Der Transfersommer 22/23 des FC Bayern: Eins mit Sternchen oder weitsitzende Spendierlederhosen?

So ist es
Hier ist alles im Detail genau erklärt.

Buchhalterisch könnte eine nicht Registrierung von schon verpflichteten „gekauften“ Spielern“, für die Ablösen (oder besser gesagt indemnities/Entschädigungen) gezahlt wurden, dann auch prompt zu 100% abgeschrieben werden müssen. Denn der „Wert“ der Registrierung ist ja nicht vorhanden.

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@ChrisCullen: Danke für die Blumen! Freut mich, dass dir meine Bleiwüsten mehr gefallen als auf den Geist gehen. Bezüglich der investierten Zeit darf ich dich aber beruhigen. Die Zeit, die ich hier verbringe, ist weniger Investition als hedonistischer Konsum. :wink:

Nun bin ich kein Experte für deutsche Buchhaltungsvorschriften und -praktiken (alles Basiswissen aus dem Studium) und noch weniger für die IFRS und US-GAAP, jedoch ist, soweit mir bekannt ist und ich recherchiert habe, das sogenannte „fair value accounting“ gemäß US-GAAP nicht zulässig, aber gemäß IFRS theoretisch schon, wird jedoch in der Praxis kaum angewendet, weil es sehr aufwendig ist (der Marktwert aller assets, für die fair value accounting angewendet wird, muss kontinuierlich in einem mehrstufigen Prozess neu bewertet werden).

Ausnahmen gibt es für den Bereich der financial assets wie Aktien, Anleihen, Futures und Optionen, wo die Feststellung eines fair value mit einem Blick auf die aktuellen Kurse noch verhältnismäßig einfach möglich ist, aber selbst hier ist das fair value accounting nach der Subprime-Krise von 2007f stark ins Feuer der Kritik geraten (aber letztendlich doch nicht abgeschafft worden).

Für alle anderen Assetklassen, und dazu würden dann auch immaterielle Vermögensgegenstände wie Spielerregistrierungen zählen, sind marktaktuelle Wertanpassungen nach US-GAAP nur in Ausnahmefällen und dann nur nach unten möglich, aber nie nach oben. Nach IFRS könnte man das wie gesagt theoretisch machen, ist aber für Assets, die nicht standardisiert sind und für die kein flüssiger Markt existiert - und dazu würde ich Profifußballer jetzt auch einmal zählen - extrem aufwendig und notwendig spekulativ und fehlerbehaftet. Daher wirst du auch in den USA oder in Ländern, die nach IFRS bilanzieren, große Mühe haben, auch nur einen Verein zu finden, der seine Spieler anders als nach historischen Kosten bilanziert. Ein ablösefreier Lewandowski wird tendenziell überall mit €1 (+ aktivierte Transfernebenkosten) in die Bilanz eingestellt werden.

Bei Fußballvereinen, deren Assets von Haus aus zu einem sehr bedeutenden Anteil aus immateriellem Spielervermögen bestehen (sonst eigentlich nur noch Stadion und Vereinsgelände und ein paar offene Forderungen und das war’s), sind natürlich die potenziellen Verzerrungen zwischen wahrer Wirklichkeit und bilanzieller Wirklichkeit beim Wert der Vermögensgegenstände relativ enorm. Denn Spieler haben gegenüber fast allen anderen Produktionsmitteln die einmalige Eigenschaft, dass ihr Wert während des Gebrauchs in der Regel sogar noch steigt, statt sich zu reduzieren, wie es bei jeder normalen Maschine der Fall wäre. Es passiert also regelmäßig, dass Spieler mit jedem Jahr in den Büchern weiter an Wert verlieren, während sie auf dem Platz weiter an Wert gewinnen und diese Schere dann nach einigen Jahren um dutzende Millionen Euro auseinander klafft.

Man könnte sich daher natürlich überlegen, ob man deinen Vorschlag aufgreift und die Spielewerte von einer unabhängigen, dritten Partei, beispielsweise einer Expertenkommission der FIFA oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wie KPMG oder PwC, regelmäßig neu bestimmen lässt und die Buchwerte entsprechend anpasst. Aber ich sehe da schon ohne lange nachdenken zu müssen spontan mehrere Probleme:

Erstens ist mit 1000%iger Sicherheit garantiert, dass sich ständig irgendwelche Vereine bei der Bewertung ihrer Spieler benachteiligt fühlen werden - von den Fans ganz zu schweigen - und es daher andauernd zu öffentlichen Diskussionen und Querelen kommen wird, vielleicht sogar gerichtlichen, denn es geht hier im Zweifelsfall für einen Fußballverein um richtig viel Geld…

…denn, zweitens, wenn diese Kommission einmal einen Marktwert für einen Spieler festgelegt hat, wird es bei einem Transfer für die betroffenen Vereine sehr schwierig sein, in Verhandlungen untereinander noch deutlich von diesem Wert nach oben oder unten abzuweichen (wenn das überhaupt vorgesehen ist). Es entscheidet also über die Ablöse nicht mehr das Verhandlungsgeschick oder, wie auf einem Markt sonst üblich, Angebot und Nachfrage, sondern jemand drittes, der mit den beteiligten Vereinen eigentlich nichts zu tun hat.

