Es spricht nicht für Deutschland, wenn über 50 Prozent diese Aussagen toll finden. Aber es ist auch nicht überraschend – und spiegelte sich bei den Wahlen auch durchaus. Der Punkt ist nicht unbedingt, was er sagen möchte. Sondern wie er es tut. Und das kommt der AfD tatsächlich sehr nahe. Es liegt ja in seiner Verantwortung, die Dinge anders zu formulieren und vor allem Kontexte zu schaffen (wie du es bspw. getan hast).
Doch. Ganz automatisch sogar. Wenn ich sage „Ausländer machen dies und das immer häufiger“, dann sollte ich das a) belegen und b) Kontexte aufmachen. Gerade weil diese Kontexte aber oft fehlen, entstehen doch Stereotypen erst. Wenn jemand sagt, dass Frauen sich nachts nicht auf die Straße trauen. Woran denkt dann die von dir beschworene Mehrheit in Deutschland? An den deutschen Mann, der täglich einen Femizid begeht? An Deutsche, die Frauen wie Abfall behandeln? Oder an Migranten, die in unser Land kommen und die Sicherheit von Frauen gefährden? Oder an das eigentliche Problem: Männer und Patriarchat?
Es ist doch durch mehrere Studien erwiesen, wie über bestimmte Themen berichtet und diskutiert wird und welche Folgen das hat. Ein Politiker, der öffentlich Angst vor Migranten schürt, macht seine Aufgabe aus meiner Sicht nicht ausreichend gut. Und in seinen Aussagen fehlte der Kontext, während er stattdessen etwas macht, was sprachlich total typisch für die AfD ist: „Ich als Vater“; „meine Töchter“ – das ist Rhetorik, die zum Ziel hat, Nahbarkeit zu schaffen, um im nächsten Schritt die Angst vorm Fremden zu schüren. Ich glaube fest daran, dass Özdemir dieses Ziel nicht hat. Aber nochmal: Es liegt an ihm, Dinge anders zu formulieren und Kontexte zu schaffen. Das macht er hier nicht. Man kann seine Aussagen dazu nehmen und als Resümee ziehen: Ausländer sind das Hauptproblem, weshalb Frauen sich nachts nicht auf die Straße trauen. Und viele lesen und hören das aus seinen Aussagen auch heraus. Den Schuh muss er sich anziehen, selbst dann, wenn seine Meinung eigentlich differenzierter sein sollte.
Özdemir berichtet von den Erfahrungen seiner Tochter und die wurde scheinbar von jungen Männern mit Migrationshintergrund belästigt. In meinen Augen kann man das dann auch so erzählen ohne sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, Vorurteile schüren zu wollen.
Er kritisiert mehrere Verhaltensweisen von Menschen mit muslimischen Wurzeln, die allesamt auch kritikwürdig sind. Ich schätze Özdemir so ein, dass der Kampf gegen bzw. das Anprangern von solchem Fehlverhalten eine Herzensangelegenheit für ihn ist, weil er als Muslim, dem solche Verhaltensweisen absolut fremd sind, keinerlei Verständnis dafür hat, wenn Muslime meinen, ihre Religion würde ihnen ihr Fehlverhalten erlauben. Das ist für mich so, wie wenn Deutsche besonders engagiert gegen Faschismus vorgehen, weil es ihnen ein besonderes Anliegen ist, zu zeigen, dass es nicht zwangsläufig sein muss, dass Deutsche faschistisch eingestellt sind. So sieht sich Özdemir als jemand, der zeigen möchte, dass es eben nicht typisch für Muslime ist, sich daneben zu benehmen.
Dass man mit solchen Aussagen mittlerweile vorsichtig sein muss, um nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sein, Werbung für die AfD zu machen oder unberechtigt Ängste gegenüber ganzen Bevölkerungsgruppen zu schüren, obwohl man nur das Fehlverhalten eines Bruchteils anspricht, ist eine mMn gefährliche Entwicklung.
Er kritisiert explizit das Sexualisieren und Begaffen durch Männer mit Migrationshintergrund!
