Naja, das ist halt einfach bairische Grammatik, die hier auch in Franken ihre Anwendung findet.
„Der/die/des wo“ oder einfach kurz „wo“.
Vielen Dank, @Marcus und @gerhard, für Eure interessanten Antworten! Danke, dass Ihr meine Frage ernst genommen habt, freut mich sehr.
Ich finde es hochinteressant, dass die Dialekte bei Euch in der Region, wie Du, @Gerhard, gesagt hast, „kleinräumig variieren“, dass 20 km schon einen sprachlichen Unterschied machen können (@Marcus). Können Menschen, die in den verschiedenen Regionen der Pfalz, Frankens und Bayerns leben, die lokale Herkunft ihrer Mitmenschen aus einer dieser Regionen zuverlässig am Dialekt erkennen, und wenn ja, mit welcher örtlichen Auflösung? Ist Oberpfälzisch erkennbar anders als Unterfränkisch erkennbar anders als Mittelfränkisch erkennbar anders Oberfränkisch erkennbar anders als Niederbayerisch erkennbar anders als Oberbayerisch usw., und das ganze vielleicht sogar noch auf einer oder zwei Auflösungsstufen höher?
Hat das Sprechen von Dialekt vs. (bewusstem) Hochdeutsch bei Euch einen Klassen- oder Schichtenaspekt? Also dass der kleine Mann von der Straße Dialekt spricht, der gebildete, kulturell distinguierte Akademiker, der was auf sich hält, das aber vermeidet? Oder ist Dialektsprache bei Euch ein schichtenübergreifendes Phänomen, das nicht soziodemographisch codiert ist?
Warum spricht man „Katze“ in Franken mit „k“? Gibt es dafür eine logische Begründung?
P. S. Medienberichte, dass Matthäus nicht heimatverbunden sei, sind mir noch nicht untergekommen, Medienberichte zum Gegenteil allerdings auch nicht. Aber wenn ich ihn bei Sky90 höre, erzählt er ab und zu von seiner Heimat und macht einen ziemlich heimatverbundenen Eindruck auf mich.
*wo hier auch in Franken
Aber im Ernst, das ist interessant. „Die wo“ oder „der wo“ gibt es glaube ich auch im Hessischen.
Da kann ich eine persönliche Geschichte beitragen: Bin ja selber Münchener, habe im Studium meine (fränkische) Frau (damals natürlich erstmal Freundin) kennengelernt. Die hat an dem „neutralen“ Studienort ganz normal gesprochen. Als sie dann mal bei mir war, hat sie mit ihrer Oma telefoniert und ich bin fast von der Couch gefallen. Plötzlich ganz starker fränggischer Dialeggt. Sie hat damals gemeint, dass das dann automatisch passiert, dass ihr das gar nicht auffällt. Deine Frage, Alex, würde ich also mit: Man kann dort (tatsächlich Oberfranken) aufwachsen und trotzdem „lernen“ normal zu sprechen.
Das mit der kleinräumigkeit der Dialekte dort kann ich auch bestätigten, wobei die Familie meiner Frau durch oberpfälzer Einfluss auch noch mal einen zusätzlichen Zungenschlag hat. Ich habe damals immer gesagt, dass es so krass ist: 250km von daheim weg, gleiches Bundesland, und ich verstehe wenn die sich über die Landwirtschaft unterhalten (viele Fachbegriffe, im Dialekt) nicht einmal, um was es ungefähr geht…
Kleines Bonmot am Rande: Als wir mal beim Mittagessen dort zu Besuch am Bauernhof waren und die Familie sich unterhalten hat wie sie halt reden, sagt unser damals noch sehr kleiner Sohn: „Gell Papa, die reden hier komisch“ „Ja, aber besser denkst du das nur uns sagst es nicht“
Ich empfehle sehr den sprechende Sprachatlas. Professor König von der Uni Augsburg hat Aufnahmen gesammelt.
Letzter funktioniert die Seite nur am PC und nicht mobil
Danke, @JOP, für die lustige Anekdote. Hat mich sehr amüsiert.
"Gell Papa, die reden hier komisch“ ist sehr zum Schmunzeln, denn „gell“ ist ja selbst eine nicht unbedingt hochsprachliche Wendung.
Von „normal“ habe ich nicht gesprochen! Ich habe bewusst von „Hochdeutsch“ gesprochen, weil ich mit dem Kontrast zur Dialektsprache keine Wertung verbunden wissen wollte.
Diese Unterschiede hörst du oft schon innerhalb eines Landkreises und innerhalb einer Dialektgruppe. Die Wörter werden anders ausgesprochen, die Vokale anders betont, es gibt eine Vielzahl von speziellen Ausdrücken. So etwas wie den einen niederbayerischen Dialekt gibt es auf jeden Fall nicht. Ein Niederbayer aus der Gegend um Landshut erkennt nach wenigen Momenten, dass sein Gesprächspartner aus dem Bayerischen Wald stammt. Und wenn man wie ich sein Leben lang im Bayerischen Wald gewohnt hat, kann man ohne Probleme feststellen, aus welchem Teil des Bayerischen Waldes der Gesprächspartner kommt.
Die Unterschiede zum Fränkischen, Schwäbischen etc. sind dann wirklich gravierend. Als Niederbayer ohne große Kenntnisse über Franken tue ich mich wiederum schwerer, genauer zu verorten, aus welchem der drei fränkischen Regierungsbezirke jemand kommt. Dass es sich um einen Franken handelt, merkt man gleich, aber ob er/ sie aus Ober-, Unter- oder Mittelfranken stammt ist da schon schwerer. Für einen Franken wiederum ist das wiederum gleich nach wenigen Momenten klar. Und beim Schwäbischen wird es ähnlich sein.
