Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Vielleicht als letztes Wort von mir zu diesem Thema noch ein paar grundsätzliche Überlegungen zum Thema Migration im deutschen Kontext:

Das Menschenrecht auf Asyl ist für mich nicht verhandelbar. Wer in seinem Land politisch verfolgt wird, muss die Möglichkeit haben, aus diesem Land zu fliehen und in einem anderen Land Schutz zu finden. Die moralische Verpflichtung, Schutzsuchenden Asyl zu gewähren, gilt selbstverständlich auch für Deutschland. Jeder politische Vorschlag, der das Asylrecht in Deutschland faktisch oder tatsächlich abschaffen will, ist moralisch falsch und widerspricht meinen Grundüberzeugungen von einer gerechten Ordnung der Welt.

Was die Zuwanderung nach Deutschland generell betrifft, so bin ich für eine deutliche Ausweitung und Vereinfachung der gewollten Zuwanderung. Es sind grundsätzliche ökonomische und politische (und auch persönliche) Überlegungen, die mich zu diesem Schluss kommen lassen.

In den kommenden Jahren wird die Welle der geburtenstarken Jahrgänge (“Baby-Boomer”), die in Rente gehen, ihren Höhepunkt erreichen. Diesem Abfluss von Menschen aus dem deutschen Arbeitsmarkt und gleichzeitig Zufluss von Menschen in das deutsche Rentensystem am oberen Ende der Altersskala steht nicht in gleichem Maße ein Zufluss neuer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt am unteren Ende der Altersskala gegenüber. Ökonomisch ist für mich klar, dass wir nur mit einer deutlichen Ausweitung der Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt die Finanzierung des Rentensystems auf einem Niveau halten können, bei dem die Rentner einen beitragsgerechten Auszahlungsbetrag erhalten, ohne dass die nachwachsenden Generationen von heute und morgen in einem ungerechtfertigt hohen Maße mit Zahlungsverpflichtungen für die Rentenleistungen der Alten belastet werden.

Auch die Generierung weiteren Wirtschaftswachstums wird durch eine Ausweitung bzw. wenigstens Stabilisierung des Arbeitskräftepotentials deutlich erleichtert. In einer Welt des Null- oder gar Negativwachstums werden sich die politischen Verteilungskämpfe, die schon heute, in Zeiten des Wachstums, heftig und kontrovers sind, noch einmal erheblich verschärfen. Die politische Stabilität in Deutschland wird darunter leiden; extreme Kräfte von rechts und links, die entweder “die Ausländer” oder “die Kapitalisten” als Feindbild und Ursache allen Übels (in völliger Unkenntnis elementarer ökonomischer Zusammenhänge) ausmachen, werden davon profitieren und, sollten sie an die Macht kommen, Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich schaden. Ich halte es daher auch aus Gründen der politischen Stabilität für wichtig, dass Deutschland in den nächsten Jahren eine signifikante Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt erfährt.

Aber auch aus persönlichen Gründen verbinde ich mit dem Thema Zuwanderung nach Deutschland grundsätzlich positive Emotionen. Ich hatte das Glück, in meinem Leben, geprägt durch viele Reisen, vor allem aber durch jahrelange und zum Teil intensive Interaktion mit Menschen aus aller Herren Länder im universitären Kontext, fast nur positive Erfahrungen mit Nicht-Deutschen gemacht zu haben. “Ausländer” ist für mich keine relevante Kategorie, die Nationalität eines Menschen kaum mehr als ein örtliches Herkunftsmerkmal und eine Zeichenkette in einem Ausweis. Ich kann mich daher auch aus persönlichen Gründen weder mit der Idee einer Abschottung Deutschlands gegen Menschen von außen noch mit der Idee einer Remigration der hier lebenden Ausländer anfreunden. Ich halte beides für absurd und dumm. Politische Entscheidungen, die das Gemeinwohl Deutschlands fördern sollen, an der Leitunterscheidung “Ausländer”/”Deutscher” festzumachen, von der dann alles Weitere abgeleitet wird, halte ich für einen grundfalschen Ansatz.

