Schöne Diskussion. Ich stimme (erwartbar) mit @Gut_Kick überein.
Die Internationalisierungsstrategie der DFL ist ein schlichtes Rattenrennen mit LaLiga, Serie A und Ligue 1, sonst nix.
Dieses Rennen lohnt aber nur, wenn sich der Sieg in diesem Rennen (also Platz 2 oder 3 in der Hegemonie der nationalen Meisterschaften in Europa) lohnt. Die Bundesliga glaubt das. Die Bundesliga glaubt, dass ich Platz 2 oder 3 in diesem Rennen lohnt. Dass der Kuchen an Fernsehgeldern in Asien und vor allem in den USA genug/mehr als heute für den zweit- oder drittbesten Verband aus Europa abwirft.
Sie glaubt damit implizit, a) dass die Welt aktuell in Ordnung ist und b) dass sich der Fußballmarkt in den nächsten 10 Jahren nicht groß ändert.
Ich glaube das nicht.
Ich glaube dass mit den Saudis, der MLS, der WMLS, der Champions League (die wird in den USA als eigene Liga wahrgenommen, Leute schauen sich UCL an, aber z.B. keine LaLiga), mit dem EuGH, dieser oder jener Super League, mit Asien so viele andere Akteure mitmischen, dass Platz 2 oder 3 in Europa quasi der erste Verlierer sein wird.
Die Strategie der Bundesliga ist/hat keine Antwort auf solche Veränderungen. Ihr liegt keine Einschätzung zugrunde, wie der Fußball in 10 Jahren aussehen wird, welche Rolle die Bundesliga darin einnehmen kann und will. Und ganz nebenbei auch keine Antwort wie die Bundesliga ihre Probleme im Inneren (leere Stadien in Leipzig und Hoffenheim, nicht messbare Einschaltquoten bei Wolfsburg und Augsburg, Abo-Meister FCB) lösen will.
Ich will der Bundesliga zurufen: Sei doch verdammt noch mal mutig! (egal in welche Richtung.)
Gesundschrumpfen könnte sinnvoll sein. In 10 Jahren in einer Traumbundesliga mit tollem Vereinen, „echten“ 50+1-Vereinen. Ja, dann ohne Harry Kane und Jamal Musiala. Aber in vollen Stadien, mit 7 verschiedenen Meistern in 10 Jahren. 5 Milliarden Euro Umsatz wären es dann immer noch. Kein Spieler, Trainer oder Funktionär müsste am Hungertuch nagen. Fußball macht den Fans übrigens auch in Schweden und Argentinien Spaß. Das geht.
Eine echte Wachstumsstrategie wäre ein anderer Ansatz. Voller Zusammenschluss zur BENELUXDACH-Liga. Oder organisatorischer Zusammenschluss mit LaLiga und der Serie A (aber getrennte Wettbewerbe) für gemeinsame Vermarktung, gemeinsame Produkte im Ausland. Oder für eine nullte Liga /Super League innerhalb der UEFA mit dem FCB, BVB und RBL pushen. Oder oder oder.
Was die DFL aber macht, ist Stuck in the Middle. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein bisschen Aktionismus, ein bisschen Große-Business-Welt spielen: Die Meetings in den Londoner oder Stockholmer Büros von EQT und ihren Anwälten sind angenehm, dafür machen Business-Kasper wie Wehrle diese Jobs. (Ich war lange selbst einer und hab das ebenfalls geliebt, ist also nicht als persönlicher Vorwurf gedacht.)
Keine mutige Strategie sondern eine Karstadt-Strategie. Ich hatte es schonmal damit verglichen. Karstadt hat sich dazu entschieden, ihre Kaufhäuser neu zu streichen und ihren Versandkatalog einzustellen. Für sich alles nachvollziehbar. Karstadt hätte sich dazu entscheiden können, Amazon zu sein. Sie waren auch nicht mutig.
Die DFL entscheidet sich jetzt dazu, Paderborn den Flug nach Chicago zu bezahlen.