Drittens besteht das nicht zu vernachlässigende Risiko, dass diese Expertenkommission, und seien es auch noch so hochmögende Finanzexperten von KPMG oder EY, empfänglich sind für Zuwendungen von außen und dann interessengeleitet und nicht mehr marktorientiert bewerten. Wenn diese Leute direkt von der FIFA oder UEFA kommen, ist das Risiko noch mal höher, wenn man sich mal den track record dieser Organisationen in Sachen Korruption vor Augen führt.

Grundsätzlich hat man, viertens, mit so einer Kommission einen „single point of failure“ in allen möglichen Beziehungen, nicht nur der Korruption, und sowas ist nicht nur nicht mit einem marktwirtschaften Gedanken kompatibel, sondern auch strukturell ineffizient. Wenn die Experten unfähig sind, aus irgendeinem Grund gerade nicht arbeitsfähig, bestechlich, in einem Verfahren vor Gericht… et cetera pp. und deswegen gerade keine Spielewerte anpassen können oder dürfen, dann haben die Vereine, die aktuell ihren Jahresabschluss einreichen müssen oder Spieler transferieren wollen und dafür auf aktuelle Marktwerte angewiesen sind, ein Problem.

Fünftens sind all diese Überlegungen samt und sonders sowieso vollkommen hypothetisch, weil kein vernünftiger und rational denkender Mensch den Wert eines prinzipiell jeden Tag eine karriereendende Verletzung erleiden könnenden Spielers mit einem Wert oberhalb seines Einstandspreises bewerten würde, also desjenigen Preises, den der Verein wirklich für ihn bezahlt hat. Die Lewandowskis mit €1 blieben also weiterhin der Fall.

Kurzum, ich halte diese Überlegungen zwar im Hinblick auf ihre gedankliche Stoßrichtung, der Schaffung von mehr Bilanzwahrheit, für interessant, aber für praktisch nicht umsetzbar.

Glücklicherweise wäre volle Bilanzwahrheit interessant vor allem für Investoren, und deren Akquisitionsmöglichkeiten sind im Fußball in Deutschland ja bekanntlich limitiert. Und den Scheichs, Oligarchen und Industriemagnaten in England und den anderen Ländern sind ein paar Dutzend Millionen Euro plus minus in der Bilanz beim Kauf völlig egal.

Re. stille Reserven: Ich bin zwar kein glühender Anhänger der efficient market hypothesis, aber ich glaube tendenziell schon, dass dort, wo besonders viel hidden value vermutet wird, auch besonders viele Augen hingucken und dementsprechend der value nicht besonders hidden ist. Was „Wall Street“ thematisiert hat, war ja eine Form illegalen Insiderhandels, das hat mit stillen Reserven nur sehr bedingt zu tun.

Und weil im Zweifelsfall, außer beim fair value accounting von financial assets, die Vermögensgegenstände auf der Aktivseite einer Bilanz prinzipbedingt durchgängig eher zu hoch als zu niedrig angesetzt sind, wird es auch immer und überall stille Reserven geben (und nur die wenigsten davon interessant sein für Investoren). Für mich überwiegen unter dem Strich die Vorteile strukturell zu niedrig angesetzter Vermögenswerte die Nachteile einer mangelnden Bilanzwahrheit deutlich.

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Ich kann diese romantisierende Sicht auf die Dinge absolut verstehen.

Andererseits sind Fußballvereine der jeweiligen Topligen schon seit über 20 Jahren überall auf der Welt nichts Anderes als mittelständische oder gar große Wirtschaftsunternehmen.

Mit Idealismus und Romantik hat der Profifußball schon lange nichts mehr zu tun. Das wird nur an die Fans so verkauft, damit sie ins Stadion gehen und teure Vereinsbettwäsche kaufen.

Wenn diese Unternehmen dann mittels seriöser Buchhaltungs- und Bilanzierungsrichtlinien seriös geführt werden ist mir das weitaus lieber, als die intransparenten und chaotischen „old school“-Methoden wie früher bei Schalke und jetzt bei PSG und Barca.

