Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Trump lehnt den Vorschlag der EU ab, gegenseitig auf Zölle zu verzichten. Sie werde stattdessen amerikanische Kohle kaufen und Kohlekraftwerke bauen müssen. Er schürt Hass auf Europa - mehr als auf China (Xi sei ein guter Mann) -, um bei seinen Wählern zu punkten, die größtenteils von der florierenden Wirtschaft nicht profitieren. Nun müssten die Europäer endlich aufrüsten und ihren ausufernden Sozialstaat abbauen, so Trump.

Fazit der US-Korrespondentin mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Finanzen: „Gerade weil es letztlich gar nicht so sehr um Zölle oder Handelsschranken geht, wird es für die EU beim bevorstehenden Ringen mit Trump noch schwieriger werden, als es ohnehin schon wäre, wenn es tatsächlich nur um ein Außenhandelsproblem ginge.“

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Aus der Dlf App | Andruck – Das Magazin für Politische Literatur | Sönke Iwersen, Michael Verfürden: „Die Tesla-Files“ Sönke Iwersen, Michael Verfürden: "Die Tesla-Files"

Ein ehemaliger Tesla-Mitarbeiter nahm Kontakt mit den beiden Investigativ-Journalisten auf und lieferte ihnen riesige Datenmengen. Diese auszuwerten dauerte Monate, ihre Echtheit wurde vom Fraunhofer-Institut bestätigt und durch Gespräche mit 200 teils ehemaligen Mitarbeitern unterfüttert. Ein großes Thema: der „fehlerfreie“ Autopilot; er verursachte mehr als 1000 Crashs, manche mit tödlichem Ausgang.

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Kein wunder, dass sich Musk nicht mit einem seiner eigenen Tesla-Autos fahren lässt.

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Die EU bietet Donald Trump eine gegenseitige Null-Zoll-Politik auf Industriegüter an. Der lehnt ab und fordert stattdessen, dass die EU mehr fossile Energie einkaufen soll. Seine Aussage: „Sie kaufen unsere Autos nicht, (…) sie kaufen unsere Agrarprodukte nicht. Sie kaufen praktisch nichts von uns“:

Das alles ist in mehrfacher Hinsicht völliger Unsinn: erstens ist der Einkauf fossiler Energie mit dem Ziel, Klimaneutralität zu erreichen, nicht vereinbar. Zweitens kaufen auch Europäer US-Autos - nur nicht so viele, wie Trump es sich vielleicht wünschen würde (vielleicht passen US-Autos mit V8 und großem Hubraum und hohem Verbrauch schlicht nicht nach Europa?). Drittens kauft die EU durchaus Agrarprodukte: Deutschland z. B. importiert mehr Agrargüter aus den USA als es exportiert. Dieser - mit Verlaub - Irre im Weißen Haus hat wirklich überhaupt keine Ahnung von Zusammenhängen und ruiniert ganz nebenbei die halbe Weltwirtschaft…

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Mit Verlaub: weder sein Know-How noch sein Intellekt haben den Irren da hin gebracht, wo er jetzt wütet

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Merz hat es endlich geschafft die AfD zu halbie…
Ach nein doch nicht.

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Die AfD holt sich jetzt endlich, wie von Gauland einst angekündigt, ihr Land und ihr Volk - also auch Dich und mich - zurück.

