Da würde ich mal kritisch anmerken, dass auf fast jeder dieser Demos neben berechtigten Kritikpunkten zahlreiche unsägliche Parolen gegrölt werden, die nichts anderes sind als Judenhass in Reinkultur und dass bei beinahe jeder dieser Demos Leute mitmarschieren, die beim Thema Holocaust mit Begeisterung reagieren und sich diese Zeit zurückwünschen würden. Dass die Polizei hier eingreift, finde ich absolut notwendig und dann bin ich auch der Meinung, dass an der Eskalation sicherlich eher selten die Polizei Schuld ist.
Peinlich wird es mMn auch dann, wenn eine friedliche Kundgebung Pro-Israel von der Berliner Polizei aufgelöst werden muss, weil man angesichts einer parallel stattfindenden Pro-Palästina-Demonstration mit über 15.000 Teilnehmern die Sicherheit der Pro-Israel Demonstranten nicht mehr garantieren kann.
Wie dir auch schon aufgefallen sein dürfte, lebt man als Jude in Berlin seit ein paar Jahren ziemlich gefährlich und das auch schon vor dem 7. Oktober 2023 und seitdem erst recht. Meiner Einschätzung nach generieren Gewalttaten gegenüber Juden in Berlin weitaus weniger Aufmerksamkeit als man erwarten sollte, wenn doch die Medien so sehr pro Israel eingestellt sind, wie du es schreibst. Wo ein tätlicher Angriff auf einen jüdischen Studenten nicht mehr automatisch zu einer Exmatrikulation des Gewalttäters führt, hat sich mMn der Kompass in die falsche Richtung verschoben.
Auch hier muss ich widersprechen. Nachrichten aus Gaza werden teilweise absolut ungefiltert von den Medien weitergegeben oder teilweise sogar von Abgeordneten des deutschen Bundestages ohne zu Überlegen über ihre Social Media Kanäle weitergegeben, wie das z.B. bei der Bombardierung des Al Ahli Krankenhauses in Gaza der Fall war. Da war Israel gleich als Schuldiger festgemacht und der (Achtung Ironie) absolut vertrauenswürdigen Quelle aus Gaza, die sicherlich frei von irgendwelcher Hamas-Beeinflussung ist, wurde ohne mit der Wimper zu zucken geglaubt, ehe man dann doch wieder kleinlaut zurückrudern musste, weil die Rakete möglicherweise (oder sogar ziemlich wahrscheinlich) von einer Islamisten-Gruppe abgefeuert wurde und ihr eigentliches Ziel verfehlte.
Das sind für mich persönlich Fälle, die mir zeigen, dass Kritik und Protest an Israel in Deutschland oft in eine klar antisemitische Richtung abdriftet und dass viele Berichte gegen Israel nicht einmal stimmen, aber trotzdem veröffentlicht werden.
Und an der Stelle unterscheiden wir uns dann sowohl in unserer Einschätzung als auch in der Ursachenforschung. Während du bei deinen Argumenten gerne irgendwelche Lobbyisten vorschiebst, die mit ihrem Geld Politiker, Medien etc. „kaufen“, um sie auf Linie bringen, würde ich mich davor hüten, zu behaupten, dass irgendwelche linke NGOs, die teilweise von Parteien des Bundestages unterstützt werden, dafür sorgen, dass immer wieder Falschmeldungen in Umlauf geraten bzw. dass Judenfeindlichkeit in Berlin in einem Ausmaß toleriert wird, dass es in der ehemaligen Hauptstadt der Nazis auf keine Fall passieren dürfte. Das überlasse ich irgendwelchen rechts-gerichteten Meinungsmachern, mit denen ich nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Nicht jedes politische Versagen und nicht jede Fehlentscheidung von Politikern oder Behörden muss das Resultat einer Steuerung durch externe Mächte sein und wer sich zu sehr darauf versteift sollte mMn aufpassen.