Es ist vielleicht nur eine formal-semantische Spielerei, aber das würde ich wohlwollender formulieren:
In meinen Augen hat VK diese Grundlage bereits geschaffen. Alles weitere darf/soll noch kommen.
Ich lege deshalb Wert darauf, weil wir doch im Grunde alle nicht wussten, was uns mit Vince erwartet, da er auf dem Niveau noch nicht agiert hat. Und wenn man man die Vorgänger-Entwicklungen mit einbezieht, waren die Hürden/Problematiken hoch. Noch unter Tuchel dachte man, Shit, die Herren müssen erst mal wieder ein g’scheites Positionsspiel lernen. Daher hat man die fürs Auge dürftigen Darbietungen unter ihm ja so lange akzeptiert, weil man seiner Expertise vertraute und auf Entwicklung im Offensiv-Spiel hoffte. Unter Nagelsmann wiederum (Knaller-Start, wir erinnern uns!) diagnostizierte man dann zum Ende hin, um es salopp zu formulieren, kumuliertes Chaos auf dem Platz, das kaum mehr in den Griff zu kriegen war.
Anhand dieser Voraussetzungen würde ich Kompany attestieren, dass man sehr schnell sieht, wie das Team agiert und spielen will (Handschrift). Ebenso, dass der Ansatz Spaß macht, attraktiv wirkt, der Mannschaft taugt (wofür auch die hohen Laufwerte ein Indiz sind).
Ich finde, mehr konnte man zu diesem Zeitpunkt kaum erwarten. Was nun die zwei Spiele betrifft gegen wirklich starke Gegner:
Es wäre albern in beide Richtungen, daraus Grundsatzurteile zu fällen. Es waren nur zwei Spiele! Aber festhalten kann man:
Beide Spiele wurden über weiteste Strecken dominiert, und das war keine Schein-Dominanz. Das ist einfach Fakt. Die Ballbesitzwerte und die xG-Verteilung sprechen da eine klare Sprache.
Die Ergebnisse passen aber nicht dazu. Das ist auch Fakt. Bei zwei Spielen kann man daraus aber wenig schließen.
Es ist ohnehin immer fragwürdig, alles auf den jeweiligen Trainer-Ansatz zu schieben, da sich die Spieler ja ändern.
Ebenso wie du kann ich eine Neigung VK’s erkennen, beim Spiel nach vorne das Risiko ins letzte Drittel zu verschieben. Trotzdem bleibt der insgesamt hochriskante Ansatz beim Gegenpressing, das speziell die IV immer wieder in athletisch herausfordernde Eins-gegen-Eins-Situationen schicken kann, wenn der lange Ball nicht verhindert werden kann.
Auf der Haben-Seite hat VK nun wieder ein spielerisch/strategisch hochveranlagtes Mittelfeld-Duo zur Verfügung mit Pavlo/Josh. Darauf aufbauend scheint es mir auch nicht notwendig, das ohnehin vorhandene Risiko noch durch allzu frühe Pässe ins vordere Drittel zu steigern. Ich sehe das Problem der wenigeren Top-Chancen daher auch eher in der Entscheidungsfindung der Angreifer-Riege. Du hast ja angesprochen, dass sich Gnabry und Jamal immer den 1gg.2- oder 1gg.3-Situationen ausgesetzt sehen. Das stimmt, und ich sehe da schon eine jeweils ausschlaggebende Entscheidung, die ich zu treffen habe:
Überzahl gegen mich heißt logischerweise Unterzahl des Gegners woanders. In diesen Situationen also ins Dribbling zu gehen oder zu verlagern, kann sehr entscheidend sein, nicht wahr?
Ja, klar.
Aber wenn man die Aussage mal genau betrachtet, ist das kein so großer Erkenntnis-Gewinn. Ähnlich wie wenn man sagt:
Wenn’s regnet, kann’s feuchter werden.
Es ist doch vollkommen logisch und natürlich, dass mit zunehmender Qualität der Gegner, individuell und als Team, die Anzahl unserer Chancen abnimmt. Das hat erstmal nichts mit einem falschen Ansatz zu tun.
Trotzdem kann sich steigerndes Verständnis der Abläufe oder auch mal der Einsatz schwer vorauszusehender Mittel (wofür etwa Thomas Müller prädestiniert wäre) das Ganze noch sehr verfeinern.
Nicht hilfreich finde ich Formulierungen wie Lehrstunde, wenn Emery mal ein Spiel gegen Kompany gewinnt, das ein derart knappes Ergebnis hat. Das war doch in jeder Hinsicht ein Spiel auf Augenhöhe mit einem durchaus unglücklichen Ausgang. Ich wüsste beileibe nicht, wo VK etwas explizit anders oder besser hätte machen können.
Aber, summa summarum:
Die Basis, also die Grundlagen, sind von VK gelegt. Und darüber bin ich schon sehr glücklich.