„Spaß“ beiseite. Solche Umfragen sollten wir nicht überbewerten. Die Wahl war gerade erst, Merz musste schon vor einer Regierungsbildung von Teilen des Parteivolks - wie überall sonst neigt auch dort die Jugendorganisation zur Radikalität - heftige Kritik wegen richtigerweise kassierter Schuldenbremse einstecken. Diese Erregungszustände, in denen der Wahlkampf noch nachwirkt, werden vermutlich abebben, und gerade eine Partei, die man traditionell als Kanzlerwahlverein bezeichnen kann, wird nach seiner Amtseinführung schon eine gewisse Genugtuung aus dem damit erreichten Machtzuwachs ziehen. Auch das neuerdings zu vernehmende Narrativ, in den Koalitionen habe die Union das Amt bekommen, während die SPD die Politik gemacht habe, klingt mehr nach Sankt Petersburg als nach realer Erfahrung. Das große Trauma von Kühnert & Co. war doch gerade das durch Merkels Geschick bewirkte Absinken der SPD in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Meine Prognose: bald wird man bemerken, dass die mithilfe der Grünen bewirkte Verfassungsänderung sich an vielen Stellen vorteilhaft auswirkt - und dass der Wahlkampf Geschichte ist.

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Jetzt, da die Zölle wie durch Zauberhand verschwunden sind (bis auf China) können wir endlich festhalten, dass Trump entweder 0 Plan hat oder seinen Buddies einen Gefallen getan hat und sich da der ein oder Andere Dank Trumps Warnungen dumm und dämlich verdient hat?

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Das eigentlich Irritierende finde ich sogar, dass immer noch alle versuchen, eine Logik oder Strategie hinter den erratischen Handlungen des Orangenen zu finden.
Ich glaube, es wäre angemessener, genau dieses Erratische (Durchgeknallte, etc.) als das eigentliche Programm wahrzunehmen. Diese Taktik, ob bewusst oder unbewusst (und bei Trump können wir gern von letzterem ausgehen), sollte seit Nixon eigentlich bekannt sein. Und das würde bedeuten, dass jede Reaktion, die glaubt, zukünftige Handlungen Trumps beeinflussen zu können, fragwürdig ist. Man sollte eher versuchen, sich so autonom wie möglich zu machen - wie schon mal erwähnt, ohne den Kontakt zur vernünftigen Ami-Hälfte zu verlieren.

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Die Sache mit den Zöllen war ja von langer Hand angekündigt. Da gab es einen Plan.

Er hat nicht erwartet, dass er damit eine weltweite Rezession und einen Crash an den Finanzmärkten auslöst (warum auch immer).

Ich glaube er hat eine klare Agenda die ideologisch geprägt ist. Das macht sie so unberechenbar.

Man versucht eben bei allem erstmal das Maximale (Zölle für alle inkl. Pinguine). Zurück kann man dann immer noch.

Die USA und Europa sind über all die Zeit nach dem 2. Weltkrieg so miteinander verwebt, dass es schwer ist, da einfach mit der Schere einen Cut zu machen. Das gilt für beide Seiten.

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Trump hat eine Lawine ausgelöst :wink:

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Da hast Du sicher recht. Nur passt dies hier nicht so gut dazu (Zitate aus dem vorgestern von mir verlinkten Artikel):

'Für Trump und seinen engsten Kreis sei die EU das „pulsierende Herz der globalistischen Elite, der sie vorwerfen, die Regeln des Welthandels zum Nachteil der amerikanischen Arbeitnehmer zu manipulieren und sich für Multikulturalismus und Weltoffenheit einzusetzen“.

Kein Wunder, dass viele Amerikaner unzufrieden sind. Sie fragen sich zu Recht, warum ihnen der finanzielle Ruin droht, wenn sie medizinische Behandlung benötigen, warum sie sich fast lebenslang verschulden müssen, wenn sie ein Studium anstreben, warum nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes ganz schnell auch das eigene Zuhause weg ist. Mieterschutz gibt es praktisch nicht. Als Schuldige hat Trump nun die Europäer ausgemacht. Schon in den 1990ern, da war sein Aufstieg zum Präsidenten nicht abzusehen, sagte er, die USA werde von „unseren sogenannten Verbündeten“ ausgenommen. Kürzlich behauptete er, die EU sei nur gegründet worden, um die USA über den Tisch zu ziehen – nur dass er es unfeiner ausdrückte.’

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.

