Wow, Danke für diesen sehr ausführlichen und interessanten „Insider“ Einblick!
IW-Report_15_2017_Machtverteilung_nach_Wahlen.pdf
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Wow, Danke für diesen sehr ausführlichen und interessanten „Insider“ Einblick!
Ebenfalls vielen Dank für die Einblicke ins Bildungswesen des UK.
Sich etwas von anderen abzuschauen, wäre oft so wichtig.
Aktuell wieder ganz interessant:
Digitale Offensive in Bayern. Möglichst viel Arbeit mit dem Tablet, am besten ausschließlich. (6 Stunden Bildschirm in der Schule, 2 Stunden daheim und dann noch Zocken oder TikTok am Handy - da freuen sich alle vom Augenarzt bis zum Hersteller der ADHS-Medikamente).
Begründung: Die Skandinavier machen das und sind besser bei PISA.
Realität: Die Skandinavier fahren den Einsatz von Tablets mittlerweile wieder deutlich runter, weil sie gemerkt haben, dass das Ergebnis nicht befriedigend ist.
Wie in der Schule gilt auch in der Politik: auch Abschauen will gelernt sein.
Ja, da bin ich zu 100% bei Dir.
Mag zwar erstmal etwas perfide/egomanisch rüberkommen - a la ich will mein Kind selber unterrichten dürfen aber andere Eltern sollen nicht mal die Schulart aussuchen dürfen.
Aber sorry - ich schlag mich mit meinem Kind dann halt auch selber rum und papp es nicht Lehrern in ner Schulart auf die Nase wo das Kind eigentlich nicht reinpasst und dann nur noch mehr Stress und Ärger erzeugt als Lehrer heutzutage eh schon aushalten müssen - nicht von ungefähr hat man schon lange Lehrermangel!
Wie wahr, wie wahr.
Es ist vielmehr die höchste und wichtigste Kunst in der Politik würde ich passend für den Politikthread sogar behaupten!
Man muss weiß Gott nicht für alles das Rad neu erfinden.
Aber nein, auch nicht jede innovative Lösung von anderswo muss sofort das gelbe vom Ei sein.
Und im Schnitt vielleicht einfach mal nen Weg der Mitte - das ist selten total verkehrt.
Siehe Tablets - da könnte man zwischendurch auch Mal sinnvoll was mit treiben, schon richtig. Aber doch bitteschön nur kleinen Teil der Zeit. Alles hat seine Vor und Nachteile und warum extrem wenn es auch gemäßigt geht.
Prinzipiell würde ich auch eher mehr Fächer als weniger befürworten und einen Mix aus Generalismus und Spezialisierung. Man sollte von allen Fächern die Basics drauf haben - aber halt eigentlich wirklich nur die Basics. Alles weitere kann man sich heute bei Bedarf sehr leicht selber später draufschaffen.
Aber viele Fächer die sehr wertvoll wären - da ist in Bayern/D in der Schulzeit halt überhaupt nix im Angebot. Psychologie zB - ein total wichtiges Feld in quasi JEDEM Leben - warum nur als Studiengang aber nicht als Schulfach? Oder sowas wie Philosophie? Religionsunterricht auch gern - aber dann gefälligst über ALLE wichtigen Religionen was lehren und nicht nur die eine zufällig gerade wo dominante. Geschichte das gleiche Spiel - die Geschichte der Welt, nicht nur oder zumindest ganz primär die Geschichte von D. Darum sollte es gehen. Und vorallem auch Mal die jüngere Geschichte - ich kann mich noch gut erinnern wie sowas wie das Mittelalter sogar mehrfach im Gymnasiums Zyklus endlos abgehandelt wurde mit endlos Aneinanderreihungen von Jahreszahlen an die sich später keine Sau mehr erinnern kann. Aber die eigentlich wichtigste/bestimmenste Periode nach WW2 für unser heutiges Leben - das wurde mal schnell ganz kurz vor dem Abi mal bisschen gestreift und das war’s dann. Aber klar - bei Lehrplänen gefühlt vorallem (Latein war bei mir zB noch verpflichtend - what a bloody waste of time) zu Zeiten von Humboldt entstanden natürlich kein Wunder…
Das geht in die Richtung, von der ich sprach.
Zugespitzt gesagt, bilden wir keine Menschen aus, sondern Arbeitskräfte.