Aus dieser Perspektive heraus würde ich konsequentes FFP und auch die Bewertung der Spieler als „Wirtschaftsgüter“ ausdrücklich begrüßen.

das ist mir natürlich bewusst - aber es noch mal schwarz auf weiß zu lesen macht es (zumindest mir) nochmal sehr deutlich bewusst…

isso… :man_shrugging:t3:

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Wie gesagt, komplett nachvollziehbar. Ich hatte mir 2021 nach vielen Jahren Pause mal ein DAZN-Abo gegönnt. Ansonsten investiere ich in diesen Sport keinen Cent mehr.

schöner Text und ausgezeichnete Argumentation.

wir haben da etwas unterschiedliche Sichtweisen. Ich sehe viel mehr Vorteile darin, Spieler nach aktuellen Marktwerten zu bilanzieren.

Für mich ist es einfach so, dass man entweder Spieler nach dem Marktpreis bewertet, oder sie taugen eben nicht als Wert in einer Bilanz. Egal wie hoch ich den Spieler bewerten

Gerade für Transferverhandlungen wären die Werte ein guter Benchmark. Man müsste den Fans schon gute Argumente nennen warum man für Spieler X das doppelte seines Wertes an den abgebenden Verein bezahlt. Das könnte den Wahnsinn der steigenden Transfersummen auch etwas bremsen.

Ob sich da jemand benachteiligt fühlen würde oder nicht, ja das ist doch immer und überall so, wenn etwas bewertet wird. Ob man so ein Gremium das für Bewertungen zuständig ist schmieren kann oder nicht? Ja klar kann man. Für mich ist das aber kein stichhaltiges Argument. Straftaten können überall passieren. Etwas nicht zu tun, nur weil es der Gefahr von kriminellen Machenschaften ausgesetzt ist, fände ich jetzt nicht den richtigen Weg.

Was die Bilanzierung angeht, würde ich Spieler eher mit Wertpapieren vergleichen als mit Maschinen was die Wertschwankungen angeht. Bei der Länge die sie in Büchern stehen, dann doch wieder eher mit Maschinen. Auch wenn Spielern nicht an einer offiziellen Börse gehandelt werden, so sind die Marktpreise dann doch einigermassen ersichtlich. Ich muss nochmals auf die Werte von KPMG zurückkommen. Sie spielen die Werte der Spieler ziemlich gut wieder und werden quartalsweise angepasst. Funktioniert im Grunde problemlos. Bei Transfers sind die bezahlten Summen denen von KPMG meist sehr nah (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Bei der Bewertung einer amerikanischen Franchise sind die Werte der Spieler im übrigen eher unbedeutend. Das Transfersystem ist ja viel regulierter. Die 4.65 Mia. US Dollar die die Walton Familie gerade für die Denver Broncos bezahlt haben, haben sehr wenig mit dem Wert der Spieler zu tun, die diese Franchise gerade unter Vertrag hat.

Ich sehe in einer true und fair view im Profifußball einfach viel mehr Vor- als Nachteile.

Zu den stillen Reserven. Ich bin absoluter Anhänger der Markteffizienzhypothese. Wall Street war natürlich nicht zu diesem Thema, aber es war in der Zeit als das ein großes Thema war ( Leverage Buy outs von RJR Nabisco und dann Kraft). Darum denke ich immer an diesen Film zurück, wenn es um solche Themen geht.

@ChrisCullen: Deine Sichtweise sei dir unbenommen, aber mich würde wirklich interessieren, wo genau du den Vorteil einer (spekulativen) Fair-Value-Bewertung der Spieler siehst? Für wen soll das gut sein? Wer hat davon einen Vorteil?

Ich sehe eigentlich nur Nachteile: Die Vereine können in ihren Bilanzen mit hypothetischen Werten mauscheln, erst in der Zukunft (hoffentlich… vielleicht) erfolgende Gewinne bereits in der Gegenwart steuermindernd abschreiben (ich sehe die Finanzvorstände in der Bundesliga schon die Hände reiben), man hebelt bei den Transfers eine gut funktionierende marktwirtschaftliche Preisfindung durch ein fehleranfälliges planwirtschaftliches Instrument aus und so weiter. Und wenn die Spielerwerte bei der Wertermittlung für einen Investor ohnehin keine oder nur sehr untergeordnete Rolle spielen, dann fällt ja sogar der einzige Grund weg, für den es noch rationale Argumente gäbe.

Wo siehst du die Vorteile? Ich kann sie einfach nicht erkennen.

