Hat jemand gestern den Nockherberg geschaut?
Die Buß-Predigt von Maxi Schafroth war scharf und düster - der Weltlage angemessen, vor allem aber der deutschen Politik angemessen.
Zu lachen gab’s tatsächlich nicht so viel, weil alles, was er den Herrschaften hingerieben hat, schlicht der Wahrheit entsprach. Es wird für das politische Kabarett zunehmend schwieriger, der wahnwitzigen Realität satirische Spitzen zu entlocken - selbst für einen solchen Meister seines Fachs.
Die CSU war unisono not amused und fand sowohl verbal als auch mimisch sämtliche Passagen offenbar unverschämt. Wo wir doch in so schwierigen Zeiten leben, sprach etwa Ulrike Scharf, sei es doch unfair und spalterisch, so auf die CSU draufzuhauen. Das nennt man dann wohl kompletten Realitätsverlust und vollendete Täter-Opfer-Umkehr.
Überhaupt, das Kabinett Söder. Lauter Zombies, wobei die noch mehr Ausstrahlung haben als die Damen und Herren Minister und Sekretäre. Da ist nicht ein einziger dabei, der unter dem Maggus sich einen Funken Rest-Würde und Rückgrat bewahrt hätte. Dabei hatte die CSU einst durchaus kernige Menschen, die man vielleicht nicht mögen musste, aber das waren oft Charakterköpfe mit gewisse intellektuellen Fähigkeiten. Dagegen heute: Bernreuther, Scharf, Holetschek, Bär, Kaniber. Peinliche Duckmäuser und Erfüllungsgehilfen, das hat Schafroth genau erkannt und benannt.
Am schlimmsten natürlich der Wendehals und Populismus-Experte Söder, dessen arrogante Fratze wirklich allmählich unerträglich wird, sobald er sich, wie gestern, Widerworten stellen muss.
Zitat Schafroth:
„Politik ohne Umwege übers Hirn direkt ins Bauchgefühl. Baue deine eigenen Feinde und präsentiere dich als Erlöser eines selbst geschaffenen Problems. Und der Markus hat selbst geschaffene Probleme en masse.“
„Für den Markus ist das Gebet eher so eine Art Update unter Führungskräften.“
Völlig klar, dass die CSU-Granden sich hinter den Kulissen den Maxi Schafroth wohl bald verbitten lassen. Der ist ja bestimmt ein Grüner, ein Kommunist womöglich gar! Und dann singt er auch noch so schön, mal im Ernst, wenn das Künstler-Gschwerl im Saal applaudiert, aber die armen Politiker buhen, dann läuft doch was verkehrt!
Dabei ist die politische Ausrichtung von Schafroth gar nicht der Punkt.
Ich glaube, was die CSUler so irritiert, ist einfach, dass da jemand Mensch geblieben ist.
Nochmal ein Maxi-Zitat:
„Interessant ist schon, dass die Neiddebatte, die sich nach oben richtet, verpönt ist. Aber die Neiddebatte, die sich nach unten richtet, der Neid der Geringverdiener auf die Bürgergeldempfänger, der scheint ja geradezu erwünscht zu sein. Die Neiddebatte nach unten wird eingeschürt wie ein Kaminfeuer in der Merz’schen Jagdhütte.“