Hier ein Zitat aus dem oben verlinkten Artikel von Tobias Escher (sportsillustrated): „Nagelsmann hat feste Vorstellungen, wie der Fußball seiner Mannschaften aussehen soll. Seine Prinzipien dienen in erster Linie einem Zweck: Nagelsmanns Mannschaften sollen das Spiel dominieren. Immer gilt es, den Ball so lange in den eigenen Reihen zu halten, bis sich eine Lücke auftut. Diese Lücke vermutet Nagelsmann dort, wo der Ball gerade nicht ist. Den Gegner auf eine Seite locken, dann das Spiel verlagern: So lautet das oberste Ziel von Nagelsmanns Fußball.“
Liest sich gerade so, als sei von einem Paralleluniversum die Rede…
Du musst dir nur die Spiele von RB Leipzig im letzten Jahr angeschaut haben. Auch das ist verglichen mit unseren Spielen in dieser Saison wie aus einem Paralleluniversum.
Wirft die Frage auf, welches Universum Nagelsmann eigentlich tatsächlich sehen will, bzw. anstrebt.
In der Hinrunde habe ich schon einen etwas konservativeren Ansatz gesehen, als das unter Flick letztes Jahr der Fall war. Die Statistiken und Spielverläufe belegen das auch gut - weniger (x)Gegentore, weniger mühsame Aufholjagden. Seit dem Jahreswechsel ist leider der Wurm drin. Nur frage ich mich, warum man auf diese Probleme reagiert, indem der Spielansatz weiter Richtung shock&awe gedreht wird, was die Mannschaft offensichtlich noch mehr überfordert und verunsichert. Gegen Fürth sollten wir zumindest genügend Selbstbewusstsein haben, um nicht gleich wieder mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
Einige interessante Gedanken zur Laufleistung. Ich bin jetzt nicht der Meinung, dass 200m/Spiel mehr je Spieler eine so große Überforderung darstellen.
Interessant und etwas überraschend ist, dass die Werte im Laufe der Saison sukzessive ansteigen.
Nagelsmann hatte das schon einmal zu Beginn der Saison thematisiert, in dem Sinne dass seine taktische Vorstellung vielleicht den einen oder anderen Meter Laufleistung mehr bedingen würde. Er aber grundsätzlich davon ausginge, dass die Werte im Laufe der Saison sinken würden.
Ein Auszug aus einem Interview dazu:
„Den hohen Wert zu Saisonbeginn begründet Bayerns Trainer damit, dass sein Team nicht ganz die gewünschte Kontrolle in einigen Spielen gehabt habe, „deshalb mussten wir am Ende ein bisschen mehr laufen.“ Seine Argumentation: „Dieser Wert hat auch eine negative Seite. Wenn du mehr Ballbesitz hast, mehr Phasen, in denen du den Ball laufen lässt oder auch mal höher führst, dann wird der Wert geringer. Deshalb kam auch letztes Jahr der geringe Wert zustande.“ Damals lag er bei rund 114 Kilometern pro Partie.
Nagelsmann Anspruch lautet nun, etwa eineinhalb Kilometer zur Vorsaison draufzupacken. Seine Begründung: „In meiner Idee haben wir mit Ball eine andere Aktivität in der Kette.“
Dennoch geht er davon aus, dass seine Spieler mit mehr gemeinsamem Training, mehr Fitness und dadurch einer (noch) besseren Spielkontrolle eher weniger Meter machen werden.“
Das scheint sich also in gegensätzlicher Hinsicht zur Prognose zu entwickeln.
2 Tore gestern waren jetzt auch nicht sooo schlecht.
Dass die beiden „Experten“ Dinge gerne etwas größer machen als sie sind, geschenkt.
Der Topstar darf natürlich seine Meinung äussern, aber am Ende muss der Trainer über die Taktik entscheiden. Es steht und fällt alles mit Erfolg oder nicht Erfolg. Findet Nagelsmann mit seiner Ausrichtung wieder in die Spur, alles gut. Ansonsten gibt’s Probleme. Alles wie immer
„Die Mannschaft ist extrem darauf gepolt, Angriffe schnell nach vorne zu bringen und zu Ende zu spielen. Es geht immer um eine gewisse Balance, wann ich in Ballbesitzphasen gehe. Am Ende geht es über Training, über Analysen, aber es ist auch die Tugend der Spieler. Es gibt keinen Spieler, der extrem draufsteigt und das Spiel beruhigt.“
„Du musst als Trainer diese Art und Weise gewinnbringend nutzen, indem du über 70 Tore in der Bundesliga schießt - immer auf Kosten, dass was passieren kann“, sagte er und betonte: „Aber du wirst diese Spieler nicht dazu bringen, dass sie Ballschieber werden. Das ist schwierig.“
Das klingt nicht gerade vielversprechend. Nach dem Ausfall von Tolisso und der weiterhin schwachen Form von Sabitzer (trotz Lob von Nagelsmann, was ich eher so interpretiere, dass er Sabitzer nicht noch weiter verunsichern wollte), würde ich mir mal die Paarung Kimmich und Roca wünschen. Könnten beide voneinander profitieren bzw. vielleicht sogar Fähigkeiten des anderen adaptieren wie z.B. Roca Kimmich’s Zweikampfführung und Kimmich Roca’s Ruhe am Ball.
Was Herr Matthäus da in in den letzten 2-3 Wochen abliefert ist wirklich Hetze vom allerfeinsten.
