn ein Wunschspieler noch längerfristig Vertrag hat oder wenn die Gefahr zu groß ist, dass ein Spieler sonst zur Konkurrenz gehen könnte, wird trotzdem massiv investiert, siehe Tchouameni.
Das ist die andere Seite der Medaille. Es sollte uns dann ja niemand hindern, auf der anderen Seite davon zu profitieren.
Auf beiden Seiten das Opfer zu sein? Nicht sehr verlockend.
Nein, sehe ich nicht, und selbstverständlich hast du absolut Recht. Wenn ein Spieler entschlossen ist, seinen Vertrag „auszusitzen“, ist das sein gutes Recht.
Das ist ja des Kern des Rechtsstaats: Die Geltung des Rechts. Und die ultimativ gültige rechtliche Bindung zwischen Spieler und Verein beschreibt der Arbeitsvertrag. Keine Seite kann ihn einseitig aufheben, jede Seite kann auf seine Einhaltung pochen, zur Not vor Gericht. Gnabry kann seinen Vertrag aussitzen, die Bayern könnten ihn zur Arbeit zwingen, wenn er nicht mehr wollte.
Wir wissen aber beide, dass - abstrakt gesprochen - es mit einem Gemeinwesen nicht mehr weit her ist, wenn sich die Beteiligten untereinander nur noch als Träger von Rechten und Pflichten sehen. Ein funktionierendes Gemeinwesen ist vom wohlwollenden Miteinander zumindest der meisten Beteiligten abhängig. Anders kann im Großen kein Staat funktionieren und im Kleinen kein Fußballverein.
Du hast mit all deinen Argumenten recht. Du argumentierst sauber, du argumentierst vernünftig, du beschreibst die einschlägigen Dilemmata im Verhältnis von Spieler zu Verein überzeugend und zutreffend. Aber wenn es schon so weit gekommen ist, dass man sich mit theoretischen Überlegungen von Fristsetzungen und zu erfüllenden Pflichten bis hierhin und dorthin auseinandersetzt oder auseinandersetzen muss, weil es keine andere Möglichkeit mehr gibt, ein Arbeitsverhältnis zwischen Spieler und Verein sauber zu definieren, hat man meiner Meinung nach schon verloren.
Gutes Management in diesem Kontext bedeutet für mich, einen Verein so zu führen, dass solche Überlegungen anzustellen gar nicht erst nötig wird. Anders formuliert: Dass vernünftige und klar denkende Menschen wie du im Nachdenken über das Verhältnis eines Spielers zu seinem Verein an einen Punkt geraten, an dem ihnen solche Gedanken überhaupt kommen, ist schon an sich ein Ausweis von nicht besonders gutem Management des Vereins und beim Verein.
Dann hat derzeit kaum ein Verein ein gutes Managment, oder? Irgendwie scheinen es nämlich auch derzeit die Vereine, deren Führungsriegen in den letzten Jahren eigentlich viel richtig gemacht haben, nicht wirklich hinzubekommen, die vor Corona ja ziemlich verpöhnten und auch eher seltenen ablösefreien Wechsel, zu verhindern. Wijnaldum, Christensen, Rüdiger, Donnarumma, Pogba, Alaba, Messi…
Man hätte sich wohl noch nie in der jüngeren Geschichte eine so schlagkräftige Mannschaft aus ablösefreien Spielern zusammenbasteln können, was jetzt nicht heißt, dass diese Mannschaft günstig wäre, denn was hier an Handgeldern geflossen ist bzw. sich in höheren Gehältern niederschlägt, ist natürlich enorm.
Meiner Meinung nach erleben wir derzeit die größte Veränderung bzgl. des Transferwesens seit dem Bosmann-Urteil Mitte der 90er und ein wirkliches Gegenmittel scheint noch niemand gefunden zu haben.
Das wird wohl auch niemand finden. Die Spieler denken und handeln heutzutage einfach langfristiger und lehnen deshalb Verlängerungen eher ab. Wahrscheinlich liegt das an den inzwischen extrem hohen Gehältern, bei denen gute Spieler schon mit 20 ausgesorgt haben. Wer kurzfristig nicht auf eine Gehaltserhöhung schielen muss und lieber die Gesamteinnahmen über die Karriere maximiert, lässt seinen Vertrag eher auslaufen. Dagegen können die Vereine wirtschaftlich kaum was machen. Am ehesten investiert man noch mehr Zeit in die Pflege von Spieler-Egos und bindet sie emotional an den Verein. Im Business-Sprech, sie zu Stakeholdern statt Angestellten zu machen. Aber dann werden die umgekehrt auch Mitspracherechte im Verein fordern - Mbappés Verlängerung könnte da wegweisend sein.
Die FIFA und UEFA werden es wohl selbst nicht gebacken bekommen da irgendwas zu ändern. Liegt wahrscheinlich auch nicht in deren Interesse. Es gibt aber auch noch eine ECA. Die einzige Möglichkeit, die ich derzeit sehe ist, dass man sich auf der Vereinsebene im ECA eine Gehaltsobergrenze und eine Obergrenze für Handgelder setzt. Aber ob die sich einigen wollen ist dann wiederum die andere Frage.