Gleichwohl gibt es faktische Grenzen der Aufnahmefähigkeit Deutschlands. Am offensichtlichsten werden diese Grenzen im Bereich der technischen und personellen Infrastruktur: In vielen Ballungszentren fehlt es schon heute an Wohnraum, vielerorts fehlen Kita-Plätze, in manchen Schulklassen liegt der Anteil der Kinder, die kaum oder nur schlecht Deutsch sprechen, bei über 90 Prozent. In jeder Talkshow zum Thema Migration sitzen Landräte und Bürgermeister verschiedenster Kommunen Deutschlands (parteiübergreifend, auch Grüne), die von einer massiven Überlastung ihrer lokalen Infrastruktur durch immer neue Gruppen ankommender Flüchtlinge sprechen. Auch die in diesem Forum zu Recht immer wieder beklagte Unterversorgung von Flüchtlingen mit Integrations-, Therapie- und Betreuungsangeboten sowie die generelle Unfähigkeit der Behörden, ihre Aufgaben im Bereich der Migration zeit- und sachgerecht zu erfüllen, sind nicht das Ergebnis mangelnden Willens, sondern von Überforderung.

Zudem gibt es gesellschaftliche Grenzen der Aufnahmefähigkeit. Ob es einem gefällt oder nicht, eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich eine Begrenzung der Zuwanderung (womit vermutlich der afghanische Flüchtling im Flüchtlingsheim gemeint ist und nicht der promovierte Arzt aus Indien). Letztlich ist in einer Demokratie das Volk der Souverän und damit der Wille des Volkes der ultimative Maßstab dafür, was die Regierung als Vertreter des Volkes im Namen des Volkes für das Volk zu tun hat. Wenn das Volk konsistent weniger Fluchtmigration will, dann ist es die Pflicht derjenigen Mitglieder des Volkes, die stellvertretend für alle anderen die gemeinsame Sache der res publica organisieren, diesem Willen zu folgen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Anschläge wie die in Brokstedt, Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg, die im übrigen auch ein Ergebnis überforderter Infrastruktur sind, die meisten dieser Täter hätten schon gar nicht mehr in Deutschland sein sollen, tragen dazu bei, dass der Wunsch nach Begrenzung der Fluchtmigration in der Bevölkerung noch stärker wird.

Wie gesagt, ich bin für Zuwanderung nach Deutschland. Persönlich bin ich neugierig auf Menschen, als Gesellschaft kommen wir in politisch und wirtschaftlich schwierige Zeiten, wenn wir in den nächsten Jahren keine nennenswerte Zuwanderung nach Deutschland haben. Ich halte es aber für unredlich und auch politisch gefährlich, die offensichtlichen Probleme gerade im Kontext der Fluchtmigration nach Deutschland und ihrer Folgen zu ignorieren, kleinzureden oder von ihnen abzulenken.

Im Interesse unserer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Stabilität sollten wir als Land unsere knappen infrastrukturellen und gesellschaftlichen Ressourcen (insbesondere den guten Willen der Bevölkerung) für eine Ausweitung der Migration einsetzen, die wir uns als Land selbst aussuchen, denn wir brauchen diese Migration dringend, und die Fluchtmigration mit ihren problematischen gesellschaftlichen Folgen (die Kalifat- und Pro-Hamas-Demos sowie muslimischen Antisemitismus habe ich noch gar nicht erwähnt) unter strikter Wahrung des Grundrechts auf Asyl so weit wie möglich reduzieren, während wir gleichzeitig die Flüchtlinge, die bereits hier sind, so gut wie möglich in die Gesellschaft integrieren, statt sie abzuschieben, es sei denn, es liegen gewichtige Gründe dafür vor, z. B. Straffälligkeit.