An meinem eigenen Beispiel:
Mir wurde nach der Volksschule gesagt, aus mir würde mal ein super Mathematiker. Also ab aufs naturwissenschaftliche Gymnasium. Nach der 7. Klasse war klar, okay, der Bub ist sprachbegabt, dafür hat er Probleme bei den Naturwissenschaften. Physik und Chemie hab ich dann schnellstmöglich abgewählt, privat aber dann bemerkt, dass mich die theoretische Physik sehr interessiert und ich den Fachartikeln auch folgen kann. In Deutsch war ich immer super, habe aber völlig andere Literatur konsumiert als in den Lehrplänen vorkam. Geschichte war für mich das beste Fach überhaupt, bis mir klar wurde, dass wir die Zeit nach dem zweiten WK bis zur 13. Klasse quasi nur noch streifen, zu einer Zeit, als das politische Bewusstsein längst erwacht war. Informationen dazu, warum unser Staat und unsere Lebensweise so sind, wie sie nun mal sind - Null. Werte, die wir angeblich haben oder verteidigen sollen - kam nicht vor. Höchstens vergraben und getarnt unter Bergen von trockenstem Sachunterricht. Wer ich selbst bin, wer ich sein könnte, wer ich sein will - Oh, das gab’s, sage ich in aller Ironie: es wurde Berufsberatung angeboten. Weil der Mensch ja nur ist, womit er sein Geld verdient.
Im Klartext: der alte Spruch Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben ist eine lächerliche Mogelpackung.
Ich betrachte mich als halbwegs gebildeter Mensch mit einer soliden Allgemeinbildung. Und ich würde jederzeit beschwören, dass ich das Wissen, dem ich diese Einschätzung verdanke, zu etwa 80% außerhalb der Schule erworben habe, durch Eigeninitiative und inspirierende Menschen im sozialen Umfeld. Und das nach 13 Jahren und 'nem Studium obendrauf (wo sich übrigens das Phänomen wiederholt hat: Meine Literatur bestand zu bestimmt 70% aus Stoffen, die das Studium selbst nicht verlangte). Letzteres hätte wohl ein passenderes sein können, hätte ich eine Ahnung vermittelt bekommen, was tatsächlich meine Stärken und Interessen sind - was die herrschende Schulbildung meines Erachtens nicht die Bohne interessiert, wenn sie es nicht sogar ver- oder behindert.
Hier bin ich anderer Meinung als @Ibiza, auch wenn ich seine Worte nachvollziehen kann - von wegen tote Sprache und so.
Aber ich hatte das Glück, einen guten frühen Latein-Lehrer zu haben, der mir vermittelte, dass es nicht immer nur um praktische Anwendung gehen kann, sondern im Falle Latein auch um allgemeines logisches Denken (was mir von den Physik und Mathe-Lehrern noch abgesprochen worden war), Geschichtsbildung und humanistisches Menschenbild. Ich hatte dann sogar Leistungskurs Latein und verdanke dem Fach viel. Hätte ich sonst je Cicero gelesen?
Jedenfalls:
In heutigen Zeiten noch sowas wie ein Fach Religion (in der jetzigen Ausprägung) zu haben, aber während der ganzen Schulzeit ohne den Namen eines einzigen prägenden Philosophen aktiv kennenzulernen, der für die Ausprägung unserer Gesellschaft verantwortlich ist - das ist ein echter, kompletter Treppenwitz.
Hätte ich nicht das Glück gehabt, ein paar gute Lehrer in meiner Schulzeit genießen zu dürfen, die mich mit Lesestoff außerhalb der Lehrpläne versorgt haben, wäre ich vielleicht heute genau so ein Zombie wie viele andere, die sich fragen, wenn es heute so schön heißt, wir müssten um unsere Werte kämpfen: Zum Geier, welche Werte?
Zum Thema Brandenburg - scheinbar gab es für die CDU (11,5%) keinen Merz-Effekt und die SPD ( 32%) hat an Boden gut gemacht weil sie OHNE Scholz Wahlkampf gemacht haben.
Grüne (4,5%) und Linke (4%) unter der 5% (FDP unter Sonstige) dafür mit Afd (29%) als zweitstärkte und BSW (12%) als drittstärkste Kraft.
Alles in allem erschreckend aber könnte leider schlimmer sein.
Zur Bundestagswahl:
Merz und Scholz als Kanzlerkandidaten ist schon mal nichts worauf man sich freuen kann.
Scholz hat kaum Charisma und ist nicht gerade beliebter geworden in letzter Zeit.