P.S. Ist dir schon mal die Idee gekommen, dass KPMG, transfermarkt.de und Co. die Preise nur deshalb so einigermaßen präzise vorhersagen können, weil ihre Modelle sich wesentlich an empirischen Preisdaten orientieren? Wenn diese empirischen Daten nun wegfallen, weil die Kausalkette jetzt umgekehrt läuft (KPMG setzt die Preise, anstatt sie zu verarbeiten), wie soll es denn dann mit der Präzision bzw. Marktgerechtigkeit in einigen Jahren aussehen? Das ist wie mit jemandem, der hören kann und sprechen gelernt hat und der dann das Gehör verliert. Er kann natürlich weiter sprechen, aber mit jedem Jahr wird die Aussprache immer undeutlicher, weil der auditive Input als Korrekturfaktor zur Kalibration der Aussprache fehlt.

Persönlich glaube ich, das es zunächst sehr viel sinnvoller wäre, eine totale Transparenz bei Transfers herzustellen. Ablösen (oder besser Entschädigung/indemnity für die vorzeitige Beendigung eines zeitlich befristeten Vertrages), und alle damit verbundenen Aufwendungen/Zahlungen sollten nicht nur im FIFA Transfersystem eingegeben werden, sondern transparent im Detail in das Budget für die Lizensierung der nationalen Liga und der UEFA veröffentlicht werden (inklusive Beraterzahlungen Handgelder etcetcetc). In den Jahresabschlüssen sowieso.

Die UEFA schreibt in ihrem neuen FFP sowieso vor, wie die einzelnen Positionen zu buchen sind. Insofern ist die Diskussion um Bewertungen von Spielern erst einmal müßig.

Die Clubs sollten verpflichtet werden, transparenter und zeitnäher darzustellen, die jeweilige nationale Liga und UEFA aber auch.

Bei der UEFA laufen sowieso alle Budgets und Abschlüsse auf. Insofern wäre es begrüßenswert, wenn deren financial landscape report viel früher und zeitnäher erscheint.

LaLiga ist da mMn vorbildlich weil sie zumindest halbjährlich den payroll cap und damit indirekt Transferkapazität von jedem Club veröffentlicht. Das müsste jede Liga und auch die UEFA so machen, wenn man die payroll caps des FFP transparent umsetzen will.

P.s.
Football Benchmark hat sich selbstständig gemacht und ist nicht mehr Teil von KPMG. Sie sind wohl immer noch die unabhängigste und beste Benchmark für Marktwerte.

CIES hat wohl auch eine große Datenbank, kalkuliert aber anders. Werden aber offensichtlich von UEFA FIFA und vielen Versicherungen genutzt.

Spielerbewertungen gibt es sowieso permanent für verschiedene Interessenten, und sind ja käuflich erwerbbar bzw von Marktteilnehmern im Prinzip akzeptiert.

Insofern wäre es ja völlig unverfänglich wenn die UEFA eines der beiden Institute nimmt, und deren Berechnung der Spielwerte als Anhaltsgrösse veröffentlicht, oder die Clubs verpflichtet sie im Anhang (ohne bilanzielle Auswirkung) zu veröffentlichen.

https://www.footballbenchmark.com/methodology/player_valuation

@918: Aber warum? Warum fair value accounting von Spielerwerten? Wo ist denn der Vorteil?

Da sowieso jeder Verein jederzeit auf alle relevanten Preisinformationen von den einschlägigen Webseiten und Anbietern Zugriff hat oder sie sich vor einem Transfer ohne weiteres beschaffen kann, herrscht doch bei Transferverhandlungen sowieso Waffengleichheit. Warum dann spekulative Werte mit all den steuerlichen Konsequenzen und entsprechenden Anreizen zum Mauscheln in die Bilanz einstellen?

Mir fällt es wirklich schwer, dabei einen klaren Mehrwert zu erkennen. Die Nachteile sind potentiell riesig, der Nutzen minimal bis nicht vorhanden.

Das könnte man machen. Aber selbst ohne steuerliche Konsequenzen fällt es mir immer noch schwer, den konkreten praktischen Nutzen dieser Aktion zu erkennen. Warum extrem vorläufige Marktwerte eines Spielers in einer jährlich erscheinenden Bilanz veröffentlichen, wenn diese Marktwerte im Zweifel schon am Tag der Veröffentlichung schon wieder obsolet sind? Das nutzt doch niemandem für irgendwas. Klär mich auf, falls ich mich irre.

