Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Zum Thema „was macht eigentlich Elon Musk meanwhile
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Und was machen wir meanwhile?
(https://www.instagram.com/share/BA_5ykb0cp)

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Keine blöde Frage, aber ich würde sagen, eher schon. Da hier auch historische Entwicklungen miterzählt werden, bauen manche Sachen aufeinander auf. Schließlich ist auch die Philosophie eine Wissenschaft, die sich weiterentwickelt… :wink:
Auch wenn Schopenhauer letztlich immer noch Recht hat. :slightly_smiling_face:

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Warum Menschen die AfD wählen

Ein lesenswerter Artikel wie ich finde. Fundierter als meist üblich.

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Spannender Artikel mit bedenkenswerten Standpunkten, verdient ein zweites Lesen.
Kleine Anmerkung vorab erstmal : Der Autor verweist zweimal auf eine Arbeitslosigkeit von ca. 6% in Deutschland. Das ist ein statistischer Trick der BfA, bei der ca. 30 % der Erwerbslosen in der offiziellen Statistik gar nicht mehr auftauchen.
Wir haben im April 3 Millionen offizielle Arbeitslose in Deutschland. Das sind die offiziellen sechs Prozent.

Nicht darin enthalten ist die sogenannte „Unterbeschäftigung“ -

  • kurzfristige Arbeitslosigkeit
  • Arbeitslosigkeit aufgrund von Krankheit
  • Aktivierung und berufliche Eingliederung
    (z. B. Vermittlung durch Dritte)
  • berufliche Weiterbildung
  • älter als 58
  • Ein-Euro-Jobber

Das sind ca. 700.000 zusätzliche Menschen.

Dazu kommt die sogenannte „Stille Reserve“, das sind Menschen, die sich nicht (mehr) arbeitslos melden und die keinen Anspruch (mehr) auf Arbeitslosenunterstützung haben: Hausfrauen, Rentner, Langezeitarbeitslose etwa. Je nach Quelle liegt diese Zahl in Deutschland bei 750 Tausend bis zu einer Million.

Also liegen wir eher bei 4,5 bis 4,75 Millionen Menschen außerhalb des ersten Arbeitsmarktes.

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Sehr gute Kritikpunkte wie ich finde mein lieber @Gratschifter (ich hatte nur weder die Zahlen noch die Muße da so schön ausführlich drauf einzugehen, danke!).

Meiner Meinung muss man auch sehr vorsichtig sein mit dem ‘Statistik beschönigen’ (kann man hier in England auch immer wieder beobachten. Eine niedrige arbeitslosen Quote aber viele Menschen die als ‘economically inactive’ gelten. Und natürlich auch große regionale Unterschiede in den offiziellen Zahlen). Denn genau darauf reagieren ja die, die sich vom ‘System’ zurückgelassen fühlen. Das niemand sie ernst nimmt.

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War weniger eine Kritik am Autor des von Dir verlinkten Artikels denn eine allgemeine Anmerkung zum Thema „Traue keiner Statistik…“
Ein vergleichbares Fass ließe sich zu den Wahlstatistiken der USA aufmachen.
Da fallen die Millionen gleich zu Dutzenden durchs Netz…

Über die Schlussfolgerungen des Artikels sollten wir uns in den kommenden Tagen vielleicht noch näher austauschen. Aber erst, wenn wir Hoffenheim in die Relegation geschossen haben…

Absolut, hier der Schlussteil:

