was ich mich frage:
WENN es innenpolitisch bei den Amis wirklich hart eskaliert und sie endgültig mit sich selbst beschäftigt sind (und damit sich die Köppe einzuschlagen) - wie schnell und wie lange fallen sie als Gegengewicht zu Russland/China/Iran aus - und was wird das für Europa bedeuten, sollten Putin und Co. erstmal freie Bahn haben…
Denkbar wäre ein kurzer, heftiger Bürgerkrieg mit anschließender sauberer Aufteilung.
Vielleicht bekommen Kanada und Mexiko ein paar Ländereien ab.
Wenn künftig jemand sagt: „Ich fliege in die Staaten“, folgt die Gegenfrage: „In welche?“…
Hoffe ich natürlich auch. Ist natürlich auch ne psychologische Nummer - ich versuche mich zu wappnen.
Aber am Beispiel Ukraine: Nun, deren Welt geht mit dem Frankenstein-Monster auf jeden Fall unter, denn dann hat Putin völlig freie Hand.
Eben. Natürlich geht das alles nicht von jetzt auf gleich - aber damit hätten wir jedenfalls die Demokratien weltweit quasi ohne relevanten Einfluss und sämtliche Autokratien obenauf. Mit allen Konsequenzen für Klimaschutz, Wirtschaftsbeziehungen, Energieversorgung etc. etc.
Meine gestrige Lektüre des SPIEGEL hat nicht viel Freude gemacht.
Zugespitzt:
Man bekommt den Eindruck, dass man am Dienstag einen Erdrutsch-Sieg der orangenen Sekte zu erwarten hat.
Und sämtliche Berichte über die durchgeknallte Hälfte der amerikanischen Wählerschaft offenbart genau eine Thematik, an der sich die Wahlentscheidung manifestiert: den Zustand der Wirtschaft.
Klar, illegale Migration auch, aber das ist im Prinzip nur der argumentative Seitenstrang der Ökonomie, weil man ja schließlich eine Gruppe von Sündenböcken braucht, der man die eigenen Verlustängste sublimiert untermischen/gegenüberstellen kann.
Die Persona des Kandidaten, faschistoid, ahnungslos, wildgeworden, rassistisch, misogyn etc.etc. spielt hingegen für die Wahl nicht die geringste Rolle - und ebenso nicht die (noch gefährlichere) zukünftige Agenda der Sekte, die sich hinter ihm sammelt und auf Chaos, Kulturkampf, Demokratie-Verlust, Backlash längst erstrittener Rechte für Frauen, Minderheiten etc. hinaus will.
So weit, so unfassbar.
Dabei ist es nicht mal so, dass diese Wähler die orangene Art völlig anders einschätzen (okay, bis auf ein paar hunderttausend Evangelikale, die ihn für Gottes Instrument halten). Allein: es interessiert nicht.
Deswegen ist es beinahe überflüssig, diese Charakteristika immer wieder zu betonen. Jedenfalls weniger sinnvoll als den (wiederum) unfassbaren logischen Bruch/die unglaubliche Fehleinschätzung, ausgerechnet derjenige, der dem obszön reichen Klientel den Boden zur künftigen Weltbeherrschung ausrollt (wie man nicht nur an der Causa Musk sehen kann), würde dafür sorgen, dass die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in Öbszön Reich hier und Abgehängt Am Hungertuch Nagend dort irgendwie in Frage gestellt wird.
Da stellt sich schon die Frage, wie komplett blind oder gehirngewaschen man heutzutage sein kann.
Antwort, bitte einsetzen: SEHR.
Ich bin verhalten optimistisch für Dienstag.
Ich hoffe jeden Tag, dass sie es schafft.Es ist möglich.
War eine Wahl jemals so wichtig?
Sollte Harris gewinnen, wird die Sache richtig eskalieren. Das könnte echt hässlich werden. Dieses Land ist gesellschaftlich komplett im Arsch. Wahrscheinlich ziehen wir dann in ein paar Jahren nach.
Die letzte Umfrage der NYT mit dem Hinweis, dass die Anzahl der Wähler für Trump unter Umständen unterbewertet sein könnten.