Über ein Plus an Transparenz bei Beratergebühren, Handgeldern und sonstigen Transfernebenkosten inklusive kurzfristigen Veröffentlichungspflichten mit Prangerfunktion als Instrument der Abschreckung kann man natürlich nachdenken. Der Idee könnte ich auf den ersten Blick zumindest etwas abgewinnen.

FMV ist für viele interessant. Wird, wie gesagt sowieso permanent gemacht. Für Sponsoren, für die Markenbewertung, für Versicherungen, für existierende und mögliche shareholder.
In die Bewertung eines Clubs fließen eben die Marktwerte der Spieler mit ein. Deshalb kann man sie ja als Anhang, ohne bilanzielle Auswirkungen dranhängen.

Wie gesagt, die UEFA schreibt sowieso vor, wie die Clubs Transferaufwendungen und - erlöse, Werte zu buchen, bzw abzuschreiben haben. Stille Reserven, die sich aufgrund von Differenzen von abgeschriebenen zu unrealisierten Marktwerten ergeben, dürfen nicht gebucht werden. Ist bei Fußballclubs mMn wohl auch sinnvoll, um künstliche Aufblähungen zu vermeiden, bzw Lizensierungen zu erhalten.

Trotzdem gibt es aber auch Beispiele, wo es relevant wäre einen gleichen gemeinsamen Nenner bei Spieler Marktwerten zu haben.

ZB haben Barca und Juve bei dem Switch Pjanic/Arthur unrealistisch hohe Marktwerte der Spieler angesetzt, die eingebucht wurden. Damit wurde die Bilanz aufgehübscht. Beides ist bei LaLiga, Serie A und UEFA durchgelaufen.

Barca hat 2021 plötzlich Rückstellungen für Spieler gemacht, die angeblich nichts mehr wert seien, um sie ein halbes Jahr später wieder aufzulösen, um Spieler zu registrieren. Da muss es schon eine Richtlinie geben.

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Ich mag den Vergleich mit dem Wegfall des Gehörs. Das ist ein interessanter Punkt den ich tatsächlich nicht bedacht habe. Wie weit eine solche Bewertung dann tatsächlich den „kapitalistischen“ Markt zu einem planwirtschaftlichen macht, müsste sich erst zeigen.

Im übrigen finde ich das System der Preisfindung bei Transfers nicht gut funktionierend so lange Länder wie Katar, die Emirate, Saudi-Arabien oder Oligarchen sich Fußballklubs leisten und Spieler für Summen kaufen die bar jeglicher kaufmännischer Realitäten sind.

@918 hatte dann aber ein (wie ich finde) starkes Argument, dass es ganz viele Bereiche gibt, in denen man Spielerwerte benötigt.

Im übrigen würde es auch bei der Bewertung des Managements helfen, wenn man einen klaren Blick darauf hätte, wie sich der Wert eines Vereins tatsächlich verändert. Wie erfolgreich oder eben nicht erfolgreich eine Strategie über mehrere Jahre schlussendlich war. Ich sehe da Vorteile für alle Beobachter des Fußballs. Der viel klarere Blick wäre auch für Sponsoren und andere Stakeholder von Vorteil, wenn sie entscheiden, mit wem sie Partnerschaften eingehen möchten.

Wie jetzt mit „hypothetischen Werten“, also von Werten die für eine Bilanz taugen würden getrickst werden kann, müsstest Du mir aber noch erklären. Im übrigen sollte es bei Neuerungen immer flankierende Maßnahmen geben, die einen Missbrauch gar nicht erst möglich machen.

Dass man die Idee nicht gut finden muss, versteht sich im übrigen von selbst. Dass die Wahrscheinlichkeit sehr klein ist, das so etwas jemals kommt ebenfalls.

@ChrisCullen: Alles nachvollziehbar, aber die Werte sind doch gegenwärtig ohnehin schon jederzeit für jeden verfügbar, Sponsoren, Investoren, Fans und Entscheider in den Clubs. Jeder kann sich die neueste Bilanz eines Vereins nehmen, die tagesaktuellen Marktwerte der bei diesem Club unter Vertrag stehenden Spieler bei den diversen Anbietern nachschlagen und das Ganze dann in seine Wertberechnungen einbeziehen. Und da die Werte der Spieler ja Marktwerte sein sollen, die sich bekanntlich dadurch auszeichnen, dass sie möglichst genau tatsächliche Marktverhältnisse abbilden, sind die an empirischen Daten orientierten Marktpreise, die momentan auf Basis vergangener Transaktionen kalkuliert von vielen Stellen verfügbar gemacht werden, sogar genauer und zweckdienlicher, als wenn sie von einer Kommission nach welchen Kriterien auch immer festlegt werden. Ja, vielleicht sind die Preise für Spieler heutzutage durch die vielen reichen und sehr spendablen Investoren nach oben über ihren „wahren“ Wert verzerrt, aber wenn das nun einmal die tatsächlichen Marktgegebenheiten besser reflektiert und zu bessern Kalkulationen führt?