Der Fünf-Punkte-Plan von Herrn Merz war in der Sache ungeeignet, die Fluchtmigration nach Deutschland zu begrenzen, aber Merz hat mit seinem entschlossenen Auftreten einer gesellschaftlichen Grundstimmung Ausdruck verliehen, die inzwischen mehrheitlich migrationsskeptisch ist. Für die politische Zukunft Deutschlands kann ich nur hoffen, dass die nächste Bundesregierung, egal unter welchem Kanzler, mit Gerald Knaus im Schlepptau nach Brüssel fährt und sich mit dem verbliebenen politischen Gewicht, das Deutschland in Europa noch hat, für eine Reform des europäischen Asylrechts inklusive der Einleitung entsprechender Maßnahmen zur Begrenzung der Fluchtmigration nach Europa, unter strikter Wahrung des unveräußerlichen Rechts auf Asyl, einsetzt.

Denn wenn es zwischen heute und 2029 noch weitere vier oder fünf Aschaffenburgs oder Solingens gibt, dann sitzt irgendwann wirklich die AfD im Kanzleramt.

Und das kann doch keiner, der es gut mit Deutschland meint, ernsthaft wollen.

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Danke für den tollen Rundum-Migrations-Analyse Beitrag, @Alex !

Da weiß man auch wieder warum sich hier durch oft auch eher ermüdende Debatten (so wie zB gestern beim Kurt Revival oder diverse Geisterstunden) schlägt wenn es auch wieder solche absoluten Perlen hier zu Lesen gibt…

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Sehr guter Kommentar. Trotzdem fürchte ich, dass es im Fall von Migration für die grundsätzliche Zielsetzung gar nicht so schwer ist Mehrheiten zu finden, sei es auf nationaler oder europäischer Ebene. Die Umsetzung ist das Problem. Konkret: wie und wo prüfe ich das Recht auf Asyl jedes Einzelnen. Insofern ist das „in der Sache ungeeignet“ der Merz-Vorschläge nicht eine Randnotiz sondern der Kern des Problems.

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Ich bin für Migration, aber…
Du hast aber mit gleichwohl ersetzt, macht es das besser?

Die Kritik an solcher Sprache meint etwas anderes: eine kurze, nur scheinbar affirmative Einleitung (z.B. „ich habe nichts gegen Ausländer“), und nach dem daran anschließenden „aber“ eine Power-Argumentation, die sich gewaschen hat. Da kann mit einigem Recht sagen: alles, was vor dem „aber“ steht - viel Substanz hat es i.d.R. nicht -, kann man getrost vergessen.

@Alex dagegen breitet eine Reihe für ihn positiver Aspekte der Migration ausführlich aus. Es ist absolut legitim, dann auch schwierige Punkte zu thematisieren. Wie immer ist man auch hier nicht zur Zustimmung verpflichtet. Das Argumentationsmuster als solches ist, finde ich, nicht zu beanstanden, jedenfalls soweit man Ambivalenzen innerhalb eines Kommentars akzeptieren kann.

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Von der Vehemenz und Länge des Vortrags dominieren zudem klar die positiven Aspekte.

Auch auf die negativen Aspekte einzugehen trägt lediglich der Komplexität und Kontroversität der ganzen Thematik gebührend Rechnung…

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Nein, ich glaube, es ist genau umgekehrt: Die europäische Einigung auf eine „härtere“* Asylpolitik mit Drittstaatenabkommen und Asylverfahren direkt an der europäischen Außengrenze bzw. in Drittstaaten sowie schnelle Rückführungen abgelehnter Asylbewerber ist das eigentliche Problem. Die anschließende Umsetzung in Form der Errichtung von Auffanglagern entlang der Routen neuralgischer Migrationshotspots und der Aushandlung von Flüchtlingsabkommen mit Drittstaaten ist ein technisch machbares Problem.

*in Wahrheit aber eigentlich eine „weichere“ (humanere) Lösung, weil sie das unmenschliche Schlepperwesen und das Sterben im Mittelmeer in bester Manier einer darwinistischen Selektion des Stärkeren beendet.

