Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Ich verlagere die Diskussion über die Ultra-Plakat-Aktion beim gestrigen Heimspiel mal in den Politik-Thread, wo sie meiner Meinung nach auch stattfinden kann.

Dazu dokumentierend die ZEIT:


Und zum Hintergrund

Ja, das verstehe ich. Und unterstütze ich voll und ganz. Ich hab mir alle Mühe gegeben zu betonen, dass das Transparent in puncto Wortwahl und dessen implizitem HateSpeak völlig daneben ist.

Ich habe ein paar Jahre Autonome Antifa hinter mir, dort gab’s und gibt’s weit verbreitet denselben Wahnsinn. Die von dir aufgeführten Wordings stammen aus der Autonomen Antifa der Achtziger. „Haut die Bullen platt wie Stullen, haut die Glatzen, bis sie platzen.“
Es war/ist für mich stets die Quadratur des Kreises, im Schwarzen Block über die hässliche Fratze rassistischer Sprache und Feindbilder in den eigenen Reihen zu sprechen. Und die Frage aufzuwerfen, inwieweit Feind- und Spiegelbild sich gegenseitig bedingen und immer ähnlicher werden.

Natürlich kommen diese Feindbilder nicht von ungefähr. Es sind zwei verschiedene Dinge, einen Polizeikessel im Fernsehen oder in der Kesselmitte zu erleben. Wasserwerfer und Tränengas wirken auf der Straße anders. Es gab Dutzende von Demonstrationen, die diese Feindbilder genährt haben:

Meine eigene Ersterfahrung mit polizeilichem Schusswaffengebrauch war in Sevilla 1992 bei den Gegenveranstaltungen zur damaligen EXPO

Diese Erfahrungen (ausgehend von Brokdorf, Startbahn-West Anfang der 80er) haben zwei Generationen linker Demo-Kultur geprägt; das Narrativ daraus wird immer wieder neu belebt und von jeder folgenden Protestkultur aufgegriffen. Im Kern ist die Debatte dieselbe, die schon die RAF in den 70ern in die Ausläufer der Studentenbewegung trug: Sind Polizisten als ausführende Träger der Staatsgewalt der eigentliche Feind? Ist Kurras ein Mörder? Sind mit dem RAF-Schießbefehl alle Polizisten potenzielle Mörder?

Daneben hat jede Jugendbewegung auch immer ihre eigene Faszination an Riots entwickelt. Nahezu jede politische Straßenbewegung hat (vor allem in GB, F und D) auch einen -unterschiedlich großen- Anteil an Gewalt-Touristen entwickelt, die minutiös den Straßenkrieg gegen die Polizei planen.

In dieser Tradition sehe ich die Bayern-Ultras mit diesem Plakat. Da werden richtige und wichtige Themen benutzt und ausgeschlachtet, um Aufmerksamkeit (=Clicks) zu erlangen.
Sie schaden mMn dem okkupierten eigentlichen Anliegen mehr, als dass sie ihm nützen. Weil wir uns mehr mit der sprachlichen Gewalt der Ultras beschäftigen als mit der missbräuchlichen Gewalt des jungen Polizisten in Oldenburg.

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