Da wir alle die gleiche Grundtendenz haben, müssen wir uns nicht streiten.
Danke jedenfalls, dass Du mir nicht Sexismus unterstellst.
Ich kenne auch den „Normalfall“ und Du als Frau hast da sicher eine bessere Wahrnehmung als ich. Jedenfalls bin ich als Vater 2er Mädchen durchaus sensibel, wenn es um geschlechts- / gender-bedingte Diskriminierung geht. Beim Thema Mädchenfußball im Verein ist es übrigens ganz schlimm, hier fühle ich mich teilweise noch in die 70er Jahre versetzt.
Mich stört an der Aussage nur, wenn man - positiv sexistisch - unabhängig von Inhalt / Funktion etc. eine Person auf ein äußeres Merkmal reduziert und dann jegliche inhaltliche Auseinandersetzung aufgibt.
Warum muss ich das Geschlecht überhaupt so hervorheben, ich finde das lenkt vom Kernthema ab.
Und konkret die Aussage, dass eine Frau an der Spitze per se etwas an der Struktur DFL als Wirtschaftsverband ändert, vollkommen sexistisch. Warum: weil Frauen „besser kommunizieren“, „besser Konflikte lösen“, „nicht so dominant“ sind…
Das wird doch damit unterstellt und das sind alles sexistische Stereotype.
Sind Frauen so? Sollen die so sein? Müssen die so sein? Oder dürfen sie nicht einfach auch, wie viele Männer, egomane Alphatiere sein, denen es nur um Karriere, Sex und schnelles Geld geht.
(Ihre Karriere bei Springer spricht ja jedenfalls eher für letzteres.)
Zudem finde ich, dass die Jugend hier unkritisch wird und kenne das eben auch aus vielen Bereichen, dass man eine Diversität und Änderung der Unternehmenskultur einfach nur behauptet - etwa indem man Posten divers besetzt ohne inhaltlich irgendwas zu ändern, Stichwort purplewashing.
Wir haben eine Frau als Bundeskanzlerin und einen schwulen Gesundheitsminister. Klar ist das irgendwie cool und sowas wäre noch vor 25 Jahren nicht denkbar gewesen. Ich kann das aber leider nicht feiern, wenn wir (auch ohne Corona) unterbezahlte Pflegekräfte, viele illegal aus Osteuropa zu Dumpinglöhnen, eine überforderte Ärzteschaft, eine Klassensystem der Krankenkassen und einen profitorientierten Krankhausbetrieb haben.
Ich habe letztens ein gutes Interview mit Neil deGrasse Tyson, einem afro-amerikanischen Physiker gesehen. Auf die Frage, wie man als weißer Mensch die eigenen, rassistischen Stereotype gegenüber schwarzen Menschen hinterfragen und vermeiden könne, sagte er sinngemäß: man soll sich immer fragen: würde man so, wie man sich gegenüber schwarzen Menschen verhält / denkt / sagt, auch bei weißen Menschen so sagen / denken, positiv wie negativ.
Du kommst von einer anderen Seite und stellst mehr heraus, dass die Ungleichbehandlung gesamtgellschaftlich ja bereits besteht und siehst hier erst einmal den Menschen als Frau und dann die Inhalte. Ist auch legitim, solange das dann anschließend von den Inhalten nicht ablenkt.
Übrigens, die meisten Männer wollen keine egomanen Alphatiere sein, denen es nur um Karriere, Sex und schnelles Geld und finde es sehr gut, wenn sich die Geschlechterrollen verschieben.
Wie gesagt, nichts für ungut und ich bin ja schon still.