Auftritte in der Vorrunde können bisweilen täuschen:
Liverpool hat 2018/19 alle drei Auswärtspartien verloren und sich durch ein 1:0 zuhause gegen Neapel gerade so in die K.O.-Phase gerettet - Ende bekannt.
Real Madrid hat sich letzte Saison zuhause gegen Sheriff Tiraspol blamiert - Ende bekannt.
AS Rom verlor in der Conference League 1:6 bei Bodö/Glimt - Ende bekannt.
Und Don Jupp könnte noch was über BATE Borisov erzählen…
Wie machen wir Julian zum Bäcker?
Der Bender ist halt auch von vorgestern…geht’s naus und spuits fuassboi…
Das ist so. Ein Trainer bei Bayern muss auch konzeptionell und taktisch herausragende Fähigkeiten haben.
Trotzdem muss ein Trainer damals wie heute auch ein Team führen können. Hier scheint er nicht seine absoluten Stärken zu haben.
Und der Spruch mit dem Bäcker ist eben einfach ein Schmarrn.
Ich meine mich Erinnern zu können, dass ich von vielen Forums-Experten hier vor Jahren gelesen habe, dass jeder Trainernovize mit Bayern die Meisterschaft holen würde und dies keine große Leistung wäre.
Da ist der Spruch mit dem Bäcker auch nicht so weit hergeholt.
Ihn sollte man auch nicht ernst nehmen. Fand die Aussage einfach witzig/komisch.
Wer immer diese Meinung vertritt. Sie ist ein Schmarrn.
Mit diesem Erfolgsdruck und der medialen Öffentlichkeit, der Umgang mit Starspielern, der Umgang mit meinungsstarken leitenden Angestellten im Klub und vieles mehr sind Aufgaben die kein Trainer oder gar Novize im Handumdrehen meistern kann.
Sehe ich genauso.
Aber wenn einem der Trainer nicht passt, dann wird auch hier der Spruch rausgehauen. Von hochgeschätzten „Experten“. Ohne auf Widerspruch zu stoßen.
Wenn ich mal Zeit habe, blättere ich zurück von wem diese qualifizierten Aussagen damals kamen.
Ach ja, Bäcker also als neueste Idee - Busfahrer, Hausmeister, Greenkeeper hatten wir ja auch schon … immer wieder spannend, welchen Unsinn ehemalige Profis, die heute als Experten bezeichnet werden, so in Mikrofone sprechen.
Natürlich wissen die Bayern-Profis, gerade die erfahrenen, selbst jede Menge über Spielkonzepte und Taktik und wenn man die typische Stamm-Elf für ein Spiel auf den Platz stellt und sie bittet, sich selbst zu organisieren, dann werden die es vermutlich hinkriegen, gegen die meisten Gegner, mindestens aus der Bundesliga, zu gewinnen. Die Frage ist aber doch, würde das über eine ganze Saison gut gehen?
Damit ist aber auch die Messlatte für einen Bayerntrainer definiert: er muss als Minimum mehr über Taktik etc. wissen als jeder Spieler im Kader; dazu sollte er manchmal Impulse geben oder Entscheidungen treffen, auf die die Spieler nicht selbst gekommen wären, die dann aber zum Erfolg führen. Dann - und nur dann - werden sie ihn als kompetenter als sich selbst einschätzen, was ihm umgekehrt die Autorität verschafft, dass sie seinen Ideen zu 100% folgen.
Das ist meines Erachtens das Kernproblem für jeden Trainer beim FC Bayern: die Jungs im Kader wissen so viel und sind so selbstbewusst, dass du sie nur durch Kompetenz gepaart mit Erfolg für dich gewinnen kannst. Die ganzen weichen Faktoren, die gerade mit Vorliebe diskutiert werden, sind nachrangig.
Kovac ist in erster Linie gescheitert, weil er stur einen Spielstil durchziehen wollte, der fürs Team nicht gepasst hat und von diesem auch nicht gewollt war.
