Nicht völlig unerwartet, nimmst Du mir wie immer die Worte aus dem Mund. Im Kontext des Wiedererstarkens toxischer Männlichkeitsideale (das war zuvor unser Thema der letzten 36 Stunden) ist nicht fehlende gesellschaftliche Teilhabe die alleinige Triebfeder. Sondern die Angst vor dem Machtverlust des Patriarchats in einer egalitären, bunten, queeren, pluralistischen und diversen Gesellschaft.
Wie Heidi Reichinnek ggü. Cem Özdemir spezifizierte: „Wenn seine Tochter in Berlin nachts auf der Straße Angst hat, dann sind nicht Migranten daran schuld. Sondern Männer.“ (PS: Danach kommen dann auch andere Aspekte wie kulturelle, religiöse, ideologische Hintergründe hinzu. Aber Gewalt gegen Frauen hat primär eine Ursache: Männer.)
Das ist der entscheidende Punkt in der Frage: Wie hängen der Rollbäck von politischem Rechtsruck und gesellschaftlichem Männerbild zusammen?
In beidem geht es um ein rekursives, reaktionäres, restauratives Weltbild - um die idealisierte Verklärung vergangener Gesellschafts- und Machtstrukturen - und die sind patriarchal. Es ist kein Zufall, dass Reichsbürger-Flaggen in den Vorgärten Konjunktur haben - das Schwarz-Weiß-Rot des preußischen Kaiserreichs vor dem Verlust seines Weltmachtstatus als führende Kolonial- und Militärmacht Europas symbolisiert jene Welt, in der die Uniform („Wo hammse jedient?“) noch den wahren Mann macht.
Mit ein wenig Aufklärungs-Hoffnung im Socken könnte ich den Rollbäck der dummen weißen alten Milliardärs-Männer als letztes Rückzugsgefecht einer patriarchalen Denkweise ggü. einer offenen Pride-Gesellschaft sehen. Donald Trump und Andrew Tate wären dann die grauen Neandertaler, die sich über kurz oder lang dem queeren, diversen und bunten Homo Sapiens ergeben müssten.
Meine Europa-Karte (s. Post Nr. 144) und die Follower-Zahlen von Tate und Trump sprechen eine weit weniger hoffnungsvolle Sprache.
Einziger Einspruch, Euer @cheffe Ehren !
Wenn „Bildung und Intelligenz“ die wirkliche Macht stellten, dann wäre Musk nicht der reichste Mensch der Welt. Und Trump nicht Präsident.
Die wirkliche Macht liegt immer noch in den
Vermögen auf der hohen Kante. Und im Zweifelsfall in den Gewehrläufen - wie Putin zeigt.
Wie gesagt @cheffe : Unsere Aufklärungs-Hoffnung ist eine gemeinsame. Und stirbt zuletzt.
Zur Zeit aber herrschen nicht Bildung und Intelligenz. Und sie sind auch nicht auf der Siegerstraße - bei weitem nicht.
Ich zitiere in diesem Zusammenhang immer wieder gerne Warren Buffett.
Als er noch der reichste Mann der Erde war (heute ist er nur noch auf Platz 6 - weil er inzwischen ein Drittel seines Vermögens in wohltätige Stiftungen seines Freundes Bill Gates überführt hat), antwortete Buffett …