Da hast Du mich auf deiner Seite.
Mir ging’s bei „AfD-Speak“ nur um „Geh nach Saudi-Arabien, in den Iran, in die Türkei oder nach Russland!“
Der Tonfall gefällt mir nicht.
Inhaltlich bin ich völlig der Meinung, dass Menschen, die in Deutschland leben, unsere Gesetze achten und unterstützen sollen.
Völlig d‘accord!
Wohlgemerkt: mir ging’s um den Tonfall der „geh doch, wo Du herkommst“-Äußerung.
Wohlgemerkt: Saudi-Arabien, Iran, Türkei, Russland. Nicht Marokko, Kongo, Italien.
Ist da etwa kein rassistischer Unterton in der Wahl der Länder?
Hierzu möchte ich noch einmal einen ausgewiesenen Experten, den Historiker Robert Paxton, zitieren.
Bernd Ulrich schrieb am 7. November, also zwei Tage nach Trumps Wiederwahl und einen Tag nach dem Bruch der Ampel, in der „Zeit“ unter der Überschrift „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht“ unter anderem: ‚Dabei geht es nicht um die Frage, ob „Faschismus“ eine sinnvolle Beschreibung dieses sehr neuen Phänomens ist, das zu beurteilen kann man Historikerinnen überlassen. Für Politik und Medien, für die Mitte liegt in diesem Kampfbegriff allerdings eine derartige moralische Selbstüberhöhung, dass es kaum auszuhalten ist. Und die Mehrheit möchte das auch nicht mehr aushalten. Die Amerikaner haben also ungerührt den „Faschisten“ gewählt. Und jetzt? Man kann nicht ständig einen Ausnahmezustand ausrufen, ohne selbst in einen Ausnahmezustand zu treten.‘
Ich kommentierte das dort wie folgt:
"Das muss man nicht so sehen. Boris Herrmann schreibt dazu in der Süddeutschen Zeitung: ‚Bei aller gebotenen Vorsicht mit solchen Vergleichen, aber es ist kaum noch möglich, angesichts all dessen nicht an die Dreißigerjahre zu denken. Robert Paxton, einer der führenden Historiker zum Thema Faschismus, hat sich lang dagegen gesträubt, den Begriff im Zusammenhang mit Donald Trump zu verwenden. Inzwischen hat er seine Einschätzung geändert. „It’s the real thing“, sagte er gerade der New York Times.‘
Und warum genau sollen wir aber den Begriff nicht verwenden? Offenbar wegen der damit verbundenen moralischen Selbstüberhöhung, die die Mehrheitsgesellschaft ablehne. Sicher, man sollte nicht alle diejenigen, die Trump, die AfD, Le Pen etc. wählen, pauschal als Faschisten bezeichnen. Für einen Teil der jeweiligen Wählerschaft trifft dies sicher zu, aber nicht für die große Masse. Die sollte aber schon erfahren dürfen, was und wen sie da wählen."
Die Ereignisse seither haben diese Einschätzung - vorsichtig gesagt - eher bestätigt als dementiert.
Daran habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht.
Ich denke, die Länder sind bewusst so gewählt, weil man dort eben mit staatlicher Protektion zumindest Teile dessen, was Hassprediger bei uns verbreiten ganz öffentlich sagen darf (bei Russland natürlich ohne die muslimische Komponente) und man sich wahrscheinlich damit sogar noch bei der jeweiligen Führung beliebt machen würde.
Weil es dafür eben einen konkreten Anlass gab. Wäre seine Tochter auf der Straße wegen ihrer ausländischen Wurzeln von jungen Männern, die z.B. von einer Sitzung des AfD-Ortsverbandes (von mir aus auch CDU oder FDP) nach Hause gehen, dumm angemacht worden, hätte er zurecht auch gesagt, dass sie Angst hatte, als sie von AfD-Mitgliedern beleidigt wurde und nicht die neutrale Bezeichnung „sie wurde in Berlin schon von Männern wegen ihrer Herkunft beleidigt“. In diesem Fall würde man Özdemir wahrscheinlich sogar die Frage stellen, warum er die Täter nicht genauer eingrenzt.