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Aber wir stehen mit Schröder weiterhin unverbrüchlich Schulter an Schulter mit unseren transatlantischen Freunden!

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Mir ist nicht ganz klar, wie Du jetzt gerade auf den kommst; seine Meinung ist ja mittlerweile kaum noch gefragt. Immerhin habe ich dieses ein gutes halbes Jahr alte Zitat des inzwischen erkrankten Exkanzlers gefunden.
(Watson, 19.9.2024):

'Und dann sagt der Sozialdemokrat Schröder etwas Bemerkenswertes: «Warum hofft man inzwischen auf einen Präsidenten Trump?», fragt er. Das sei doch interessant. Dieser habe formuliert, man könne den Konflikt am ehesten im Dialog zwischen Amerika und Russland beenden. «Und das stimmt», sagt Schröder. Wenn der neue amerikanische Präsident, gemeint ist Trump, gewählt sei – «es ist komisch, dass man das inzwischen hofft», fügt er an -, dann könnten Schritte dahin unternommen werden.

Von den Demokraten hält Schröder mindestens in der Ukraine-Frage derweil wenig bis nichts. «Wer ist bereit, eine Lösung zu finden? Das ist gegenwärtig in den USA nur einer» sagt er und meint Trump. Die Demokraten müsse man da aussen vor lassen, die seien ideologisch getrieben. Historisch seien Friedensverhandlungen mit Republikanern sowieso ergiebiger gewesen.’

Ist es das, worauf Du anspielst?

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Würde mich freuen, wenn es so tiefgründig gewesen wäre, wie Du spannenderweise recherchiert hast. Leider nee - ganz oberflächlich und platt:
Ich wollte einfach auf den Kadaver-Gehorsam anspielen, den Bonn resp. Berlin mMn dem NATO-Partner ggü. stets an den Tag gelegt haben. Egal, mit welcher Menschenverachtung Amerika seit 45 in die Kriege dieser Welt zieht - (West)Deutschland bleibt unbeirrt Schulter an Schulter mit den USA. Für mich ist Schröder als Autor dieses Satzes (vom 12.9.2001) weder der einzige noch der wichtigste Repräsentant dieser politischen DNA der deutschen Amerika-Politik. Er hat bloß zufällig auf den Nagelkopp gekloppt mit diesem Satz.
Ich hätte auch Schmidt, Genscher, Kohl, Merkel oder sonst einen der üblichen Verdächtigen rauspicken können. Das Ergebnis ist dasselbe: Egal, was die USA anstellen auf der Welt: Der Bundesaußenminister wiegt das schwere Haupt, das derzeit die Krone trägt, und kommt schließlich zu dem schweren Schluss „Das ist unser wichtigster Verbündeter, unser Schutzpatron - lieber mal nix sagen.“ Das höchste der Gefühle ist ein nichtssagendes „Das muss man differenziert betrachten.“

Trump 2015:
„Die Deutschen sind schlecht, ganz schlecht. Schaut auf die Millionen Autos, die die in den USA verkaufen. Schrecklich! Wir werden das stoppen.“

Trump 2015 zur Times:
„Deutschland lehnt sich still und leise zurück, sammelt Geld an und macht ein Vermögen mit der wahrscheinlich größten Staatenlenkerin der Welt, Merkel.“

Trump Feb 25:
„Die Europäische Union wurde gegründet, um die Vereinigten Staaten zu verarschen, das ist der Zweck, und sie haben gute Arbeit geleistet. (…) „Sie können Vergeltung üben, aber es kann keine erfolgreiche Vergeltung sein, weil wir einfach einen kalten Entzug machen. Wir kaufen einfach nicht mehr. Und wenn das passiert, gewinnen wir.“