"Das Problem aller, die zurzeit gerade fordern, die AfD politisch zu bekämpfen, statt sie zu verbieten, ist ein zweifaches: Erstens, sie hatten über zehn Jahre Zeit dafür und haben es nicht geschafft. Zweitens: Selbst wenn man ihnen kein Zaudern, keine billigen Ausreden oder Hilfslosigkeit unterstellt, sondern ein Maximum an gutem Willen, dann ist jetzt klar: Sie können es gar nicht. Die Unterstützung der AfD unter den Wählern drastisch zu reduzieren, geht nur, wenn die Bundesrepublik aufhört, die Bundesrepublik zu sein und so wird, wie sich viele AfD-Wähler ihren Staat: ein mono-ethnischer Obrigkeitsstaat, der hart gegen ihre Gegner und diejenigen durchgreift, die sie selbst für Fremde und für Straftäter halten – und gleichzeitig gegenüber ihnen, den AfD-Wählern, eine fürsorgliche Milde walten lässt. Nennen wir es das Populismus-Paradox: Der Staat kann die AfD nur kleinhalten, wenn er so wird, wie sie es will. Dann ist sie nämlich überflüssig, hat allerdings auch alle ihre Ziele – bis auf die Beteiligung an der Macht – erreicht.

Das ist keine schöne Perspektive für die anderen Parteien, keine gute Aussicht für uns Bürger. Es gibt aber einen Ausweg aus der Bredouille: Man reduziert nicht die Nachfrage nach der AfD, sondern das Angebot. Das ist aber ein ganz anderes Thema – mit ganz anderen Nebenwirkungen."

Also klar pro Parteiverbot als Königslösung - was ja hier im Thread schon auch durchaus und zu Recht der Mehrheitsmeinung entspricht…

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Die offen bekennenden AFD-Wähler die ich kenne, ticken nicht so.
Die wären mit straighter Politik schon wieder einzufangen.

Ja klar, das behaupten sie - und Du mit ihnen. Dass das nicht so ist, legt der Artikel nachvollziehbar dar:

"Die AfD hat vor allem zwei Themen, zu denen ihre Politiker etwas zu sagen haben: Migration und Kriminalität, die sie auch noch ständig miteinander vermischt. Und weil sie das tut und mehr Unterstützung bekommt, ziehen viele (auch unser Bundeskanzler) daraus den Schluss, sie sei so stark, weil sie ständig gegen Ausländer und Kriminalität wettert.

Dabei ist das nur die Begründung, die AfD-Politiker für ihre Agenda und ihre Wähler für ihre Wahlentscheidung angeben. Es ist nicht der Grund.

[…]

Was also sind die wirklichen Gründe für den Erfolg der AfD?

Journalisten untersuchen so etwas meist, indem sie AfD-Politiker und ihre Anhänger einfach fragen – dann bekommen sie Begründungen, aber nicht die Gründe. Politologen und Sozialwissenschaftler sehen sich stattdessen an, wo die AfD ihre Hochburgen hat und was diese von anderen Gegenden unterscheidet.

Licht ins Dunkel bringt eine Untersuchung … der TU Darmstadt, nach der die AfD in Regionen, in denen bereits 2009 andere rechtsradikale Parteien großen Zuspruch erhielten, bei den Wahlen 2024 leichter rechtsextremes Wählerpotenzial mobilisiert und deutlich bessere Wahlergebnisse erzielt hat.

Man kann sogar noch weiter zurückgehen und stellt dann fest, dass die AfD in Thüringen, Brandenburg und Sachsen da besonders stark ist, wo es die NSDAP in der Weimarer Republik auch war.

[…]

Das Ganze deutet aber darauf hin, dass in manchen (aber eben nicht allen) Gegenden bestimmte Wertvorstellungen von Generation zu Generation weitergegeben wurden, die besser zu den Wertvorstellungen der AfD passen als das, was Elternhaus, Schule und Schulkameraden in Hamburg, Schleswig-Holstein oder dem Saarland (wo die AfD niedrige Ergebnisse hat) weitergaben."

Und was heißt überhaupt „die ticken nicht so“?