Ähnlich sieht es mit Merz aus.
Die Grünen wurden von allen Seiten mit Fakenews und Propaganda beschmissen und wehren sich kaum.
Die einzige Chance wäre eine erneute Katastrophe und ein Wiederbeleben vom Geist der FFF.
Die Linken wurden endgültig von BSW zerstört und die Afd wird trotz aller Skandale wachsen.
Die FDP wird wahrscheinlich (zurecht) unter 5% landen.
Meine Prognose 2025:
CDU/CSU 25-32% (je nach Anzahl und Schwere der Skandale + bei Söder wären es wahrscheinlich deutlich mehr)
Afd 18-25% (je nach Zeitpunkt der Skandale)
BSW 8-14% (je nachdem, wie in den Landesregierungen mit BSW regiert wird + Krieg Russland/Ukraine)
SPD 9-16% (Abhängig von CDU)
Grüne 11-14% (aber Abhängig von Umweltkatastrophen auch bis zu 22%)
FDP 2-4% (unter 5% Hürde)
Linke 2-4% (-…- aber das ein oder andere Direktmandat)
Freie Wähler 2-4% (Hubsi ist allen Skandalen gewachsen aber für 5% reichts nicht)
Die PARTEI 0,5-1% (wie immer)
Tierschutzpartei 0,5-1% (wie immer)
(…)
Ich glaube, dass es für die Groko nicht reichen wird und die Grünen für eine Kenia-Regierung oder sogar Schwarz-Grün gebraucht werden - aber das bis dahin die CDU alle Brücken brennen lässt ist nicht unwahrscheinlich.
BSW wird wahrscheinlich Opposition bleiben.
Noch gibt es zum Glück keine Akzeptanz für eine Koalition mit Afd und BSW.
Um so verwunderlicher ist daher mMn der Umgang von Merz, Söder und co. mit den Grünen.
Daher ist es für mich auch gut vorstellbar, dass es nach der Wahl & Verhandlungen zu einer Neuwahl kommen kann.
Die CDU ist kompromisslos geworden und Grüne müssen auf bestimmte Wahlversprechen bestehen um nicht völlig ihr Gesicht zu verlieren.
Daher könnte damit bald auch eine Koalition zumindest mit BSW an den Wähler verkauft werden.
Spannende Gedanken hier zum Thema Bildungswesen, vielen Dank dafür! Da fühle ich mich direkt inspiriert, auch etwas beizutragen.
Um mit etwas positivem zu starten: Für mich fühlt sich der Lehrplan retrospektiv deutlich sinnvoller an, als ich ihn damals wahrgenommen hatte. Ich durfte vor gar nicht so langer Zeit das Konzept der Halbwertszeit von Wissen kennen lernen. Dieses besagt, dass Wissen eine gewisse Halbwertszeit hat, nach der es irrelevant wird. Wenn ich mir beispielsweise das Wahlprogramm der AFD durchlese, dann würde es bereits nach einem halben Jahr nicht mehr aktuell und somit nicht mehr relevant sein. In diesem speziellen Fall ist es das womöglich bereits zum Zeitpunkt des Lesens. Im Gegensatz dazu sind die grundlegenden Konzepte der Mathematik, oder auch die Geschichte der Menschheit, seit langer Zeit unverändert und werden das aller Voraussicht nach auch noch eine Weile bleiben. Gemessen daran sind sehr viele Inhalte des Lehrplans total sinnvoll, weil man sie sich früh im Leben aneignet und im Anschluss bis zu 100 Jahre nutzen kann, nicht zuletzt als Anknüpfungspunkt für weiteres Wissen.
Als weiteres Bewertungskriterium halte ich für sinnvoll, ob man sich Inhalte später selbst einfach aneignen kann oder will. Wir haben die natürliche Tendenz, es uns gerne einfach zu machen. Wenn ich heute im Job einen Artikel über Sokrates schreiben muss, informiere ich mich über Sokrates. Wenn ich verstehen muss, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert, informiere ich mich über die Funktionsweise eines Verbrennungsmotors. Hilfreich ist es in solchen Fällen immer, wenn ich ein breites Grundlagenwissen habe, sozusagen auf Metaebene, über den Prozess den ich betrachte. Wenn ich die Physik hinter einem Verbrennungsmotor verstehen kann, wenn ich die Konzepte der Ethik und Philosophie im Allgemeinen bereits kennen lernen durfte, hilft mir das bei den oben genannten Aufgaben. Später im Leben fehlt uns die Zeit und teils auch die intrinsische oder extrinsische Motivation, uns solches Grundlagenwissen anzueignen. In der Schule hat man die Zeit und mindestens die extrinsische Motivation, genau das zu tun.