Auch der Spielerversteher Ancelotti wurde abgesägt, nicht weil die Jungs sich zu wenig bauchgepinselt fühlten, sondern weil das Training zu lasch war und keine klaren Konzepte trainiert und fürs Spiel vorgegeben wurden. Der hochbezahlte Busfahrer-Ansatz sozusagen …
Bei Hansi Flick war es schlicht der Mega-Erfolg, der alles übertüncht hat. Nach einer Serie wie den 4 letzten BL-Spielen wäre er genauso angezählt worden wie JN, auch aus Mannschaftskreisen.
Da nun aber die jetzige Bayern-Führung mit dem 5-Jahresvertrag und der Rekord-Ablöse ein sehr starkes Commitment abgegeben hat, mit Nagelsmann langfristig zusammen zu arbeiten, werden die den Teufel tun und ihn während der Saison ablösen.
Da müsste schon in der Rückrunde die CL-Qualifikation ernsthaft in Gefahr sein - denn auf diese Einnahmequelle kann der FC Bayern mit dem teuren Kader eigentlich nicht verzichten. Und weniger als Platz 4 wäre ja auch mit diesem Spielermaterial schlicht eine Blamage … da fehlt mir irgendwie auch die Phantasie, dass das passieren könnte.
Bei der Nationalmannschaft ist Flick ja auch schon leicht angezählt. Wenn Deutschland keine überzeugende WM spielt ist auch sein Job in Gefahr.
Generell kann man wohl feststellen, dass die Situation nicht nur beim FC Bayern so zu sein scheint wie von dir oben skizziert. Nimm mal die Ausnahmen Klopp (Liverpool) und Guardiola (ManCity) beiseite und du wirst feststellen, dass eigentlich kein Verein aus dem Kreis der großen europäischen Topklubs bei den Trainern in letzter Zeit wirklich Kontinuität gehabt hätte. Bei Real war der letzte Trainer, der drei Spielzeiten am Stück schaffte Jose Mourinho und dessen Ende bei Real 2013 kam in der Einschätzung vieler mindestens ein Jahr zu spät. Bei Barca hat es seit dem Ende der Ära Guardiola in den letzten 10 Jahren auch nur Luis Enrique geschafft, die 3 Jahre voll zu machen. Bei PSG gelang das Laurent Blanc, bei Chelsea nur Mourinho in seiner ersten Amtszeit. Juve hatte mit Allegri in seiner ersten Amtszeit Kontinuität über 5 Spielzeiten hinweg, wechselt seitdem aber auch wieder regelmäßig und es scheint nicht so, dass die Rückholaktion von Allegri eine erneute Ära eingeleitet hätte. Von Manchester United brauchen wir gar nicht zu reden.
Auch in der Bundesliga ist nicht nur im Tabellenkeller das schon immer traditionelle Stühlerücken angesagt, sondern auch in den obereren Regionen. Beim BVB haben die Trainer noch häufiger gewechselt als bei uns und auch RB Leipzig hat einen ziemlichen Verschleiß, genauso wie Leverkusen, bei denen sage und schreibe Christoph Daum der letzte Trainer war, der die Marke von drei oder mehr Spielzeiten am Stück auf der Bank knackte (Daum trat übrigens vor 22 Jahren zurück).
Woran mag das liegen? Sind die Spieler nicht nur selbstbewusster geworden, sondern auch weniger kompromissbereit oder weniger aufgeschlossen für andere Ideen? Gilt selbiges vielleicht auch für die Trainer und sie verlieren vor lauter Versessenheit auf die eigenen taktischen Ideen den Bereich Mannschaftsführung zu sehr aus den Augen? Ich würde tatsächlich soweit gehen und sagen, dass es vor alllem der Mangel an Kompromissfähigkeit ist, der ja in unserer Gesellschaft auch immer deutlicher sichtbar wird (egal ob in der Politik, im Beruf oder im Forum bei miasanrot ).
Was ich daraus ableiten würde ist, dass man sich keine großen Hoffnungen auf den Trainer machen sollte, der eine Ära im jeweiligen Verein prägt. In Einzelfällen mag es das noch geben, aber eher als Ausnahme denn als Regel.