Die einzige Möglichkeit wäre, wenn in Zukunft alle Vereine auf das einhalten des Verhandlungsverbots durch fremde Vereine bis 6 Monate vor Vertragsende pochen und bei Zuwiderhandlung der neue Verein und der Spieler auch entsprechend bestraft wird mit Geld und Spielverboten.
Dann haben die Spieler eben nicht die Sicherheit, dass sie bei ihrem neuen Wunschverein zu ihren Konditionen unterkommen.
Und ja wir haben in der Vergangenheit selbst von diesen eigentlich unerlaubten Verhandlungen profitiert, aber ich sehe keinen anderen Weg.
Weil Grenzen für Handgelder und Gehälter lassen sich durch höhere Sponsoren Verträge direkt für die Spieler immer umschiffen.
Gnabry dürfte gehaltstechnisch im Teamvergleich unterdurchschnittlich verdienen. Es wäre deutlich leichter gewesen mit ihm vor zwei Jahren einen gutdotierten neuen 5-Jahresvertrag auszuhandeln, als jetzt. Dann hätte man natürlich auch schon zwei Jahre lang die Mehrausgaben. Je kürzer die Restlaufzeit desto relevanter sind die Angebote anderer Vereine. Langfristige Planung stellt unter Umständen ein Gegenmittel dar, ist aber natürlich auch sehr riskant (das Extrembeispiel Bale lässt grüssen). Gnabry ist natürlich ein besonders vertrackter Fall, weil er leistungstechnisch aufgrund der starken Schwankungen schwer zu beurteilen ist.
Klar, dass wäre der allereinfachste Weg und für Alex dann „gutes Management“.
Jedem Spieler zwei Jahre vor Ablauf seines Vertrages einen neuen anbieten, mit Konditionen, die er woanders nie bekommen würde. Die Wohlfühloase FC Bayern könnte sich vor verlängerungswilligen Spielern nicht mehr retten.
Das Leistungsprinzip wird sowieso völlig überbewertet. Vor allem im Profifußball.
Und btw, ich kanns mir nicht verkneifen: Hier geht’s eigentlich um den FC Bayern und Robert Lewandowski. Wir kommen vom Weg ab
Totschlagargument. Kannst Du unter jeden Beitrag schreiben, der nicht ein-und-denselben Pfannkuchen zum dreiundvierzigsten Mal wendet.
Die Einschränkung ist, wenn es finanziellen Spielraum gibt. Vor zwei Jahren hätte man ihn bei einer Gehaltserhöhung um 50% (von 10 auf 15 Millionen) vielleicht langfristig binden können. Jetzt reichen die kolportierten 17 Millionen nicht.
@wohlfarth: Wie sicher bist du dir auf einer Skala von 1 bis 10, dass du den Geist dessen erfasst hast, was ich mit gutem Management meine?
Zur Erinnerung: Vor zwei jahren waren wir im lockdown. Keine Zuschauer und keine Ahnung wie es weitergeht.
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Ja, ich gebe zu, die Umstände bei Gnabry waren speziell. Ich wollte eigentlich auch mehr grundsätzlich sagen: die einzige Möglichkeit ablösefreie Abgänge zu verhindern ist frühzeitig langfristig zu verlängern. Das funktioniert aber nur, wenn es finanziellen Spielraum gibt. Das heisst der Spieler hat sich weiterentwickelt und verdient eine Gehaltserhöhung. Das wiederum bedeutet, dass das Scouting immer wichtiger wird: je besser ich Entwicklungspotenziale einschätzen kann, desto vorausschauernder kann ich agieren. Im Idealfall läuft es wie bei Musiala: jetzt hat er Vertrag bis 2026 mit 5 Millionen Gehalt. Entwickelt er sich weiter bieten wir schon bald eine weitere Gehaltserhöhung im Austausch für eine noch längere Vertragslaufzeit. Wie Alex sagt: je länger die Restlaufzeit und je grösser der finanzielle Spielraum desto besser die Verhandlungsposition des Vereins. Selbst wenn nicht verlängert wird, kann man dann auch hohe Ablösen erzielen. Ist die Restlaufzeit kurz wird es immer schwieriger sich zu einigen, weil man dann am Pokertisch mit vielen anderen Vereinen sitzt. Insofern werden in bestimmten Konstellationen weiter Ablösen bezahlt werden, in vielen anderen, gerade bei Spielern die schon nahe an ihrem Zenit sind, eben nicht mehr. Es ist kein Zufall, dass gerade die ganz grossen Vereine Schwierigkeiten haben, Ablösen zu genieren. Die nächste Vertragsverlängerung eines Kimmichs wird definitiv noch schwieriger als die letzte.
Grundsätzlich hat der FCB mMn seit der Rückkehr von UH ein Management Problem insbesondere in der Kaderplanung, aber auch im Miteinander im operativen Bereich.