Auf dieser Grundlage halte ich es für wenig sinnvoll, in der Schule Alltagsfähigkeiten wie zum Beispiel „Seine Steuererklärung einreichen“ zu vermitteln. So viel zu den positiven Seiten und meiner Betrachtungsweise unsere Lehrplans.
Halt, eines noch: Das viel gescholtene Fach „Deutsch“ halte ich für essentiell wichtig und geistig hoch anspruchsvoll. Texte zu interpretieren und „zwischen den Zeilen zu lesen“, sich eine Meinung bilden, diese Meinung artikulieren, selbst Texte verfassen, all das ist in vielen Berufen tagtäglich gefragt. Um mir die Frage zu beantworten: Meint er das genau so, wie er es sagt oder schreibt? Oder auch im Privaten, wenn ich Nachrichten konsumiere und einordnen muss.
Das heißt allerdings nicht, das ich nichts ändern würde. Dass Religion in der aktuellen Form nichts im Lehrplan verloren hat, da sind wir uns glaube ich einig. Das würde ich persönlich ersetzen mit Programmieren, was für mich als Grundlagenwissen heutzutage unglaublich wichtig ist und gleichzeitig das logische Denken schult. So wie früher Physik erklären konnte, wie Wasserkocher oder Verbrennungsmotoren funktionieren, so erklärt heute Programmieren oder allgemeiner Informatik, wie die allgegenwärtige digitale Welt funktioniert.
Weitere Inhalte sind mit Sicherheit reformbedürftig, zum Beispiel Geschichte und Erdkunde. Es könnte so spannend sein, in Geschichte und Erdkunde zu erfahren, warum die Verhältnisse und Grenzen und Spannungen im 21. Jahrhundert so sind, wie sie sind.
Und eine sehr schwierige Frage ist sicherlich, wie viel Psychologie und Soft-Skills in der Schule vermittelt werden sollten. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Mein erster Impuls ist, dass das nicht die Aufgabe der Schule ist, sondern die Aufgabe der Eltern und Erziehung. Gleichzeitig benachteiligt das in hohem Maße die Schüler:innen, die aus einem funktionierenden Elternhaus kommen. Insofern würde ich es vermutlich begrüßen, ein Fach solchen Themen zu widmen, ohne es konkret eingrenzen zu können. Das ist ein sehr breites Feld, aus dem man da wählen darf: Wie fühle ich mich in andere hinein (Empathie)? Wie reguliere ich meine Emotionen? Was sind meine Ziele und wie setze ich sie richtig? Wie agiere ich in Konflikten? Gerade noch schwer zu greifen für mich, was eine Schule in der Richtung auch leisten kann.
Obwohl mein Beitrag vermutlich jetzt schon zu lang ist, möchte ich noch einen Gedanken teilen, der mir durch den Kopf geistert. Was würde dagegen sprechen, die Aufteilung in mehrere Schulformen komplett abzuschaffen, und stattdessen Leistungslevel für die einzelnen Fächer einzuführen. Die Kinder sind bis zur dritten Klasse gemeinsam in einer Klasse und werden von einer Lehrkraft in den meisten Fächern unterrichtet - ähnlich der heutigen Grundschule. Das gewährleistet in der frühen Schulphase Stabilität und Kontinuität. Im Anschluss bleiben alle an der selben Schule, man wechselt allerdings je nach Leistungslevel im jeweiligen Fach in das A, B, C, D oder E Niveau. Ein Schüler der vierten Klasse würde morgens in Mathe in die Klasse auf B-Niveau gehen, wechselt zur dritten Stunde in die Klasse auf D-Niveau für den Deutschunterricht, und zur fünften Stunde in die Klasse auf A-Niveau für Geschichtsunterricht. Das wäre an das Leistungslevel angepasst und würde gleichzeitig für Inklusion sorgen - alle haben dieselbe Schule und denselben Pausenhof, man vermeidet eine räumliche Trennung nach Bildungsklassen. Erreicht ein Schüler in der 8. Klasse in Summe nicht ein gewisses Leistungsniveau, muss er in der 9. Klasse den Quali absolvieren, um die Option zu haben, weitermachen zu dürfen. Identisch läuft es mit der mittleren Reife und dem Fachabitur: Man hat immer die Möglichkeit, nach bestandener Prüfung weiterzumachen, es gibt allerdings auch eine Empfehlung der Schule. Macht ein Schüler seine mittlere Reife mit Ach und Krach, empfiehlt man ihm nicht, den Weg zum Abitur zu beschreiten. Die Möglichkeit besteht nichtsdestotrotz. Die aktuellen Schulgebäude könnte man weiterhin nutzen, und die Kinder einfach nach Alter verteilen.