Bei uns war Guardiola mit seinen drei Spielzeiten schon der große Ausreißer nach oben. Davor gab es in den vorigen Jahrzehnten noch Hitzfeld als Langzeittrainer.
Aber ansonsten ist auch bei uns ein relativ schneller Wechsel eher die Norm.
Ist mir neulich wieder aufgefallen, als im Zusammenhang mit einer etwaigen Ablösung von Nagelsmann durch Tuchel der durchaus berechtigte Gedanke kam: Aber der macht hier doch auch nur maximal 2 Jahre.
Möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. Aber muss man etwas fatalistisch sehen. Mit zwei Jahren wäre ein Trainer hier immer noch über dem bzw. in der Nähe des Durchschnittswerts.
An der Stelle würde es mich interessieren, ob man beispielsweise in Spanien oder insbesondere in Italien bei der Einstellung eines Trainers auch immer die Hoffnung hat, dass dieser Trainer eine Ära prägen könnte. Oder haben italienische Fußballfunktionäre und Fans dazu eine ganz andere Einstellung? Möglicherweise spielt hier auch die allgemeine Sozialisation eine Rolle? Ich bin Jahrgang 1979 und habe in meiner Lebenszeit bisher mit Kohl, Schröder, Merkel und Scholz bewusst 4 Bundeskanzler erlebt. Ein Italiener Jahrgang 1979 kann wahrscheinlich gar nicht alle Ministerpräsidenten aufzählen, weil die Zahl sich im Bereich von 15 befinden dürfte. Damit will ich sagen, dass evtl. Wechsel in besonderen Positionen (und dazu gehört für einen Fußballfan eben auch der des Cheftrainers seines Lieblingsvereins) in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich bewertet werden. Vielleicht sind 2 Jahre bei einem Verein tatsächlich eher die Normalität und unsere Vorstellungen von langfristigen Engagements sind nur ein Wunsch nach vermeintlicher Kontinuität?
Dass die Situation mit den kurzen Trainer-„Laufzeiten“ so ist, wie sie ist, daran besteht kein Zweifel. Aber ich sehe das weniger fatalistisch als du, man kann doch immer hoffen, dass sich Dinge ändern. Und mir leuchtet die Vermutung, dass es mit häufigen Trainerwechseln (die ja auch viel Geld kosten) im Mittel besser läuft als wenn man einen über 5-10 Jahre kontinuierlich arbeiten lässt, nicht ein.
Klar, es kann Fehlgriffe geben, insbesondere wenn man Trainerwechsel schlecht vorbereitet; siehe Kovac oder Ancelotti, die einfach nicht zu den Vorstellungen des Vereins und der Spieler gepasst haben.
Aber mit Heynckes, Guardiola oder Flick wäre der FC Bayern doch definitiv auch über 5 oder mehr Jahre hinweg in der Erfolgsspur geblieben. Ich finde längere Amtszeiten jedenfalls erstrebenswert, schlicht und einfach, weil man sonst auch die Arbeit eines Trainers gar nicht richtig bewerten kann.
das möchte ich aber arg bezweifeln!!!
Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, möchte dir aber ein Beispiel geben, dass mich zum Nachdenken bzw. sogar zum Umdenken gebracht hat.
Der einzige Trainer, der in den letzten 30 Jahren mehr als drei Jahre bei uns war, ist Ottmar Hitzfeld. Schauen wir uns mal seine erste Amtszeit, die 6 Jahre umfasste, an:
Gesamtbilanz: 4 Meisterschaften, 2 DFB-Pokalsiege, 1 CL-Triumph, dazu noch je eine Niederlage im DFB-Pokal- und im CL-Finale und 1 CL-Aus im Halbfinale. Das ist wahrlich eine Superbilanz, vor allem wenn man bedenkt, dass der FCB in den 90er Jahren insgesamt eher nicht so erfolgreich war und beispielsweise in den 10 Jahren vor Hitzfeld „nur“ 3 Meistertitel, 1 DFB-Pokalsieg und einen UEFA-Cup-Sieg holte.