Es liegt ja auf der Hand, dass Wähler - nicht nur die der AfD - ihre eigenen Begründungen für ihr Wahlverhalten glauben. Die hier vorgestellten Forschungsergebnisse, soweit sie sie selbst betreffen, sind den meisten ja eher nicht bewusst. Ein Außenstehender kann eine valide Aussage zu den tieferliegenden Motiven einzelner Personen schon mal gar nicht aus dem Handgelenk schütteln. Ich nehme daher an, Du sprichst in Wirklichkeit von Dir selbst und Deinem Wunsch, dass die AfD die demokratischen Parteien weiterhin mit den Themen Migration etc. vor sich her treiben möge.

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Du kannst aber jetzt nicht behaupten, dass 20% für die AfD in Baden-Württemberg und damit zweitstärkste Partei, ein niedriges Ergebnis ist!
Das Bundesland ist weder arm noch haben sie mit übermäßiger Migration „zu kämpfen“

Das behaupte ich auch nicht. Deine Anmerkung stützt völlig zutreffend die Argumentation des Artikels:

"Sozialwissenschaftler können aber auch die Eigenschaften von AfD-Wählern und Sympathisanten untersuchen, um hinter die Gründe des AfD-Erfolgs zu kommen, von denen die Befragten selbst nicht unbedingt wissen. So erhöht beispielsweise das Gefühl, benachteiligt zu werden, die Wahrscheinlichkeit einer Wahlentscheidung für die AfD viel mehr, als die Tatsache, tatsächlich benachteiligt zu sein. Das gilt auch für Arbeitslosigkeit – Untersuchungen aus den 90er Jahren (als die Arbeitslosigkeit noch hoch war) zeigen, dass Arbeitslose nicht öfter rechtsradikal wählen als Arbeiter. Menschen, die Angst vor Arbeitslosigkeit haben, sind dagegen viel eher bereit, Rechtsradikale zu unterstützen als solche, die ihre Arbeit bereits verloren haben oder sie nicht bedroht sehen. Das gleiche gilt für andere Arten von Angst: Es ist egal, ob sie berechtigt ist oder nicht – wer mehr Angst vor sozialem Abstieg hat, ist eher bereit, die AfD zu wählen, als jemand, dem der Abstieg droht, der aber keine Angst davor hat. Das ist ein Ergebnis einer Studie von Professor Sachweh von der Uni Bremen.

Für Sozialwissenschaftler ist das nicht neu. Solche Untersuchungen gibt es in vielen Ländern Europas, seit es rechtspopulistische und rechtsradikale Parteien gibt, also ungefähr seit den achtziger Jahren.

Sie erklären, warum ganze Dörfer im Elsass damals Front National wählten, obwohl es bei ihnen weder Straftaten noch Fremde gab.

Licht ins Dunkel bringt eine Untersuchung einer Gruppe von Wissenschaftlern um Marcel Helbig, der systematisch untersucht hat, wie sich die Ankunft von 800.000 Flüchtlingen von der Balkanroute 2015 auf die Haltung gegenüber Fremden in verschiedenen Städten auf die Stimmung gegenüber Fremden ausgewirkt hat. Seine Ergebnisse sollten alle aufhören lassen, aber besonders unsere Politiker, mit dem Bundeskanzler an der Spitze. In Städten mit hoher Zuwandererpräsenz sank die in Umfragen gemessene Fremdenfeindlichkeit, sie stieg dagegen in Städten, die von der damaligen Zuwanderung wenig oder nichts abbekamen.

Helbigs Forschungen erklären das Paradox, dass die AfD überall dort stark ist, wo es wenige Ausländer gibt und wohin 2015 wenig Flüchtlinge verteilt wurden, dass sie aber dort schwach ist (zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen), wohin damals viele Flüchtlinge geschickt wurden bzw. wo schon immer viele Einwanderer lebten (wie in Hamburg oder Frankfurt)."