Was ist Eure Einschätzung zu so einem System? Möglicherweise in der Organisation anspruchsvoller, abgesehen davon fallen mir mehr Vor- als Nachteile ein.
In der Tat.
Es ist eine völlig verfahrene Situation.
Ich kann es einfach nicht fassen, dass es scheinbar keine Politiker gibt, die begreifen, dass es der AfD nicht schadet, wenn man ständig nur ihre Narrative und Spielfelder bespaßt. Das betrifft natürlich hauptsächlich die Union, aber auch bei der SPD und bei der FDP sowieso neigen ja genug Leute dazu, weiter nur zu glauben, man müsste nur das Migrationsthema verarbeiten, dann werde die AfD wieder verschwinden.
Abgesehen davon, dass im kulturellen Kampf, dem sich die AfD verschrieben hat, noch weitere Themen lauern, die man ebenso bespielen kann, um die Menschen zu spalten oder ihnen Verlustängste einzureden:
Es wäre längst an der Zeit, den Narrativen der Radikalen eine Gegenerzählung zu liefern. Es scheint so, als gäbe es in Deutschland immer noch eine stabile Mehrheit, die vom Radikalismus der AfD so angewidert ist, dass sie bereit sind, auch mal den politischen Gegner zu unterstützen. Auf Dauer jedoch kann das nicht funktionieren, ständig entgegengesetzte politische Lager zu zu Koalitionen oder strategischem Zusammenhalt zu zwingen mit dem alleinigen Ziel, dass die AfD nicht an die Macht kommt.
Eine Gegenerzählung hinsichtlich der Migration wäre etwa, dass man sich nicht von der AfD zu immer krasseren Maßnahmen zum Asylrecht treiben ließe, sondern den Menschen vermittelt, dass die deutsche Wirtschaft ohne Zuwanderung bald desolater dasteht als vermeintlich ohnehin schon. Dass es also nicht darum gehen kann, Zuwanderung wahllos zu begrenzen, die man eh nur auf internationalem Wege wenigstens ein bisschen steuern kann. Dass ein Land, das glaubt, sich einschließen zu können, vor die Hunde geht in einer globalisierten Welt.
Nun könnte man sagen, dass sind doch Basics. Stimmt. Nur, von welchem Politiker - selbst der SPD, der Grünen, der Linken hat man das zuletzt vernehmbar gehört?
Niemand leugnet, dass Zuwanderung möglichst kontrolliert ablaufen sollte. Aber Abschiebungen in dem realistisch möglichen Zahlenbereich wird am Problem rein gar nichts ändern. Stattdessen könnte man verkünden, dass allen entsprechenden Stellenbereichen das Personal und die Mittel aufgestockt werden. Es wäre eine Investition in die Zukunft.
Ich halte Deine Prognose sogar noch in Teilen für optimistisch.
Die Zahlen deuten jedoch überaus klar darauf hin, dass eine Zweierkoalition fast unmöglich wird. Dass die Unionsstrategen (falls es sowas noch gibt) das nicht bemerken wollen oder können, lässt mich jedenfalls an keine wie auch immer geartete Brandmauer oder Berührungsängste mit Radikalen mehr glauben.