In meiner Gegend ist es so, dass Menschen aller Schichten Dialekt sprechen. Hier zu erkennen, ob der Gesprächspartner Rechtsanwalt oder Fließenleger ist, dürfte aufgrund der Sprache schwer sein für einen Außenstehenden. Ich würde allerdings sagen, dass man den Grad der Bildung teilweise dadurch erkennen kann, wenn man die Menschen dazu auffordert, Hochdeutsch zu sprechen. Da erkennt man dann normalerweise schon, wer berufsbedingt auch mal gezwungen ist, auf hochdeutsch zu kommunizieren bzw. wer in der Ausbildung auch mal sein gewohntes Umfeld verlassen musste und dann z.B. während des Studiums gezwungen war, Hochdeutsch zu sprechen. Aber auch hier gibt es Fälle, in denen sich z.B. ein Arzt schwerer tut, sich auf Hochdeutsch auszudrücken als jemand, der nach der Hauptschule eine Lehre im Gastronomiebereich absolvierte und an der Rezeption häufig Hochdeutsch mit den Gästen spricht.
Danke, @willythegreat, sehr erhellend. Die kleinräumige Identifizierbarkeit der Dialekte finde ich wirklich spannend. Hier in NRW könnte ich anhand regionaler Sprachvariation zum Beispiel nicht erkennen, ob jemand aus Westfalen (z. B. Münster, wie ich) oder Ostwestfalen (z. B. Bielefeld) oder dem Sauerland (z. B. Iserlohn) kommt. Ich müsste Richtung Süden/Süd-Osten schon bis zum Ruhrgebiet (Dortmund, Gelsenkirchen, Bochum, Essen, …) oder bis ins Rheinland (Köln, Düsseldorf, …) und im Norden fast bis Bremen gehen (Osnabrück würde nicht reichen), um erkennbare sprachliche Variation wahrzunehmen.
Und da es hier „im Westen“ auch keine Dialektsprache gibt, entfallen auch die Möglichkeiten unterschiedlicher Ausdrucksweise bei unterschiedlichen Gelegenheiten/Anlässen und auch möglicher soziodemografischer Konnotation der Sprache.
Das ist ebenfalls regional verschieden, in meiner Ecke von Oberfranken, ist das einzige Wort, des wo mit K gesprochen wird, die Karaasch. Allen Nicht-Franken viel Spaß beim Raten, was das bedeutet.
Ein Vorteil der fränkischen Grammatik ist ja, dass wir mit weniger Buchstaben auskommen, es gibt ja auch nur ein Wort mit einem hadden D und das ist der Senft.
und auf dem vorhin von mir erwähnten Bauernhof (meiner Schwiegereltern), in Oberfranken, wird gar nicht „Katz“ gesagt sondern eher etwas wie „Minz“. Hab ich immer verstanden. Wenn man es googelt findet man „Miits“. Verrückt. (schönes Thema, übrigens, Alex! Ich finde den DTV Atlas der deutschen Sprache ja super, der auf „Landkarten“ - ich denke thematisch sortiert, hatte den lange nicht in der Hand - die jeweiligen Begriffe und eben deren regionale Vielfalt ausweist)
Naja, das ist halt die Miez. Heißtnunamalso.
Keine Ahnung. Kläre mich bitte auf.
Gibt es bei euch in NRW die unterschiedliche Aussprache von Vokalen nicht so verstärkt?
Das ist bei uns im Bayerischen Wald eigentlich ein Indikator schlechthin.
Ein Beispiel:
Im nördlichen Bayerischen Wald wird das Wort Schuh fast wie das englische Wort „show“ ausgesprochen, während im südlichen Teil die Aussprache dem englischen Wort „sure“ ähnelt. Der „Great Vowel Shift“ im Bavarian Style.
Nein, bei uns wird „Schuh“ tatsächlich wie „Schuh“ ausgesprochen, also wie „Kuh“ mit „Sch“ statt „K“ am Anfang.
Im Wald wird gesprochen?
(Für alle Nicht-Betroffenen: Franken dürfen das, wir müssen selber genug einstecken von den West-Tschechen… ;-))
Garage.
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Ein weiterer gravierender Unterschied zwischen Unter- (bzw. Main-) und Ober- oder Mittelfränkisch ist, dass ai/ei zu (langem oder kurzem) e monophthongisiert wird. Der Main wird also zum „Mee“, im Oberfränkischen zum „Maa“, die Beine sind die „Bee“, im Oberfränkischen die Baa. Das Mainfränkische bildet von der Vokalfärbung quasi die Übergangszone zum Hessischen. „Härnerm (hinterm) Spessart“, also in der Region Untermain/Aschaffenburg wird ja schon eher (Süd-)Hessisch gesprochen, obwohl der Landkreis politisch noch zu Unterfranken gehört.
Die Karaasch wurde ja schon genannt

Die Karaasch wurde ja schon genannt
Bei uns ist das die Garaasch. Also mit G.

Ist Oberpfälzisch erkennbar anders als Unterfränkisch erkennbar anders als Mittelfränkisch erkennbar anders Oberfränkisch erkennbar anders als Niederbayerisch erkennbar anders als Oberbayerisch usw., und das ganze vielleicht sogar noch auf einer oder zwei Auflösungsstufen höher?
Em Äänz: Ich glööv dä @Alex hätt ovvä Pooschte nix ze due jehövt…

im Oberfränkischen die Baa.
Da fällt mir gleich das nächste Rätsel für Nicht-Franken ein:
Was sind Buddlasbaa?
Und … äh … gehört des demaddisch ned vielleicht irgendwo anderes hingeschoben?