Ich weiß nicht genau, was gerade bei Dir los ist, aber ich denke, jetzt übertreibst Du. Bevor Du noch weiter gehst, lassen wir es lieber. Gerne wieder an einem besseren Tag.
Na prima … jetzt ist es hier endlich richtig Stammtisch. Ein Niveau wie im Spieltagsthread. Und den meidet man auch besser. Trotzdem schönen Tag allen noch!
Mein Tag ist wunderbar. Danke. Sonnenschein, blauer Himmel. Ein herrlicher Cappuccino steht vor mir. Ich kann nicht klagen.
Ja, es stehen noch ein paar unangenehme Telefonate an. Aber bei dem Setting ist das überhaupt kein Problem.
Wie gesagt, ich stehe dazu was ich geschrieben habe. Natürlich ist es auch emotional, weil ich mir echt Sorgen mache um unser Land, die Demokratie als solches und um den Frieden in der Welt. Da erscheint mir eben die nibelungentreue Verteidigung des Bundeswahlleiters so wie Du mich zitiert hast.
Beispiel gefällig?
FR:
Für Häme sorgten die Bedenken von Bundeswahlleiterin Brand unterdessen im Nachbarland Polen. Dariusz Joński, Europaabgeordneter der Mitte-Links Partei „Inicjatywa Polska“, griff Brands Bedenken für einen schwarzhumorigen Witz auf: „Wenn Deutschland Drucker und Papier braucht, werden wir beides auf jeden Fall an unsere Nachbarn verkaufen. Daran werden auch polnische Unternehmen verdienen, was die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft weiter steigern wird“, sagte Joński laut einem Bericht der Bild-Zeitung.
Oder die APPD. Nein, im Kern gebe ich Dir recht. Jede Partei soll gerne Kanzlerkandidaten aufstellen, wie sie möchte, und jeder Politiker soll sich gerne selbst zum Kanzlerkandidaten erklären, wenn er möchte.
Ich fand nur die schier grenzenlose Überzeugung in die Folgerichtigkeit des eigenen Handelns, die z. B. Robert Habeck ausstrahlte, als er sich am Tag nach der Implosion einer Regierung unter dem Druck ihrer eigenen Unfähigkeit, eine Regierung, an der er an entscheidender Stelle selbst intensiv mitgewirkt hatte, mit einem elaborierten, neckischen Video ins Internet setzte um anzudeuten, sich am nächsten Tag zum Kanzlerkandidaten seiner Partei küren zu wollen (was er dann mit einem weiteren Video auch tatsächlich tat), und den offenkundigen Mangel an Selbstreflexion über den eigenen Beitrag zu dem Scheitern dieser Regierung sowie die komplette Abwesenheit einer zumindest vorgetäuschten Ernsthaftigkeit im Umgang damit, die sich in seiner neckischen Verspieltheit und Unbekümmertheit in dieser Doppelvideo-Aktion ausdrückte, auf eine fast schon komische Weise im harten Kontrast mit der Realität.
Auch die selbstbewusste Ankündigung von Lindner und Scholz, in voller Überzeugung von der Richtigkeit, ja geradezu Notwendigkeit des eigenen Tuns zum Wohle des Landes, umgehend wieder ins Finanzministerium bzw. Kanzleramt einziehen zu wollen, kaum dass ihnen ihre Regierung unter ihrer tatkräftigsten Mithilfe um die Ohren geflogen war, löste bei mir jenes leichte Störgefühl aus, das ich eben für Habeck beschrieben habe.
Ich bin kein Träumer. Mir ist klar, dass alle drei, Scholz, Lindner und Habeck, Machtpolitiker sind, die von der (exklusiven) Richtigkeit ihres Handelns zum Wohle des Landes absolut überzeugt sind (und vielleicht hat einer von ihnen damit sogar recht ), und natürlich sieht jeder der drei die Fehler oder Verirrungen eher bei mindestens einem der beiden anderen als bei sich selbst, aber mir, der ich mich als weitgehend unempfindlich gegenüber dem optischen Aspekt von Politik halte, fiel der Mangel an Ernsthaftigkeit und Selbstreflexion über das, was da gerade passiert war, auf, der aus den unmittelbaren, selbstbewussten Erklärungen der drei Politiker sprach, schon bald da weitermachen zu wollen, wo man gerade erst krachend gescheitert war. Diese Chuzpe hätte ich, glaube ich, nicht gehabt.
(Dies soll keine Generalabrechnung mit den drei Herren sein, die aus der heutigen Politikergeneration Deutschlands sicher zu den besseren Politikern gehören).