Ja, da sind wir allemal 2 Extremfälle bzgl. der Meinung (bloody waste of time bei mir) zu ihrer Schulzeit mit Latein…
Ja klar., z.B. noch aktiv auf Top-Niveau spielenZwar ähnlich seltenes (ja, bei uns Neuer, auf dem absoluten Toplevel aktuell aber wohl eher niemand sonst?) Extrembeispiel, aber ich könnte mir vorstellen, daß @Jo_1 da eher sowas im Kopf hatte wie man nur einige Jahre später nach Karriereende, wie bei VK aktuell, auch aussehen kann: [Screenshot_20240922_171928_Chrome] Traurig aber wahr. RIP Diego… PS: Zeigt aber natürlich auch genau die Schattenseiten dieses Daseins als Superstar …
Wenn man aber zB mal mit der da hier unterliegenden Diskussion vergleicht bist Du deutlich näher an Neuer (der sehr seltene Fall wo es total optimal gelaufen ist - mit SO einem Lateinlehrer hätte es mir wohl auch Spaß gemacht!) als ich am Fall Maradona (in die Richtung ginge es schultechnisch gesehen wohl eher wenn wegen Latein vom Gymnasium geflogen - war damals aber sicher gar kein so mega seltener Fall), sondern ich spiegle da sehr klar einen Fall der „Mitte“ ab wo das Latein lernen zwar ein netter „brain tease“ war, da bin ich durchaus bei Dir, die Zeit in eine lebende Sprache aber ohne jede Frage bei mir wesentlich wertvoller investiert gewesen wäre.
So hab ich mir das „fehlende“ Französisch dann halt in meiner Zivi Zeit nach dem Abitur komplett selber draufgeschafft. Was aber natürlich wenn da schon ne Basis aus der Schule da gewesen wäre wesentlich leichter gefallen wäre…
Die Zahlen deuten jedoch überaus klar darauf hin, dass eine Zweierkoalition fast unmöglich wird. Dass die Unionsstrategen (falls es sowas noch gibt) das nicht bemerken wollen oder können, lässt mich jedenfalls an keine wie auch immer geartete Brandmauer oder Berührungsängste mit Radikalen mehr glauben.
Ich denke, daß die Spieltheorie da doch recht klar naheliegen würde, daß optimale Aussagen und Verhalten VOR der Wahl da durchaus schwer divergierend zum optimalen Verhalten NACH der Wahl sein dürften.
Sprich vor der Wahl MAG (wie es wirklich ist - schwer nachweisbar weil wir nie erleben werden wie das Alternativszenario verliefe für die CDU) eine Abgrenzung der CDU von den Grünen strategisch gesehen durchaus Sinn machen.
Nach der Wahl (und ich rede hier jetzt natürlich primär von der Bundestagswahl - da ist die Aussage, daß 2er Bündnisse der CDU mit SPD oder Grünen schon fast unmöglich wären Gott sei Dank in den Umfragen noch sehr weit weg von der Realität - aktuell reicht es sehr locker für Groko und auch Schwarz/Grün hätte knappe Mehrheit selbst wenn FDP knapp reinkäme) ist sie dagegen so dumm wie’s nur geht. Und ich denke, hoffe aber natürlich auch total drauf, daß Merz dann noch nicht wirtschaftsliberal ZU (am daß kann es natürlich leider keinen Zweifel geben) verbrämt ist als das doch kapiert zu haben…
PS: wer sich für das Thema Spieltheorie bei politischen Wahlen interessiert: Hier ein PDF zum Thema anhand der Situation nach der 17er NRW Wahl - nach der nächsten Bundestagswahl könnte es wohl prinzipiell ähnliche (halt auf die Altparteien bezogen - AFD/BSW noch kaum/keine Rolle gespielt damals in NRW) Konstellationen geben:
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Bei den vergangenen Landtagswahlen konnten die bisherigen Regierungen keine Mehrheit mehr erzielen. Mit der kooperativen Spieltheorie lassen sich aber schon jetzt theoretische Aussagen über die Verhandlungspositionen der Parteien und die...
Wenn man - wie die im Artikel zitierte Studie - einzig und allein die Anzahl an Schülern am Gymnasium als Maßstab nimmt, schneidet Bayern schlecht ab. Ich teile da eher die Einschätzung der bayerischen Bildungspolitik, dass es nicht das Ziel sein kann, möglichst viele Schüler aufs Gymnasium zu bringen und dann immer weiter mit dem Niveau herunterzugehen, nur damit man möglichst hohe Quoten von Abiturienten hat.