Wenn ich als Advokat von Merz argumentieren sollte, dann waren seine Vorschläge eigentlich nicht ungeeignet, sondern unverhältnismäßig und ineffizient im Sinne einer bestmöglichen Allokation knapper Ressourcen:

  • Erstens, so würde die CDU argumentieren, hat buchstäblich keiner der an den deutschen Außengrenzen anlandenden Flüchtlinge das Recht, in Deutschland einen Asylantrag zu stellen (vielleicht mit Ausnahme der Deutschland über den Seeweg erreichenden Menschen). Diese Flüchtlinge sind ausnahmslos vorher durch meist mehrere sichere Staaten gereist, in denen sie längst Asyl hätten beantragen können und müssen. Die Maßnahmen der CDU verletzten also nicht das Menschenrecht auf Asyl, denn das ist auch für die CDU nicht verhandelbar, aber es gibt kein Menschenrecht auf Asyl in Deutschland.
  • Kein anderes EU-Land außer Österreich, so würde die CDU weiter argumentieren, hält sich an das geltende europäische Asylrecht. Die Länder lassen Asylsuchende über ihr Territorium nach Deutschland weiterreisen oder ermutigen sie sogar aktiv dazu. Die CDU stellt die Frage, warum Deutschland, abgesehen vielleicht von Österreich, das einzige dumme Land in Europa sein, das sich an geltendes europäisches Recht hält und in der Konsequenz alleine fast 50 Prozent aller europäischen Asylbewerber aufnimmt? Nicht mit uns, sagt die CDU. Wir lassen das Recht jetzt auch einen guten Mann sein, schließen unsere Grenzen, und im Idealfall führen unsere Grenzschließungen zu einem Kaskadeneffekt der Grenzschließungen bis hin zu den europäischen Außengrenzen, womit wir den eigentlich gewünschten Ausgangs- und Zielzustand, nämlich sichere Außengrenzen, aber freier Personenverkehr im Inneren, wieder hergestellt haben.
  • Über diese Maßnahme wird dann, so würde die CDU schließlich argumentieren, der nötige Druck aufgebaut, um die überfällige Reform des europäischen Asylrechts auf EU-Ebene endlich zu erreichen (woraufhin die Maßnahmen Deutschlands natürlich zurückgebaut würden).

Wenn diese Ereigniskette wirklich so eintritt, und die Chance darauf ist größer als Null, dann ist der Vorschlag der CDU nicht im eigentlichen Sinne ungeeignet, er ist nur … gemein? Hart? Nötig? Unverhältnismäßig? Egoistisch? Das einzig Vernünftige? Entscheide Du.

Er ist zynisch. 20 Z.

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Ein interessantes und definitiv lesenswertes Interview mit der Sozialpsychologin Jennifer Führer zum Thema Wahrnehmung von Kriminalität und Sicherheit.

Viele Menschen fühlen sich in Deutschland zunehmend unsicher. Mit der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung habe das jedoch wenig zu tun, sagt die Sozialpsychologin Jennifer Führer. Maßgeblich sei vielmehr die Art und Weise, wie über Sicherheit debattiert wird - und auch die Parteipräferenz, so die stellvertretende Direktorin des Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen.

(…)

Das ist auch mein Eindruck.
Wir leben immer mehr in einer gefühlsdominierten Welt.
Der berühmt gewordene Satz von dem rechten Influencer Ben Shapiro „Facts don’t care about your feelings“ hat schon lange nichts mehr mit der Sichtweise von Rechten und Rechtspopulisten gemein.
Hass und Angst dominiert ihr Weltbild und durch Social Media, Politik und ihre Bubble werden sie täglich damit gefüttert.

Dazu auch Jennifer Führer:

Gibt es Personengruppen, die anfälliger für ein solches Verhalten sind?

Wir konnten feststellen, dass die zugrundeliegende ideologische Einstellung einen gewissen Einfluss hat. Menschen, die politisch eher rechts orientiert sind oder Verschwörungsmythen anhängen, haben eine höhere Kriminalitätsfurcht. Sprich, sie haben eher Angst, Opfer einer Straftat zu werden. Mit Blick auf die Parteipräferenz zeigt sich dieser Effekt insbesondere bei Menschen, die AfD wählen. Im Vergleich zu Anhängern anderer Parteien haben die auch das höchste Vermeidungsverhalten an den Tag gelegt, was wiederum zu der Wahrnehmung führt, alles werde immer schlimmer.

