Nur in diesem einen Punkt. Ansonsten ist es gerade das, was ich an dem Politiker Habeck so schätze, dass ich bei ihm immer den Eindruck habe, dass er bei allem, was er politisch vorschlägt und umsetzen will, immer das Wohl des Landes über alles andere stellt, dass er alles, was er vorschlägt, intensiv durchdacht hat und ohne ideologische Scheuklappen zum besten Wohle Deutschlands (und nicht der Grünen) zu entscheiden versucht.
Wenn Habeck spricht, vermittelt er mir das Gefühl, dass mit ihm ein Politiker spricht, der nicht immer schon vorher weiß, was richtig ist, der nicht a priori unfehlbar ist und immer schon Recht hat, egal, um was es geht, während alle anderen per se immer schon Unrecht haben, nur weil sie die falschen politischen Farben tragen; ein Politiker, der sich der Endlichkeit seines eigenen Wissens bewusst ist, der bewusst versucht und Freude daran hat, bei allem, was er macht, immer noch etwas schlauer zu werden, anstatt immer schon alles zu wissen.
Habeck ist ein Politiker, der bei mir den Eindruck hinterlässt, dass er in der Lage ist, politische Vorschläge anderer Parteien nicht per se schlecht finden zu müssen, nur weil sie von anderen Parteien kommen, sondern sie ohne Vorbehalte auf ihre inhaltlichen Meriten prüfen zu können, und der, wenn er dabei zu dem Ergebnis kommt, dass die Vorschläge wirklich gut sind, sie auch öffentlich wirklich gut finden kann, ohne dass das aufgesetzt oder taktisch motiviert wirkt.
Habeck ist ein Politiker, der bei mir den Eindruck hinterlässt, dass er intelligent und klug ist, dass er über den Tellerrand hinausschaut, dass er politische Themen nicht nur gemäß ihrer eigenen inneren Sachlogik zu beurteilen versucht, sondern versucht, sie in einen größeren intellektuellen Zusammenhang zu stellen, der versucht, sich in die Schuhe anderer hineinzuversetzen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Erkenntnisse, die er daraus zieht, in seine Entscheidungen einfließen zu lassen.
Habeck gibt mir das Gefühl, bei seinen Entscheidungen nicht einfach einer politischen Logik zu gehorchen, sondern gewissermaßen einer gesellschaftlichen Logik, deren Ziel wirklich und aufrichtig das Beste für das Land ist und er seine Entscheidungen dabei nach sorgfältiger und gewissenhafter Untersuchung so objektiv wie möglich zum besten für das Land fällt.
Auch wenn nichts davon stimmt, auch wenn Habeck ein engstirniger, eiskalter Machtpolitiker reinsten Wassers ist, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, der immer alles schon weiß und besser weiß, der natürlich nie falsch liegt, sondern falsch liegen können immer nur die anderen, der bei allem, was er tut, streng die ideologische Parteilinie vertritt, so gibt er mir doch das Gefühl, dass er das polare Gegenteil davon ist, und damit ist er zweifellos ein Solitär in der deutschen Politik, und das ist auch der Grund, warum er, unabhängig davon, ob ich mit ihm in allen oder auch nur den meisten Sachentscheidungen übereinstimme, mein Lieblingspolitiker ist.
(Ein weiterer Grund ist, dass Habeck auch die intellektuell herausragendsten Reden aller Politiker hält. Er ist kein geschliffener Rhetoriker wie Lindner, den ich nach technischen Kriterien für den besten Redner in der deutschen Politik halte, aber Habecks Reden sind intellektuell anregend, geistreich, vielschichtig, reflektiert, gebildet und klug - und für so etwas bin ich extrem anfällig.)