Wie du im weiteren Diskussionsverlauf schon festgestellt hast, abschauen will gelernt sein, wollte ich mit meinem Einwurf darauf hinweisen, dass man Deutschland nicht rettet, wenn man nun alles so macht, wie in Bayern.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht muss man beides erreichen: Eine breite Spitze und ein möglichst hohes Niveau der Gesamtbevölkerung. Interessanterweise weist z.B. dieser BPB-Artikel darauf hin, dass wir unser Geld falsch einsetzen:
Die höchsten Erträge öffentlicher Investitionen liegen im Bereich der frühkindlichen Bildung für Kinder aus sozial benachteiligten Schichten, da gerade hier nicht automatisch davon ausgegangen werden kann, dass die Kinder zu Hause ein bildungsanregendes Umfeld erfahren. Im internationalen Vergleich sind die öffentlichen Bildungsinvestitionen pro Kind in Deutschland derzeit im frühkindlichen und Grundschulbereich relativ gering, im Hochschulbereich relativ hoch. Eine Verlagerung der öffentlichen Ausgaben aus späten in frühe Phasen des Bildungslebenszyklus könnte die Bildungsfinanzierung deshalb sowohl effizienter als auch gerechter machen, da von den frühen Investitionen vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Schichten profitieren könnten. Dabei ist zu bedenken, dass Eltern hierzulande durch Krippen- und Kindergartengebühren einen gehörigen Teil der Bildung der Kleinkinder selber finanzieren müssen, während der Staat ein gebührenfreies Hochschulstudium finanziert, was insbesondere Kindern aus bessergestellten Familien zugutekommt.
Unabhängig davon, habe ich beim Lesen der weiteren Beiträge mit Überraschung festgestellt, dass hier im Forum eine große Übereinstimmung zum Fach Religion gibt. Erst in den letzten Wochen habe ich in meinem Lehrer-Umfeld darüber geklagt und für ein neues Fach geworben, welches der Klassenverband gemeinsam besuchen sollte: RME, welches für Religionen, Moral und Ethik steht.
Erst in den letzten Wochen habe ich in meinem Lehrer-Umfeld darüber geklagt und für ein neues Fach geworben, welches der Klassenverband gemeinsam besuchen sollte: RME, welches für Religionen, Moral und Ethik steht.
Klingt in der Tat super!
Es gab/gibt ja schon auch Ethik als Alternative zum Religionsunterricht.
Aber genau, JEDER sollte von allem ein bisschen was abbekommen und sicher nicht nur entweder/oder…
Und ja, das Thema Moral/Werte ist schon auch nochmal ein wenig was Anderes wohl als Ethik, von der Fokussierung her wohl allemal.
PS: auch von mir Danke an alle, die sich an der von dem „Söder Exen Artikel“ ursprünglich aufhängten Bildungsdiskussion beteiligt haben. Wirklich hochinteressant alles und jeder bringt dann auch neue interessante Teilaspekte/Sichtweisen noch „an den Tisch“ - sehr schön!
Zum Thema Brandenburg:
Wäre es vielleicht von Woidke besser gewesen, wenn er sich nicht so klar ausgesprochen hätte, dass er nur Ministerpräsident bleibt, wenn die SPD stärkste Kraft bleibt?
Ob er dadurch deutlich mehr Stimmen von anderen Parteien als von seinen beiden ehemaligen Koalitionspartnern CDU und den Grünen oder von Personen, die sonst nicht zur Wahl gegangen wären, geholt hat, wage ich zu bezweifeln.
Den Grünen fehlten 0,9% für das Erreichen des Landtages. Hätte die SPD insgesamt 3% weniger geholt, wovon vielleicht 2% auf die Grünen und 1% auf die CDU entfallen wären, hätte zwar die AfD die Mehrheit gehabt, aber Woidke hätte seine Koalition fortsetzen können, denn es hätte dann wohl für 45 Sitze gereicht und somit für eine Mehrheit für Kenia.
So reicht es aktuell nicht für Rot-Schwarz.
Das ist ja ein Problem, dass schon mehrfach angesprochen wurde.
In BB war es ja jetzt ein Sonderfall, da durch die Zuspitzung Woidke - AfD es nur auf diese beiden hinaus lief. Und Woidke hatte im Sommer gerade mal 19%.
Habe gestern eine Umfrage gesehen, dass 35% der Deutschen die Grünen nicht in der nächsten Regierung haben möchten. Nur die AfD hat einen schlechteren Wert. Also selbst BSW, FDP oder die Linken möchte man lieber sehen.
Die Arbeit von Linnemann, Söder, Spahn, Klöckner, Springer & Co hat also ganze Wirkung gezeigt. Und es geht nicht darum, dass die Grünen keine Fehler gemacht haben - haben sie, selbstverständlich.
Es ist so kurzsichtig. Mit den Grünen in BB könnte man die Koalition fortsetzen. Was passiert jetzt? SPD + BSW und die Union ist raus.
