Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Bei Trump kann man schon mal kathoolsch werden:
‘nervös, ärgerlich’, auch ‘verrückt, geistesge-
stört’,  dusselig , verbr.

‚det is jo tum katoolsch wern‘

Quelle: Mittelelbisches Wörterbuch, Uni Halle

In Norddeutschland durchaus gebräuchliche Redewendung.

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Beim Katholizismus aber auch.
:disappointed:

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Das 'wieso! :upside_down_face:

Nur ist der Papst nun mal eine Figur des Weltgeschehens mit gelegentlich enormem Einfluss. Wenn man z.B. Wojtylas Anteil am Sturz des Sowjetimperiums bedenkt. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein gewisses Interesse daran, wer diese Position besetzt. Das mag man kritisieren, mit dem gleichen Recht wie das Interesse an der Wahl des POTUS; was ja auch vorkommt. Was haben wir damit zu tun? Zum Glück nichts. Nach einer Wahl wie der letzten wird dann auch entsprechend nachgekartet. Ganz normal das alles.

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Johannes Paul - vielleicht der widersprüchlichste Papst, von dem ich Kenntnis habe.

Karol Wojtila steht für die meisten inhaltlichen Rückschrittlichkeiten, die mich im Angesicht der katholischen Kirche so …

…machen.
Sexualmoral, Verhütung, Abtreibung, Homosexualität, Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft, Überbevölkerung und Geburtenkontrolle - in all diesen Themen stand der Pole für die Unbeweglichkeit der katholischen Dogmen, für das Mittelalter vor der Aufklärung. Ich empfehle zur Vertiefung des Papstes „Theologie des Leibes“ - geschwurbselt-transzendente Betrachtungen Moral und Körperlichkeit.

Aber er war der erste Pope, der Sex als notwendigen Bestandteil einer funktionierenden Beziehung beschrieb. Und offen über den Orgasmus schrieb.
Er kritisierte den neoliberalen Kapitalismus ebenso scharf wie den Staatssozialismus sowjetischer Bauart. Als erster Papst griff er in Italien die Mafia an. Er prangerte die Ausbeutung der dritten Welt an.
Er trat für ein ökologisches Umdenken ein, als die meisten das Wort Klimawandel noch für den Wetterbericht aus Mallorca hielten.

Er betrieb aktiv ökumenische Aussöhnung.
Er betrat als erster Papst der Geschichte eine jüdische Synagoge. Und ebenso eine muslimische Moschee.
Er war lang und eng befreundet mit dem Dalai Lama, der ihn oft in Rom besuchte.
Er anerkannte eine Mitschuld der Christen am Holocaust und entschuldigte sich öffentlich im Namen der Kirche dafür.

Sein päpstliches Mea Culpa am 12. März 2000 wurde als historischer Akt bezeichnet. Johannes Paul II. hatte darin kirchliche Verfehlungen im Zusammenhang von Glaubenskriegen, Judenverfolgungen und Inquisition eingestanden.
Er betete an der jüdischen Klagemauer und in Yad Vashem, besuchte Palästinensische Flüchtlinge im Gaza-Streifen.
Er bezog öffentlich und explizit Stellung gegen den Krieg als Mittel der Politik - so im Kosovo-Krieg, im Krieg der USA gegen den Terror und im dritten Irak-Krieg. Er versagte den Kriegstruppen seinen Segen.

Er war ein konservativer und restriktiver CEO: Meinungspluralismus war nicht seine Stärke. Abweichler in der katholischen Kirche verfolgte und bestrafte er. Er drückte Bischöfe wie Kardinal Meißner auch gegen den offen demonstrierten Protest der Gläubigen durch. Den Opus-Dei-Gründer Escriva ließ er seligsprechen. Die Befreiungstheologie Lateinamerikas lehnte er ab. Und Frauen im Priesteramt erst recht.

Kaum ein Papst hat soviel geschrieben, publiziert und veröffentlicht wie Johannes Paul II.

Eine faszinierende und extrem widersprüchliche Persönlichkeit.

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Margot Friedländer ist heute im Alter von 103 Jahren gestorben.
Ich durfte sie einmal vor 12 Jahren in der Schule meines Freundes erleben.
Das ist ein sehr trauriger Moment.
:disappointed_relieved:

Für ein erstes Gedenken fünf Minuten aus dem Januar 2025

Und zum Gedenken

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(Beitrag vom Verfasser gelöscht)

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Eine sehr beeindruckende Zeitzeugin - ich durfte sie auch einmal in Krefeld erleben. Trotz ihrer leider sehr traurigen Erfahrungen bleibt mir ihr Appell auch heute noch sehr präsent: „Seien Sie offen! Seien Sie Menschen!“.

Und ganz ehrlich, @MiaSanFCB : wenn das Einzige, was dir zu dem Beitrag von @Gratschifter einfällt, den Tippfehler von 103 zu 193 mehr oder minder ins Lächerliche zu ziehen, dann weiß ich auch nicht weiter…

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Leider Bezahlschranke. Aber sehr guter Text.

Was ich mir wünschen würde: Mehr darüber diskutieren, was uns und unserer Zukunft nützt als darüber zu diskutieren, wie Faschist*innen ihre Narrative in die Welt setzen und ob ihnen irgendeine Handlung eventuell, vielleicht, womöglich nützen könnte.