Die Schlüssigkeit dieses Arguments müsste dir doch eigentlich einleuchten. :thinking:

Ja, natürlich gibt es die Werte schon heute für Interessierte (zu kaufen). Klar, das kann man extrapolieren, wenn man erstmal die Zahlen der Vereine hat (bin gespannt wieviele Tage vor der MV die Bayern dieses Jahr die Zahlen zum 30.06!! vorlegen - ein anderer Punkt beim Thema Transparenz).

Es hat ganz andere Auswirkungen für einen Fussballklub, wenn so etwas bilanziert werden müsste. Dann muss man eine andere Sorgfalt waren lassen. Es ist nicht mehr so einfach Zahlungen zu verschleiern (Grüße gehen raus den den Klub in Katalonien), wenn die Regelungen vorgeschrieben sind und in ganz Europa einheitlich. Sie könnten dazu hergenommen werden die Financial Sustainability besser zu kontrollieren. Sie in einer Bilanz zu publizieren machen sie rechtlich relevant was bei Vergehen ein wichtiger Aspekt wäre.

Und ja, Deine Argumente sind gut verständlich und ich verstehe Deinen Standpunkt (sprich, aus der Warte ist das total einleuchtend). Aus den oben genannten Gründen kann ich meiner Sichtweise trotzdem einiges abgewinnen :wink: .

Ja, vielleicht sind die Preise für Spieler heutzutage durch die vielen reichen und sehr spendablen Investoren nach oben über ihren „wahren“ Wert verzerrt, aber wenn das nun einmal die tatsächlichen Marktgegebenheiten besser reflektiert und zu bessern Kalkulationen führt?

Du meinst dass beispielsweise ein Neymar Transfer hat geholfen, dass im Profifussball besser kalkuliert wird? Ich denke die Corona Krise hat geholfen, dass einige etwas besser kalkulieren. Aber beim Scheich von Abu Dhabi sehe ich das (noch) nicht.

Das Problem mit den Marktwerten ist, dass der Markt aus meiner Sicht nicht genügend reguliert ist.
Märkte brauchen aus meiner Sicht gewisse Regularien um Verwerfungen vorzubeugen (und wenn es nur Öffnungszeiten sind).

Der DFB hatte doch im Grunde vor dem Bosman Urteil ein gar nicht so ein schlechtes Transfermodell. Es gab die Koeffizienten der jeweiligen Vereine und die alten und neuen Gehälter und schwupps kostete Matthäus damals 2 Mio. DM. Das war ein sensationeller Preis für Gladbach und für Bayern war es auch ein tolles Geschäft.

Nicht, dass ich die alte Regelung zurück will (was gar nicht ginge), aber es zeigt mir, dass Regulierungen in diesem Geschäft nicht grundsätzlich schlecht sind (natürlich hat alles auch Nachteile, das ist mir bewusst). Selbst die USA hat im Sport keinen freien Markt. Im Gegenteil (wobei ich da tatsächlich einige Schwächen sehe, die ich im Fußball nicht haben möchte, Thema tanking etc.).

Ich bin im übrigen ziemlich sicher, dass sich Deine Sicht der Dinge durchsetzen wird. Sie ist viel näher an dem wie der Fußball aktuell strukturiert ist.

Wenn ich aber sehe, was da gerade getrickst und geschoben wird, wünsche ich mir einfach viel mehr Klarheit was die Finanzen angeht. Viele Augen sehen mehr. Was transparent ist, kann besser kontrolliert werden.

Und schon damals beschwerte sich Hoeneß, dass Grashoff nachdem Bayern sich schon mit Matthäus geeinigt hatte und der Transfer im Grunde durch war, die Ablöse durch ein erhöhtes Scheinangebot künstlich hochgetrieben hätte.
Wahrscheinlich hatte er auch Recht damit.

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Natürlich beschwerte er sich. Grasshoff war nicht der erste und sicherlich nicht der letzte der versuchte die Transfersumme noch etwas hochzutreiben.
Den Transfer hat er trotzdem gemacht. Ich denke es war für alle Beteiligten ein sehr gutes Geschäft.

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@ChrisCullen: Ich gewinne den Eindruck, dass wir uns allmählich von der eigentlich ursprünglich zwischen uns diskutierten Frage entfernen. Vielleicht versuche ich die Diskussion noch einmal auf den Anfang zurückzubinden.

