Klasse Artikel von Anke Hassel, sehr differenzierte Betrachtung, der ich völlig zustimme.
Nur: Migration ist nicht gleich Flucht. Zuwanderung ist nicht gleich Asyl.
Und ich kenne keinen ernst zu nehmenden Politiker der Linken, der unregulierte Migration fordert.
Frau Hassel plädiert dafür, Zuwanderung zu regulieren. Mit dem Recht auf Asyl hat das wenig bis nichts zu tun.
Sie postuliert zurecht:
„Es wird für die Linke in den nächsten Jahren zentral darauf ankommen, wie sie mit dem Thema Migration umgeht. Da Verdrängungskonkurrenz real ist und der gesellschaftliche Diskurs verroht, sollte sie viel dafür tun, die gesellschaftliche Polarisierung zu reduzieren, anstatt sie anzuheizen.“
Exakt!
Die vier praktischen Grundforderungen des Direktorin der Böckler-Stiftung sind simpel und richtig:
- Fluchtursachen vor Ort bekämpfen (undzwar nicht mit den Beständen von Rheinmetall, Airbus Defense, Thyssen Krupp, KraussMaffei& Konsorten!)
- Anforderungen an Zuwanderung erhöhen
(wohlgemerkt: an Zuwanderung, nicht an Flucht oder Asyl!)
- Integration verbessern (etwa durch Sonderinvestitionen in Bildung und sozialen Wohnungsbau)
- Arbeitsgerechtigkeit erhöhen (Zitat Hassel: „Folgen von Arbeitsmigration für die Regulierung der Arbeitsmärkte und die Arbeitsbedingungen von Migranten ernst nehmen. Ausbeutung von Migranten findet bereits heute tausendfach statt.“)
Die Punkte 1, 3 und 4 sind mehr oder weniger deckungsgleich mit den Programm-Positionen der Partei Die LINKEN.
Punkt 2 bedeutet in der Sprache der LINKEN: Deutschland ist ein Einwanderungsland und braucht eine gerechte und qualifizierte Einwanderungspolitik.
Es lohnt sich vielleicht, mal nachzulesen:
Und zu vergleichen mit den DGB-Positionen…
Nirgendwo fordert die LINKE unregulierte Migration. Das ist ein Mythos - und leider einer, den die AfD uns im herrlichen Einvernehmen mit den restlichen Parteien im Bundestag in unsere Köpfe gepflanzt hat.
Inzwischen sind sich sogar SPD und GRÜNE nicht zu blöde, dieses Narrativ (LINKE sind in puncto Migrationspolitik völlig unverantwortlich, naiv und schuld an den Zugewinnen der AfD) weiter zu verbreiten.
Robert Habeck kam vier Wochen vor der Wahl mit seinem 10-Punkte-Plan zu Asyl und Migration um die Ecke.
„Grenzschließungen oder Zurückweisungen an den Grenzen lehnt Habeck ab. Stattdessen fordert er: „Wir brauchen eine Vollstreckungsoffensive mit Schwerpunkt auf Islamisten und anderen Extremisten.“ Details erläuterte er via „Bild“. (Tagesspiegel)
Klingt vertraut. Aber nicht aus dem Mund eines grünen Kanzlerkandidaten, schon eher Marke Söder oder Weidel. Früher hätte bei solchen Formulierungen eher ein Parteiausschlussverfahren gedroht. Heute wird man mit diesem Wording grüner Hoffnungsträger und Kanzlerkandidat.
Der Tagesspiegel schreibt darauf: „Nun geht Habeck der Ruf voraus, ein Guter zu sein. Wenn er von einer „Vollstreckungsoffensive“ spricht, wird das weniger kritisch aufgenommen, als wenn dieselbe Forderung von Friedrich Merz oder gar Alice Weidel erhoben würde. Je grüner eine Position, desto unverfänglicher klingt sie.“
In der Wirtschaft nennt man das übrigens Greenwashing - Umweltschädliche Produktion mittels billiger Alibimassnahmen, die werbewirksam vermarktet werden, aus dem Fokus der Öffentlichkeit nehmen.
Mit Habeck erhält der Begriff nun eine zweite, mindestens ebenso gefährliche Bedeutung:
Greenwashing in politics = AfD-Positionen unter dem Grünen Feigenblatt wählbar, gesellschafts- und mehrheitsfähig machen.
Dem Rechtspopulismus wird jetzt von Grün her das Wasser abgegraben - das ist Habecks Plan. Hat in Dänemark mal vorübergehend geklappt, sonst eigentlich nirgendwo. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Wenn selbst der Habeck das fordert , dann kann die AfD ja nicht völlig daneben liegen mit „Islam raus aus Deutschland“. So werden Rassismus und Xenophobie gesellschaftsfähig.
Und Frau Weidel verkündet unter Berufung auf Habeck stolz: „Wozu das Abziehbild wählen, wenn Sie doch das Original kriegen können!“
Die Mengeneinheit für „Greenwashing in politics“ wird demnächst in Habeck gemessen. 1 Habeck ist gleich dem Stimmenzuwachs der AfD bei der nächsten Wahl (egal, ob Kommune, Land, Bund oder Europa).