Lieber @cheffe, vielen Dank für Deinen kraftvollen Beitrag, der mich motiviert hat, mich in das Thema Femizide bzw. Gewalt gegen Frauen im Allgemeinen einzulesen. Ich habe mir die beiden ersten deutschen Studien zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt, eine zu Gewalt gegen Frauen und eine zu Gewalt gegen Männer, aus dem Jahr 2004, die große EU-weite Studie der European Union Agency for Fundamental Rights zum Thema Gewalt gegen Frauen aus dem Jahr 2014 und das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des BKA aus dem Jahr 2023 durchgelesen bzw. im Falle der EU-Studie in Teilen gelesen.
Meine wesentliche Erkenntnis nach drei bis vier Stunden Lektüre ist, dass mir gar nicht bewusst war, wie häufig Frauen, aber in geringerem Maße auch Männer ab 16 Jahren in ihrem Leben Gewalterfahrungen physischer/körperlicher, psychischer oder sexueller Art machen. So haben in Deutschland knapp 40 Prozent aller Frauen ab 16 Jahren schon mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt, 50 Prozent davon durch einen aktuellen oder früheren Partner, bei den Männern sind es rund 25 Prozent, auch hier ganz überwiegend im Kontext von Partnerschaften. Ja, die Kriterien dafür, was als Gewalt gilt, sind ziemlich weit gefasst, und wer 50 Jahre alt ist und als 20-Jährige(r) einmal von einem ehemaligen Partner geschubst wurde, taucht in der Statistik positiv auf, aber die Häufigkeit von körperlicher oder sexueller Gewalt in Beziehungen hat mich schon beeindruckt.
Eine zweite interessante Erkenntnis für mich war, dass die Punktzahl eines Landes auf dem „Gender Equality Index“ der EU positiv mit der Prävalenz von Gewalt gegen Frauen in diesem Land korreliert. Je gleichberechtigter die Geschlechter, desto mehr Gewalt gegen Frauen.
Daraus schließe ich, dass höhere berichtete Raten von Gewalt gegen Frauen nicht unbedingt mit einem höheren Ausmaß tatsächlicher Gewalt gegen Frauen zusammenhängen müssen, sondern auch durch eine höhere Anzeigebereitschaft stärker emanzipierter und selbstbewussterer Frauen in immer progressiveren Gesellschaften erklärt werden können.
Eine dritte Erkenntnis ist, dass hinsichtlich der Befähigung von Frauen, sich gegen jegliche Form von Gewalt in der Partnerschaft zu wehren, und der Instrumente zu ihrem Schutz, angefangen von der Sensibilisierung der Polizei für das Problem bis hin zur Bereitstellung psychologischer und materieller Unterstützung für Frauen, die ihren Partner verlassen wollen, noch viel zu tun ist – zumindest war dies 2004 noch der Fall. Auch im Bereich des Aufbrechens traditioneller Rollenbilder und Dominanzvorstellungen im Geschlechterverhältnis ist in Deutschland offensichtlich noch einiges zu leisten (Thema Ursachenbekämpfung).
Danke für den Anstoß, @cheffe! Gestatte mir abschließend noch einige Fragen bzw. Anmerkungen:
Woher nimmst Du das? Woran machst Du das fest? Mich würden Deine Quellen interessieren (zur Not der Kulturzeitbeitrag, aber Primärquellen wären besser).
Dito.
Eine Frage dazu:
Beim Straftatbestand „Misshandlung von Schutzbefohlenen“, was man ungefähr mit dem Einsatz der regelmäßigen Backpfeife oder Trachtprügel gegen das eigene Kind als Erziehungsmethode oder einer schweren Vernachlässigung bis bin zum Tod übersetzen darf, sind Frauen mit knapp 50 Prozent der Tatverdächtigen auf Augenhöhe mit Männern, und bei Gewalttaten mit Todesfolge gegen Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren liegen sie sogar vor Männern.