Nonresponse bias?
Four years ago, the polls were thought to underestimate Mr. Trump because of nonresponse bias — in which his supporters were less likely to take surveys than demographically similar Biden supporters.
It’s hard to measure nonresponse bias — after all, we couldn’t reach these demographically similar voters — but one measure I track from time to time is the proportion of Democrats or Republicans who respond to a survey, after considering other factors. Across these final polls, white Democrats were 16 percent likelier to respond than white Republicans. That’s a larger disparity than our earlier polls this year, and it’s not much better than our final polls in 2020 — even with the pandemic over. It raises the possibility that the polls could underestimate Mr. Trump yet again.
We do a lot to account for this, but in the end there are no guarantees.
Paar Jahre sind das nicht was die Amis da voraus - hoffentlich eher Jahrzehnte, wenn überhaupt…
Ich würde eher von 3 bis 4 Jahren ausgehen. Der gesellschaftliche Dissens in allen Bereichen ist doch jetzt schon unübersehbar. Keine Ahnung wo das hinführen soll.
Dass die AFD Rabatz macht weil knapp die Wahl verloren und sie das nicht einsehen wollen und dann einen auf Volksaufstand machen?
Das wird nicht in 4 Jahren passieren und hoffentlich auch nicht in 10. Was in 20-30 Jahren so abgeht kann eh keine Sau abschätzen…
Einer der Gründe, warum ich Hoffnung habe für Dienstag:
https://x.com/pablodiabolo/status/1852849675927269568?s=46&t=6ovZHllYEIpb_2l6OJfY8g
Selbst die BILD geht hier mit:
Na dann bin ich ja beruhigt. Alle haben sich lieb.
Im Ernst. Wir haben in gewissen Regionen bei Demos SA ähnliche Einheiten auf der Straße. Das ist gruselig.
Da möchte ich mal sehen, wie du gemäßigt deine Meinung vortragen möchtest.
Das mag gruselig sein - das was aber einige hier erwarten wenn Harris gewinnt sind schon ganz andere Dimensionen…
Die Umfrage auf die sie sich vermutlich (ich lese aus Prinzip die Bild nicht) bezieht, stammt von Ann Selzer, die als sehr zuverlässig und genau gilt.
Dass Iowa, ein Staat, der eigentlich als sicher republikanisch galt überhaupt knapp für Trump werden könnte ist schon ein Fingerzeig darauf, dass die meisten Umfragen in den USA einen bias in seiner Richtung haben.
Es ist ein Indiz dafür, dass entgegen der meisten Umfragen Harris tatsächlich viel mehr Stimmen bekommen könnte als erwartet.
Die Trump-Magie ist mMn verflogen.
Er hat keine Energie mehr, die Skandale und Fehltritte häufen sich und sein Faschismus und Extremismus lässt sich nicht länger verstecken oder verharmlosen.
Bis auf seine Kultisten kann er so kaum noch Menschen für sich gewinnen und radikalisieren.
Im Gegenteil, da er damit eher einige traditionelle Republikaner und vor allem Frauen abschreckt.
Zum Thema nach der Wahl:
Das FBI etc sind auf wahrscheinlich auf Unruhen vorbereitet und Trump hat bei einer Niederlage keine Rückendeckung mehr.
Aber Unruhen wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit geben.
Dafür hat Trump seine Leute zu sehr indoktriniert.
Seine Wähler würden einen Wahlsieg von Harris anzweifeln und viele sind auch gewaltbereit.
Aber glücklicherweise ist das Militär, die Nationalgarde und das Pentagon etc nicht durchwandert von seinen Leuten.
Er hat sich da durch seine Art und Inkompetenz eher Feinde gemacht.
Bleibt leider das oberste Gericht.
Da heistert derzeit das Gerücht durch die Gegend, dass bei einem Harris Sieg aber einer Niederlage bei Senat und Repräsentantenhaus ein Staatsstreich vollzogen werden könnte.
Ob das realistisch ist weiß ich leider nicht abet ich bezweifle, dass eine solche Konstellation tatsächlich eintritt.