Trump im Wahlkampf 24:
„Der Präsident eines großen Landes" habe ihn einmal gefragt, ob die USA dieses Land auch dann noch vor Russland beschützen würden, wenn es die Verteidigungsausgaben nicht zahle. Er habe geantwortet: „Nein, ich würde euch nicht beschützen.“ Vielmehr noch: Er würde Russland "sogar dazu ermutigen, zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen.“

Trump im November 24 über die Deutschen :
„Mich haben sie nicht geliebt, und ich habe dort Wurzeln“
Stattdessen haben die Deutschen Barack Obama geliebt - „Wisst ihr warum? Weil sie unser Mittagessen gegessen haben.“
„Sie haben mich nicht geliebt, weil ich gesagt habe: Du musst bezahlen. Du musst bezahlen, sagte ich zu Angela. Angela, du hast nicht bezahlt. Die denken, wir sind dumme Menschen.“
„Sie haben überall Windräder aufgestellt, und der Wind wehte nicht so stark. Und wenn sie diesen Prozess fortgesetzt hätten, wäre Deutschland jetzt pleite.“
„Deutschland hat es (mit der Energiewende, Anm.) versucht, aber dann haben sie Angela durch jemand anderen ersetzt, und dieser andere baut jetzt jede Woche ein Kohlekraftwerk in Deutschland.“

Weil ich nie so begeistert von dieser DAF war (weder musikalisch noch politisch), bin ich auch jetzt noch baff, wieviel Frechheit, Dreistigkeit, Erpressung und offene Feindseligkeit die deutsche Öffentlichkeit den USA immer noch durchgehen lässt.
Stellt euch Trumps Aussagen aus dem Munde von Macron oder Starmer vor.
Wenn Putin ähnliche Formulierungen gebraucht, dann eskalieren unsere Militärstrategen dies zur geplanten Rückeroberungsstrategie des ehemaligen Ostblocks!
Wenn der Chef der sogenannten freien Welt dies seit Jahren in Dauer-Schleife raushaut, dann ist das … was bitte? Ein Versehen? Nur Wahlkampf? Die fehlgeleitete Meinung eines Irren ? Beim nächsten Präsidenten wird dann alles wieder gut - Coca Cola und Schokolade für die Nazis?

Wieviel despektierliche Beleidigungen muss sich die :tangerine: im Weißen Haus eigentlich noch aus den arthritischen Fingern saugen, bis sich endlich mal ein deutscher Kanzler oder Außenminister dazu herablässt, den amerikanischen Botschafter einzubestellen, um unmissverständlich klar zu machen: Entweder öffentliche Entschuldigung. Oder Schluss mit lustig und Freundschaft. Und zwar endgültig.

Aber dafür hatte weiland auch die NSA-Abhörung unserer Kanzlerin nicht gereicht. Sind halt unsere transatlantischen Freunde…

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Da ist viel Richtiges in dem, was Du schreibst. Dennoch muss ich auch dagegenhalten.

  1. Schröder und Fischer (an Rumsfelds Adresse: „I’m not convinced“) haben sich dem Irakfeldzug verweigert. So ganz pauschal ist die Kritik an deutscher Unterwürfigkeit gegenüber den USA nicht berechtigt (die an Schröders späterer Putin-Hörigkeit hingegen schon).

  2. Biden war im Gegensatz zu Trump ein verlässlicher Bundesgenosse.

  3. Jetzt komme ich zu dem, was man den Amerikanern sonst noch alles vorwerfen kann, so manches zurecht. Die Stichworte Vietnam und Chile mögen genügen. Aber die Kritik nimmt manchmal seltsame Formen an. Eine Freundin kam hinzu, als in kleiner Runde von den 270 Schülerinnen die Rede war, die die Boko-Haram-Terroristen in Nigeria entführt hatten. Sie bemerkte, die Aufregung darüber sei völlig verfehlt, da es schließlich nur exakt dasselbe sei, was die USA tagtäglich täten. Eine für meine Begriffe abenteuerliche Gleichsetzung.