Ehrlich machen? Was willst Du eigentlich sagen? Wie wäre es zunächst mal mit deutlich machen?
holy moly… ernsthaft? wie oft soll es denn noch erklärt werden??
wenn die Wahl auf Grund der genannten Probleme nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird und es im worst case zu einer (teilweisen) Wiederholung kommen muss (wie z.B. in Berlin) ist das brandgefährlich und spielt den Faschisten total in die Hände!
warum kann man das nicht erkennen?
wie oft soll ich noch sagen, dass mir die SPD egal ist!
sie wird die Wahl so oder so verlieren!
mit Verlaub lieber Alex - das habe ich zu genüge getan
Ja, die wirtschaftlich angespannte Lage vieler Haushalte war sicher wichtig. Ich glaube nur, dass es aufgrund der von mir beschriebenen Veränderungen in der medialen gesellschaftlichen Kommunikation immer schwieriger wird, „echte“ Gründe für eine Wahlentscheidung von eingebildeten oder eingeredeten Gründen zu unterscheiden.
Ein Gedankenexperiment: Nehmen wir Amerika, wie es heute ist, nur mit dem kleinen Unterschied, dass in unserem fiktiven Amerika niemand materielle Not leidet. Allen geht es gut, niemand muss Angst haben, dass das Geld nicht bis zum Monatsende reicht, jeder hat 500 oder 1000 Dollar auf der hohen Kante, um sich im Notfall eine neue Waschmaschine oder einen neuen Satz Reifen kaufen zu können. Jeder kann sich eine vernünftige Gesundheitsversorgung leisten, jeder hat genug Geld, um seinen Kindern und Enkeln zu Weihnachten etwas Schönes zu schenken etc. pp.
Wie immun wäre diese Gesellschaft gegen Trumps Populismus? Wenn es den Menschen materiell schlecht geht, wählen sie Populismus. Aber können wir auch annehmen, dass, wenn es den Menschen materiell gut geht, sie dann nicht Populismus wählen (was logisch nicht äquivalent zur ersten Aussage ist)?
Oder ist es denkbar, dass auch in einer solchen materiell paradiesischen Gesellschaft ein Populist in der Lage ist, den Menschen im Land Probleme einzureden bzw. tatsächlich vorhandene, aber eigentlich marginale Probleme so weit mit negativer Energie aufzuladen, dass die Menschen wütend werden und gegen „das System“ und die „korrupten Eliten“, die ihr Land mit Vorsatz vor die Wand fahren und ihre American values verraten, aufbegehren und den Populisten wählen?
Ich stelle das als offene Frage. It’s the economy, stupid! misst der wirtschaftlichen Situation der Menschen eine wichtige Rolle bei ihrer Wahlentscheidung bei, und das ist sicher richtig. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Aber ich frage mich, inwieweit eine gute wirtschaftliche Lage auch ein Schutzschild gegen Populismus ist.
es kommt doch auch immer auf den Vergleich und Relation an… wenn ich mir vermeintlich alles wichtige zum Leben leisten kann und dennoch am unteren Ende stehe und mir anschauen muss, wie sich alle anderen noch mehr leisten können, wird mich wahrscheinlich auch irgendwann der Neid packen…
so funktioniert der Mensch nunmal…
es wird nicht so schnell geschehen und die extremen Ausschläge werden vielleicht weniger stark ausfallen - aber das Grundprinzip bleibt ja gleich…
grundsätzlich dürfte aber eine Nation, in der es fast allen „gut“ geht, diese Auswüchse deutlich besser im Griff haben!
ich brauche also flächendeckenden Wohlstand möglichst gerecht verteilt und realitische Aufstiegschance für jeden…
all dies ist immer weniger gegeben
Das glaube ich nicht. Der Populist schürt ja die Ängste, dass den eigenen Leuten etwas weggenommen wird (Asylanten etc.). Das gilt auch für den fiktiven Fall, dass aktuell keine existenzielle Not herrscht. Die Angst vor Verlust kann die Menschen ebenso in die Arme von Populisten führen. Zeigt sich doch auch, dass nicht nur arme in Not geratene Menschen rechte Politiker und Parteien die Ängste vor Verlust schüren wählen.
Alex, da würde ich Dir vorsichtig widersprechen. Die Menschen in den östlichen Bundesländern genießen die Vorteile einer sozialen Marktwirtschaft und wählen trotzdem die AfD. Die Gründe sind vielleicht andere, aber auch die AfD wird als Sprecherin der „Abgehängten“ wahrgenommen. Wahrgenommen! Das ist alleine, was zählt. Dass diese Partei als Regierungspartei völlig unfähig wäre, sollte allen klar sein.