Letzte waren bei Lanz Toni Hofreiter und der Generalsekretär der CSU, Huber. Selten so eine intellektuelle Bankrotterklärung gesehen, wie dort von Huber. Und Söder schließt schwarz-grün aus.
Konsequenz wäre: Union + SPD + BSW im Bund. Wie will man das erklären?
Konsequenz wäre: Union + SPD + BSW im Bund. Wie will man das erklären?
Ich finde es noch ziemlich früh für all diese Prognosen.
Es kann viel passieren. FDP kann die Regierung platzen lassen, die SPD kann ihren Kanzlerkandidaten auswechseln, die Umfragewerte der CDU können Richtung 25% gehen etc. etc.
Die schlechten Werte der Grünen haben natürlich mit ihren Fehlern zu tun (darüber könnte man viel dazu schreiben, was ich aber unterlassen werde), aber auch an mit der schlechten Wirtschaftslage. Ist die Wirtschaftslage schlecht, will man sich Umweltschutz eben nicht mehr leisten. Dass das irrational ist ist klar, aber wir Menschen sind eben in vielen Dingen irrationale Wesen.
Die Frage ob die Grünen in Deutschland wirklich die richtigen Lösungen bieten für die ökologischen Probleme ist dann noch eine andere Sache. Aber das ist nicht zwingend ein wichtiger Punkt für deren Unbeliebtheit.
Die Frage ob die Grünen in Deutschland wirklich die richtigen Lösungen bieten für die ökologischen Probleme ist dann noch eine andere Sache. Aber das ist nicht zwingend ein wichtiger Punkt für deren Unbeliebtheit.
Jein. Ob es die richtigen Lösungen sind, ist gar nicht das Thema, denke ich. Darüber kann/muss man immer streiten. Mittlerweile werden aber Entscheidungen der Regierung, an denen die Grünen nicht beteiligt sind - außer, dass sie in der Regierung sind - mit dem Label „grüne Politik“ kritisiert.
Und genau DAS ist das Problem. Es geht nicht mehr um Inhalte. Nur noch um die Hülle.
Und genau DAS ist das Problem. Es geht nicht mehr um Inhalte. Nur noch um die Hülle.
das Problem hat man doch fast immer. Wer will sich denn mit Sachthemen quälen?
Lieber Köpfe und Schuldige. Davon sind nicht nur die Grünen betroffen. Aber da sie in der Regierung sind aktuell mehr als in der Rolle der Opposition.
Das ist aber ein Problem unserer Zeit. Bringst du Sachthemen, dann wird der politische Gegner diese zerpflücken, Er kann sich jedes Deiner Argumente warum Du X oder Y machen willst und deren Gründe in Frage stellen. Das Thema wird zerredet so lange bis keiner mehr hinhört und das Thema tot ist.
Das macht politische Auseinandersetzung in der heutigen Zeit so schwierig.
Habe gestern eine Umfrage gesehen, dass 35% der Deutschen die Grünen nicht in der nächsten Regierung haben möchten. Nur die AfD hat einen schlechteren Wert. Also selbst BSW, FDP oder die Linken möchte man lieber sehen.
Keine der Koalitionsparteien im Bund hat seit der Wahl 2021 so viele Sympathien verloren wie die Grünen. Dennoch haben sie als einzige die Chance, ihr Ergebnis von damals zu halten. Wie kommt das?
Das sollte der Artikel sein - allerdings hinter FAZ Paywall.
Hast Du/sonst jemand da Zugriff, mich würden die konkreten Werte zu allen Parteien da interessieren.
So ne Negativumfrage ist was ziemlich besonderes und eigentlich aber fast schon (da es in D ja eigentlich immer auf Minimum 2er Koalitionen rausläuft am Ende) so wichtig wie die tausend Mal mehr befragte Umfrageversion nach der Lieblingspartei…
Jetzt lese ich gerade, die CDU verweigert sich dem Gesprächsangebot der SPD in Brandenburg.
Wahl in Brandenburg | CDU: Kein Grund für Sondierungsgespräche mit der SPD (t-online.de)
Einmal im Leben mit Profis arbeiten…
Naja, der CDU-Generalsekretär hat aber auch einfach Recht. Die einzige Option ist nunmal SPD-BSW.
Was soll der Sinn einer Sondierung sein, wenn es dafür keine Mehrheit gibt?