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Ich sehe es ganz und gar nicht so einfach, denn die Unterschiede zwischen den Parteien, die eine gemeinsame Entscheidung treffen müssten, sind nur auf den ersten Blick gar nicht mal so groß.
Gehen wir mal von zwei Extrempositionen ganz links und ganz rechts aus. Die würden wohl lauten:
ganz links: jeder Mensch, der nach Deutschland möchte, sollte das auch dürfen und wenn er mal da ist, haben wir alles dafür zu tun, dass er auch da bleibt. Das sind wir den Menschen in den armen Ländern schuldig, denn unsere Waffen haben Kriege verursacht und unser Kapitalismus zerstört die Lebensgrundlagen dort.
ganz rechts: eigentlich wollen wir überhaupt keine Ausländer in Deutschland. Wenn dann nur begrenzt, insofern sie die Arbeiten erledigen, die sonst keiner machen will. Aussuchen tun wir uns aber ausschließlich selbst, wer kommen darf und wie lange sie hier bleiben dürfen.
Wer einer dieser beiden Extrempositionen angehört, dürfte es ohnehin schwer haben, irgend einem Kompromiss zuzustimmen.
Prinzipiell wäre zwischen diesen beiden Extrempositionen natürlich genügend Spielraum für Kompromisse, so dass man meinen könnte, dass es einen Kompromiss geben müsste, dem eine breite Mehrheit zustimmen kann und dass man diejenigen, die diesem Kompromiss dann trotzdem nicht zustimmen können, getrost als weltfremd ignorieren darf. Ich will sagen: ein breiter Konsens zu einer geordneten Migration sollte eigentlich möglich sein.
Aber wie kann der Kompromiss aussehen?
Wenn man Migration von der wirtschaftlichen Seite her denkt, dann wird man wahrscheinlich eher ein Modell anstreben, wie es z.B. Kanada in Sachen Einwanderung praktiziert. Man ermittelt genau einen Bedarf an Arbeitskräften und lässt Migranten aus aller Welt ins Land, die dazu geeignet sind, den Bedarf zu decken. Für eine zukünftige Einwanderung könnte das eine Lösung darstellen. Man hat Leute, die schnell auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, mitwirken, dass die Wirtschaft wächst, in die Sozialsysteme einbezahlen und im Idealfall dem Staat viel mehr Geld erwirtschaften, als der Staat für sie ausgibt. Allerdings haben wir in Deutschland aktuell viele Migranten im Land, die den Mangel an Fachkräften (noch) nicht beheben können, weil ihnen - in den Augen der einen - die Qualifikationen fehlen. Oder fehlen ihnen - in der Sichtweise der anderen - die Qualifikationen gar nicht und es liegt nur daran, dass die deutsche Bürokratie übertrieben ist bzw. dass wir sie nicht richtig fördern? Dieser Punkt dürfte für viel Streit sorgen und man wird auch wissenschaftliche Studien für beide Seiten finden.
Wenn man Migration eher von der humanitären Seite her denkt, ist es dann wünschenswert, am bisherigen System festzuhalten oder etwas ganz anderes zu versuchen? Kanada z.B. lässt zusätzlich zu den gezielt ausgesuchten Arbeitsmigranten auch noch jedes Jahr ein bestimmtes Kontingent aus Flüchtlingslagern aus der ganzen Welt ins Land. Diese Menschen wurden in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR ausgewählt. Dieses System soll sicherstellen, dass sich nicht nur die „stärksten“ durchsetzen, so wie das aktuell in Europa der Fall ist. Natürlich hat Kanada im Vergleich zu Europa den entscheidenden Vorteil, dass sie das tun können, weil eigentlich kein Afrikaner oder Asiate Kanada auf illegale Weise erreichen kann. Mir geht es aber darum, dass auch dieser Vorschlag innerhalb der deutschen Parteienlandschaft wahrscheinlich zu schwer überwindbaren Gräben führen würde, weil die Frage nach der Anzahl, wie viele humanitäre Flüchtlinge man jedes Jahr aufnimmt und die Frage was man mit denjenigen macht, die sich trotzdem Zutritt verschaffen wollen, wahrscheinlich auch nicht gelöst werden kann.
Und dann sind wir noch bei dem Punkt, der aktuell schon sehr starke Diskussionen aufwirft: was macht man mit denjenigen, die straffällig sind und/ oder sich nicht an unsere Gesellschaft anpassen wollen. Ist es zu rechtfertigen, sie in alle denkbaren Länder abzuschieben? Ist es wünschenswert, dass die deutsche Außenpolitik durch massiven Druck auf die Heimatländer, in diesen Fällen mehr Kooperation „erzwingt“?
Das sind jetzt mal nur ein paar Fragen, die mir zu dem Thema einfallen und diese Fragen stellen mMn schon ein ziemliches Problem dar, wenn man hier unter allen, die einen Kompromiss finden sollen, eine Lösung finden möchte, mit der jeder einigermaßen zufrieden vom Verhandlungstisch aufstehen kann.