Zu Trump: An dem arbeiten wir uns nun seit 9 Jahren ab, auch ich. Aber dieser brutal deutliche Sieg sagt mir, dass es sich bei den Wählern nicht nur um verblödete Q-Anon Anhänger handelt; er hat ja sogar den popular vote gewonnen.
Außerdem muss man immer mitdenken, dass auch die Partei, die von unseren Medien als reine „Trump-Partei“ bezeichnet wird, gewählt wird. Es gibt nicht wenige Amerikaner, die Trump absolut ablehnen, aber trotzdem die Republikaner wählen - siehe Senat und Repräsentantenhaus. Es sollte den Demokraten zu denken geben, wenn selbst ein großer Anteil an Latinos und Schwarzen (Männern) die Republikaner wählen (nicht Trump).
Außerdem: Trump stellt sich hin und plärrt ins Mikrofon: „Ich möchte, dass die deutsche Autoindustrie zur einer amerikanischen Industrie wird.“ Wie meinst Du, kommt das bei den Amerikaner:innen an?
Ich gebe Dir zwei Antwortmöglichkeiten : Gut Sehr gut
Das würde ich mir von einem deutschen Kanzler auch wünschen, in Bezug auf IT- oder Chip- oder sonstirgendeine Industrie.
Ich werde nächstes Jahr auch die Partei, dessen Kanzlerkandidat ein gewisser Herr Merz ist, wählen. Auch wenn sich mir dabei der Magen umdreht, ich kann den Mann nicht ausstehen.
Kurze Schlussbemerkung, damit meine Einlassung nicht in den falschen Hals gerät: Als Amerikaner würde ich die Demokraten wählen, ich habe natürlich mit deren Kampagne mit"gefiebert".
Zweite Schlussbemerkung: Du hast recht hellsichtig erwähnt, dass die Menschen schon immer schlecht in der Quellenkritik waren. Ich erinnere gerne an den „Flugblätterkrieg“ im Kontext der Reformation (16. und 17. Jahrhundert). Oder die antike Geschichtsschreibung über den Kaiser Nero. Neueste Erkenntnisse zeichnen ein völlig anderes Bild von ihm.
Ich auch nicht, @Alex, ich auch nicht.
Womöglich heißt das nur, dass wir beide keine besonders geeigneten Politiker wären…
Ich denke, bezüglich Selbstbild nehmen sich die Herren allesamt wenig, über alle Parteien hinweg. Wenn Du mir mehr als eine Handvoll Beispiele nennen kannst, wo Politiker Schuld, Verantwortung oder Versäumnis für etwaige Fehlentwicklungen eingeräumt haben, gratuliere ich Dir.
In diesem speziellen Fall jedoch sehe ich, hoffentlich auch jenseits der Grünen Parteibrille, Habeck und seine Partei tatsächlich etwas positiver. Unabhängig der dargebotenen Leistung der Ampel insgesamt, kann ich bei den Grünen wirklich wenig Verantwortung für das Scheitern der Zusammenarbeit in der Koalition erkennen. Ohne Hintergründe über alle Gespräche und Abläufe verifizieren zu können, haben die Grünen über die Monate hinweg immer Kompromissbereitschaft gezeigt und wurden sogar vom Kanzler grade anfangs immer wieder eingenordet, zugunsten der FDP. Beschwerden darüber kamen nur vereinzelt und eher aus der Basis.
Zudem zählt Habeck zu den wenigen Politikern (eigentlich fällt mir ansonsten gar keiner ein), der immer wieder mit nachdenklichen und auch selbstreflexiven Aussagen auffällt. Viele lästern sogar darüber ab und nennen ihn dann einen weichgespülten Philosophen, aber sogar jetzt nach dem Ende der Ampel war er derjenige, von dem man Töne vernahm wie „Ich möchte nicht jede Frage gleich mit Antworten zuballern“. Muss man nicht glaubhaft finden oder toll, aber insofern sehe ich bei ihm schon ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Er zweifelt zumindest ab und an und räumt auch mal Fehler ein - was ihm in der Regel übrigens auch wieder nachteilig angerechnet wird.
Die allzu schnelle Bekanntgabe der Kandidatur hat mich auch zuerst überrascht. Ich führe das aber auf die zeitliche Komponente zurück, die mit einem extrem kurzen Wahlkampf, der uns bevorsteht, einhergeht.
In dem Fall hat die Wirtschaft sicherlich eine für den Wahlausgang entscheidende Rolle gespielt.