  4. Eine andere Freundin kritisierte die militärische Unterstützung der Ukraine; der Einsatz von Waffengewalt sei immer das falsche Mittel. Ich fragte sie, wie ohne diese das NS-Regime denn hätte besiegt werden können. Ihre Antwort: den größten Fehler hätten die Amerikaner gemacht, indem sie sich eingemischt hätten (Anmerkung, die ich ihr ersparte: statt Hitlers Kriegserklärung einfach zu überhören). Die Rote Armee hätte es auch ohne die Amerikaner geschafft. Ebenfalls erspart habe ich ihr die Nachfrage, was für ein Europa das dann geworden wäre.

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Schwer vorstellbar… Aber klar, was Du meinst :slightly_smiling_face:.

Für mich hat die ganze Thematik, wie wir zu den USA stehen, viele Facetten. In meinem Studium waren viele meiner Kommilitonen auch sehr anti-amerikanisch eingestellt. Ich konnte das in der grundsätzlichen Haltung nie ganz nachvollziehen, obwohl ich einzelne Anwürfe teilte.

Darüber könnte man Bücher schreiben (und tut es ja auch), aber ich bin da gerne auch mal ganz subjektiv:
Ich verbinde so unendlich viele positive Dinge mit Amerika, die mich über die Maßen geprägt haben. Die Musik, die Kultur, die Literatur, die Lebensweise - wobei letztere dann schon wieder der genaueren Definition bedarf. Ich meine damit in erster Linie die Vorstellung, die man von Freiheit hat, von demokratischen Strukturen, von individuellen Rechten, aber auch Pflichten.

Deswegen war auch die damalige Hinwendung unter Adenauer zum Westen, inclusive Wiederbewaffnung und derlei, statt eines ebenso möglichen (und von vielen linkeren Gruppen gefordert) quasi-neutralen Staates Deutschland, oder (noch schlimmer) gar dem, was die andere Hälfte Deutschlands fabriziert hat, eine, wenn nicht die wichtigste politische Entscheidung überhaupt - und eine, für die ich sehr dankbar bin, weil ansonsten meine ganz persönliche Entwicklung allumfassend gar nicht möglich gewesen wäre.

Das bedeutet nun natürlich nicht, dass man betriebsblind sein muss und ganz grundsätzlich alles abnickt, was die USA anstellen über die Jahre. Allerdings bin ich der Meinung, dass man diese Kritik immer im Rahmen des umfassenderen Begriffs des Bündnispartners führen kann und muss. Und hinzufügen würde ich, dass über die Jahrzehnte reichlich und ausführlich die kompetenteste Kritik am gesellschaftlichen und politischen Wirken Amerikas von, nun, von wem?.. von Amerikanern geübt wurde, sei es in Form von Kunst (Bücher, Filme, Musik) oder aktivistisch (Martin Luther King, Rosa Parks als Symbol und all die vielen, vielen anderen…).

Und genau deswegen kann ich auch heute so explizite Kritik an Trump und Co. üben: denn für mich ist all das, was die tun, denken und sagen, zutiefst unamerikanisch. Auf einer viel prinzipielleren Ebene als etwa das, was Richard Nixon getan hat.

Natürlich gibt es eine sehr, sehr große Spannbreite, was man sich als typisch amerikanisch vorstellen kann und darf. Wo ich da persönlich stehe, kann jeder/jede erahnen, der meine Posts verfolgt.
Aber schlussendlich, wenn es einer grundsätzlichen (und damit natürlich simplifizierenden) Aussage bedarf, bezüglich der schlichten Frage:
Wie wollen wir leben…?