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Joa… Anschläge auf Weihnachtsmärkte gab es früher auch schon!
Es gibt nichts zu sehen… Bitte weitergehen!

Das kanadische Beispiel ist in der Tat interessant.
Das hiesige Asylrecht begünstigt ja, dass eher junge, gesunde Männer es hierher schaffen - und eher nicht die alten, schwächeren Menschen, welche Zuflucht sehr viel eher benötigen. Zudem legen die hohen, oft vierstelligen Zahlungen an Schlepper und Schleuser nahe, dass die angekommenen Flüchtlinge eher zu den Wohlhabenden ihrer Herkunftsländern gehören.

Grundsätzlich zu trennen vom Bereich Asyl ist die Arbeitsmigration.
Dort wird in der Tat künftig in Teilbereichen Zuwanderung nötig sein, um Fachkräftemangel zu beheben.

Oh ja, wir bauen schöne Camps und ein paar Schreibstuben zum Antrag ausfüllen an Europas Aussengrenzen. Ich glaube mit Lybien, Ruanda, Marokko und der Türkei wurde schon verhandelt (alles zuverlässige, gute Partner). Dort werden dann bei guter Infrastruktur alle Anträge fair und schnell bearbeitet. Derweil können die Antragsteller sich sogar noch schön am Meer erholen. Ist technisch leicht umsetzbar.

Es ging doch um Alex grundsätzliche Ausführung: Recht auf Asyl ja aber bitte kontrolliert, effizient und fair. Darüber hinaus gezielte Arbeitsmigration. Da stimmen ausser der Afd wohl alle zu. Wie man aber kontrolliert, effizient und fair umsetzt ist die Frage.

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Aus der Kriminalstatistik des BKA für 2023:

  • Die Anzahl der in Deutschland aufhältigen Geflüchteten ist erneut angestiegen. Ukrainische Geflüchtete – in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – machten wie im Vorjahr den
    größten Anteil an der Gesamtzahl der in Deutschland aufhältigen Geflüchteten aus. Zudem gab
    es Anstiege der Anzahl syrischer, afghanischer und türkischer Geflüchteter.
  • Sowohl die Fallzahlen der Straftaten unter Beteiligung von tatverdächtigen Zuwanderinnen/Zuwanderern insgesamt als auch die der hier im Einzelnen näher betrachteten Deliktsbereiche sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen
  • Der deliktische Schwerpunkt lag bei Diebstahlsdelikten, hier wurde ein hoherAnstieg verzeichnet.
  • Die Fallzahlen der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit sind angestiegen; es handelte sich in über zwei Dritteln der Fälle um Körperverletzung
  • Die Anzahl der Zuwanderinnen/Zuwanderer, die Opfer einer Straftat wurden, ist gestiegen.
  • Die „Ausländer-/Asylthematik“ blieb ein Agitationsschwerpunkt der rechten Szene.
  • Nach dem rückläufigen Trend der Jahre 2016 bis 2021 war im Berichtsjahr – wie im Vorjahr – ein starker Anstieg im Bereich der Straftaten gegen Asylunterkünfte zu verzeichnen.
  • 8,9 % aller registrierten Tatverdächtigen waren
    Zuwanderinnen/Zuwanderer (2022: 7,4 %)
  • Anstieg der Anzahl der Zuwanderinnen/Zuwanderer als Opfer von Straftaten um 19,1 % (Opfer insgesamt: +8,5 %)