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Eben das ist der Punkt. BW und Bayern „tragen“ (mit NRW) die komplette Bundesrepublik. Die bisherige Bundesregierung hat erheblichen Anteil daran, dass die Leute das bedroht sehen. Wenn die Bundespolitik das Land Baden-Württemberg in den „Abgrund“ reißen würde könnte du in Deutschland gleich den Schlüssel rumdrehen und absperren

Was in irgendwelchen ostdeutschen Köpfen vorgeht weiß ich nicht, aber die Motive von meinen Arbeitskollegen, mit denen ich gezwungenermaßen viel Zeit verbringe, kann ich schon ganz gut einschätzen. Mit wie vielen bekennenden AfD-Wählern hast du täglich zu tun?
Nur weil ich ihre Motive kenne oder vielleicht auch nur erahne heißt das übrigens nicht, das ich diese teile oder gutheiße.
Ich sehe die Realität und die ist, dass diese Menschen Afd wählen und wir brauchen Lösungen, damit sie es nicht mehr machen und nicht täglich neue Beschimpfungen und rumgeheule. Das bringt nichts, bewirkt eher das Gegenteil.
Ich bin mir sicher, dass sie durch straighte Politik wieder in die Mitte zurück geholt werden können, wo sie ja vorher auch angesiedelt waren.
Ich hoffe auf die neue Regierung.

Was ist das für Politik?
Keine Flüchtlinge rein, Arbeit muss sich lohnen, gegen „Sozialtourismus“ und koan Gendern mehr?

Sind dann alle wieder happy?

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Das ist das Argument überall da, wo Menschen, die mit wenig oder keiner Migration konfrontiert sind, umso stärkere Ängste davor haben. Der Artikel liefert Erklärungen für dieses Paradox:

"Es gibt zwei grundsätzlich gegensätzliche Theorien über die Entstehung von Fremdenfeindlichkeit, nennen wir sie die Distanz- und die Kontakthypothese.

Die erste behauptet, dass Leute Fremde mögen, solange sie bei sich zuhause bleiben und ihnen nicht nahekommen, also Distanz wahren. Sie mögen Touristen, aber keine Einwanderer. Die zweite behauptet,
Leute hören auf, sich vor Fremden zu fürchten, wenn sie in ihnen Mitmenschen erkennen, also näheren Kontakt mit ihnen haben. Helbigs Arbeiten sind eine klare Bestätigung der Kontakthypothese. Jeder kann sie an sich selbst ausprobieren: Wovor habe ich mehr Angst, vor anonymen Massen von Leuten, die ich nicht kenne (Fußballfans, Demonstranten, Einwanderern, die ich im Fernsehen sehe) oder vor Menschen, denen ich im Alltag begegne (unten im Laden beim Italiener, Türken oder Griechen oder im Sportverein und am Arbeitsplatz)?"

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Das gilt schon für den Schwaben allgemein.
Da wirst du, wenn du von außerhalb in ein kleines Dorf ziehst schon behandelt wie ein Aussätziger. Und das völlig egal ob du weiß, schwarz, grün oder blau bist

Wie wärs erstmal mit weniger und vor allem weniger aus komplett anderen Kulturkreisen.

Unbedingt.

Gibt es Menschen die dafür sind?

Nervt viele, ansonsten nur ein Randthema.

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Du meinst also, die Kontakthypothese, die aus Sicht der Forscher die Realität besser beschreibt, treffe nicht zu? Die von Dir anscheinend bevorzugte Distanzhypothese hat andererseits auch viele prominente Befürworter: Trump, Orban, Le Pen, Wilders e tutti quanti. Da sind Deine Schwaben, wie Du sie schilderst, also in bester Gesellschaft.

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Die Antworten, die ich @MiaSanFCB geschrieben habe, treffen auch auf Deine Forderung zu.

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Ich fordere gar nichts, genauso wenig wie @MiaSanFCB mMn deine Forscher angezweifelt hat.
Ich warte aber immer noch auf die Antwort auf meine Frage mit wie vielen bekennenden AfD-Wählern du täglich zu tun hast.

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