Bei genauerer Betrachtung der Erfolge unter Hitzfeld fällt allerdings auf, dass von den aufgezählten Erfolgen fast alle in die ersten drei Jahre seiner Amtszeit fielen. Von August 2001 bis Juli 2004 kamen je 1 Meisterschaft und 1 Pokalsieg dazu. In der CL war einmal im Viertelfinale Schluss, einmal im Achtelfinale und einmal sogar nach der Vorrunde.
Ich denke, im Nachhinein betrachtet, wäre es möglicherweise besser gewesen, wenn nach dem CL-Sieg 2001 ein anderer Trainer übernommen hätte. Die Bilanz von Hitzfeld in den 3 Jahren nach dem CL-Sieg ist auf jeden Fall mehr als durchwachsen für Bayernverhältnisse. Hitzfeld blieb mMn nur deswegen Trainer, weil er zwischen 1998 und 2001 enorm erfolgreich war. Erfolg kann man aber wie man sieht nicht beliebig wiederholen. Die Teams mit denen er 2001/02 und 2003/04 titellos blieb bzw. mit denen er 2002/03 blamabel als Gruppenletzter in der CL-Vorrunde scheiterte, waren zwar möglicherweise schwächer als in seinen ersten drei Jahren aber immer noch besser als das, was Hitzfeld aus ihnen rausgeholt hat.
Von daher bin ich mir wie gesagt nicht so sicher, ob zu lange Laufzeiten nicht auch von Nachteil sein können.
Hab ich im Freundeskreis damals auch diskutiert, dass nach dem CL Triumph entweder Hitzfeld gehen sollte - oder zwei, drei „Stars“, wie Effe, nach dem Vorbild Juve, die in einer ähnlichen Situation Vialli und Ravanelli abgegeben haben, wenn ich mich noch recht erinnere…
Der Erfolgstrainer Manni Bender - supererfolgreich in sämtlichen Fußballmetropolen von Vöcklabruck über Klagenfurt bis Pipinsried…
Im ersten Jahr nach dem CL-Sieg 2001 war der Austausch an Spielern tatsächlich noch einigermaßen überschaubar. Von der Startelf des CL-Sieges verließ nur Andersson den Verein, weil er bei Barcelona einen längerfristigen Vertrag bekam (kommt uns bekannt vor, oder?). Witzigerweise dachte Hitzfeld damals, er könne den Verlust durch Pablo Thiam auffangen.
Zusätzlich kamen aber auch noch die beiden Kovac-Brüder und Claudio Pizarro. Ein bisschen Blutauffrischung in jedem Mannschaftsteil war also durchaus da. Am besten spielte die Mannschaft übrigens im Spätsommer und Herbst 2001 mit einer tollen Siegesserie von 9 Bundesligasiegen am Stück mit einigen überragenden Kantersiegen, als Effenberg wochenlang ausfiel. Erst mit der Rückkehr von Effenberg begann eine Negativserie von 7 Spielen ohne Sieg. Effenberg war dann nach der Saison ja Geschichte und es kam zum wirklich großen Umbruch mit den Verpflichtungen von Ballack, Deisler und Ze Roberto und den Abgängen von Jancker, Sergio, Sforza und Effenberg. Im Jahr darauf gingen dann auch noch Elber, Tarnat und Fink und es kamen z.B. Makaay und Demichelis.
Ich würde schon sagen, dass in den 3 weniger erfolgreichen Hitzfeld-Jahren schon einiges in Sachen Durchmischung des Kaders passiert ist und man Hitzfeld jetzt nicht unbedingt mit einer „satten“ und überalterten Truppe vor unlösbare Aufgaben gestellt hätte.
Hitzfeld hatte direkt nach dem Umbruch 2002/03 national eine Klassesaison hingelegt (Double, Meisterschaft mit 16 Punkten Vorsprung). Wurde leider entwertet durch die indiskutable CL-Vorrunde.
Er zeigte aber, dass er mit einer runderneuerten Mannschaft auf Anhieb Erfolg hat.