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Hatte halt Tränen in den Augen beim Schreiben…
Da passiert das schon mal.

Eine große Deutsche!

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Und ohne Paywall
https://archive.ph/2025.05.09-124735/https://www.spiegel.de/politik/deutschland/politischer-fatalismus-das-nuetzt-der-afd-nuetzt-der-afd-debattenbeitrag-von-margarete-stokowski-a-eb5f3148-f077-4c24-b6c7-1f0f92d76552

Toller Artikel - macht Mut! Danke @justin !

„Und wenn Sie jetzt fragen, ja, aber was kann man dem denn entgegensetzen? Alles, was die nicht haben und wofür sie nicht stehen. All das Gute, das man womöglich aus dem Blick verliert, wenn man ständig nur guckt, ob irgendwo ein Fascho lacht. Eigene Themen! Freiheit, Selbstbestimmung und Fortschritt! Faktenchecks und Recherche! Gute Beispiele für gelungenes Zusammenleben, Offenheit und Solidarität! Und die gesamte Palette von Kunstfreiheit, Humor und Optimismus. Ist das nix? Das ist verdammt viel.“

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Hier ist ein solches gutes Beispiel aus Frankreich:
(PAINT on Instagram: "We see you, America 🇺🇸 We stand with you ✊🏻 With love and pride 🏳️‍🌈🏳️‍⚧️ From France 🇫🇷 #dontgiveup")

Das können wir gegen den Faschismus machen: Zusammenstehen für unsere Werte!

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Anstand ist leider nicht jedem gegeben. Schade

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Ich fand das jetzt nicht so schlimm. @MiaSanFCB hat ja nichts Böses geschrieben. Klar, es war unsensibel und oberflächlich, sich über die falsche Zahl zu amüsieren. Statt diese großartige Frau zu würdigen, was wahrhaftig angemessener gewesen wäre. Seien wir jedoch gnädig! Solche Fehler künftig zu vermeiden und vor allem ein Gespür für echte Größe zu entwickeln, mit der wir es hier ja zu tun haben, lernt man am ehesten in toleranter Gesellschaft.

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Dazu empfehle ich dieses Gespräch mit ihr aus dem Jahr 2019. Da war sie 197 Jahre alt, dies für Dich, @MiaSanFCB. Es lohnt sich also, diese ganz besondere halbe Stunde zu investieren.
Aus der Dlf App | Im Gespräch | Holocaust-Überlebende – Margot Friedländer: „Ich predige und sage: Seid Menschen!“ Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gestorben

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(Beitrag vom Verfasser gelöscht)

Mit Verlaub: schäme dich bitte für solch eine Aussage. Was Margot Friedländer geleistet hat, ist absolut bewundernswert, wenn man es auch nur halbwegs mit Menschlichkeit hält.

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Du möchtest provozieren? Da hast Du Dir den optimalen Anlass ausgesucht.

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Und darüber bin ich sehr froh. Es ist schön, dass es in unserer Gesellschaft in immer mehr Teilen okay und sogar gewünscht ist, mit Themen sensibel umzugehen. Ich denke, dass es nachvollziehbar ist, um einen Menschen zu trauern, der einem auch dann etwas bedeuten kann, wenn man diesen Mensch nie persönlich kennengelernt hat. Weil dieser Mensch einem etwas gegeben hat. Wissen, das Weiterreichen von bitteren Erfahrungen, wertvolle Erinnerungen an eine Zeit, die einer Gesinnung entspricht, die hierzulande und auf aller Welt wieder einen Aufstieg erfährt. Gerade in dieser Zeit ist es umso bitterer, wenn derartig beeindruckende Menschen sterben.

Zum Menschsein gehört es auch dazu, sensibel zu sein. Mit Themen, mit den Mitmenschen. Anders funktionieren wir als Gesellschaft nicht, anders entwickeln wir uns nicht weiter und anders entkommen wir auch nicht jenen, die diesen Fortschritt und unsere Errungenschaften angreifen. Die über das Gegenteil funktionieren und sich davon ernähren, dass mancher Mensch unsensibel ist.

Umso angebrachter ist die Trauer um Margot Friedländer, die dagegen gekämpft hat und nachfolgenden Generationen diesen Kampf als Verantwortung weitergegeben hat. Mit einem beeindruckenden Lebenswerk.

Ich kann verstehen, wenn man in dieser Trauer nicht über Zahlendreher lachen möchte. Dieser Ton war zu diesem Zeitpunkt einfach nicht angemessen.

Du hattest die Wahl, zumindest zu akzeptieren, dass Menschen so empfinden und empfinden dürfen, auch wenn du das freilich in der Sache als nicht so schlimm empfindest. Stattdessen hast du dich aber dafür entschieden, diese Leute mit einem Begriff zu „diskreditieren“, der in meinen Augen eher eine Auszeichnung sein sollte. Schade.

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Hat ihr das irgendjemand abgesprochen???
Nicht dass ich wüsste!!!

Danke @jep für diese halbe Stunde zum Gedenken an Margot.
Ich bin sehr berührt und beschenkt durch die Erinnerung an ihren Auftritt in einer Bremer Schule.
Vielen Dank :pray:.

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