Frauen machen in Deutschland rund die Hälfte aller Todesopfer und 1/3 aller Opfer von Tötungsdelikten insgesamt (inklusive der unvollendeten) aus (2023: Todesopfer insgesamt: 676, Frauen: 339, Männer: 337. Tötungsdelikte insgesamt: 2.885, Frauen: 926, Männer: 1.932). Das heißt also, rund die Hälfte der Opfer von Gewalttaten mit Todesfolge und rund zwei Drittel aller Opfer von Tötungsversuchen sind Männer.
Wie passen diese Befunde zu Deiner oben zitierten Behauptung? Mir scheint, dass Gewalt gegen andere Menschen sehr wohl auch von Frauen ausgeübt wird, wenn die Opfer schwächer sind (Punkt 1), und dass die Opfer von (männlicher) Gewalt vor allem (andere) Männer sind, was Deinem Erklärungsversuch „Misogynie“ den Boden entzieht, denn wenn Männer andere Menschen aus Misogynie zu töten versuchen würden, dann müssten die Opfer ja überwiegend Frauen sein, was sie aber nicht sind (Punkt 2).
Ich stimme zu, dass die alleinige Fokussierung auf das Herkunftsland der Täter viel zu kurz greift und falsche Schlüsse nahelegt (etwa: Ausländer raus, dann ist das Problem gelöst). Ich möchte aber der statistischen Sauberkeit halber darauf hinweisen, dass das erwähnte Lagebild des BKA bei den 340 „Femiziden“ im Jahr 2023 in rund 32 Prozent der Fälle mindestens einen ausländischen Tatverdächtigen ausweist. Deine Aussage des „statistisch täglichen Femizids“, den der „deutsche (gerne Ex-)Partner“ verübt, ist also nicht korrekt.
Eine Ergänzung: Emanzipierte, starke Frauen, sind vielen Männern ein Dorn im Auge. Diese Männer wollen ihnen dann zeigen, wo sie in der Rangordnung stehen. Jemand, der sich gegen die gesellschaftlichen Bedingungen wehrt, ist anfälliger für Hass und Gewalt von jenen, die das nicht wollen, als eine Person, die alles mitmacht, weil sie Angst vor den Konsequenzen hat. Das kann eine Rolle spielen. Gleichberechtigung auf einem Index heißt nicht, dass wir eine progressive Gesellschaft sind. Man sollte solche Scores nicht überschätzen. Deutschland hat sich über viele Jahrzehnte deutlich weiter gewähnt, als wir es sind.
Und genau aus dieser Fehleinschätzung heraus hat man sich auch zu oft zufrieden gegeben, wenn es um gesellschaftlichen Wandel ging. Aus dieser Fehleinschätzung heraus entstehen auch immer wieder diese arroganten Klischees, dass wir kein Problem mit Sexismus, Rassismus und anderer Menschenfeindlichkeit hätten. Von Leuten, die einfach nicht hinschauen, weil sie es selbst nie erleben und dann sagen, dass wir ein progressives Land wären und insgesamt ja alles gut wäre.
Darüber sollten mehr Menschen nachdenken, finde ich. Wir schauen zu oft nicht hin, wenn es um uns geht und nicht um vermeintlich „Fremde“.
Wir haben einerseits einen Migrationsanteil von rund 30 Prozent in diesem Land und andererseits gibt es Studien, die belegen, dass insbesondere bei diesen Tatbeständen Ausländer eher angezeigt werden und so in der Statistik landen als deutsche, die in ihrem Kreis oft sogar noch gedeckt werden. Insofern bestätigt diese Zahl nur erneut, dass die Herkunft nicht das Thema ist, das diskutiert werden sollte.
Grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass die Betrachtung der Themen häusliche Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft entlang der Leitunterscheidung Inländer ↔ Ausländer viele relevante Aspekte der Problematik eher vernebelt als erhellt und zu falschen Schlussfolgerungen verleitet. Das hat mir die Lektüre deutlich gemacht, und wie Du bemerkt hast, habe ich mich in der Diskussion des Themas, abgesehen von der Korrektur eines Sachverhalts in einem Beitrag eines anderen Diskussionsteilnehmers, auch nicht auf diese Unterscheidung bezogen.