Sollte alles doch gut gehen für die nächsten 4 Jahre, dann müssen die Republikaner eine neue Figur aufbauen.
Denn ohne Trump bricht der Personenkult zusammen.
Und Trump wird untergehen.
Entweder er landet im Gefängnis, flieht oder stirbt.
Die Republikaner haben aber (zum Glück) keinen gleichwertigen Nachfolger.
JD Vance, De Santis und Ted Cruz sind allesamt unbeliebt.
Vivek hat für die Republikaner nicht die richtige Hautfarbe.
Aus den Reihen der traditionellen Konservativen sind fast alle verbrannt
Entweder werden sie nicht mehr gewählt, da sie nicht von Trump unterstützt wurden oder sie haben kaum noch Einfluss in der Partei.
Im Endeffekt können es wie so oft nur die Demokraten selbst versauen - durch schlechte Politik, die wieder die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert.
Am Samstag fand in Berlin eine von Campact organisierte Demokratie-Konferenz statt, die man großteils online mitverfolgen konnte. Es gab einen interessanten Mix aus Vorträgen von Menschen unterschiedlicher politischer Herkunft und Podiumsdiskussionen, bei denen es manchmal sehr kontrovers wurde.
Ich empfehle beispielhaft den Vortrag der österreichischen Politologin Natascha Strobl, die fünf Thesen zum aufkommenden Faschismus ausbreitet (29:40 - 48:20):
-
Er ist nicht mehr national, sondern transnational organisiert.
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Er findet als Kulturkampf statt, mit einem besonderen Gewicht auf Bildungseinrichtungen.
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Er unterscheidet „Gute“ und „Schlechte“ nicht mehr vorrangig nach Zugehörigkeit zur Nation, sondern nach konservativer, „gesunder“ vs. dekadenter Lebensform sowie nach bewahrenswertem und nicht schützenswertem Leben.
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Er bildet antidemokratische Gemeinschaften als Reflex auf neoliberale Vereinzelung.
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Er kennt keine moralischen Grenzen und ist bereit, hemmungslos gewalttätig zu sein. Strobl spricht von digitalen Schlägertrupps, die auf Existenzvernichtung ihrer Gegner abzielen. Sie führt als Beleg dieses Beispiel an:
Lisa-Maria Kellermayr (* 22. Oktober 1985[1]; † 29. Juli 2022 in Seewalchen am Attersee)[2] war eine österreichische Ärztin. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie bekannt, als sie während der COVID-19-Pandemie von Impfgegnern und Kritikern der Corona-Schutzmaßnahmen massiv bedroht wurde. Sie schloss daraufhin ihre Praxis und beging einen Monat später Suizid. Ihr Tod löste große Anteilnahme aus. Den Behörden, insbesondere der Polizei, wurde mehrfach Versagen vorgeworfen.
https://www.youtube.com/live/XgiNuOSkoeg?si=fB0k-hFKJFFCLCu4
Das fällt leider oft unter den Tisch.
12 der letzten 16 Jahre haben die Democrats regiert.
Wenn eine unappetitliche Opposition (Trump) Zulauf bekommt, hat das auch etwas mit der Dauerregierung zu tun. Leider hat Jill Stein im US-Wahlsystem keine Chance…
Ich halte eine gute Regierungsarbeit in den USA mehr und mehr für fast unmöglich.
Die eigentlich gute Idee der Trennung von Präsidentschaft, Kongress und Senat, mit jeweils eigenen Wahlen, ist heute oft problematisch.
Das ganze ist auf gegenseite Kontrolle und bis zu einem gewissen Grad auf Kompromisse ausgelegt.
Wenn das poilitische und gesellschaftliche Klima aber derart vergiftet ist, dass sich beide Seiten nicht mal darauf einigen könnten ob das Gras grün ist, dann hebelt man sich nur noch gegenseitig aus.
Meine Hoffnung ist, dass Trump die Wahl verliert (möglichst deutlich) und die GOP sich neu aufstellt.
Nach den Niederlagen gegen Biden und Harris + diverse Midterms endet das Märchen vom „Sieger“-Trump dann endlich…