Wie der regelmäßig auf einzelne Spieler eindrischt und teilweise auch noch Unwahrheiten (z.B. Hernandez sei langsam) in die Welt hinaus posaunt ist unerträglich. Irgendwas scheint ihm Brazzo angetan zu haben.
Ehrlich gesagt klingt das fürchterlich.
Sachlich mag er da durchaus einen Punkt haben. Aber das kommt ja so rüber, als würden die Spieler machen was sie wollten und er stünde dem machtlos gegenüber.
Einen grösseren Transfer im ZM halte ich auch für ziemlich unwahrscheinlich. Das Duo Kimmich-Goretzka ist da fest eingeplant, das zeigen schon die Konditionen, zu denen man ihre Verträge verlängert hat. Man wird sicherlich Tolisso irgendwie ersetzen wollen und könnte dann bevorzugt nach einem defensiven Spieler suchen, der dem Kader ansonsten abgeht. Aber das wird sich wohl nicht in der Grössenordnung 40 Millionen plus abspielen, dafür sehe ich weder den finanziellen Spielraum noch einen freien Stammplatz - eine Lösung auf gehobenem Bundesliganiveau à la Rode oder Rudy sollte hingegen drin sein. Was ich übrigens auch nicht für problematisch halte, da wir mit dem gesetzten Duo meist sehr gut gefahren sind, und ich denen auch zutrauen, einen etwas ballbesitzlastigeren Fussball aufs Parkett zu bringen.
Wie sich die Bilder gleichen! Der Artikel erinnert daran, dass auch Flick schon Balance und Ballbesitzphasen zur Spielberuhigung eingefordert hat. Für manche, so mein Eindruck, ist er ja geradezu der Gottseibeiuns, der für alle aktuellen Probleme den Grundstein gelegt hat.
Das ist sicher so.
Allerdings wird Goretzka dabei zunehmend ein Problemfall.
Er hat in den dreieinhalb Jahren in denen er hier ist, gerade mal knapp über die Hälfte der Einsatzminuten, gemessen an allen Pflichtspielen geschafft. Und das insgesamt, wie in jeder einzelnen Saison.
Das hat z.B. wesentlich dazu beigetragen, dass das Duo Goretzka/Kimmich in der letzten Saison gerade mal in ca. 30% aller Pflichtspiele gemeinsam in der Startelf stand.
Man muss davon ausgehen, dass Duo Kimmich/Goretzka das unser MF-Spiel prägen soll, ist eher Fiktion als Realität.
Das auch eine ganz wesentliche Ursache, warum die Saison 20/21 deutlich holpriger verlief als die Saison 19/20 (post Kovac). Damals hatten wir eben ein MF-Trio mit Kimmich/Goretzka/Thiago und von dem waren dann fast immer zwei einsatzfähig.
Ehrlich gesagt sehe ich das nicht. So sehr ich Kimmich schätze, aber er hat nun mal die Angewohnheit sich vom wilden Stil der eigenen Mannschaft mitreißen zu lassen und ist gerade nicht in dem Ausmaß wie es die Mannschaft momentan braucht, der ruhige und gelassene Lenker. Er macht zu gerne das Spiel schnell oder spielt Chipbälle auf die steil startenden Offensivspieler.
Außerdem glaube ich darf man das Fehlen von Davies und Goretzka nicht unterschätzen. Nicht mal unbedingt im Bezug auf den Spielaufbau oder mehr/bessere Kontrolle sondern in der Rückwärtsbewegung. Ballverluste und wilde Phasen gab es auch schon vorher im Spiel, jedoch war man da in der Lage - auch wenn das Gegenpressing nicht griff - mehr Bälle zurückzuerobern bevor diese überhaupt in gefährliche Zonen gelangten. Die Fähigkeit von Davies Bälle abzulaufen (die im Weltfussball ziemlich einzigartig sein dürfte) oder das raumgreifende Spiel und die Körperlichkeit von Goretzka, die auch für einige Ballgewinne sorgte, fehlt momentan. Zur Zeit führt gefühlt jeder Ballverlust, der nicht vom Gegenpressing aufgefangen wird, zu einem Angriff auf die eigene Abwehrkette. Die Entlastung auch schon vorher Angriffe verteidigt zu bekommen, geht den Bayern ab.
Sorry, aber wieso sollte das eine Obsession sein? Es geht ja nicht darum, Thiago zurückzuverlangen, sondern @918 beschreibt doch hier einfach nur eine faktische Abfolge von Ereignissen. Und was uns durch Thiagos Abgang an spielerischer Qualität/Stabilitat/Spielkontrolle verloren ging, weil es danach nicht mal einen Kompensationsversuch gab, das lässt sich auch durch Zahlen und Statistiken (z.B. Passqualität) objektivieren. Auch @Jo_1 weist oben darauf hin.
Ich bin absolut sicher, lieber @wohlfarth, dass jemand, der so viel vom Fußball versteht wie du, in einer unaufgeregten privaten Runde ohne Polemik den Wert des Spielers Thiago durchaus anerkennen würde. Kann ich mir gar nicht anders denken. Leider sind hier jedoch viele über die Zeit eingeschliffene Dynamiken am Werk, die die üblichen Reiz-Reaktionsmuster triggern. (Übrigens nehme ich mich davon auch gar nicht selbst aus, aber eigentlich schade.)