Von der UNO ergänzend dazu:

  • Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 2.246.767 Tatverdächtige erfasst, darunter 402.514 Zuwanderinnen. Das sind 17,9 Prozent aller Tatverdächtigen. Zieht man jedoch die Tatverdächtigen im Bereich ausländerrechtliche Verstöße (wie etwa illegale Einreise oder Aufenthalt) ab, liegt der Anteil an Zuwanderinnen an der Allgemeinkriminalität bei nur noch 7,9 Prozent.
  • Die Forschung zeigt, dass insbesondere Armut und mangelnde Bildungsteilhabe kriminalitätsfördernd sind. Die Herkunft spielt keine Rolle, wenn diese Faktoren berücksichtigt werden. Zuwander*innen sind jedoch überproportional von Armut und mangelnder Bildung betroffen. Es bedarf also besserer Integrationsmöglichkeiten und der Bekämpfung von Benachteiligungen von Kindern mit Migrationshintergrund in Schulen.
  • Zum anderen ist die Gruppe der Zuwanderer*innen ganz anders zusammengesetzt als die deutsche Gesamtbevölkerung und weist einen wesentlich höheren Anteil junger Männer auf: 71,5 Prozent derjenigen, die 2023 ihren Asylerstantrag gestellt haben, waren männlich, 72 Prozent von ihnen unter 30 Jahren alt. Männer zwischen 14 und 30 Jahren gelten als besonders risikobereit und sind bei Gewaltdelikten überrepräsentiert, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft.

Ergänzungen in Bezug auf deine Andeutung, dass es früher keine Anschläge gegeben habe. Mal abgesehen davon, dass die Einschränkung Weihnachtsmarkt hier scheißegal ist, gab es auch früher™ Anschläge. Es gab beispielsweise rechten Terror, der sehr gut dokumentiert ist.

Ganz abgesehen davon leben wir so sicher wie noch nie. Zitat aus einem Wikipedia-Artikel, der seriöse Quellen dafür verwendet hat: " Bei der langfristigen Betrachtung zeigt sich, dass es einen rasanten Anstieg nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gab, der zu einem Höhepunkt im Jahr 1993 mit 8.337 Anzeigen pro 100.000 Einwohner führte. Seither sanken die Häufigkeitszahlen um 27 % auf 6.070 im Jahr 2021. Nach zusätzlichem Abzug des oben beschriebenen Zensus-Effekts von 1,8 %, ist der Rückgang noch größer."

Niemand hier, niemand von den Parteien abseits der Nazipartei und CDU/FDP würde behaupten, dass es keine Probleme gibt. Niemand hier im Forum schreibt, dass sich Fälle wie Aschaffenburg oder Magdeburg einfach wegwischen lassen. Die Instrumentalisierung dieser Taten von Leuten, die ihren Fokus ausschließlich darauf legen, mit gefühlten Wahrheiten eine Agenda zu verfolgen, führt jedoch dazu, dass die Relationen komplett verloren gehen.

Relationen dazu, wie viel Kriminalität es AN Ausländern bei uns in Deutschland gibt. Relationen dazu, wie groß der Anteil der Deutschen in der Kriminalstatistik trotz hoher Migrationsquote ist. Relationen dazu, wie groß der Anteil der Kriminalstatistiken bei Migrant*innen durch Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz/EU ist.

Relationen dazu, wie viel weniger Menschen im Vergleich zu früher™ ermordet werden und wie sehr unser aller Leben an Qualität zugenommen hat.

Diese stumpfe Ausländerfeindlichkeit kotzt einen an. Dieses stumpfe und monotone Draufhauen kotzt einen an. Immer mit dem Knüppel drauf und unterkomplex jede einzelne Tat zusammenaddieren und Kontexte aufmachen, die dem Thema nicht gerecht werden. Und dafür schämen sich die Leute dann nicht mal, es ist eklig.