Dein ursprüngliches Ansinnen war ja, das fair value accounting für die Bilanzierung von Fußballspielern einzuführen. Ich habe dir daraufhin versucht zu erklären, warum dies bestenfalls sinnlos, aber wahrscheinlich sogar höchst schädlich ist und auch logisch gar nicht funktionieren kann. Das ist mir augenscheinlich nicht gut gelungen und ich merke langsam, dass wir vielleicht über verschiedene Dinge reden. Wenn du sagst:

…dann kann das ja schon einmal rein logisch gar nicht sein, denn Marktwerte zeichnen sich ja per definitionem dadurch aus, dass sie sich am Markt bilden und nicht von irgendjemandem bestimmt werden, von dem sie dann gekauft werden können. Was immer du auch mit diesen Werten meinst, die es zu kaufen gibt, Marktwerte sind das jedenfalls nicht. (Übrigens, welche Werte kann man wo von wem kaufen? Ich habe mich bezogen auf für jedermann frei verfügbare Werte von transfermarkt.de, dem CIES oder KPMG, die aber - wichtig - samt und sonders keine Marktwerte sind, sondern von diesen Stellen nach einem Mix von Kriterien, der auch empirische Marktwerte enthalten kann, festgelegt werden.)

Ich glaube, du möchtest eigentlich auf etwas anderes hinaus. Du sprichst von „verschleierten Zahlungen“ und „nicht genügend regulierten Märkten“. Das sind Probleme, über die man diskutieren kann und da hast du sicherlich auch einen Punkt, aber das hat mit einem fair value accounting nichts zu tun.

Vielleicht wirke ich jetzt sehr pedantisch und kleinkariert auf dich, aber nicht ausreichend stark regulierte Märkte und verschleierte Zahlungen und gegebenenfalls sogar vorsätzlicher Bilanzbetrug sind etwas vollkommen anderes als die Frage, welche Bewertungsmethode von Assets man in einer Branche am besten anwenden sollte. Mir wäre es schon aus Effizienzgründen in der Diskussion wichtig, das zu trennen, sonst verrennen wir uns hier ziellos in wenig ergiebigen Seitendebatten.

Ich halte also fest: Du hast den goal post bewegt und wir reden jetzt nicht mehr über Buchhaltungsfragen und das Wesen von Marktwerten, sondern über einen Mangel an Regulation, Transparenz und potenziell illegales Bilanztuning im internationalen Profifußball.

Das sind alles sehr legitime Probleme, über die man lang und breit und trefflich diskutieren kann. Deinem Satz:

… kann ich mich beispielsweise nur vollumfänglich anschließen.

  • Strikte Transparenz in Sachen Beratergebühren, Handgeldern, Zahlungen an Väter und sonstige Familienmitglieder bei einem Transfer? Her damit!
  • Expliziter Ausweis von möglichen Interessenskonflikten eines Beraters? Her damit!
  • Strengere Prüfung/Grenzen der Höhe von Sponsorenverträgen? Her damit!
  • Ein viel konsequenter umgesetztes FFP mit viel strengeren Strafen auch für größere Clubs, gerne auch schon bei kleineren Verfehlungen? Her damit!
  • Einen viel strengeren „fit and proper person test“ für Investoren vor dem Investment in allen Ligen? Her damit!

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es all diese Dinge - und viele weitere - sehr wert sind, im Kontext einer vernünftigen, maßvollen und für alle Stakeholder akzeptablen Weiterentwicklung des europäischen Profifußballs diskutiert zu werden, sie aber mit einem fair value accounting - unserem ursprünglich diskutiereten Problem - nichts zu tun haben?

Ich würde das doch sehr hoffen, denn fair value accounting auf Basis von von einer Kommission bestimmten "Markt"werten in Märkten, in den es keine fungiblen, kommoditisierten, standardisierten und regulierten Güter gibt, deren Werte sich relativ einfach für alle nachvollziehbar und mehr oder weniger objektiv erfassen ließen, ist wirklich eine ganz schlechte Idee… :wink:

P.S.

Hier habe ich sehr schlecht formuliert. Mit „besseren“ Kalkulationen meine ich „genauer die tatsächlichen Marktgegebenheiten von Angebot und Nachfrage widerspiegelnde“ Kalkulationen (egal, ob einem die gefallen oder nicht). So verständlicher? Entschuldige bitte die wahrlich miese Formulierung.

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Ich denke, wir sind bei vielen Themen nicht so weit entfernt voneinander. Die Sinnhaftigkeit einer Marktbewertung in Bilanzen trennt uns aber auf alle Fälle.