  • Nun, dann bin ich Team Amerika.
    Und das heißt explizit: nicht Team Trump und Co. Denn die haben das Team gewechselt und versuchen es zu verändern, hin zu einer unappetitlichen Mischung aus Autokratie, faschistoiden Zuständen und den vulgärsten Ausbuchtungen, die der Kapitalismus zu bieten hat, inclusive einer Clique von durchgeknallten Broligarchen, die ein neues, widerliches Menschenbild pflegen.
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Das Kompliment muss ich leider toppen.
Alles richtich, was Du schreibst…

Schade :wink: hatte gehofft, Du ließest mir den einmal durchgehen… Ja. Einmal in knapp 80 Jahren. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Oder anders gesagt: Es sind die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Ich erspare uns beiden weitere Worte zu Deinen beiden Freundinnen.
Nicht nur in Amiland gibt’s geistige Tiefflieger:innen.

Das Thema, wie wir zum Einsatz von Waffengewalt gegen aggressive Invasoren stehen, werden wir hingegen weiterhin diskutieren müssen. Immer und immer wieder.
Meine Frage, die hinter meiner Infrage-Stellung des american way of piece stand, ist letztlich simpel:
Glauben wir immer noch, dass die Truppen der NATO unter US-Führung immer in Sachen Befreiung, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte unterwegs sind?
Wo waren die US-Truppen in der West-Sahara, in Ruanda?
Klar - 1945 waren die US-Truppen Befreier (wie die Sowjettruppen ebenso Befreier waren - die den höchsten Blutzoll des Nazi-Imperialismus zahlten).
Aber wurden in Korea, Vietnam, Chile, Nicaragua, im Irak, in Afghanistan Freiheit, Demokratie und Menschenrechte etabliert?
Wenn dort heute demokratische Verhältnisse entstanden sind, dann eher trotz der US-amerikanischen Interventionen.
Die Sache mit dem US-amerikanischen Einmarsch im Namen von Frieden und Freiheit war 1945 historisch einmal erfolgreich. Noch immer ist der 8. Mai im befreiten Deutschland kein Feiertag - Russland hingegen feiert heute noch am 9.5. den V-Day!

Das IPPNW zur Opferzahl des „Krieges gegen den Terror“ (der ja die Begründung für jede Außerkraftsetzung demokratischer Grundrechte ist):
„Die Zahl der Opfer des sogenannten „Krieges gegen den Terror“ wurde öffentlich kaum diskutiert. Wenige Zahlen wurden bekannt gegeben und diese schienen erheblich zu niedrig. Da die Todesopfer von offizieller Seite nicht gezählt wurden, gründete sich in Großbritannien während des Irakkrieges eine zivilgesellschaftliche Initiative namens „Iraq Body Count“ (IBC). Ihrer Homepage zufolge hat der Irakkrieg bis heute etwa 211.000 Menschen das Leben gekostet. IBC addiert die Zahlen von überprüften Mediendaten aus Krankenhäusern und Leichenhäusern, von Nicht-Regierungsorganisationen und offiziellen Daten.

Die tatsächliche Zahl an Todesopfern, die der Krieg kostete, ist jedoch fast 10-mal so hoch: Das belegen mehrere Studien. 2006 veröffentlichte eine Gruppe von WissenschaftlerInnen um den US-Epidemiologen Les Roberts eine mortalitäts-basierte Studie im „Lancet“ (eine weltweit renommierte Medizin-Fachzeitschriften), in der die Zahl der Todesopfer nach damals drei Jahren Krieg im Irak auf etwa 655.000 geschätzt wurde. Die angesehene britische Umfrageagentur Opinion Research Business (ORB) errechnete 2007 nach einer Befragung der Bevölkerung sogar über eine Million Tote bis zu diesem Zeitpunkt.“

Bis 2018 lag die monatliche Zahl an Opfern im Irak zwischen 250 und 4000 - in jedem Monat. Erst seit 2019 ist sie in den zweistelligen Bereich monatlich gesunken. Wohlgemerkt: das sind die Opfer von Waffengewalt, keine Verkehrstoten. 2011 zog Obama die US-Truppen ab, der Islamische Staat übernahm die Kontrolle und wurde erst 2018 in den Untergrund vertrieben. Dort werden neue Osamas entstehen, die sich dann neue Nine-Eleven ausdenken.