Mit Leuten, die so agieren wie die AfD, gibt es keine Lösungen für die tatsächlichen Probleme. Die lassen jegliches Maß an Menschlichkeit und Realismus vermissen. Mit Leuten, die Geld für massenhafte Abschiebungen, dauerkontrollierte Grenzen (hahahaha) und Abschottung rausfeuern wollen, gibt es keine Lösungen, sondern weiter Geldmangel in wichtigen Bereichen wie Bildung, Integration, Klimapolitik, Infrastruktur … you name it.

Übrigens: Jeden zweiten Tag gibt es in Deutschland einen Femizid. Jeden zweiten Tag gibt es die Chance für Merz und Co. hier aktionistisch Anträge im Bundestag einzureichen. Das Schweigen dazu ist ohrenbetäubend. Auch dazu eine Statistik vom BMFSFJ: „Die überwiegende Zahl der Opfer und Tatverdächtigen ist deutscher Staatsangehörigkeit.“

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So richtig. Und es gilt in beide Richtungen.
Es wird nur noch auf den politischen Gegner draufgeknüppelt und unterkomplex geurteilt.
Es ist nur noch zum Kotzen, keiner ist an irgendeiner Lösung interessiert, es geht nur noch darum die „andere Seite“ zu diskreditieren und schlecht zu machen. Rechts gegen Links und Links gegen Rechts. Nur noch Klassenkampf und Rechthaberei.
Welchen von diesen Trotteln sollst den da noch wählen. Ich hab echt keine Ahnung, nicht hingehen ist auch keine Lösung. Vielleicht mach ich den Stimmzettel ungültig.

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Das sehe ich anders. Wenn ich beobachte, wie sich die Linkspartei seit dem Austritt von Wagenknecht und ihrem Anhang entwickelt hat, bin ich froh, dass sich dort endlich eine Opposition bildet, die das Potenzial hat, aus dem Schema auszubrechen, das den Linken seit Jahren unterstellt wird. Wenn die Ampel als „links“ bezeichnet wird, haben die Menschen tatsächlich einfach keine Ahnung, was linke Politik ist. Wenn ich mir die Auftritte von beispielsweise Heidi Reichinnek im Bundestag anschaue, bin ich glücklich, dass es wenigstens eine Person geschafft hat, Haltung, Inhalt und klare Kante gegen Rechts in den Bundestag zu bringen.

Man muss kein Fan linker Politik sein, aber wer sich mit den Inhalten der Linken auseinandersetzt wird merken, dass sich da eine Partei vom Linkspopulismus erholt hat und viele Punkte vertritt, die für das Allgemeinwohl der breiten Gesellschaft abseits der reichen Topverdiener*innen von Relevanz sind.

Ob eine Partei am Ende solche Punkte überhaupt durchsetzen kann, sind andere Themen. Aber ich für meinen Teil will eine Partei im Bundestag haben, die für geringere Mieten, Steuerlastverteilung zu Lasten der Reichen, Bildungsinvestitionen, Infrastruktur, Ausbau öffentlicher Nahverkehr und vieles mehr eintritt. Ob ich sie wähle, ist derzeit völlig unklar. Aber die Linke ist erstmals überhaupt eine echte Option für mich in meinem Wählerleben.

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Aber dafür ist doch jetzt schon kein Geld da.
Marode Schulen, kaputte Infrastruktur. Lehrermangel. Erziehermangel. Kaputtes Sozialsystem.

Warum zum Teufel wird die Dublin-Verordnung nicht angewendet?

Wieso müssen „wir“ das Sozialamt für die Welt spielen. Wieso müssen wir Millionen Menschen hier her lassen die unser Sozialsystem in Anspruch nehmen können aber nichts zurückgeben?
Kommt mir doch net mit dem Märchen „Fachkräfte“. Die Anzahl der Fachkräfte wird verschwindend gering sein

Das die AfD keine Lösung ist sollte klar sein aber, dass man das Problem illegale Zuwanderung nicht thematisieren darf ohne Shitstorm ist ebenso keine Lösung

Müssen wir nicht, sind wir nicht. Deine Behauptungen sind fernab jeglicher Statistiken und Realitäten, sorry.

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