Für mich wären Marktwerte in Bilanzen eben ein (für mich) sinniges Instrument das bei Regulierungen helfen kann.

Du hattest ja zuvor gefragt wo ich den Sinn sehe, was das für Nutzen hätte. Das war ein weiterer Aspekt. Du kannst eben keine Spieler mehr mit Scheinablösen hin und her schieben, weil dass dann weitreichende Konsequenzen hätte die über das Sportrecht hinaus gehen. Das war mir ein wichtiger Punkt.

Deine aufgeführten Punkte, da sind wir uns zu 100% einig. Das wären natürlich weitere Punkte, die natürlich mit der Bilanzierung nichts zu tun haben. Absolut.

Im übrigen mag ich Menschen die ins Detail gehen (es nicht nicht meine absolute Stärke, darum ist es wichtig für mich. Ich decke das zu wenig ab) und halte nichts davon in diesem Zusammenhang von Pedanterie oder kleinkariert zu sprechen. Die Art der Argumentation ist für mich wichtig.

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es all diese Dinge - und viele weitere - sehr wert sind, im Kontext einer vernünftigen, maßvollen und für alle Stakeholder akzeptablen Weiterentwicklung des europäischen Profifußballs diskutiert zu werden, sie aber mit einem fair value accounting - unserem ursprünglich diskutierten Problem - nichts zu tun haben?

Das können wir wie oben geschrieben zu 100%. Ich frage mich aber, warum in dieser Hinsicht fast nichts geht. Eigentlich frage ich es nicht. Meine Antwort ist, dass wir im Würgegriff von Katar & Co sind. Der europ. Fußball ist fast so abhängig von denen wie D vom russischen Gas (sorry, wieder abgeschweift).

Ich erlaube mir morgen nochmals darauf einzugehen. Jetzt steht der Besuch bei meiner 89-jährigen Mutter im Vordergrund :slight_smile: .

@ChrisCullen: Ok, letzter Versuch.

Definiere Scheinablösen.

Sag doch einfach, dass du exogen vorgegebene Preise für die Spieler willst, das ist doch okay, das kann man doch fordern. Aber was zum Himmel hat das mit fair value accounting zu tun? Wie willst du fair value accounting machen, ohne einen fair value zu kennen? Mehr noch, kennen zu können? I don’t get it. Du hast dich hier verrannt, IMHO.

Lies dir doch im Internet noch einmal ganz in Ruhe die Grundvoraussetzungen für fair value accounting durch. Dir wird dann klar, warum das allerhöchstens in wenigen, ausgewählten Märkten mit sehr fungiblen und standardisierten Gütern, wie zum Beispiel financial assets, funktionieren kann, aber sonst praktisch nicht. Und lies dir noch einmal ganz in Ruhe durch, warum US-GAAP und HGB eine Wertzuschreibung von Assets nach ihrer erstmaligen Einstellung in die Bilanz strikt untersagen. Diese Regeln existieren ja nicht zum Spaß oder weil man zu doof ist zu erkennen, dass Unternehmen mit den Buchwerten ihrer Assets tricksen. Das Gegenteil ist der Fall.

Und bitte überleg doch noch einmal, ob nicht der Marktwert eines Assets (angenommen, du wüsstest den tatsächlich auf drei Nachkommastellen genau), den du an Tag X in eine Bilanz schreibst, nicht an Tag X + 1 schon wieder genauso überholt ist wie die Zeitung von gestern. Und der Nutzen dieser ganzen Aktion damit praktisch gleich Null.

Aber take your time, es eilt ja nicht. Viel Spaß bei deiner Mutter!

EDIT: Ich habe mir diesen meinen Kommentar gerade noch einmal durchgelesen. Ich höre mich unwirsch an, meine es aber nicht so. Die Diskussion mit dir macht mir Spaß, Stichwort hedonistscher Konsum. :wink:

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Das bilanzielle Aufdecken von stillen Reserven, käme nur Clubs wie Barca entgegen.

Trotzdem wäre das Darstellen, ohne bilanzielle Auswirkungen mMn im Fußball vorteilhaft, da es Transparenz schafft.

Das Argument das MTM FMV schon in der nächsten Sekunde durch Marktentwicklung überholt sei, ist keines, denn das trifft bei anderen Assets, insbesondere financial und commodities genau so zu, und man macht es trotzdem, täglich, monatlich, jährlich.

@918: Dann verrat mir doch bitte einmal, wie du den fair value eines Spielers feststellen möchtest und kontinuierlich aktuell halten möchtest, und wer das tun soll. Ich warte gespannt.