Nur zur Einschätzung:
9/11 ermordete 2977 Menschen. 19 Attentäter starben.
Der Irak brachte höhere Opfer in jedem Quartal zwischen 2003 und 2018. Wo blieb die Empörung in der westlichen Öffentlichkeit, wo die Blauhelme?
Pax americana?
Nun ja, wir mussten ja in den Irak rein, der „neue Hitler“ Hussein hatte ja auch Massenvernichtungswaffen. Oder?

Stand 2023, führen die USA in 78 Ländern Militäroperationen durch.

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des US-Repräsentantenhauses, Jodey Arrington, sagte bei einer Anhörung im Kongress im November 1923, dass man sich nicht mehr „in einem Krieg befindet“. Er fügte hinzu: „120 Prozent Schulden im Verhältnis zum BIP – das ist die höchste Verschuldung in der Geschichte unseres Landes und übertrifft den Zweiten Weltkrieg, und wir befinden uns nicht im Krieg, sondern in relativem Frieden und Wohlstand.“

Das ist keine Befreiung mehr. Das ist: Amerikas Grenzen werden weltweit verteidigt - nicht nur am Hindukusch!

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Die USA haben sich unter Trump zur Kenntlichkeit entstellt.

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Empörung ist eine Blume, die höchst seltsame und individuelle Blüten treibt.

Über jeden einzelnen Krieg, den Amerika geführt hat und führen wird, ist zu reden. Allerdings auch jeweils gesondert zu urteilen, weil Umstände, Zeitalter, Zusammenhänge enorm differieren. Ich selbst wäre nicht mal imstande, ein grobe Schätzung abzugeben, wie viele militärischen Operationen meine Zustimmung respektive Abneigung fänden/gefunden hätten - was natürlich bereits impliziert, dass ich nicht zu denen gehöre, die eine solche bereits prophylaktisch ablehnen. (Dafür hab ich meinen Machiavelli dann doch zu sorgfältig gelesen, und den Sun Tzu auch… :wink:)

Schwierig wird es dort, wo man versucht, Kriege etc. gewissermaßen gegeneinander aufzurechnen. Das geht dann tief ins Philosophische hinein, zu Fragen des Menschenbildes oder der Realität(en).

Stand jetzt: Nein. Alles andere wäre ja naiv.
Die Frage wäre allerdings, was wir tun können, um rund 50 Jahre Frieden, die wir unter anderem einer bestimmten Bündnispolitik verdanken, nicht einfach so in die Tonne klopfen zu müssen.

Gute Fragen, zweifellos. Ich antworte mit dem beliebten und sehr weisen Bonmot:
Wo ich bin, ist das Chaos. Aber ich kann ja nicht überall sein.

Meine persönliche Meinung ist, dass die USA am erfolgreichsten (in einem positiven Sinne) jenseits der militärischen Interventionen immer da waren, wo sie ihre Ideen verkauften. Nun, verkauften ist ein unschön entlarvendes Wort, aber was ich meine und wovon ich nach wie vor überzeugt bin, ist, dass man als Individuum (allerorts) letztlich instinktiv danach strebt, was eben im Westen zu seinen besten Zeiten und in seinen besten Versionen als Way of life galt:
Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Menschenrechte, Universalismus.
Diese Ideen sind einfach unschlagbar und werden, so wir uns als Spezies nicht komplett entkernen, immer attraktiv bleiben. Und eine mächtigere Waffe hatten auch die USA nie im Arsenal.
Dass ein Trump nicht ansatzweise wüsste, wovon ich eigentlich spreche, dass er keinen Schimmer hat, was Menschen an Amerika gefällt (und dementsprechend natürlich ignoriert hinsichtlich Bündnis-Werten), ist das eigentlich Tragische.

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