Wenn man sich nur die Ergebnisse in den 7 Battleground States ansieht, stellt man fest, dass nirgends der Abstand zwischen Trump und Harris größer war als 200.000 Stimmen. Hätte also in jedem dieser Staaten etwas mehr als die Hälfte der Differenz zwischen Trump und Harris anders gestimmt, wäre Trump nicht Präsident geworden. Konkretes Beispiel: In Pennsylvania haben fast 7 Millionen Menschen gewählt. Trump lag am Schluss ca. 150.000 Stimmen vorne. 80.000 Stimmen für Trump weniger und dafür für Harris hätten den Staat gedreht und für die Demokraten gewonnen. Ich denke, ich lehne mich nicht aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass von den 3,5 Millionen Menschen, die Trump gewählt haben, mindestens 80.000 das wegen der wirtschaftlichen Lage machten.
Allgemein gesagt würde ich schon aus der Geschichte herleiten, dass Populisten eigentlich immer dann am erfolgreichsten waren, wenn es den Menschen wirtschaftlich nicht so gut geht. Es wird immer Populisten geben und es wird immer Menschen geben, die sie wählen. Es werden aber mehr, je schlechter es den Menschen geht und je mehr Probleme es gibt, an denen sie sich abarbeiten können, desto höher wird der Stimmenanteil.
Ja, ich stimme Dir zu. Ich darf vielleicht an dieser Stelle zugeben, dass Habeck aus ganz ähnlichen Gründen, wie den von Dir genannten, von allen deutschen Politikern mein Lieblingspolitiker ist, soweit „Lieblingspolitiker“ eine sinnvolle Kategorie in der Bewertung von Politik ist.
Schön zu hören.
Mein „Liebling“ ist Marina Weisband…
Das würde ich so auch unterschreiben.
Das Problem (und da sind wir sehr wahrscheinlich verschiedener Meinung) aus meiner Sicht ist, dass die Wirtschaftspolitik von Habeck mit der Idee einer ökologischen, staatlich geleiteten Wirtschaftstransformation bis jetzt nicht aufgegangen ist.
Das ist wie im Fußball, wenn der Trainer nicht die Zeit bekommt, die es brauchen würde um einen erfolgreichen Umbau einer Mannschaft zu bewerkstelligen.
Ehrlich gesagt, sind wir da gar nicht so verschiedener Meinung.
Vielleicht beurteilen wir die Ursachen dafür anders…
Ich bin nur der Meinung (und teile diese mit mittlerweile doch einer stattlichen Anzahl an Top-Ökonomen), dass wir die Probleme nicht mit der (aus meiner Sicht) rückwärtsgewandten Wirtschaftspolitik a la Lindner/Merz besser geregelt bekommen.
Richtig. Das ist doch das Prinzip von Trumps Maga Kampagne und die Beliebtheit der AfD im Osten verordne ich ganz klar auch dahin.
Ich empfehle Dir, Dir in Sachen Klimapolitik mal in dem sogenannten „Lindner-Papier“ den sehr kurzen Abschnitt „Handlungsfeld 2: Europäische Klimapolitik statt deutschem Sonderweg“ durchzulesen. Sind kaum zweieinhalb Seiten.
Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen bzw. Änderungsvorschläge am bestehenden Recht finden innerhalb der Logik des ETS, unter der Klimapolitik in Europa momentan gemacht wird, zu 100 Prozent meine Zustimmung. Ich halte Lindners vorgeschlagene Maßnahmen für hochgradig sinnvoll. Wie politisch und gesellschaftlich tragfähig das ETS auf Dauer sein wird, wenn ab dem Jahr 2027 die Preise auf CO2 kräftig anziehen werden, wie es momentan erwartet wird, steht auf einem anderen Blatt.
Eines der Probleme dabei ist die Angst vor Rechts und die Angst der Gesellschaft vor Wandel.
Das andere ist aber, wenn Wandel (der sicherlich notwendig ist) , dann muss der Ablauf verlässlich sein. Ich glaube da fing es an, dass es mit der Ampel den Bach runter ging.
Ich weiß nicht, ob mehr freie Marktwirtschaft jetzt so rückwärtsgewandt ist. Aber das ist in der Diskussion jetzt auch nicht so wichtig, finde ich.
Da ein Teil der USA als Motor für klimafreundliches Wirtschaften jetzt weg fällt wird das Ansinnen eines wirtschaftlichen ökologischen Wandels der Wirtschaft noch schwieriger. Ohne Export dieser Technologien wird es kaum zu stemmen sein.