Oh, ich glaube schon, dass man sich gegen Misogynie wehren kann. Wenn frau es clever anstellt, kann sie das sogar zu ihrem Vorteil machen. Harris ist das locker zuzutrauen. Trumps Frauenfeindlichkeit mag ihm beim harten Kern nutzen, aber bei den gemäßigteren Republikanern zählt diese Eigenschaft wie so viele andere eher zu dem, was man sich schönsaufen muss, um ihn wählen zu können.
Anstelle der Demokraten würde ich sogar die Flucht nach vorne antreten, indem ich zwei Frauen an den Start schicke, um sich maximal sichtbar von Trumps offensichtlicher Radikalität abzusetzen. Obendrein bietet sich für das Amt der Vize eine Kandidatin direkt an:
Gretchen Whitmer ist momentan Gouverneurin von Michigan.
Das hätte mehrere Vorteile grade im direkten Vergleich zu Trumps Kettenhund J. D. Vance:
- Sie hat also Regierungserfahrung.
- Als Frau kann sie den glaubwürdigsten Gegenpart bei einem Thema geben, das die Demokraten schleunigst zu einem dominanten Wahlkampfthema machen sollten, nämlich der Abtreibungs-Frage. Vance ist bekanntlich radikaler Abtreibungsgegner, und zwar auch in solchen Fällen wie Vergewaltigung oder Inzest oder gesundheitlicher Gefährdung bei der Austragung.
Michigan besitzt eine religiös relativ gemäßigte Bevölkerung. Für amerikanische Verhältnisse. Da böte sich diese Thema, für das Trump/Vance in den gesamten USA nicht ansatzweise eine Mehrheit haben (nicht mal unter den Republikanern), offensichtlich an. - Michigan ist ein Swing State.
Wir haben ja bereits mal über die Absurditäten des amerikanischen Systems gesprochen.
Jedenfalls, Wechselwähler hin oder her:
Es wird dezidiert auf die Swing States ankommen. Und wenn ich da eine Gouverneurin in einem davon sitzen habe, sollte ich das nutzen. (Michigan ist auch nicht gerade klein, von den Wahlmännerstimmen her.)
Im Idealfall wird Biden sogar noch vor der Wahl seinen Posten räumen, damit Harris mit Amtsbonus in die Wahl gehen kann. Oder aber, mindestens muss er Harris jetzt, im Unterschied zur bisherigen Amtszeit, mit den lohnendsten Themen ins Rampenlicht zerren, damit sie sich ordentlich positionieren kann.
Mit Harris/Whitmer könnte man auch der zu erwartenden Betrugs-Vorwürfe seitens Trump einigermaßen ordentlich begegnen. Harris ist ja schließlich gewählt.
Anyway:
Das alles wäre der geschilderte Idealverlauf aus meiner Sicht.
Sollte sich das Blatt tatsächlich noch wenden lassen, wird jedoch nach der Wahl ein bürgerkriegsähnlicher Zustand eintreten. Denn Trump/Vance werden eine Niederlage niemals akzeptieren. Und diesmal werden sie es nicht mehr bei einem versuchten Sturm auf Kapitol bewenden lassen. Diesmal werden sie - falls überhaupt noch notwendig - ihre Bagage zu den Waffen rufen.
Und allein das ist schon der offensichtliche Grund, warum man kein Demokrat sein kann, wenn man sich diese(n) Typen ins Amt wünscht. Denn grade in Amerika ist dies die Grundvoraussetzung, dass die Demokratie funktioniert: dass man ein Wahlergebnis anerkennt.