Dein Einwand ist dennoch in zweierlei Hinsicht unzureichend bzw. falsch: Erstens liegt der Anteil der in Deutschland lebenden Ausländer bei ca. 15 Prozent. Die 32 Prozent des BKA beziehen sich explizit auf nichtdeutsche Tatverdächtige, also Ausländer, und nicht auf die 30 Prozent Personen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben. Nichtdeutsche Tatverdächtige sind also in Relation zu ihrem Anteil an der Bevölkerung doppelt überrepräsentiert (aus Gründen, die kausal nichts damit zu tun haben, dass sie Ausländer sind, aber in mancher Hinsicht damit korrelieren).
Zweitens handelt es sich hier um vollendete Tötungsdelikte („Femizide“), also um Leichen. In diesen Fällen bedarf es keiner Anzeige, damit die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt (es sei denn, der oder die Täter lassen die Leichen verschwinden und niemand bemerkt es), und es ist daher schon systematisch ausgeschlossen, dass Ausländer mit einer hören Wahrscheinlichkeit angezeigt oder als Täter geframed werden als Deutsche.
Verständnissfrage: Ab wann ist ein Tötungsdelikt ein Femizid?
Wird da unterschieden zwischen „Die Person wurde getötet weil sie eine Frau ist“ und „Die getötete Person war halt zufällig eine Frau“?
wie ist man denn bei einem Mord zufällig eine Frau? So als Verständnisfrage.
Wenn man so beim vorbeigehen ermordet wurde und dem Täter war es egal, welches Geschlecht das Opfer hatte?
Das dürfte wenn dann eher im Bereich Totschlag passieren, wenn z.B. ein Einbrecher in einem Haus gestellt wird und zur Waffe greift oder ein Bankräuber wahllos um sich schießt bzw. es bei generell bei Schießereien unbeteiligte Opfer gibt.
Ah, das erklärt auch, warum ich mit deinen Zahlen gefremdelt habe. Denn mir sind andere bekannt, wenn es um Gewalt gegen Frauen generell geht. Auch hier danke für die Konkretisierung.
Ich bleibe trotzdem bei meinem Stanpunkt, den ich vorher ausgeführt habe. Und auch dabei, dass Kriminalstatistiken stark von Rassismus beeinflusst sind, wenn auch nicht immer im konkreten Fall. Und ich bleibe auch dabei, dass Gewalt gegen Frauen kein maßgebliches Problem der Herkunft ist. Immer wieder kommt in den Diskussionen dann der Punkt, dass es kulturelle Unterschiede gibt und der ist faktisch richtig. Natürlich ist eine Frau in einem patriarchal geprägten Umfeld eher Opfer einer Gewalttat und natürlich sind die Rollenbilder in anderen Kulturen anders. Nur wie oft diskutieren diese Menschen denn darüber, wie patriarchal unsere Gesellschaft immer noch in weiten Teilen ist? Für ein vermeintlich progressives Land reden wir da viel zu selten drüber und wischen die Dinge einfach weg. Gewalt gegen Frauen ist auch ein deutsches Problem. (Und das geben die Zahlen ja ebenfalls immer noch her, insbesondere, wenn man alle Delikte einbezieht.)
So werden im Lagebild sämtliche Tötungsdelikte wie Mord, Totschlag, Mord im Zusammenhang mit Sexualdelikten und Körperverletzung mit Todesfolge mit weiblichen Opfern als (versuchte oder vollzogene) Femizide gezählt - unabhängig von den Umständen der Taten. (BR)
Die in meinen Augen sinnvollste Interpretation dieses Begriffs, die auch das BKA verwendet, ist die zur Beschreibung von Tötungsdelikten, bei denen Frauen die Opfer sind, also eine rein deskriptive.