Hopfner KHR Sammer Reschke haben gut und nach außen hin, reibungslos funktioniert. Viele gute Entscheidungen, ohne großes Tamtam. Vieles wurde vertraulich besprochen und verhandelt und erst verkündet wenn unterschrieben. Natürlich gab es auch Fehlentscheidungen, die gibt es immer, aber mMn wenige und man hatte den Eindruck, das man diese relativ schnelle erkannt und korrigiert hatte.
Es ist offensichtlich, das es insbesondere im sportlichen Bereich von Salihamidzic viele Dinge nicht optimal laufen. Mehrfach diskutiert hier.
Trotzdem muss man mmn Vertragsverlängerungen immer im Einzelfall betrachten. Und dann im Kontext bzw im zeitlichen Ablauf. Abschließend kann man im Einzelfall immer nur am Ende einer Entscheidung und Konsequenz dazu Stellung nehmen, und eigentlich auch nur dann, wenn umfassend Informationen hierzu vorliegen.
Im Fall Gnabry hat man mMn bisher viel richtig gemacht. Man hat ihm frühzeitig signalisiert verlängern zu wollen, zu einem sehr hohen Sane ähnlichem Gehalt. Hat er nicht angenommen. Dann gab es den turnaround bei Coman, zu ähnlichen Bedingungen. Warum will/kann Gnabry das zuletzt noch einmal aufgebesserte Gehalt nicht annehmen? Es gibt eigentlich nur eine Antwort, er will weg, egal was er vorher erzählt hat und was zu der jetzigen Situation geführt hat. Man hörte ja das man eine deadline setzen bzw dann das Angebot zurück ziehen will. Das ist genau der richtige Weg. Und danach ist klar, das Gnabry zum Verkauf steht. Denn anders als bei Thiago und Lewa ist Gnabry aus sportlichen Gesichtspunkten, nicht unentbehrlich. Grottenhafte Saison, noch schlimmere Einstellung und körperliche Verfassung. Keine Robben Mentalität, eher ein verweichtliches Mitglied der Clique. Entweder er findet einen Club der die Ablöse zahlen will, oder er bleibt, und spielt wenig wenn er sich nicht zusammenreißt und anstrengt.
Bei Lewa ist es völlig anders gelagert. Er ist momentan sportlich nicht ersetzbar, genau wie Thiago. Jede „normale“ Ablöse bringt uns nicht weiter, weil es eben niemanden gibt der Lewandowski auch nur ansatzweise ersetzen könnte (genau wie Thiago bis heute).
Es müsste schon eine insane hohe Ablöse geboten werden (mMn 60-80 Mio ) mit prompter Zahlung, um überhaupt darüber nachdenken zu können. Und dann natürlich bis zu einem frühen Datum zB 30.6.
Danach muss klar sein, das Lewandowski beim FCB bleibt.
Bisher macht der Club, seit Lewandowski ‚s Entscheidung und Äußerungen, alles richtig, man darf sich nicht erpressen lassen, und muss dann eben gegen die Gewalt der vermeintlichen Transferlogik stand halten.
Der Fehler bei Lewandowski ist eindeutig der, dass man nicht nur nicht offen mit ihm gespielt hat, sondern schon im Herbst offensichtlich angedeutet, das er verkäuflich sei für 120 Mio. Und man auf den Wunsch einer vorzeitigen Vertragsverlängerung überhaupt nicht eingegangen ist. Man hat dann Poker gespielt, versucht Haland zu ziehen, und Lewa hinzuhalten- verständlich aus Kahns Perspektive, aber eben mit dem Risiko behaftet, das es schiefgehen könnte, und es dann eine „Reaktion“ bei Lewandowski gibt.
Im Management muss man Prioritäten setzen, manchmal geht es gut, manchmal nicht. Es muss eben sehr viel öfter gut gehen, sonst sprechen wir von schlechtem Management.
Hier hat Kahn hoch gepokert und sich verzockt, kann passieren, aber dann muss er jetzt, um glaubwürdig zu bleiben, die fall back Position, „Lewandowski hat noch 1 Jahr Vertrag den er erfüllen muss“ durchhalten. Wenn nicht wäre es wieder eine schlechte management Entscheidung!
Deine Adjektive bezüglich Gnabry hinterlassen bei mir einige Fragezeichen. Grottenhafte Saison? 14 Tore (Rang 2 mannschaftsintern) und 8 Assists (Rang 3 mannschaftsintern) machen ihn mit 22 Scorerpunkten zum drittbesten Offensivspieler der Saison. Teilweise musste er sogar als Flügelverteidiger ran, was Torbeteiligungen per se nicht einfacher macht. Diese Werte sind mMn alles andere als grottenhaft und so desaströs kann auch seine Fitness wohl nicht sein, wenn man solche Werte abliefern kann.
Frisches Geld für Barca. Jetzt kann ja das dicke Angebot kommen .